Leben

27
Jun
2012

drei Studien

Studie 1:

Studie belegt "Frauen sind dümmer als Männer" (Quelle auf Ansuchen der Zeitschrift nicht genannt)

Studie 2:

Studie belegt "Männer sind dümmer als Frauen" (Quelle auf Ansuchen der Zeitschrift nicht genannt)

Studie 3:

Studie belegt "Journalisten sind gescheiter als Männer und Frauen"

Wie sich herausstellt, stehen Journalisten aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit intellektuell weit über Männern und Frauen. Da sie aufgrund vorangegangener Studien nicht wissen, an wen sie sich anpassen müssen, suchen sie immer das niedrigst mögliche Niveau, um es dann mit entsprechenden Schlagzeilen noch unterbieten zu können. Der wirtschaftliche Erfolg gibt ihnen recht. Die entsprechenden Blätter werden mit großer Andacht gelesen. Es wurden Fälle beobachtet, in denen sich der interessierte Blick eines Lesers von Liesing bis zum Südtirolerplatz (ca. 15 Minuten) an einem sechs-Zeilen-Artikel festfraß. Was immer es war, die Aussage wurde verinnerlicht.
read 339 times

26
Jun
2012

Wird eine gute Geschichte

.












In zehn Jahren werde ich einmal meinen Enkelkindern erzählen können: "Als ich noch gegen Kortschnoi Schach spielte..."

Er ist Seniorenweltmeister und hat mit seinen 81 Jahren noch eine Elo-Zahl von über 2500. Dreimal ist er Karpov in der Weltmeisterschaft unterlegen, wobei die Gerüchtebörse soweit ging, dass man um sein Leben fürchten hätte müssen, wäre er wirklich Weltmeister geworden.
Da er sich aus der Sowjetunion in die Schweiz abgesetzt hatte, galt er als echter Staatsfeind.
Es war eine interessante Erfahrung, an dem Spiel teil zu nehmen.
-
Der Assistent, der auch die Prüfung über meine Vorlesung betreut, hat eine Reihe von Bildern geschossen, von denen ich dieses ausgewählt habe, weil mir die Symmetrie des Kopf-Haltens so gut gefallen hat. Zu dem Zeitpunkt hatte ich durchaus noch das Gefühl, auf ein Remis hinspielen zu können.
Später habe ich ihn dann "verschont":)
read 214 times

14
Jun
2012

Generation Facebook

Da gibt es eine Generation davor, die zur Zeit in Facebook beschrieben wird. Die ohne Handys oder MP3. Und diese Generation stellt vermutlich auch einen großen Teil der Facebook-Teilnehmer dar.

Ich habe meine eigene Version verfasst. Bei Facebook gehöre ich einer Minderheit an. Aber lesen Sie selbst:


Ich wurde in den 50er Jahren geboren, wuchs in den 60er Jahren auf. Wir sind die letzte Generation, die noch den Wert einer Banane kennt, die erste, die nicht den Hunger nach den Krieg kennen gelernt hat. Wir sind die Letzten, die noch Singles gekauft haben (45 rpm) und wir waren die ersten, die mit kleinen Transistorradios herumliefen, damit wir Musik auch am Strand hören konnten. Wir hatten in der Regel kein Fernsehen. In der Schule hörten wir voll Andacht denjenigen zu, deren Eltern eines hatten und die daher den letzten Maigret oder Wallace gesehen hatten. Telefon war nicht selbstverständlich. Dafür spielten wir im Park und in der noch unverbauten Wildnis mitten in der Stadt. Wir konnten uns nicht einmal vorstellen, dass es je etwas wie Handys, Flachbildschirme, iPods oder Facebook geben könnte. Die Utopie unserer Zukunft blieb in Perry Rhodan-Romanen versteckt. Doch unsere Kindheit war noch von Träumen getragen, was wir einmal werden würden. Wir hatten unsere Traumberufe, in denen wir auch Arbeit bekommen würden. Die Schule war noch etwas Besonderes und die Quelle aller Information, die nicht von den Eltern kam. Nur eine Information kam von den Gleichaltrigen. Denn wie ein Busen aussehen würde, konnte man allenfalls in National Geographic nachsehen.
Aber das Beste an unserer Jugend war, dass unser eigener Status nicht davon geprägt war, ob wir Markenschuhe oder das neueste Handy hatten. Coolness hatte noch eine andere Bedeutung, manchmal einfach die, wie gut einer Fußball spielen konnte.
Wir waren eine Generation, für die Ausländer willkommen waren. Wir konnten uns noch in das Schicksal der ungarischen Flüchtlinge 1956 hineindenken.
Und ich glaube, dass wir glücklicher waren, als es die heutige Generation ist.
read 775 times

