Leben

1
Jun
2019

Dr. Eugene Faust

Erinnerung an einen beeindruckenden Menschen

Man ist nicht tot, solange sich die Menschen noch an einen erinnern. Viele brauchen dafür vielleicht Grabmäler, andere leben in ihren Werken weiter. Manche der Werke mögen gut sein, manche von der Geschichte als unheimliche Verbrechen gewertet werden.
Doch woran erinnert man sich?

Manchmal sind es die Menschen und ihre Art, wie sie mit anderen umgegangen sind. Es mag bewundernswert erscheinen, wie Menschen mit schweren Krankheiten umgehen können. Multiple Sklerose ist so eine Krankheit, die nicht nur eine Verschlechterung der Physis bedingt sondern durchaus auch ein Todesurteil bedeuten kann. Im Fernsehen lief gerade der Film : https://de.wikipedia.org/wiki/Balanceakt_(2019).

Als ich den Film sah, zogen Szenen aus meiner Bekanntschaft mit Dr. Eugene Faust, "Ordination heute geschlossen" in meiner Erinnerung vorbei. Ich hatte e-mail-Austausch mit ihr, bevor ich von ihrer Erkrankung wusste. Ich bekam ihre Doktorarbeit zu lesen. Später erfuhr ich, dass sie damals schon von ihrer Diagnose wusste. Vieles wusste ich durch ihre twoday-Postings. Sie galt als die schönste Frau auf twoday. Es war kein Wunder, dass sie einen Partner gefunden hatte, der sie geheiratet hat. Später schrieb sie dann einmal über ihre Empfindung, den Ehemann mit einer Geliebten teilen zu müssen. Erst gegen das Ende eines langen Postings verriet sie, dass ihr Partner sie zu einem gemeinsamen Treffen mit der Geliebten brachte. Es war eine Segelyacht.

Aus ihren Postings strömte Lebensfreude pur. Sie hatte Austausch mit vielen twoday-Freundinnen und Freunden.
Manche kannten sie auch persönlich. Als ich die Möglichkeit hatte, nach Hamburg zu reisen und sie bat, mich zu treffen, lehnte sie nicht ab. (Das Treffen war klarerweise bei ihr zu Hause anberaumt.) Doch bevor es so weit kam, sagte sie ab, sie fühlte sich nicht mehr stark genug, um Besuch zu empfangen. Trotzdem fühlte ich auch ohne persönliches Kennenlernen eine starke Verbindung mit ihr.

Eines Tages musste sie sich dann ihrem Schicksal ergeben. Es gab unzählige ernst gemeinte und wohldurchdachte Nachrufe auf sie. Es schien, dass alle Personen, die sie kannte, von ihrer Lebenskraft und ihrem freundlichen Entgegenkommen inspiriert und begeistert waren.

Wenn es hier noch Alt-twoday-er gibt, die hier auch lesen, werden sie mir hoffentlich meiner Erinnerung zustimmen. Sie war wahrscheinlich der bedeutendste Mensch aus dem Internet, den ich kannte.
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20
Mai
2019

kein Widerspruch

Vor zwei Tagen bin ich aus Serbien zurückgekommen, tags darauf war ich in der Sauna.
Dort herrscht normalerweise ein "gesunder Schmäh". Daher konnte ich auch behaupten: Kaum bin ich einmal zwei Wochen weg aus Österreich, gibt es eine Regierungskrise und Auflösung der Regierung.

Großes Gelächter, aber kein Widerspruch.


Anmerkung: (auf Facebook gefunden)
xxx: Aber Eines muss man den Österreichern zugestehen. Sie sind nicht nur charmanter als die Deutschen. Ihre Skandale sind halt viel schöner und theatralischer. Alles so a bisserl zwischen Shakespeare und Nestroy.

Ich finde das eine sehr nette Darstellung :)
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30
Apr
2019

Dem Ingeniör (!) ist nichts zu schwör !

