13
Mrz
2012

A great pianist



Ich habe über Sokolov schon öfters geschrieben oder etwas von ihm hier eingestellt. Doch vor wenigen Tagen habe ich etwas bei ihm gesehen, was mich quasi "erlöst" hat.

Um zu verdeutlichen, worum es geht, muss man die Geschichte um Rachmaninov und Tolstoi kennen. Der stockunmusikalische Tolstoi hatte einmal die Rachmaninovs nach einem Konzert eingeladen, bei dem etwas von Rachmaninov gespielt worden war, das als Huldigung an Beethoven gedacht war. Beim Gespräch meinte Tolstoi, dass Beethoven stark überbewertet würde. Bei der anschließenden Verabschiedung sagte ihm Tolstoi, dass er dies als Beleidigung empfinden würde. Nicht gegenüber ihm persönlich, dazu schätze er sich nicht hoch genug ein, aber speziell in Bezug auf Beethoven. Rachmaninov erlebte nach diesem Abend eine Kompositionssperre, die lange dauerte. Das hatte Tolstoi nicht beabsichtigt, doch manchmal sind es "kleine" Bemerkungen, die einen total verunsichern können.

So erging es mir, als ich vor Jahren einige Einspielungen auf youtube hier ankündigte. Eigentlich würde ich sie heute alle herausnehmen, doch der Grund, warum ich sie eingestellt hatte, besteht noch immer, also muss ich mit meinen Sünden leben.

Doch eines Tages schrieb mir eine Bekannte eines Bloggers (der heute nur mehr ganz selten schreibt. So haben auch einige seiner Bloggerfreunde das Blog verlassen.) eine Bemerkung über meinen abstehenden rechten kleinen Finger. Ich würde nie mit diesem Finger Mozart spielen können, es sei eine Schlamperei, etc. Sie gab sich als Klavierlehrerin aus, was ich ihr auch gerne abnahm. Es ist diese Art von Klavierlehrerinnen, welche den Kindern die Musik und das Spielen vermiesen können.
Doch es war nicht die Bemerkung selbst, die mich so ärgerte. Denn sachlich gesehen hatte sie ja recht, obwohl ich relativ viel Mozart gespielt habe und jedenfalls wesentlich mehr, als es einem Amateur zukommt. Es war der Tonfall bzw. die Patzigkeit, mit der der Kommentar geäußert wurde. Jetzt war ich damals auch noch etwas eingebildeter. Auch mein Klavierspiel war ziemlich schlampig, weil ich einen ganz anderen Zugang zu meinem eigenen Spiel hatte. Ich tobte mich einfach aus.
Erst in den letzten Jahren begann ich wieder richtig zu üben. Und heute geniere ich mich nicht, wenn ich vor professionellen Pianisten etwas spiele. Die können nämlich abstrahieren und erkennen, was bei einer Stunde täglichem Üben möglich ist - im Vergleich mit acht Stunden eines Profis.
Aber die Bemerkung hat noch immer in mir Unwohlsein verursacht.
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Doch jetzt ist mir etwas bei den Aufnahmen Sokolovs aufgefallen, was mich entlastet. Bei Sokolov habe ich in einigen Passagen ebenfalls den gespreizten rechten kleinen Finger gesehen. Also wenn der so phantastisch mit seinem rechten Finger spielen kann, ist vermutlich sogar die Bemerkung falsch, oder einfach philisterhaft und kleinlich.
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Und so mache ich mich jetzt an Stücke, die nicht absolut zu schwer für mich sind (wie z.B. der Scarbo von Ravel) doch ein gewisses Maß an Üben erfordern, wie z.B. die Schubert-Transkriptionen von Franz Liszt oder eben auch die Beethoven-Sonaten, die ich jetzt wieder neu entdecke.
Aber vor allem freue ich mich, dass meine Kondition wieder erlaubt, dass ich eineinhalb Stunden üben kann. Das war vor einem Monat noch unmöglich. Da musste ich nach fünfzehn Minuten aufgeben...
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10
Mrz
2012

Intelligenz

Dieser Artikel hat es dorthin geschafft:)
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8
Mrz
2012