3
Jun
2012

Garten

Für meine Großeltern mütterlicherseits und die Schwester meines Vaters waren die Vorgänge im Garten lebensbestimmend.
Ich freue mich, dass meine Frau in der Pension und meine Schwiegertochter genauso viel Freude an der Gartenarbeit haben und jetzt absolut gestalterisch unterwegs sind.
Und der neue Kirschbaum mit Herzkirschen, der sich von selbst gepflanzt - und das am richtigen Ort - hat, sieht vielversprechend aus.
Wunderschön sind die einzelnen Plätzchen geworden.
Es wird allerhand zum Ernten geben.
Wunderbar!
read 502 times

30
Mai
2012

Konflikte

In 45 Minuten habe ich einen wichtigen Termin. Ich bin soweit vorbereitet und schaue noch schnell meine Mails nach. Darunter sind auch Verständigungen, wo sich irgendetwas am Blog getan hat.
Einige Personen sind bemüht, die Wogen zu glätten. Dabei sieht es so aus, dass sie sowohl meinen Kontrahenten als auch mich zu schätzen scheinen.
Das ist eine ungute Situation, in die ich selbst sehr ungerne gerate. Ich gehöre auch nicht zu den Personen, die von vornherein gerne streiten. Zumindest suche ich dann einen Kompromiss.
-
Und dann gibt es die Situation, in der sich der Kontrahent absolut im Recht fühlt und dann noch immer verbal aushaut, wenn er sich friedlich zu geben scheint. Vielleicht sieht der Kontrahent mich genauso und damit geraten wir in eine Pattsituation, aus der es kein Entrinnen gibt.
Ich habe ja den Eindruck, dass ihn das Wort Lynchjustiz sehr stark getroffen haben muss. Wenn jemand Zivildienst macht, steht er wohl gerade dann physischer Gewalt und Selbstjustiz nicht besonders freundlich gegenüber. Dafür entschuldige ich mich gerne. Von verschiedenen Bemerkungen her entnehme ich aber, dass er umgekehrt überhaupt nichts sieht, was er falsch gemacht haben könnte. Es war alles nur grober Humor.
-
"Kreuzweise" an einen vermutlich Unbekannten richten, ist grober Humor. Irgendwie hänge ich mich daran auf. Ich hätte meinen früheren Eintrag schon längst vom Netz genommen, wenn mir nicht sinngemäß der Spruch von Maria Ebner von Eschenbach so eingebrannt wäre. "Wenn der Klügere immer nachgibt, ist es kein Wunder, dass die Welt von den Dummen regiert wird."
Damit will ich nicht sagen, dass mein Kontrahent dumm ist. Aber er schätzt mich als dumm ein. Da bin ich eigen. Es macht mir nichts aus, wenn mich jemand dumm schimpft oder mir eine dumme Verhaltensweise vorhält, wenn derjenige selbst ein besseres Beispiel abgibt.
-
Aber so? Ich lasse meinen Beitrag noch stehen. Vielleicht bin ich im Unrecht damit, doch ich kann in meinen Behauptungen nichts erkennen, was ich als falsch zugeben wollte.
Und nachdem es bei uns nicht zu einem blutigen Konflikt a la Nahost oder ehemals Irland kommen wird, scheinen die Differenzen offen zu bleiben. Frieden? Eher ein Waffenstillstand. Die Welt ist ja groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen.
-
P.S. Manchmal bin ich darin auch richtig konsequent. Als G.W.Bush den 2. Iraqkrieg begann, sagte ich meine Teilnahme an einer Konferenz in Amerika ab. Das war auch gleichzeitig mit dem Verlust von 2000 US$ verbunden, die ich sonst kassiert hätte. Meine einzige politische Entscheidung, die ich trotz persönlichen Nachteils traf. Würde ich heute wieder so machen.
Aber nach Berlin würde ich mich schon zu fahren trauen...
read 1119 times

die heutige Generation

Im Spiegel ist ein interessanter Artikel erschienen, der eine Beobachtung beschreibt, die ich selber auch schon gemacht habe.

http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/bachelor-studenten-eine-generation-unter-druck-a-834713.html

Dazu kommt noch chinesisch Lernen mit drei Jahren in der Kita und ein Burn-out, der sich noch vor der Midlife-Krise einstellt.

