1
Sep
2010

Alte Männer

Im österreichischen Rundfunk gibt es auf Ö1 das sogenannte Radio-Kolleg, das ich sehr gerne höre, wenn es sich zeitlich ermöglich. Morgens von 9 -10 geht leider selten, abends bin ich nicht immer nach 22:00 wirklich radiobereit.
Heute habe ich aber einen Artikel im Radio-Kolleg gehört, der sich mit dem Internet beschäftigt. (Das ist vermutlich das Thema dieser Woche.)
Wohlgemerkt, es geht dabei nicht um das Web oder das Web 2.0, obwohl der Laie dies vielleicht fast als gleich bedeutend ansehen mag. Das Internet entstand bereits in den Siebzigerjahren. Vieles vom Gesagten wusste ich schon, weil es schließlich zu meinem Beruf dazu gehört.
Aber es gab auch einige kleine Details, die mir unbekannt waren und einige Interviews mit den Schlüsselfiguren der damaligen Zeit waren sehr interessant.
Dazu gehörte auch die ursprüngliche Vernetzung im CERN (bevor noch ein Web-Server entwickelt wurden) und die ersten Ablehnungen durch manche Personen weltweit, denen die Vernetzung vorgestellt wurde. "Das ist vollkommen uninteressant."

Man kennt die Widerlegung durch die Geschichte.
Wie kommt dieser Beitrag nun zu dem Titel?
Als alter Mann habe ich diese Entwicklung von Anfang bis zum Ende miterleben können. Den wirklichen Anfang konnte ich nicht live beobachten, denn ursprünglich ging es ja um das ARPANET, das sich später in milnet und internet aufteilte. Wesentlich war aber das Netzwerk-Protokoll (TCP/IP) und der Umstand, dass damals auch das UNIX-Betriebssystem in Berkeley entwickelt wurde. (Für Laien: das ist das Betriebssystem, das später als Linux "noch einmal" entwickelt wurde und dass sich auch im Prinzip in den heutigen Apple-Systemen mit OS-X findet.)
Ind der Geschichte wurde über die Begeisterung der Wissenschaftler für Unix gesprochen. Im Vergleich zur Verwendung eines Mainframes (damals meistens noch IBM 1401) war Unix bedienungsfreundlich(st!) und man konnte damit fast alles machen.
Was damals halt am Computer so machbar waren.
Unix hatte das TCP/IP-Protokoll bereits standardmäßig implementiert. Und die Vernetzung gab es über Telefonmodems mit langsamsten Verbindungen. Da aber nur Zeichen und keine Bilder verschickt wurden, konnte man mit Telnet und FTP quasi mit der ganzen Welt Verbindung aufnehmen.
Das ist schon der Inbegriff einer Romantik von Weltverbundenheit, die vielleicht schwer für Menschen nachvollziehbar ist, die bereits mit dem Web groß geworden sind oder erst durch das Web auf das Phänomen der Vernetzung gestoßen sind.
Für mich als alten Mann war jede Entwicklung auf diesem Gebiet immer wie ein kleines Wunder. Die Wunder bestanden nicht darin, dass ich nicht glauben oder verstehen konnte, wie es funktioniert, sondern dass ich so begeistert war, dass es noch während meiner Lebenszeit passierte.
Und es passiert noch immer. Auch wenn ich nicht mit allen Entwicklungen einverstanden bin, halte ich die Vernetzung für eine so global durchgreifende Veränderung in unserem Leben, dass ich -hoffnungslos optimistisch - eher eine Verbesserung als eine Bedrohung sehe.
Vielleicht kann man jetzt verstehen, warum es mir als Mann herzlichst egal ist, ob ich gerade 30, 40, oder 50 geworden bin. Wenn nächstes Jahr die nächste Dekade dran ist, werde ich nachdenken, woran ich mich neu begeistern kann.
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29
Aug
2010