D A N I E L _ D Ü S E N T R I E B

In der gestrigen Klavierstunde gab es ein unerwartetes Hindernis. Die Triller in der Pathetique, die eh schon schwer sind, zeichneten sich noch durch eine erweiterte Erschwernis aus. Das eingestrichene C repetierte nicht anständig.
Vordere Abdeckleiste aufschrauben, Karnies abnehmen und die Mechanik herausziehen war noch in meinem technischen Klavierverständnis enthalten.
Dann sah ich das Problem: die Belederung des Fängers, der den zurückfallenden Hammer sanft abbremsen soll, war gerissen. (In den Bildern wird das ersichtlich sein.)
Jetzt muss ich aber diese Woche noch sehr konzentriert und viel für das Konzert in Belgrad üben, daher rief ich sofort meinen befreundeten Klaviertechniker an. (Eigentlich ist er ja auch Klavierbaumeister und hat als Konzerttechniker die berühmtesten Pianisten betreut. Er ist also gerade gut genug für mich :) )
Ich fragte ihn, ob er Zeit hätte oder ob ich das auch selbst machen könnte. Das letztere bestätigte er mir und erklärte mir, dass der Fänger geschraubt ist und man ihn gegen den Fänger einer wenig gebrauchten Taste austauschen kann. So eine Taste habe ich. Sie kommt nur beim Bösendorfer Imperial und bei den Konzertflügeln vor: ein Subkontra F. Diese Taste schlägt nicht einmal mehr an, weil sie bereits als Ersatzteil lager für eine andere Taste verwendet wurde.
Also versuchte ich heute den Defekt zu beheben. Ablauftechnisch überhaupt kein Problem. Altersmäßig sehr wohl. Ich bin ein alter schwacher Trottel, der zwar ohne Krücken auch stehen kann. Aber die Mechanik hat ein ganz schönes Gewicht. Und ich habe ganz schöne Angst. Denn wenn man beim Herausziehen oder auch später beim Hineinschieben versehentlich einige Tasten niederdrückt, kann es passieren, dass man die entsprechenden Hammerspiele abbricht. Und das kann ich dann nicht mehr selbst repararieren.
Nun ich schaffte es, verlustfrei die Mechanik heraus zu ziehen. Das Ding ist aber sauschwer. Zuerst konnte ich sie nur am Boden ablegen. Dann konnte ich sie noch auf der Klavierbank lagern. Und die konnte ich verschieben. Die eigentliche Reparatur war kein großes Problem. ( Man kann das bei den Bildern sehen.)
Und danach kam die Mechanik wieder in den Kasten. Dabei wäre mir fast das passiert, was ich höllisch befürchtet hatte. Ich verlor die Kontrolle und es war ein Glück, dass ich rechtzeitig alles im Griff hatte, bevor die kritische Stelle erreicht war, bei der die Hammerköpfe die Einfuhrhöhe passieren mussten.
Alles bestens! Die Repetition geht wieder. Ich habe nicht mehr gestaubsaugt, obwohl das angebracht gewesen wäre. (Im Klavier) Nur die Elfenbeinplättchen an der Vorderkante der Tasten habe ich geputzt. Jetzt habe ich wieder einen fast neuen 105 Jahre alten Flügel.
Aber ich habe auf einem Foto demonstriert, wie dünn diese Belederung schon bei den benachbarten Tasten ist. Da wird man doch etwas generell tun müssen.
Aber die Woche werde ich wohl noch ausreichend üben können.

Aber was heißt schon ausreichend?

(Anmerkung: die Bilder gibt es nur auf Facebook)
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23
Apr
2019

Osterdienstag :)

Ich sitze im Zug nach Linz. Ich bin eingeladen worden, um dort eine Auszeichnung entgegen zu nehmen. Es ist nicht ganz klar, was es wird.
Ich habe eine Dankespräsentation vorbereitet. Ausnahmsweise werde ich nicht etwas spielen, sondern reden. Ich bin gespannt, wie sie es aufnehmen werden:) Ohne es verschreien zu wollen, geht es mir heute gesundheitlich viel besser.
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21
Apr
2019