Im Prinzip ist es Leistungsdruck par excellence, den heutige Eltern nach bestem Wissen und Gewissen - und dazu auch noch mit gehörigem Geldeinsatz für Bildung - an ihre Kinder weitergeben.

Am Ende werden wir dann noch ein einig Volk von Beratern, die andere beraten, aber sich selbst nichts mehr verantwortlich zu entscheiden trauen.
read 616 times

5
Mai
2012

Mit dir bin ich überall daheim

Der Titel bezieht sich auf den vorigen Eintrag, der Inhalt hier nur bedingt.
Gestern haben wir ein Betriebsevent zelebriert, dass eigentlich erst heute einen ganzen Tag unter der Führung eines hiesigen Bloggers hätte stattfinden sollen. Da dieser aber gerade nicht konnte und wir unbedingt etwas machen wollten, fand sich ein berufener Kollege bereit uns zumindest gestern zwei Stunden durch die Lobau zu führen.
Die zugehörigen Bilder finden sich dort. Ich hoffe, Sie sind für jedermann sichtbar.
https://plus.google.com/photos/116012676695663102045/albums/5739003210593410449
Das ist nicht unbedingt eine Heimkehr, hat aber doch sehr viel mit Heimat zu tun. Ich war ziemlich begeistert, wie sehr sich die Kinder unserer Sekretärin (6 und 10) ausgekannt haben. Die wohnen nämlich in Aspern und gehen dort zu Schule und sind auch schon oft dort gewesen.
Die kennen z.B. mehr Blätter und Bäume als ich, ich kann jetzt wenigstens auch vier verschiedene dort vorhandene Ahornarten identifizieren, bzw. drei, weil einen, den Zuckerahorn, gab es vielleicht nur früher einmal.
Aber interessant war auch, dass der zehnjährige Sohn in der Volksschule schon über Napoleon und Aspern gelernt hatte.
Die Abendstimmung war wunderbar. Auch das Gefühl, im Flussbett der einstigen Donau zu spazieren, hatte was Besonderes an sich. Über meinem Schreibtisch hängt ja ein Bild vom ursprünglichen Verlauf der Donau.
Es war noch interessant zu hören, dass die meisten Nationalparks in Österreich aufgrund der Verhinderung eines Kraftwerks entstanden sind.
Aber selbst mir als ignorantem Techniker war gestern der Wunsch verständlich, die Lobau zu schützen.
Nett war auch die Demonstration des Hartriegelblatts, welches man in der Mitte teilen und den Eindruck erwecken kann, dass die untere Blatthälfte zu schweben scheint. (Angeblich die einzige Pflanze, bei der das funktioniert.)
Es waren so viele kleine Geschichten und Merkmale, dass ich mir nicht alle gemerkt habe. Aber es muss ja nicht der letzte Besuch gewesen sein.
Und für den Herbst wurde schon ein ganzer Tag in Orth ins Auge gefasst. Vielleicht klappt es ja dann mit der "professionellen" Führung:)
read 581 times