etwas Echtes

Ich freue mich über ein Mail, das ich heute von einem russischen Musiker erhalten habe, der ab Oktober in Wien studieren wird. Er hat mich nämlich auf einen youtube-Eintrag angesprochen, der auf youtube einzigartig ist. (Eigentlich der einzige, auf den ich stolz sein kann:)
Wenn ich es so richtig betrachte, gab es in meinem Leben nicht so viele Dinge, auf die ich stolz war. Und alle haben etwas gemeinsam: nur ganz wenige Menschen können mir dafür Anerkennung ausprechen.
Eines war ein von mir entwickeltes Gerät, an dem ich 3 Jahre lang gearbeitet habe. Etwas anderes war die relativ rasche Anerkennung und Akzeptanz, die ich nach 1,5 Jahren in Japan erhielt. Ein drittes war eine Software, die ich in erster Linie für mich geschrieben hatte und die heute nach zehn Jahren noch immer verwendet wird, obwohl ich die Firma schon lange verlassen habe.
Und das vierte ist eben jener youtube-Eintrag, der ein "einziger" ist und den es ohne mich nicht gäbe. Interessanterweise gab es danach wenigstens eine Reihe anderer Einträge von Konzert-Mitschnitten. Ich verrate nicht, welcher Eintrag das ist. Es geht mir gar nicht darum.
Es geht mir darum, wie wenig es doch ist, was so bewusst erarbeitet wurde. Und ich frage mich, was ich vielleicht hätte zusammenbringen können, wenn ich immer so hart gearbeitet hätte wie an dem Mikrospektralphotometer.
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24
Aug
2010

ich helfe nicht

Allerortens wird einem die Katastrophe in Pakistan mit eindringlichen Bildern und Aufrufen zur Spendenhilfe vor Augen geführt.
So gab es auch in meiner Firma einen Aufruf, sich an einer Spendenaktion zu beteiligen. Und ähnlich wie ein Kollege von mir, habe ich verweigert, mich daran zu beteiligen. (Den Aufruf nehme ich als Anlass, wieder einmal für "Ärzte ohne Grenzen" und für CARE zu überweisen.) Ich verweigere nicht, weil ich zu geizig bin. Ich halte es nur schlicht für Geld an der falschen Stelle.
Über das österreichische Bundesheer mag oft geschimpft werden, doch was passiert, wenn es bei uns Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Lawinenverschüttungen gibt? Es ist zu Stelle. Trotz beschränkter Mittel und teilweise fehlender Ausbildung, denn oft werden ja gerade die Grundwehrdiener für Hilfsdienste eingesetzt.
Pakistan setzt an die 6 Milliarden Dollar für seine Wehrkraft ein und stellt mit seiner über 600 000 starken aktiven Armee die siebtgrößte Armee auf der Welt. (Mit den Reservisten kommt es auf 1,3 Millionen Mann und damit schon an die 3. Stelle.)
Jetzt frage ich mich, ob diese Armee nur dazu dienen kann, einen Kaschmirkrieg nach dem anderen anzufangen und dabei im Prinzip auch zu scheitern, oder ob man die Armee vielleicht zweckdienlich für Hilfsdienste einsetzen könnte. Wieso die Taliban hier besser helfen können als die eigene Armee, will mir nicht einleuchten.
Wenn schon in dieser Beziehung die Logistik versagt, dann glaube ich auch nicht, dass nur ein einziger Cent, der für die Überschwemmungsopfer gespendet wird, die eigentlichen Opfer erreicht.
Dass die Amerikaner noch einmal rund 5 Milliarden Dollar jährlich für die Bekämpfung der Taliban spenden, mutet hier wie eine zusätzliche Verhöhnung an.
Wir sollen spenden, damit wir nicht den Taliban den guten Ruf lassen, die einzigen zu sein, die spenden. Dafür bekommt Pakistan 5 Milliarden Dollar jährlich, um die hilfsbereiten Taliban zu vernichten. Ich bin vermutlich zu dumm, um den tieferen Sinn dahinter zu durchschauen.
Aber ich bin dann auch zu dumm, um zu spenden.
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22
Aug
2010