Ich hasse die Frauen

Heute ist nicht nur Frauentag. Heute ist auch der Tag der Heuchelei. Genau am 8. März wird von den Frauen Notiz genommen. Vor 25 Jahren hatte ich selbst noch nicht einmal eine Ahnung vom Frauentag. Den lernte ich erst in der Sovjetunion kennen. In Wien hatte ich in der Zeit davor keine Ahnung von diesem besonderen Tag gehabt.
Auch am 8.3.1968, den ich in den USA verbrachte, war von Frauentag nichts zu bemerken. Jetzt könnte man einwenden, dass ich mich nicht so aufpudeln soll. Feste soll man feiern und die Frauen haben sich ein Fest verdient. Das erstere findet sich schon bei Goethe und beim letzteren gibt es nichts zu bekritteln. Es gibt ja auch Frauen, die gleich zweimal gefeiert werden. Wenn sie nämlich außerdem noch Mütter sind.
Ansonsten zeigt dieser Bericht, dass es mit Gleichberechtigung vor allem in unseren Ländern, wo wir es uns doch leisten könnten, nicht so viel auf sich hat.
Ich gehe einmal davon aus, dass sich alles verbessern wird. Ich selbst hasse ja Frauen, aber das hängt vermutlich damit zusammen, dass ich von ihnen umzingelt bin. Ich hasse auch Kinder, Bäume, Sportler. Ich hasse alles, was genau an einem Tag im Jahr gefeiert wird. Und zwar hasse ich es am jeweiligen Feiertag.
Ich hasse eine Einstellung, die im Menschen ein so schlechtes Gewissen aufbauen muss, dass er sich einmal im Jahr davon reinwaschen muss. Ja, die Frauen werden schlechter behandelt, sie werden schlechter bezahlt, an ihnen bleibt mehr Arbeit hängen. Doch dann feiern wir sie einen Tag lang, dann ist alles wieder in Ordnung.
Aber ich mag die Frauen, die LMAA sagen und das damit begründen, dass der Tag ein Tag wie jeder andere ist. Ein paar von diesen Frauen finden sich in meiner Familie: meine Frau, meine Töchter, meine Schwiegertochter. Und ein paar andere gibt es auch noch...
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29
Feb
2012

Für die, welche mein Blog regelmäßig lesen

Ich bin heute aus Belgrad zurückgekommen und habe erfahren, dass mein neues Bett im Anrollen ist. Deswegen musste ich ein paar Bücher umräumen. Dabei habe ich so einiges entdeckt, darunter ein Schreiben, welches ich vor 20 Jahren an eine Japanerin geschickt habe, die mich mit entsprechenden Fragen angeschrieben hat. Ich erinnere mich, dass sie sich nachträglich noch sehr bedankt hat. Ich habe aber kurz darauf Bösendorfer schweren Herzens verlassen und habe sie daher nicht mehr in Japan treffen können.

Das Schreiben habe ich jetzt abgetippt, weil mir beim Lesen aufgefallen ist, dass ich heute zwar einiges stilistisch besser und nicht so pampig formulieren würde, doch im Grunde sehe ich inhaltlich keinen Grund zur Veränderung. Vielleicht ist es daher für die Musikliebhaber von Interesse.




Liebes Frl. S.,

Vielen Dank für Ihren Brief mit den netten BIldern, der mich heute erreicht hat. Der Brief hat mich sofort an Osaka erinnert. Soche Abende, wie ich sie in Ihrer Gesellschaft in Nishinomya zusammen mit Machiko-San und Moriysama-Sensei erlebt habe, wirken auch in der Erinnerung noch als Erholung und können nicht müde machen.

Ihre Gedanken über das Spielen von Schubert und dessen Schwierigkeiten haben mir sehr gut gefallen. Es kommt auch in Europa häufig vor, daß unter den professionellen Pianisten zwar viel Beethoven, Mozart, Bach, Schumann und wie sie alle heißen, geübt und eingespielt wird. Fragt man aber nach Schubert, erntet man oft eine gewisse Verlegenheit und manchmal sogar die Antwort: "das ist mir zu schwer." Schubert gilt auch unter solchen Leuten, welche ohne weitere Schwierigkeiten ein Rachmaninoff-Prelude herunterspulen können, als schwierig zu spielen.

Auf der anderen Seite haben Pianisten wie Alfred Brendel und Andras Schiff viel dazu beigetragen, Schubert salonfähig zu machen. Das Festival "Schubertiade Hohenems", welches ebenfalls seinen Werken gewidmet ist, hat auch unter ehemaligen Schubert-Nichtkennern viel zu Begeisterung an Schubertmusik beigetragen.

Gerade gestern habe ich im Radio eine Übertragung dieses Festivals gehört, bei dem Andras Schiff die letzte c-moll-Sonate gespielt hat. Wenn ich zurückdenke, meine ich, daß das hauptsächliche Gefühl, welches ich beim Zuhören hatte, eine unheimliche Stimmung war. (Unheimlich im Sinne von "leichtes Grauen".)