Ostersonntag

Ein wunderschöner Ostersonntag. Wie geplant, kam die ganze Familie zu Besuch. Ich kochte mit Hilfe der Frau Columbo. Sie war für die Erdäpfel und die klassischen Zutaten verantwortlich. Ich selbst hatte den Fisch und zwei spezielle Zutaten "in der Reißen". Karottensalat mit Harissa und grüner Spargel mit Mandelsplittern, Kapern und Dill, im Rohr geröstet. Die Zulagen kamen sehr gut an, der Spargel wurde in kürzester Zeit verschlungen, obwohl es noch einen zweiten mit Dillsauce und Knoblauchsauce gab. Vom Karottensalat blieb etwas übrig, aber da bin ich durchaus froh, weil mir so auch etwas bleibt.
Die Stimmung war ausgezeichnet. Eier suchen im Garten, danach Aufteilung, damit jedes Kind den gleichen Anteil bekommt, auch wenn sie unterschiedlich schnell und effizient beim Suchen waren.
Ich habe mich sehr müde gefühlt, weil ich etwas mehr Wein als sonst getrunken habe. Aber vor allem strengt es mich an, wenn ich stehen muss und mich dabei auf etwas konzentriere, in dem Fall kochen. Dann passe ich nicht richtig auf und nach einiger Zeit stelle ich fest, dass ich eigentlich Schmerzen bekomme. Aber trotzdem war das ein ganz besonders schöner Ostersonntag. möglicherweise fühle ich mich aber jetzt älter, weil ich sehe, wie "erwachsen" meine Kinder geworden sind und wie groß die Enkelkinder sind. Die älteste Enkeltochter ist heuer vierzehn geworden und wirkt schon ganz erwachsen

Eine Tochter kam aus Graz angereist, Aus Graz hatte sie auch eine selbstgemachte Nusstorte mitgebracht. Köstlich!
Die ältere Tochter war mit den Kindern auf Rädern zu uns gekommen.
Im Garten wurde auch ein Familienfoto gemacht. Das kommt selten vor. Ich bin schon gespannt, wie es geworden ist. Mein Sohn hat es mit Stativ gemacht, damit er selber auch aufs Bild kommen konnte.

Klavier geübt habe ich heute noch nicht. Das mache ich vielleicht noch in der Nacht.

Unsere Familienfeste mag ich sehr.
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17
Apr
2019

Jetzt wird es schlimm

nein nicht der Brexit, nicht Notre Dame.

Ich werde nicht nur alt sondern anscheinend schon komplett vertrottelt.
Wäre das jemandem anderen passiert, würde ich ihn oder sie für ein bisschen unaufmerksam betrachten. Mir selbst bin ich da im Urteil wesentlich härter.
Ich überlege mir eine Fahrt, überprüfe die Anschlussmöglichkeiten, und stelle fest, dass alles besten klappt.
Zum Umsteigen habe ich 15 Minuten Zeit. Ich lese Bahnsteig 8. Dieser Bahnsteig hat nur 8 Gleise. Als ich hinauf fahre, gibt es nur ganz wenige wartende.
Dann sehe ich, dass der Zug 5 Minuten Verspätung hat. Aber dann passiert der zweite Irrtum. Zuerst hatte ich 8 statt 5 gelesen. (Vermutlich gab es da in meiner Vision einen Zeilensprung.) Aber jetzt lese ich REX statt RJX. Und das ist schon ein gewaltiger Unterschied, der mir sofort ins Auge hätte fallen müssen.
Ich wunderte mich noch, dass der Zug auf diesem Gleis angeschrieben war, denn da gehen zwei Gleise gleich in eine andere Richtung und keinesfalls in den Tunnel ab.
Da höre ich die Ansage, dass der RJX gerade einfährt. Ich sehe ihn auch, - auf der Nachbar-Plattform. Zum Wechseln ist es zu spät. Nicht einmal ohne Krücken würde ich das schaffen.
Das Unglück hält sich in Grenzen. Der nächste Zug fährt bereits 20 Minuten später und eilig habe ich es nicht.
Aber diese Irrtümer beim Lesen und bei der Interpretation empfinde ich als besorgniserregend. Ich stand weder unter Stress, noch gab es andere irritierende Faktoren.
Ganz schön blöd! - In dem Fall ich.
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14
Apr
2019

Dichtung und Wahrheit

Ich bin ja sehr, sehr, sehr intelligent :)
(Das ist der gedichtete Teil, der Rest des Artikels ist wahr.)

