Leben

1
Apr
2012

unglaublich

Diesen Text bekam ich zugeschickt. Gut der Titel ist vermutlich bereits irgendwo enthalten.


Dear costep,
Your video "DSCN2156.MOV", may have content that is owned or licensed by Warner Chappell and Music Publishing Rights Collecting Society, but it’s still available on YouTube! In some cases, ads may appear next to it.
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Sincerely,
- The YouTube Team


Dass sich Warner Chappell and Music Publishing Rights Collecting Society erfrecht, den Titel als eigenes Werk auszugeben, zeigt die verschissene Patentrechts- und Urheberlogik amerikanischen Ursprungs.
Beethoven ist tot, lange schon, die gedruckten Noten sind mehr als 70 Jahre alt, Mein Bösendorfer ist 98 Jahre alt, und ich selbst habe die Einspielung verfertigt.
Was masst sich hier eine Firma an Copyrights-Rechten an, weil ein ursprünglicher Filename vielleicht identisch ist?
Jetzt hätte ich gerne einen amerikanischen Rechtsanwalt bei der Hand, der die Firma auf 200 Millionen US$ Kompensation wegen falscher Anschuldigung etc. verklagt. Und ich gebe gerne 180 Millionen von meinem Gewinn ab.

Ich kann auch noch nicht einmal an youtube antworten, weil die Mail per noreply kam.
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29
Mrz
2012

stranputica

Beim Zappen durch die Fernsehkanäle bin ich an einer Szene hängen geblieben, die mich veranlasst hat, den Kanal zu wechseln und noch einmal zurück zu schalten, um den Titel zu lesen, der nur beim Wechsel angezeigt wird.
Ein bisschen konnte ich mir den Titel schon zusammen übersetzen, und dann war ich ziemlich sicher, was es war, weil ich Paul Giamatti nur in dem einen Film gesehen hatte. (zumindest bewusst) Der englische Titel heißt sideways und handelt von zwei Freunden auf einer Reise durch Kalifornien. Wein spielt dabei eine große Rolle.
Mich hat überrascht, dass ich - neben dem englischen gesprochenen Wort - soviel der serbischen Untertitel verstanden habe. Sehr viel vom Dialog ist mir hängengeblieben, weil ich vor acht Jahren doch eine Frau geliebt habe, die mir ein Naheverhältnis zum Wein anerzogen hat.
Eines meiner beliebtesten Zitate aus dem Film behandelt den Unterschied zwischen Pinot Noir-Trinkern und Cabernet-Sauvignon-Trinkern. "Die Pinot Noir-Trinker verstehen die Frauen." - "Die Cabernet Sauvignon-Trinker bekommen sie."
Ich habe den Film mit großem Genuss wieder angeschaut - und vielleicht konnte ich mich dem enthaltenen Humor noch besser als vor acht Jahren hingeben.
Die Schauspielerin Virginia Madsen hat mich sehr an Faye Dunaway erinnert, die mich in vielen Filmen begeistert hat. Den Film Arrangement den ich als sehr junger Student sah und vermutlich gar nicht in der Lage war, ihn richtig zu verstehen, hat die Begeisterung für die Schauspielerin geweckt.
In Wikipedia steht, dass der Film in Amerika kein Erfolg, in Europa hingegen schon. Klar, eine eindeutige Kritik am American Way of Life. Allerdings gab es damals mehrere solche Filme. Irgendwie verwandt erscheint mir da Fellinis 8-1/2 oder später die "Dinge des Lebens" mit Piccoli und Romy Schneider. Irgendwie haben aber diese Art der Filme doch auch mein Leben beeinflusst, ein gewisser Hang zur Romantik muss da schon genährt worden sein.
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20
Mrz
2012

Praebloggium

Lange bevor ich das erste Mal gebloggt habe, entstanden die Zeilen, die ich jetzt durchaus wieder als überlegenswert angesehen habe:

http://steppenhund.wordpress.com/2012/03/20/anam-cara/
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13
Mrz
2012

A great pianist



Ich habe über Sokolov schon öfters geschrieben oder etwas von ihm hier eingestellt. Doch vor wenigen Tagen habe ich etwas bei ihm gesehen, was mich quasi "erlöst" hat.