Umweltverschmutzung

der anderen Art.
Wieviel ist ein Terabyte?
Können Sie auf das eine Antwort geben? Haben Sie eine Vorstellung, was es als Menge bedeutet?
Können Sie sich vorstellen, was es für mich bedeutet, der schon froh war mit 33,6 kBaud Daten vom Netz zu beziehen? Um ein Terabyte herunter zu laden, hätte ich im Jahr 1993 ungefähr 8 Jahre gebraucht.
Heute lädt sich nicht nur ein Anwender sondern mehrere im Monat eine solche Datenmenge herunter.
Das braucht's einfach. Jeden Tag 2-3 HD-Videos, noch nicht einmal 3D und da läppert sich schon etwas zusammen. (Siehe Artikel)
Ich kann noch nicht den Finger auf die Wunde legen. Doch für mich bedeutet das Umweltverschmutzung der digitalen Art. Da gibt es eine ganze Reihe von abgeleiteten Notwendigkeiten, die teilweise mit einem wuchernden Hardwarebedarf zu tun haben. Teilweise werden da Rohstoffe benötigt, die auch einmal knapp werden. Und es gibt da auch einen Zusammenhang mit dem Umstand, dass die chinesische Firma Foxcomm zusätzliche 400 000 Arbeiter einstellen will.
Im Prinzip geht es bei all dem nur um Unterhaltung. Es wird immer aufwändiger, die Menschen zu unterhalten, um sie davon abzuhalten, über die wirklichen Probleme nachzudenken.
-
Übrigens, ein Terabyte bei sich zuhause auf eine Festplatte zu speichern, kostet nur mehr rund 100 €. Die Gehirne, die mit diesen Resourcen umgehen sollen, sind billiger. In denen ist nämlich kein Inhalt mehr.
Glaubt da noch jemand an den Spruch, dass der Computer nie den Menschen überholen werde, weil das menschliche Gehirn so unbegrenzt erscheint?
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21
Aug
2010

Veränderung

Linsen, Pastinaken, Kürbis, Zwiebeln, Erdäpfel, Bauernspeck, Radieschen.
Mein Einkaufverhalten verändert sich.
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Überwachung

Nachdem ich im Juli bei T-Mobile gekündigt hatte, (3 von 5 Nummern, es gab da einmal so eine Gruppentarifsregelung) hatte ich nicht sorgfältig genug nachgesehen, wann die Kündigung in Kraft treten wüde. Erst in drei Monaten. Das war eine Nachlässigkeit meinerseits. Es steht auf der Kündigungsmitteilung. Da ich nicht darauf geachtet hatte, war ich über die Rechnung überrascht.
Anruf bei der Service-Hotline. Ich wurde aufgeklärt, dass die Nummer erst am 26.10. deaktiviert wird.
Das ganze kostet also noch einmal 100 €, weil das Auslandspaket selbstverständlich ebenfalls mit zu zahlen ist.
Mein Ärger richtete sich in erster Linie gegen mich selbst.
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Allerdings kann ich ihn jetzt frohen Mutes wieder voll auf T-Mobile richten:)
Kurz danach kam nämlich ein Anruf von T-Mobile, bei dem fünf Fragen durch Tastendruck beantwortbar waren.

1.) Hat Ihnen der Serviceanruf geholfen (Schulnoten): 5
2.) War die Auskunft freundlich: 1
3.) War die Auskunft kompetent: 1
4.) Würden Sie T-Mobile weiterempfehlen: (3 = auf keinen Fall) 3
5.) ungefähr: Sind Sie jetzt zufrieden? (ja=1, nein=2) 2

Offen gestanden war ich gar nicht so unzufrieden mit T-Mobile. Aber so eine Umfrage durchzuführen, setzt der Schöpfung die Krone auf. Man könnte fast meinen, es gibt da so einen kleinen Verhöhnungsansatz:)

Aber jetzt einmal von mir abgesehen - ist es nicht ein Wahnsinn, wie auf diese Weise die Mitarbeiter überwacht werden. Zwei Fragen bezogen sich unmittelbar auf die Leistung einer Mitarbeiterin. Soll mir doch niemand erzählen, dass die Kundenbefragung nicht mit der mit mir gesprochen habenden Mitarbeiterin korreliert wird.
Da regen sich die Leute über Google Streetview auf. Viel genauer werden wir heute beobachtet. Und da geht es dann unmittelbar um den Job.

P.S. Die Mitarbeiter-bezogenen Fragen habe ich beide Male mit 1 beantwortet. Ich hätte das auch getan, wenn sie nicht so gut geantwortet hatte, - allein, um das System zu torpedieren. Man kann es natürlich auch positiv sehen. Allenfalls wird dann jemand aufmerksam gemacht, dass er oder sie freundlicher sein muss, vielleicht sogar noch einmal geschult. Aber wahrscheinlich ist es in der heutigen Zeit, dass es heißt: "Sie haben die in Sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen können."
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abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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