Jetzt erst verstehe ich, dass das nicht mein Verdienst ist. Ich bin ein Opfer der Lebensumstände in meiner Familie. Eigentlich ist es interessant, so schlecht hat mein Vater vielleicht als Beamter gar nicht verdient. (Obwohl er das schon behauptet hat.) Er wollte nie sagen, was es war. Aber er führte eine penible Buchhaltung, die Familie sparte auf eine Eigentumswohnung und bestimmte "Luxusgüter" gab es in unserer Familie nicht. Ein Auto hatten wir nicht, das war aber auch nicht notwendig. Als Familie eines Eisenbahners hatten wir Regiefahrt auf der Bahn und in Wien als auch in Linz hat man kein Auto gebraucht.
Mein Vater machte dann mit 55 den Führerschein und fuhr mit meiner Mutter in Europa herum.
Was wir aber auch NICHT hatten, war ein Telefon. Mein Vater konnte über das Bahntelefon erreicht werden, aber meine Schwester leidete schon darunter, dass wir keines hatten. Als sie mit 17 Jahren von einem Austauschjahr in Amerika zurück kam, konnte sie sich dann durchsetzen und wir bekamen ein Telefon. Damals war das in Wien gar nicht so einfach. Wir hatten den üblichen Viertelanschluss, was bedeutete, dass die Leitung auch besetzt sein konnte, wenn man gar nicht selber sprach.

Was wir noch NICHT hatte, war ein Plattenspieler. Musik hörten wir nur über das Radio. Erst als meine Schwester in Amerika war, bekam mein Vater als Weihnachtsgeschenk einen Plattenspieler als Aufsatz zum Eumig-Radio. Danach hörte er sehr viele Platten, die er von einem Freund bekam, der sie im damaligen Ostblock sehr günstig erstehen konnte. Die musikalische Qualität dieser Platten war ausgezeichnet und vor allem wurde dadurch das Programm, das wir hören konnten, sehr stark erweitert. So gab es nicht "eine" Symphonie, sondern z.B. alle Symphonien von Dvorak. Von denen waren manche bei uns nie aufgeführt worden. So ging es auch bei anderen Komponisten weiter. Der Boris ist auch eine original russische Aufnahme usw.

Was wir aber überhaupt gar nicht, so richtig NICHT hatten, war ein Fernseher. Obwohl ich mir manchmal leid tat, weil ich in der Schule nicht mitreden konnte, wenn der letzte Maigret oder Edgar Wallace Anlass zum Gesprächsstoff gab, empfand ich dieses Defizit nicht besonders schlimm.
Erst mit sechzehn Jahren sah ich "La Strada" bei einer Einladung meiner Eltern zu einer befreundeten Familie. Der Film hat mich sehr beeindruckt.

Statt Platten und Fernseher gab es etwas anderes. Meine Mutter, die sehr auf "frische Luft" aus war, brachte die ganze Familie dazu, am Sonntag einen großen Spaziergang zu machen. Mit dem Autobus ging es hinauf in den Wienerwald. Zu Fuss gingen wir dann ungefähr drei Stunden nach Hause zurück. Während dieses Rückwegs unterhielt sich mein Vater mit mir. Hauptsächlich erzählte er mir unterschiedlichste Geschichten. Die konnten aus seinem Leben sein, oder etwas aus der Literatur, Erklärungen über bestimmte Fragestellungen, auch Musik und viele andere Themen. Mein Vater war belesen, als Diplomingenieur ausgebildet und hatte auch zwei Jahre an der Musikakademie studiert. Reden konnte er auch sehr gut. Später hielt er Vorträge über Musik für reine Amateure, bei denen das Publikum ihm über Jahre treu blieb.

Aber den wahren Grund für meine Superintelligenz habe ich jetzt herausgefunden. Es war nicht der untenstehende Artikel, aber ein abgeleiteter, der sich auf diesen Artikel bezog.

Fernsehen">https://www.aerztezeitung.de/panorama/article/904288/schlechtere-hirnleistung-macht-fernsehen-dumm.html">Fernsehen macht dumm.</a)
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11
Apr
2019

Sollte ich das wirklich veröffentlichen?

Ich habe gestern eine Geschichte niedergeschrieben, bei der jedes Wort wahr ist. Heute habe ich mit einem Freund gesprochen, ob es möglich ist, sie auch für Außenstehende zu bringen. (Ich denke, es gibt sowieso maximal fünf Personen, die es interessieren könnte.)

Es ist aber schon über dreißig Jahre her. Und daher kann man die Information auch in der heutigen Zeit, wo alles von anderer Seite überwacht wird, ohne Risiko bringen.