Um zu verdeutlichen, worum es geht, muss man die Geschichte um Rachmaninov und Tolstoi kennen. Der stockunmusikalische Tolstoi hatte einmal die Rachmaninovs nach einem Konzert eingeladen, bei dem etwas von Rachmaninov gespielt worden war, das als Huldigung an Beethoven gedacht war. Beim Gespräch meinte Tolstoi, dass Beethoven stark überbewertet würde. Bei der anschließenden Verabschiedung sagte ihm Tolstoi, dass er dies als Beleidigung empfinden würde. Nicht gegenüber ihm persönlich, dazu schätze er sich nicht hoch genug ein, aber speziell in Bezug auf Beethoven. Rachmaninov erlebte nach diesem Abend eine Kompositionssperre, die lange dauerte. Das hatte Tolstoi nicht beabsichtigt, doch manchmal sind es "kleine" Bemerkungen, die einen total verunsichern können.

So erging es mir, als ich vor Jahren einige Einspielungen auf youtube hier ankündigte. Eigentlich würde ich sie heute alle herausnehmen, doch der Grund, warum ich sie eingestellt hatte, besteht noch immer, also muss ich mit meinen Sünden leben.

Doch eines Tages schrieb mir eine Bekannte eines Bloggers (der heute nur mehr ganz selten schreibt. So haben auch einige seiner Bloggerfreunde das Blog verlassen.) eine Bemerkung über meinen abstehenden rechten kleinen Finger. Ich würde nie mit diesem Finger Mozart spielen können, es sei eine Schlamperei, etc. Sie gab sich als Klavierlehrerin aus, was ich ihr auch gerne abnahm. Es ist diese Art von Klavierlehrerinnen, welche den Kindern die Musik und das Spielen vermiesen können.
Doch es war nicht die Bemerkung selbst, die mich so ärgerte. Denn sachlich gesehen hatte sie ja recht, obwohl ich relativ viel Mozart gespielt habe und jedenfalls wesentlich mehr, als es einem Amateur zukommt. Es war der Tonfall bzw. die Patzigkeit, mit der der Kommentar geäußert wurde. Jetzt war ich damals auch noch etwas eingebildeter. Auch mein Klavierspiel war ziemlich schlampig, weil ich einen ganz anderen Zugang zu meinem eigenen Spiel hatte. Ich tobte mich einfach aus.
Erst in den letzten Jahren begann ich wieder richtig zu üben. Und heute geniere ich mich nicht, wenn ich vor professionellen Pianisten etwas spiele. Die können nämlich abstrahieren und erkennen, was bei einer Stunde täglichem Üben möglich ist - im Vergleich mit acht Stunden eines Profis.
Aber die Bemerkung hat noch immer in mir Unwohlsein verursacht.
-
Doch jetzt ist mir etwas bei den Aufnahmen Sokolovs aufgefallen, was mich entlastet. Bei Sokolov habe ich in einigen Passagen ebenfalls den gespreizten rechten kleinen Finger gesehen. Also wenn der so phantastisch mit seinem rechten Finger spielen kann, ist vermutlich sogar die Bemerkung falsch, oder einfach philisterhaft und kleinlich.
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Und so mache ich mich jetzt an Stücke, die nicht absolut zu schwer für mich sind (wie z.B. der Scarbo von Ravel) doch ein gewisses Maß an Üben erfordern, wie z.B. die Schubert-Transkriptionen von Franz Liszt oder eben auch die Beethoven-Sonaten, die ich jetzt wieder neu entdecke.
Aber vor allem freue ich mich, dass meine Kondition wieder erlaubt, dass ich eineinhalb Stunden üben kann. Das war vor einem Monat noch unmöglich. Da musste ich nach fünfzehn Minuten aufgeben...
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8
Mrz
2012