7
Apr
2012

Benzinsparen - oder Eisenbahnerisches

Ich habe es ja 2007 aufgegeben, selbst Auto zu fahren und den Entschluss bisher nie bereut. (Es soll gesagt werden, dass ich einmal ein fanatischer Autofahrer war und ungefähr 2 Millionen Kilometer abgespult haben muss. Schließlich leben neben Dienstreisen auch viele Verwandte mehr als tausend Kilometer entfernt.)
-
Es ist also nicht verwunderlich, dass ich jetzt sehr für die Investition in öffentliche Verkehrsmittel, darunter auch die Eisenbahn, eingenommen bin. Wie die Planung der ÖBB funktioniert, ist nicht immer ganz nach zu vollziehen, aber man kann da die Schuld auch relativ leicht bei den Politikern suchen. (Außerdem bin ich der Sohn eines Eisenbahners, das mag auch prägen:)
-
Meine am Computer bedingte Freizeit verbringe ich momentan damit, chinesische Vokabeln zu lernen, was mir einfach Spass macht. Doch gestern wurde ich abgelenkt.
Ein Artikel im "Standard", geschrieben von einer ÖBB-Hasserin Lusie Ungerboeck, die an allem etwas auszusetzen hat, zeichnet sich wie viele andere Artikel von ihr dadurch aus, dass er ungenau und fehlerhaft recherchiert ist. (Dass die Qualität des "Standards" allgemein den Bach hinunter geht, wird mich doch noch zur Abbestellung des Abonnements verleiten.)
Die Fehler werden von ein paar Eisenbahn-Liebhabern in den Kommentaren gnadenlos aufgezeigt.
Ob die Kommentatoren recht haben, musste ich natürlich erst überprüfen. Und jetzt ergab sich eine Surfkette, die am Ende zu einer Seite geführt hat, die vielleicht für die LeserInnen, die es bis hierher geschafft haben, interessant sein dürfte.
Also zuerst einmal habe ich die Triebwagen-Baujahre kontrolliert. (Die waren ja falsch angegeben - mit Tendenzabsichten.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Lokomotiven_und_Triebwagen_der_%C3%96BB
Dabei erinnerte ich mich an den Triebwagen 4010, der vom Transalpin verwendet wurde. http://de.wikipedia.org/wiki/Transalpin_(Zug)
Das war ein geschichtsträchtiger Zug, in dem wir mit Regiefahrkarten nicht fahren durften, was ihm einen unheimlich Nimbus in meinen Kinderaugen verlieh.
Ebensowenig durften wir im "blauen Blitz" (Wien - Venedig) und im "roten Blitz" (Wien - Berlin), auch als Vindobona-Express bekannt fahren. (Das habe ich kürzlich nachgeholt, auch wenn der Express kein Triebwagen mehr ist.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Vindobona_(Zug)
-
Es ist erstaunlich, mit welcher Liebe die Informationen in Wikipedia zusammen getragen sind.
Aus irgendeinem Grund erinnerte ich mich und suchte nach dem Orient-Express.
http://de.wikipedia.org/wiki/Orient-Express
Darüber gibt es nun jede Menge Information. Der Zug ist nicht nur durch die Romane von Graham Greene und Agatha Christie bekannt. Durch die lange Strecke war er auch ein Gradmesser politischer Entwicklungen.
Ich weiß nicht, mich muss der Teufel geritten haben, denn jetzt suchte ich auch nach der Transsib.
http://de.wikipedia.org/wiki/Transsibirische_Eisenbahn
Wie ich schon einmal geschrieben habe, wollte ich immer damit fahren und habe irgendwann den Wunsch aufgegeben, weil ich sowohl in der russischen Eisenbahn als auch in der chinesischen lange Strecken zurückgelegt habe.
Sieht man sich aber den Wikipedia-Beitrag an, kann man von den Distanzen und dem Kreuzen von sieben Zeitzonen nur fasziniert sein.
Doch das Beste kommt erst. Google hat mit der russischen Eisenbahn etwas auf die Beine gestellt, was nur mehr durch die echte Reise übertroffen werden kann:
http://www.google.ru/intl/ru/landing/transsib/en.html
Mein Rat: schauen Sie sich das an. Entweder das sagt Ihnen überhaupt nicht zu oder Sie werden fasziniert sein.
Sie können eine Fahrt in Echtzeit mit Blick aus dem Fenster verfolgen, (so viel Zeit hat wohl keiner) Sie können aber auch einzelne Punkte der Reise ansteuern und sich die Fahrt über die Wolga, entlang des Baikalsees oder das das Einlaufen in Wladiwostok mit eigenen Augen ansehen.
Dazu bekommen Sie das Fahrgeräusch oder auch russische Radio mitgeliefert. Wenn Sie russisch verstehen, können Sie sich auch ein Hörbuch vorlesen. Ich empfehle die toten Seelen von Gogol.
Warnung: es könnte etwas Zeit kosten, hier hinein zu riechen, denn die Google-Karten sind mit Fotos und Videos markiert, in denen Sie sich ein noch besseres Bild machen können.
-
Ehrlich gesagt, ich war überwältigt. Ich dachte, dass ich kurz nach eins schlafen gegangen wäre. Doch meine Frau machte mich aufmerksam, dass ich erst um drei Uhr ins Bett gekommen bin.
-
Die Entscheidung treffen Sie, ob Sie das Risiko eingehen wollen, die Seite aufzurufen.
read 697 times