Hier ist die Geschichte:

Heute habe ich spät nachts nach dem Opernball-Thriller noch eine CSI-Folge gesehen, kriminaltechnische Aufklärung mit wissenschaftlichen Methoden.
Dabei wurde ich an etwas erinnert, das ein besserer Autor zu einem Kriminalroman ausweiten könnte. (Es gab aber nicht ein wirkliches Verbrechen in der Geschichte, mit dem ich konfrontiert war.)
Ich habe schon geschrieben, dass ich ein Gerät entwickelt hatte, mit dem man Untersuchungen an Krebszellen und Chromosomen durchführen konnte. Das Gerät konnte aber ebenso zur Materialuntersuchung verwendet werden. Heute ist es "outdated", aber in den 1980er-Jahren war die Mikrospektralphotometrie ein sehr empfindliches und wertvolles Mess- und Analysegerät.
Das Mikrospektralphotometer ist ein Aufsatz der in Verbindung mit einem Forschungsmikroskop zum Einsatz kommt. In der Firma, in der ich das Gerät entwickelte, war die Optik auf Wellenlängen zwischen 400 und 700 nm beschränkt, also auf das "sichtbare" Spektrum. Ich wechselte später zur Firma Carl Zeiss, Oberkochen. Dort gab es ein Forschungsmikroskop, bei dem die Optik eine Durchlässigkeit von 240 nm bis 2100 nm aufwies, also vom Ultraviolettbereich bis zum Infrarotbereich. Entsprechend konnte man auch in diesen Wellenlängen mikroskopische Spektralanalyse durchführen. Einmal hatte ich so eine Ausrüstung verkauft und durfte sie (in diesem Fall eigentlich musste) auch selbst installieren. Ich war höchst erfreut. Aufs Autofahren übersetzt, durfte ich einen F1-Boliden auf der Rennstrecke bewegen.
Als ich zu dem Institut gebracht wurde, wo die Anlage installiert werden sollte, stellte ich fest, dass sich das Institut in unmittelbarer Kreml-Nähe befand. Es war "das" forensische" Institut in Moskau. Mit den Anlagen, die sich hier im Keller befanden, konnte wohl alles untersucht werden, was man wissenschaftlich zu dem Zeitpunkt untersuchen konnte.
Jetzt gibt es drei einzelne Geschichten, die mit dieser Installation zusammen hängen.

Geschichte 1: ist simpel, zeigt von meiner manchmal gerade erschreckenden Naivität. Erst bei meinem dritten und letzten Besuch, bei dem die gesamte Anlage funktionsbereit installiert war und mich der Betreuer der Anlage zum Abschluss zum Mittagessen einlud, stellte ich fest, dass dieser "Wissenschaftler" einen ganz hohen militärischen (oder polizeilichen) Rang bekleidete. Erst auf seinem Mantel konnte ich entsprechende Anzeichen erkennen. Ich glaube mich zu erinnern, dass er Oberstleutnant war. Er war mir so bescheiden und hauptsächlich wissenschaftlich orientiert vorgekommen, dass ich an so etwas wie seinen Rang gar nicht gedacht hatte.

Geschichte 2: hängt mit der Geschichte 1 zusammen. Als wir einen rein russischem Lokal zu Mittag "speisten", es war am 2. Mai, das Datum erinnere ich genauer als die Jahreszahl, die war allerdings 1987, tauschte ich in der Garderobe meinen relativ billigen Schnürlsamt-Mantel, den ich noch 1967 (!) in Amerika geschenkt bekommen hatte, gegen das Garderobe-Token ein. Jetzt muss man wissen, dass die Garderobe in Russland eine ganz besondere Bedeutung hat. Die Gäste kommen aus einer Kälte von vielleicht -25 Grad und haben alle Arten von Mäntel, darunter können auch ganz teure Pelzmäntel sein. Die Garderobe-Marke, ein Jeton, ist der Platzhalter für ein mögliches Vermögen. Und die russischen Garderobe-Damen legen eine ausgesprochene Selbstbehauptung an den Tag. Kein Jeton - kein Mantel, da fährt die Eisenbahn drüber. Ich konnte aber meinen Jeton nicht finden. (Zwei Jahre später fand er sich dann im Futter meines Sakkos.) Diskussion war zwecklos. Kein Jeton - kein Mantel. Nachdem die Diskussion bereits fünf Minuten gedauert hatte, wies mich mein Begleiter an, zum Auto zu gehen und draußen zu warten. Nach fünfzehn Minuten kam er nach und brachte mir meinen Mantel.
Wie er das geschafft hatte, weiß ich bis heute nicht. Aber natürlich stand hinter ihm recht viel Macht, die er einsetzen konnte.