Das bringt mich dazu, Ihnen ein bißchen von meiner Schubertauffassung zu verraten, die zwar objektiv falsch sein kann, die mir aber den Zugang zur Musik, auch zum Spielen ermöglicht.

Unabhängig von der technischen Anforderung, die bei Schubert sehr groß ist, weil der Klavierpart nicht für die HAnd sonder für die Ohren geschrieben ist, ist die musikalische Anforderung meines Erachtens doch die weitaus größere.
Erstens ist es sehr schwierig, bei den längeren Werken die Übersicht und damit die Linie zu bewahren. Obwohl man aber das ganze Werk im Kopf haben muß, darf man während des Spielens nicht ans Ende denken, denn sonst sind speziell die Sonaten unendlich lange und die Musik schleppt sich nur mühsam hin. Ich glaube, daß man dann den Zugang gefunden hat, wenn man eine Sonate oder zumindest einen Satz durchspielt und überrascht feststellt: "halt, es ist ja schon aus!"

Da diese Musik von der Melodie und dem immer wiederkehrenden liedhaften Momenten lebt, ist es natürlich leicht, zu meinen, man muß bloß die Melodie recht fein herausarbeiten und Rest kommt von selber. Die Stimmung, welche von der Begleitung beeinflußt wird, ist fast noch wichtiger, denn oft ist gerade der Stimmungswechsel, der an manchen Stellen schlagartig eintritt, das dramatische Element.
Auf alle Fälle muß sich aber beim Spielen, wenn man sich freien Spielraum gönnt, auch schon bei wenigen Takten eine Empfindung einstellen können. Währen des technischen Übens muß man sie wahrscheinlich unterdrücken, aber man muß die Probe machen, ob sich die Empfindung überhaupt einstellen kann. Und wichtig ist, daß das an jeder Stelle gelingt. Es reicht nicht, wenn man sagt, diese Stelle gefällt mir nicht so sehr, dafür aber 4 Takte später ist es wunderbar.

Ich möchte Ihnen noch eine Empfehlung geben: studieren Sie das Leben von Schubert und lesen Sie auch über seinen gesellschaftlichen Umgang mit seinen Freunden. Dadurch, daß Sie in Wien waren, haben Sie sowieso einen leichteren Zugang zu der Ideenwelt und zu dem Lebensgefühl in der Umgebung Wiens, die heute an einigen Plätzen noch unverändert aufzufinden ist.

Daß ich den Bösendorfer für die Interpretation von Schubert für unerläßlich halte, ist wohl leicht verständlich. Ich hatte diese Meinung aber auch schon, bevor ich bei Bösendorfer gearbeitet habe. Es hängt mit den Stimmungen (Gefühlen) zusammen, von denen einige mit dem Bösendorfer noch viel unmittelbarer als mit dem Steinway oder anderen ausgedrückt werden können.

Ich hoffe, daß ich IHnen mit meinen "musiktheoretischen" Ausführungen (die ich rein als Privatmann von Schubertliebhaber zu Schubertliebhaber äußere) ein paar Anregungen gegeben habe und wünsche Ihnen bei Ihrem weiteren Entdecken viel Freude.

Ihr Brief ist übrigens in einem hervorragenden Deutsch geschrieben, dadurch habe ich mir erlaubt, auch Ihnen in komplizierten Sätzen zu schreiben, da man in der deutschen Sprache, ja auch im Satzbau viel ausdrücken kann.

Ich freue mich schon auf unser nächstes Wiedersehen, ob in Osaka oder in Wien und verbleibe mit herlichsten Grüßen

Ihr



Die referenzierte Sonate, unter deren Eindruck ich stand, als ich den Brief schrieb.
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27
Feb
2012

Nömix gewidmet

Es sind nicht nur die einschlägigen Yellow-Press-Formate, die heute Stilblüten produzieren.
Hier wird im "Qualitätsblatt" der Standard folgende interessante technische Spezifikation angegeben:
Daneben sind 1 GB RAM und 32 GB Speicher verbaut.
Ich muss davon ausgehen, dass es sich bei den 32 GB um Getreide oder Bohnen handelt, die in einem der Silos zwischengelagert sind.
Oder handelt es sich um eine besonders spitzfindige, technische Lösung, die englische Texte im RAM (Random Access Memory) und deutsche Texte im Speicher ablegt?
Oder haben die vielleicht ein Bandlaufwerk eingebaut? Dann würde sich die Unterscheidung rechtfertigen!
Bei dieser Technik steige ich nicht mehr mit, "bin ich schon zu alt für".
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abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
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Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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