Ich hasse die Frauen

Heute ist nicht nur Frauentag. Heute ist auch der Tag der Heuchelei. Genau am 8. März wird von den Frauen Notiz genommen. Vor 25 Jahren hatte ich selbst noch nicht einmal eine Ahnung vom Frauentag. Den lernte ich erst in der Sovjetunion kennen. In Wien hatte ich in der Zeit davor keine Ahnung von diesem besonderen Tag gehabt.
Auch am 8.3.1968, den ich in den USA verbrachte, war von Frauentag nichts zu bemerken. Jetzt könnte man einwenden, dass ich mich nicht so aufpudeln soll. Feste soll man feiern und die Frauen haben sich ein Fest verdient. Das erstere findet sich schon bei Goethe und beim letzteren gibt es nichts zu bekritteln. Es gibt ja auch Frauen, die gleich zweimal gefeiert werden. Wenn sie nämlich außerdem noch Mütter sind.
Ansonsten zeigt dieser Bericht, dass es mit Gleichberechtigung vor allem in unseren Ländern, wo wir es uns doch leisten könnten, nicht so viel auf sich hat.
Ich gehe einmal davon aus, dass sich alles verbessern wird. Ich selbst hasse ja Frauen, aber das hängt vermutlich damit zusammen, dass ich von ihnen umzingelt bin. Ich hasse auch Kinder, Bäume, Sportler. Ich hasse alles, was genau an einem Tag im Jahr gefeiert wird. Und zwar hasse ich es am jeweiligen Feiertag.
Ich hasse eine Einstellung, die im Menschen ein so schlechtes Gewissen aufbauen muss, dass er sich einmal im Jahr davon reinwaschen muss. Ja, die Frauen werden schlechter behandelt, sie werden schlechter bezahlt, an ihnen bleibt mehr Arbeit hängen. Doch dann feiern wir sie einen Tag lang, dann ist alles wieder in Ordnung.
Aber ich mag die Frauen, die LMAA sagen und das damit begründen, dass der Tag ein Tag wie jeder andere ist. Ein paar von diesen Frauen finden sich in meiner Familie: meine Frau, meine Töchter, meine Schwiegertochter. Und ein paar andere gibt es auch noch...
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23
Dez
2011

Weihnachtsgrüße

Alle diejenigen Freunde, die meine übliche Weihnachtspost erhalten, darf ich vertrösten. Der Jahresüberblick wird sicher nicht vor Ende des Jahres kommen.
Diese Weihnachten gehen an mir ziemlich vorbereitungslos vorüber. Zur Zeit darf ich nicht einmal Geschenke tragen.
Andererseits kann ich sagen, dass ich dieses Weihnachten sehr glücklich und dankbar erlebe. Ich kann es mehr oder weniger unbeschwert genießen, was vor einer Woche noch nicht feststand.
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Ich wünsche meinen Lesern ein frohes und angenehmes Weihnachtsfest. Denen, welchen Weihnachten irgendwo vorbeigeht, wünsche ich einfach erholsame Tage.
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Sorgen braucht man sich um mich jetzt keine zu machen. Doch das Leben hat sich stark verändert.

liebe Grüße
Euer Steppenhund

p.s. Eine Probeaufnahme vom Yamaha-Clavinova. Das letzte Stück, das ich vor dem Spitalaufenthalt gespielt habe:)

http://soundcloud.com/hanshartmann/liszt-widmung-3-anlauf
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17
Dez
2011

Weihnachtsgeschichte

Für alle, die meinen Umzug nicht so richtig in ihren Links verankert haben, darf ich hier eine kleine Hilfe geben.

http://steppenhund.wordpress.com/2011/12/17/weihnachtsgeschichte/

Es ist ein Weihnachts[w,p]unsch, der am besten so richtig vor Weihnachten genossen wird.
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16
Dez
2011