Geschichte 3: Als ich beim letzten Mal das Gebäude verließ, sah ich beim Durchgang durch einen langen Gang in einer offenen Tür "mein" Kunzewo-Gerät. (Es war nicht wirklich meines, mein Kollege hatte viel früher als ich damit zu tun gehabt. Aber gefühlsmäßig sah ich es als "meines" an.) Dieses Gerät, ein Elektronenmikroskop, musste ab und zu gewartet bzw. repariert werden. Allerdings waren die Termine immer mit einer interessanten Geschichte verbunden. Anflug Wien-Moskau Montag nachmittags, Ankunft im Hotel mit Einchecken im günstigsten Fall circa 19:00. Am nächsten Tag warten, Besuch der hoteleigenen Sauna und warten. Am darauf folgenden Tag warten. Warten auf einen Anruf, der mir ankündigen würde, dass ich am nächsten Tag abgeholt werden würde.
Die Abholung geschah in den damals üblichen schwarzen KGB-Wolgas, die mich nach einer Fahrdauer von zwei Stunden zu einem Kindergarten am Rande der Stadt, eben im Bezirk Kunzewo brachten. Dort war das Gerät aufgebaut worden, nachdem es am Einsatzort zerlegt und eben dort wieder zusammengesetzt wurde. Die Reparatur dauerte normalerweise einen Tag, manchmal musste auch nur die Kathode getauscht werden.
Und jetzt sah ich dieses Gerät an einem Ort, wo ich schon ein paar Mal Zutritt hatte. Warum hätte ich es nicht dort warten könne. Ich fragte meinen Begleiter. Er lachte und meinte, dass das Gerät ursprünglich bei der Armee war, die dortigen Techniker es aber nicht wirklich gut bedienen konnten, daher wurde es dann der Forensik "geschenkt".

Also ich fand das eine wirklich lustige Geschichte. Überwacht wurde ich ja auf Schritt und Tritt, aber in der Sowjetunion war ich als Techniker eine persona grata und die Überwachung bedeutete mein "clearing", wie das die Amerikaner sagen würden.
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7
Apr
2019

Antwort auf Blödbabblers Leseempfehlung

Irgendwie schaffe ich es nicht, ihm direkt zu antworten

Ich gehöre ja auch eher zu den "wir werden alle störben" Menschen, allerdings kann ich diese These durchaus auch untermauern.
Allerdings mag ich die Statistiken von hans Rosling, nur fehlte mir bislang eine: Zeitbedarf / Lösen von Problemen. Speziell, was Konflikte angeht.

Was grandiose Entwicklungen angeht, bin ich durchaus bereit, die bereits durchgeführten als solche anzuerkennen. In meinem eigenen Sachgebiet bin ich auch ganz froh, genau in meiner Zeit zu leben. Asimov hat noch Grace Hopper in der Figur von Susan Calvin vorgestellt. Die "Rechner", die Asimov kennen konnte, hätten wenig Aufschluss über die heutigen Möglichkeiten geben können. Ich war begeistert, habe 1970 an einem Siemens Mainframe gearbeitet, dessen Rechenpower heuer 10.000.000 mal in einem handelsübliochen Mobiltelefon vorhanden ist.
Ich hatte mit den ersten Mikroprozessoren zu tun, konnte selbst 1986 eigene Computer bauen, deren Anwendung in teuren Messinstrumenten weltweit vertrieben wurden. Inzwischen verstehe ich auch die Problematiken, die sich bei Quantencomputern ergeben. Hier bin ich auch durchaus froh, wenn eine Kapazität meint, dass wir erst in 100 Jahren einen vertretbaren QC haben werden. Die Geräte, die derzeit existieren, sind eher Beweismittel, dass QCs einmal funktionieren werden. Man muss allerdings erkennen, dass "Quanten computing" bereits Anfang des 20 (!) Jahrhunderts erforscht wurde. Ob das jetzt 100 oder 200 Jahre bis zur Realisierung dauert, ist wirklich vernachlässigbar. Vernachlässigbar ist aber nicht der Hype, der populärwissenschaftlich mit vollkommen falschen Erklärungen als Sau durchs Dorf getrieben wird.