5
Apr
2012

Dolce far niente

Zu Italien habe ich eine gemischte Beziehung. Einerseits kann ich mich dem Genuss hingeben, andererseits habe ich auch viele Vorbehalte, die hier nicht erwähnt werden sollen.
Viennacat hat hier über eine Salongesellschaft geschrieben, die unter dem literarischen Titel stand: "warum es sich zu leben lohnt".
Ich habe nachgedacht, ob ich zu dem Thema etwas Passendes zu sagen hätte. Nach meiner ureigenen Lebensauffassung ist die Fragestellung einfach nicht richtig. Leben ist eine Kategorie und ein Zustand, den man erlebt. Ich sehe keine erstrebenswerten Ziele, die mir zu sagen erlauben würden, deswegen lebe ich. Es gibt wunderschöne Dinge in meinem Leben, meine Frau, meine Kinder, meine Enkelkinder, die vielleicht als Begründung heran zu ziehen werden. Doch ich könnte mir keine Lebensplanung vorstellen, die unter dem Aspekt steht, dass ich deswegen gelebt habe. (Obwohl das vielleicht stimmen mag.)
-
Doch heute habe ich beim Nachhausekommen den Fernseher aufgedreht und einen Film aus dem Jahr 1953 mit Ingrid Bergman entdeckt. Der Film ist von Rosselini gedreht und trägt den Titel "Reise in Italien" oder auch "Liebe ist stärker".
Bei der Szene, die ich beim Einschalten gesehen habe, schwärmen Italiener bei einer Abendgesellschaft über das "Dolce far niente". Sie verneinen, dass es sich ausschließlich um Faulheit handle. Und das stimmt wohl. Selbst Goethe hat im Schatzgräber die Zeile "Saure Wochen, Frohe Feste" als Maxime erhoben.
Ich musste beim Ansehen dieser Szene an den Eintrag bei viennacat denken.
Sich treiben lassen und gleichzeitig die Kontrolle behalten, könnte ich als "Freiheit" definieren. Und darum lohnt es sich zu leben, wenn man sich diese Freiheit erobern und bewahren kann.
read 396 times

3
Apr
2012

Warum ich kein ...

Pianist wurde.

Ich war zehn Jahre alt und das erste Jahr in der Musikschule. Vorher hatte ich schon 5 Jahre mit meinem Vater vierhändig gespielt und bei einer Privatlehrerin drei Jahre lang Unterricht gehabt. Sie hatte ziemlich pragmatisch unterrichtet. Es gab auch kleine Abschlusskonzerte, aber sie konnte mich musikalisch überhaupt nicht mitreißen. Es ging nur darum, ob ich etwas spielen konnte. Ich fühlte, dass einfach mein Üben überprüft wurde.
Als ich eine Stunde schwänzte, machte mir mein Vater klar, dass die Stunden ziemlich viel Geld (für damalige Verhältnisse) kosteten. Ich fühlte mich nicht besonders gut dabei.
Da ich aber eben zu jener Zeit von der Volksschule zum Gymnasium wechselte, war auch eine Bewerbung bei der Musikschule möglich. Die war vergleichsweise nur ein Viertel so teuer, aber wie sich herausstellen sollte, unvergleichlich besser.
-
Das lag daran, dass ich zu meinem inzwischen verstorbenen Klavierlehrer kam, der damals auch der Direktor der Musikschule wurde.
Dieser Mann war eine Seele von Mensch. Ich musste zu 80% die gleichen Stücke wie bei der Klavierlehrerin üben,doch die Korrekturen von ihm waren einfach anders. Ganz wenige Hinweise, die aber so prägend waren, dass sie mir heute noch geläufig sind. Dann war er auch ein ausgezeichneter Musiker und Pianist und konnte mit seinen großen Pratzen alles so vorspielen, als wäre es das leichteste von der Welt. Manchmal brachte er mich auch seinen Forschungen nahe. Dann musste ich wegsehen und er schlug einen Akkord am Klavier an, der wie eine Kirchenglocke klang. Er analysierte Klänge auch in ihren physikalischen Eigenarten und damit konnte er die unglaublichsten Effekte auf dem Klavier zaubern.
Er hätte es gerne gesehen, wenn ich auf die Musikakademie gegangen wäre. Dass es nicht dazu kam, war aufgrund einer Erfahrung ausgeschlossen, die ich bereits im ersten Schuljahr machte.
-
Es gab jedes Jahr zu Ende des Schuljahres zwei Schülerkonzerte. Eines im Bezirk anlässlich der Wiener Festwochen, ein zweites im Musikkonservatorium in der inneren Stadt. Das war irgendwie das Konzert mit der "größeren Bedeutung".
Am Konservatorium gab es nämlich einen Bösendorfer. Ich glaube das war nur ein 2-Meter Flügel für einen Saal, der immerhin 200 Personen fasste. (Also eigentlich war der Flügel zu klein...)
Ich hatte mich wirklich darauf gefreut, endlich auf einem Bösendorfer spielen zu dürfen. Bei meiner Tante, die einen hatte, durfte ich nicht ans Gerät. Unser eigener Flügel war ein Wiener Flügel mit ziemlich ausgeschlagener Wiener Mechanik und der Flügel in der Musikschule war ein Schweighofer mit englischer Mechanik, den ich nicht so toll einschätzte. (Was eigentlich ein Irrtum meinerseits war, denn Schweighofer war eine durchaus achtenswerte Wiener Klavierfirma, die viel zu früh ihr Dasein beendete.)
Jedenfalls war ich bei der Generalprobe ganz aufgeregt. Endlich sollte mein Klavierspiel so klingen, wie ich es immer im Radio bei Übertragungen von Klavieraufnahmen gehört hatte.