Blogwichtelei 2011

Vorerst einmal Dank an den Organisator für die Anregung zu dieser Blogaktivität.
Wie einige von euch wissen, musste ich mich in den letzten Tagen einer unvorhergesehenen Operation unterziehen, die es unmöglich gemacht hat, meinen eigenen Blogwichtelbeitrag zu schreiben, obwohl ich das gerade bei der mir zugeteilten Person liebend gerne gemacht hätte. Gestern habe ich nun meinen eigenen Beitrag bekommen und ich muss gestehen, dass ich zu Tränen gerührt war. Wahrscheinlich liegt das auch an meiner derzeitigen Disposition und ich habe mich gefragt, ob ich das überhaupt veröffentlichen kann. Es stimmt schon, dass ich gerne so sein möchte, wie es beschrieben ist, aber zwischen Wollen und Realität liegt doch oft noch ein großer Unterschied.
Ich möchte aber meinem Blogwichtel danken. Ein derartiger Beitrag ist das Schönste, was ich bisher an Rückkopplung bekommen habe. Ein wahres Weihnachtsgeschenk genau zum richtigen Zeitpunkt.
P.S. Da ich eigentlich mein anderes Blog angegeben habe, es sich aber doch in erster Linie um eine "twoday"-Aktion handelt, veröffentliche ich die Wichtelei auf beiden Blogs.



Der Schneekristall

Eine kleine Weihnachtsgeschichte für einen besonderen Blogger-Menschen

Vom Twoday-Wordpress-Weihnachtswichtel 2011



Manchmal kommt der Weihnachtsmann oder der Weihnachtsengel in Form einer Schneeflocke daher. Schwebt herein. Setzt sich auf die Tastatur des Computers und sickert in seiner Kristallform ein - ins WorldWideWeb.

Ein klein wenig verhält es sich so mit dem Betreiber dieses Blogs: Der über die Steppen des weltweiten Netzes seine beflügelnden Worte und Sätze ausstreut, die dann einsickern wie eine Schneeflocke, deren Kristall ein Staubkorn, einen Stein, einen Grashalm oder ein Stück Fell besetzt und benetzt. Ein Tropfen seiner inspirierenden Lebenshaltung, seiner reifen Lebenserfahrung, seiner reichen Menschenkenntnis genügt und er {er}weckt im anderen, im Gegenüber, in anderen versatilen Wesen dieser Blogosphäre {und wie ich vermute gewiss auch im realen Leben} den Lebensgeist, den er selbst seit siebenunddreißig Lichtjahren versprüht. Vom Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, vom Okzident bis zum Orient – da er sich auch in den Weiten des orientalischen Väterchen Russlands und bis hinauf ins Chinesengebirge auf den Schienen, die die Welt umrunden, bewegt {hat}. Ein Unermüdlicher. Ein Unentwegter. Ein Menschenfreund. Ein Lebensphilosoph. Einer, der – wohl gerade deshalb {?} – hervorragend Klavier spielt.

Seit einigen Monaten verteilt er sein Lebenselixier am Balkan, lässt andere an seinem Erfahrungsschatz teilhaben. Er schafft Arbeitsplätze, gibt anderen Zukunftschancen und trägt individuell zum Zusammenwachsen der Menschen in Europa bei. Jenseits der künstlich geschaffenen Euro{pa}politik{union}. Er tut dies – wie Zehntausende anderer Menschen auch, für die ich ihn stellvertretend hervorheben möchte – im Stillen vor Ort. Zwischen Regionen und Menschen. Jenen auf der einen – der südöstlichen – und der anderen – der westlichen – Seite.

Er redet nicht herum, sondern packt an. Ganz pragmatisch. Weil er weiß, wo er hinlangen muss. Weil er ein Profi ist. Und einer mit Profil. Einer von den {er möge mir den Ausdruck verzeihen} „alten“ Haudegen, von denen es nicht mehr viele gibt. In dieser Welt. Die man suchen gehen muss. Weil sie rar geworden sind. Eine „aussterbende“ Spezies sozusagen. Was gewiss nicht am Klimawandel liegt - wie bei den Schneeflocken, die sich in den vorweihnachtlichen Wochen dieses Winters rar machen. Warum das so ist? Mag sein, dass E R – der zu Bewichtelnde hier - dafür eine mathematische Erklärung hat!? Schließlich ist er ein mathematischer Kopf. Gewiss gehört er zu den wenigen, die den Lehrsatz des Pythagoras bereits auf der Schulbank verstanden haben und daher heute auch einer geometrischen Sparleuchte, wie mir, folgende Rätselfrage erklären könnten:

Trifft es zu, dass Pythagoras eine Partie der „vierten Potenz“ in drei Zügen gewinnen konnte?

Na, was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser, ist jene vorweihnachtliche Rätselfrage ins Reich der Dichtung zu verweisen oder entspricht sie der mathematischen Wahrheit!?

Ich bin überzeugt, ein querdenkendes Zahlengenie wie der verehrte Herr Steppenhund wird uns den Beweis führen! Wenn nicht sofort, dann nach dem Nachstellen der Partie auf dem Schachbrett. Zwischen den Jahren. Wenn er wieder Zeit dafür und nachdem er sich der verdienten Muse mit Klavierpartituren gewidmet hat.

Jedenfalls wünsche ich ihm beides: Zeit fürs Klavierspielen wie auch für ein herausforderndes Schachspiel {mit einem guten alten Freund oder – es mag ja auch Frauen geben, die dieses strategischen Denksports fähig – einer guten Freundin} in dieser „staaden Zeit“ zwischen Weihnachten und Heilig-Drei-König.

Fröhliche Weihnachten, lieber Herr Steppenhund, Ihnen und Ihren Liebsten zuhause!

Es war mir eine Ehre, Ihr{e} Weihnachtswichtel{ine} sein zu dürfen, die nun wieder hinter der Tastatur verschwindet, wie jener kleine Eiskristall, der uns mit vielen seiner Brüder und Schwestern, den Schneeflocken, zum Feste in freier Natur hoffentlich noch beschert werden wird.
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11
Jul
2011

Über jedem Himmel gibt es einen Himmel

Diese sehr schöne Weisheit aus dem Chinesischen, die ich im Rahmen meiner Beschäftigung mit dem Go-Spiel gelernt habe, kann ich ummünzen: jeder Höhepunkt kann noch übertroffen werden.
Heute hat es beim Zahnarzt so richtig weh getan.
Anscheinend hängt das mit meinem Metabolismus zusammen, der das Anästhetikum sehr rasch abbaut. Und so habe ich die Fitzelei am Zahnfleisch doch mehr als vorhergesagt mitbekommen.
Zweieinhalb Stunden.
Heute wurden die Abdrucke fürs Labor gemacht. Also schön langsam bin ich froh, dass sich die Arbeit dem Ende zuneigt. Aber mittlerweile hoffe ich nicht mehr, dass es nur Kleinigkeiten sind. Dreimal werde ich wohl noch leiden müssen.
Jetzt hab ich mir jedenfalls 600mg Ibuprofen verordnet und betäube mich zusätzlich mit Ballantines. Ich ziehe zwar Single Malt vor, aber ich muss nehmen, was ich kriege.
Ich habe auch schöne Fotos gemacht. Aber die erspare ich euch lieber:)
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10
Jul
2011

Höhepunkt

Wer diesen Text als anstößig empfinden könnte, klickt sich jetzt am besten weg.


Manche bezeichnen ihn ja als Orgasmus. Aber das würde in diesem Fall nicht stimmen. Denn so masochistisch bin ich nun wirklich nicht veranlagt.
Aber wenn es um die Dauer geht, dann beinhaltete einen echten Höhepunkt. Fünfeinhalb Stunden.
Normalerweise hätte ich mit einer Stunde gerechnet. Und tatsächlich glaubte ich, dass nach dreißig Minuten eigentlich das Ende erreicht sei.
Mitnichten. Vielleicht erinnert sich noch jemand an den Beitrag vor wenigen Tagen, als ich über meine jugendliche Begeisterung für Modelle schrieb. Nein, keine zweibeinigen waren gemeint, sondern Häuschen, die zur Modelleisenbahn passten. Ich schrieb über das Abschmiergeln von Gussfalzen und die Schwierigkeit der genauen Verklebearbeit.

Gestern wurde ich daran erinnert. Es gab aber noch eine zweite Erinnerung. Das ist die an im Samisdat verlegte Bücher, die das Lagerleben in Sibirien beschrieben, inklusive der zuvor vorgenommenen Folter. Ich kann nicht behaupten, dass es gestern besonders schmerzhaft war. Allerdings hätte es schmerzhaft sein können und deswegen wurde ich ja auch vollgespritzt. Dreimal. Eigentlich hätten es viermal sein müssen, aber irgendwie schien einmal nicht notwendig zu sein.

Bevor ich schmunzelnd der Modellbautechnik zuschauen konnte, wurde nämlich an der Substanz Steppenhund Material abgetragen. Das ist so notwendig, wenn man aus einem Hund einen Cyborg machen will. Ich hatte zwar schon vorher etwas Titan in meiner Scrapula, (20 Jahre ist das mittlerweile her, als ich mir das Schlüsselbein gebrochen hatte) doch jetzt konnte ich mich langsam als Jaws im James-Bond-Film fühlen - Titan verstärkte Zahnsubstanz. Die diente aber anscheinend nur dazu, um den Zahn rundherum abschleifen zu können.

Das klingt grausiger als es wehtut, doch hier kommt der Gedanke an die Folter auf. Der Schleifprozess dauerte nämlich auf drei Raten aufgeteilt jeweils mehr als eine Stunde. Und dabei fiel mir auf, dass ich das Zeitgefühl verloren hatte. Ja vielmehr, dass mich die Zeit nicht mehr interessierte. Ich hätte sie an der Wand ablesen können, doch ich bemühte mich nicht mehr, die Augen aufzumachen und zu fokussieren. Ich dachte nur daran, dass es mir gut gehe. Schließlich versuchte man nicht, ein Geständnis aus mir heraus zu pressen. Also durfte ich damit rechnen, dass es irgendwann einmal aufhören würde.
Zuerst war mir ja nicht klar, was die Ruhe nach dem Sturm bedeutete. In Plastillin beißen stellte sich aus formgebende Methode für meinen Faller-Modellbau heraus. Ungefähr eine Woche werde ich nämlich mit Kunststoffzähnen herumlaufen, bis der König seine Kronen bekommt.
Das war nett anzusehen, wie der Zahnarzt neben mir liebevoll an den Plastikabdeckungen herumdrechselte, polierte und eine kleine Trennscheibe ans Acrylat ansetzte. Da ich nicht zu kontrollierend erscheinen wollte, obwohl das Zusehen richtig Spass machte, zog ich mein Handy heraus und spielte eine Partie Schach damit. Als die Zähne auf Hochglanz "geputzt" waren und eingesetzt wurden, fragte ich mich, warum ich überhaupt teure Kronen brauchte.

Fürs Klavierspielen braucht man schließlich auch kein echtes (Elfen-)bein, es reicht ein Kunststoff.

Leider war das erst die untere Hälfte. Es ging dann noch in drei Etappen weiter.
Ursprünglich hieß es 2-3 Stunden. Ich machte noch den Scherz, dass zwei Stunden wohl in Wirklichkeit vier bedeuten würden. Schließlich läutete das Telefon und Bekannte erkundigten sich bereits, ob ich unterwegs im Taxi verschollen sei.
Tatsächlich verbrachte ich aber den Samstag, den neunten Tag im heißen Monat Juli, zweitausendundelf fast ganztägig in einer stomatologischen Ordination in einem sonnenbestrahlten Belgrad, welches eine Außentemperatur von 38 Grad hatte.

Als das Betäubungsmittel abgeklungen war, forderte ich einen Besuch eines meiner Lieblingslokale in Zemun ein, das übersetzt "Karpfen" heißt.
Nach einer Flasche Vranac Procorde fühlte sich die Welt, d.h. in dem Fall ich mich selbst, ganz gut an. Ich bin frisch aufgewacht und werden den gestrigen Tag wohl als einen Höhepunkt in meinem Leben sehen.
Es wird noch vier Besuche geben. Die dürften aber tatsächlich weder die Länge noch die Beschwernis aufweisen. Ich warte einmal ab.
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abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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