Das Problem, welches ich aus vorrangig sehe, (im Unterschied zu Klimawandel und anderen als wesentlich gehandelten Fragestellungen) ist die enorme Beschleunigung, die sich bisher und noch weiter abspielt.
Es geht um die fehlende Zeit, die der Diplomatie übrig bleibt, um allfällige Problemherde und damit verbundene Krisen zu entschärfen. Mobilmachung dauert nicht mehr Wochen oder Tage, sondern innerhalb weniger Stunden können militärische Ziele erreicht und vernichtet werden. Dazu kommt dann noch ein fehlendes Problembewusstsein der Verantwortlichen.

Eines meiner Lieblingsbücher, Nevil Shute "am letzten Ufer" (original "on the beach") wurde in den Fünfzigerjahren geschrieben. Dabei hat sich ein Weltkrieg in der nördlichen Hemisphäre abgespielt und die Australier haben noch ein Jahr, bevor durch den Luftaustausch, der von den Monsumwinden verursacht wird, auch die südliche Hemisphäre radioaktiv vergiftet wird.
Solche Romane werden nicht mehr ernst genommen. Aber dieses Buch enthält einen wichtigen, sehr kritischen Gedanken, den ich sonst nirgendwo entdeckt habe. Der dritte Weltkrieg wird nämlich nicht durch die Großmächte ausgelöst, sondern zwei benachbarte Kleinstaaten, die mittlerweile auch schon alle Atomwaffen besitzen, setzen sie ein und durch "die Automatik" schalten sich dann die Großstaaten ein.

So, das Zitronenhendl ruft, meine Frau ebenfalls. Ich muss hier aufhören!
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4
Apr
2019

Zum 2. April

4.4. Vorgestern war ich in einer Talk-Show. Es war die 3740. Show, die seit zwanzig Jahren aufgezeichnet wurde. Ich bin mehr oder weniger durch Zufall hineingerutscht. Zu den Zeitpunkten, an denen die Sendung ausgestrahlt wird, sehe ich lieber Startrek oder Stargate, die immer auf einem anderen Kanal zeitgleich laufen.
Aber manchmal bleibe ich beim Zappen hängen. Und da gab es eine Show, bei der ich dabei geblieben bin. Die Moderation hat mir gefallen und ich habe das in einem Anerkennungs-Mail zum Ausdruck gebracht.
Prompt wurde ich angerufen und zu einer Sendung eingeladen. Thema: "In der Pension hole ich nach, wozu ich früher keine Zeit hatte." Bei mir betrifft das das Klavier Üben. Sieben Gesprächspartner. Alle anderen haben über das Reisen gesprochen. Interessante Reiseerlebnisse und die Typen waren durchaus interessant.

Für mich war es ein durchaus interessantes, wenn auch nicht neuartiges Erlebnis. Im Fernsehen bin ich schon öfters aufgetreten. Einmal sogar mit geschätzten 80 Millionen Zusehern. Das war 1991 in Leningrad bei einer Veranstaltung zu deren Gelingen ich damals beitragen durfte und daher interviewt worden bin.

Was war interessant. Da war einmal das ORF-Zentrum. Alle Mitarbeiter vom Portier bis zur Redaktion waren ausgesprochen freundlich. Der Ablauf sehr professionell. Das ist ja wohl klar, wenn man über 3700 Male proben und verbessern kann. Die Talk-Masterin macht diese Sendung seit 20 Jahren. Und sie ist gut! (Man beachte das Understatement.) Man kann das nicht anders beschreiben.

Nicht ganz angenehm, - aber natürlich nur für mich - war der Umstand, dass man im Gebäude 1,5 km laufen musste. Eingang, Gästeraum, Maske, Kostüm-Überprüfung, Probe des Auftritts, etc. etc. Und jede Menge Mitarbeiter sind für eine (eigentlich Standard)-Sendung von einer Stunde notwendig.

Es gab ein interessantes Gefühl am Tag danach. Einerseits war ich zufrieden mit dem, was ich gesprochen hatte. Ein bisschen war ich aber anscheinend doch in Trance. Denn erst am nächsten Tag konnte ich mich noch an einige Details erinnern, die ich kurz während der Aufzeichnung erwähnt hatte. Es war so, als hätte ich ferngesteuert eine Rolle gespielt.

In dieser Sendung tritt man nur einmal auf, es sei denn bestimmte Lebensumstände hätten sich geändert und würde zu einem neuen Thema passen.

Insgesamt war es ein netter Nachmittag. Lustig, nette Gespräche mit den Talk-Kollegen und dazu noch die Notwendigkeit, sich einmal richtig zu konzentrieren.
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abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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