Ich schlug den ersten Akkord von Beethovens Sonate op. 49/2 an. (Ein vergleichsweise leichtes Stück) Ich war überrascht. Das klang nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Überhaupt nicht so. Heute weiß ich, wie Klavieraufnahmen durch die Tontechnik ziemlich unterschiedlich klingen und vor allem, dass der Spieler nie das gleiche Klangspektrum hört, welches zum Publikum hin ausstrahlt. Das alles wusste ich nicht. Ich zog nur eine Schlussfolgerung: ich werde nie so gut sein wie ein professioneller Pianist.
Und das war es dann. Ich mochte das Spielen und wie bekannt habe ich nie damit aufgehört. Als ich später bei Bösendorfer arbeitete, erfuhr ich, dass ich eine fehlerhafte Einschätzung vorgenommen hatte. Auf den fabrikneuen Flügeln in unserem Vorführraum konnte ich sehr wohl den Klang erzeugen, ja mehr noch: ich konnte Flügel so anspielen, dass der eine besser als der andere (billigere) klang. Das ist aber eine ganz andere Geschichte.
-
Heute habe ich mich hingesetzt und einfach die Sonate an- und eingespielt. Auch auf meinem Flügel klingt sie nicht so wie im Radio. Der gehört auch gestimmt und ein bisschen heller gemacht. Trotzdem bin ich mittlerweile mit dem Klang zufrieden.

So verändern sich die Zeiten.
read 386 times
logo

auf 70 steuernd

die Erfahrungen genießend

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Nachtrag zu diesem Jahr
Abschluss der Musikaktivitäten Die Leistung des Jahre...
steppenhund - 10. Dez, 18:59
Langsamer Abschied
Долгое прощание - Langsamer Abschied Dieses Buch von...
steppenhund - 13. Nov, 12:01
Aleksandra Mikulska
Es gibt drei Pianistinnen, die ich ganz hoch einschätze,...
steppenhund - 22. Okt, 14:44
Quietschen
Q U I E T S C H E N Als ich gestern nach dem Aufstehen...
steppenhund - 20. Okt, 12:36
Ich liebe meinen Induktionsherd....
Ich liebe meinen Induktionsherd. Brauchst auch den...
la-mamma - 18. Okt, 18:10

Meine Kommentare

wenn Sie der Lehrer meiner...
würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

The bridge


Bloggen
Computer
ernst
Familie
Film
fussball
Icebreaker
Ist das jetzt das Alter
Kino
Kultur
Leben
Lesen
Musik
nichttägliche Mathematik
Philosophie
Politik
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren