31
Okt
2010

Kunst

Gestern in einem Gespräch:

Nichts Besonderes. Es gibt berufenere Menschen, die das folgerichtig ausführen können.
Aber ich behaupte einmal: Kunst ist für den Menschen genau so wichtig wie Essen und Trinken. Er braucht das.
Egal, auf welchem Weg ihm das zugebracht wird.
Wenn's Ö3 ist, dann kann man das vielleicht mit dem Mackie vergleichen. Der tut auf die Dauer auch nicht gut.
Aber den Mackie braucht man. (Nun, ich nicht, aber die Mehrzahl)

Und es könnte sein, dass die Kunst in der Bedürfnispyramide viel weiter oben angesiedelt ist, als wir es für wahr haben wollen.
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oops - 31. Okt, 18:14

ja da kann ich dir nur zustimmen
ich denke der mensch braucht etwas dass ihn anspornt, träumen lässt und das herz/die seele berührt und so viel mehr was kunst (wie auch immer jeder diese definieren will) geben kann

steppenhund - 31. Okt, 21:51

.

Genau das meinte ich.
PeZwo - 31. Okt, 18:29

Das würde ich nicht so sehen. Genauso wichtig ist es nicht. Ohne Kunst kann man leben (ob gut, sei dahingestellt), ohne Essen und Trinken nicht (ausgenommen P.A.Straubingers Lichtnahrungskandidaten*g*)

steppenhund - 31. Okt, 18:52

Da muss ich etwas weiter ausholen. Man kann ohne Kunst leben. Aber wie. Als willenloses Massengeschöpf, welches sich von "Leadern" in jeden Krieg führen lässt, der mit "künstlerischen" Elementen begründet ist.
Diese "künstlerischen" Elemente sind in erster Linie Kreuz, Stern, Sichel, also religöse Momente, die den Kampf als notwendig erachten lassen.
Die Kunst oder das Kunstwerk, das individuell erlebt wird, immunisiert gegen derartige Verhaltensweisen.
PeZwo - 31. Okt, 19:38

Da gebe ich dir recht. Die Lebensqualität ist ohne Kunst massiv eingeschränkt. Aber das steht nicht auf der gleichen Stufe wie das Überleben.
steppenhund - 31. Okt, 21:56

Ist es Überleben, wenn man sich in den Krieg schicken lässt - oder sich als Selbstmörderattentäter ausbilden lässt.
Ist es Überleben, wenn das Leben auf reines kreatürliches Vegetieren beschnitten wird.
Wollen wir dann wirklich noch behaupten, dass der Computer nie den Menschen ersetzen kann?
PeZwo - 31. Okt, 23:54

ja natürlich ist das Überleben. Wir sollten nicht unser Niveau als unabdingbaren Standard hernehmen, nur weil wir es gewohnt sind und es uns nicht mehr anders vorstellen können.
david ramirer - 1. Nov, 17:57

wir wissen doch, dass auch bedeutende künstler alles andere als immunisiert gegenüber "leadern" und deren massenmanipulation waren, da gibt es beeindruckende beispiele ("mephisto" von klaus mann ist nur das erste, das mir einfällt.)

ich würde "der kunst" keine zu goldene schleife geben, wenn es um ihre verdienste für die menschheit geht. es gibt eine ganze reihe von fragen, wo die kunst keine antworten geben kann bzw. will, wo sie instrumentalisiert und für dunkelste zwecke eingesetzt wurde.

es greift zu kurz und ist kurzsichtig, wenn "die kunst" als heilmittel gegen demagogie und brille gesehen wird, die machtmissbrauch unmöglich macht: denn kunst agiert selbst viel zu viel mit den mitteln, die diktatoren (unverantwortungsbewusst) einsetzen.
es gibt leider genug beispiele, wo auch künstler selbst den bogen überspannen und "im dienste der kunst" werke schaffen, die der menschheit nichts gutes tun.

diesen werken den kunstgrad abzusprechen funktioniert leider nicht: ähnlich wie bei magie...
virtualmono - 31. Okt, 19:53

Nicht vergessen

Kunst kommt von können ;-)

Gregor Keuschnig - 31. Okt, 20:14

Ich glaube Menschen zu kennen, die mit Kunst rein gar nichts zu tun haben. Die brauchen das nicht; manche negieren es ausdrücklich.

Jossele - 31. Okt, 20:29

... und reagieren auf Werbung, hören Musik, lesen Bücher, ...

Hat vielleicht damit zu tun, dass Kunst heute als Kreativ bezeichnet wird.
steppenhund - 31. Okt, 21:54

Ich möchte Jossele zustimmen und habe versucht, eigentlich dasselbe mit meiner Antwort an P2 auszudrücken.
-
Leute, die sich nicht aus eigenem Antrieb für Kunst interessieren, (und manche bekamen ja schon aufgrund ihrer Erziehung keine Chance dazu) sind willfährige Opfer für alles, was Kunst - oder "Kreativität" - in die eigenen Dienste der Werbung bzw. des Kapitalismus stellen. In der Beziehung war sogar der Kommunismus etwas ehrlicher, aber das ist ein anderes Thema.
virtualmono - 1. Nov, 08:20

Ich oute mich hier jetzt mal als Kunstbanause... ich habe wenig bis gar keine Ahnung von der Malerei, weil ich einerseits selbst nicht Malen kann (nur Streichen ;-)) und andererseits schon immer eher dem guten Ton denn dem schönen Anblick* verbunden war. Nichtsdestotrotz kann ich "aus dem Bauch heraus" sagen, ob mich ein Gemälde anspricht oder nicht - ohne das mit dem ganzen theoretischen Hintergrund z.B. meiner Freundin F., die den Kram schließlich studiert hat begründen zu können. Aber ich finde, daß die Musik das in meinem Fall mehr als wettmacht - und anfällig für Werbung bin ich schon deshalb nicht, weil ich keine schaue (Fernsehen ist IMO die reine Volksverdummung).

* das gilt ausdrücklich NICHT für schöne Frauen ;-)
Gregor Keuschnig - 2. Nov, 08:23

Ich bin nicht immer sicher, ob man mit einer gewissen Hochnäsigkeit auf die Fernsehbanausen hinabblicken kann bzw. darf. Ich lese sehr viel und bin - behaupte ich mal - ein "Freund" der Literatur, würde jedoch niemals einen Nichtleser per se se alle deswegen für einen Deppen halten. Mit ist das gerede von Schriftstellern und Künstlern, die ihre eigenen Produkte als "Lebensmittel" verkaufen, ein bisschen abstrus. Ich mag es nicht; kann diesen heiligen Unterton nicht hören. Er widert mich fast an. Wenn Du, lieber steppenhund, sowas sagst, ist das schon etwas anderes weil Du keinen Hintergedanken damit hast.

Ich erinnere mich an die Lektüre von Kempowskis "Echolot" der Monate Januar und Februar 1943. Es sind dort u. a. sehr viele Feldpostbriefe von Stalingrad abgedruckt. Leute, die wissen, dass sie dort nicht mehr raus kommen und entweder noch sterben werden oder in Gefangenschaft kommen (das galt als das gleiche). Erstaunlich, ja ekelhaft: Wieviele in ihrem letzten Brief nach Hause noch Propaganda droschen (sie mussten es nicht). Und wieviel davon mit unendlich vielen Rechtschreibefehlern. Schon erhebt sich der Bildungsbürger - klar, die Deppen konnten nicht mal richtig schreiben.

Hunderte Seiten später: Es gab in einer Stadt Unbekannte, die Zettel in Hausflure warfen, auf denen vor "Hittler" oder dem "Entsieg" gewarnt wurde. Lauter Rechtschreibefehler. Aber: Diese Leute haben etwas riskiert (sie wurden gefaßt und ermordet). Sie konnten nicht richtig schreiben, aber sie haben immerhin etwas gemacht. Sie waren weder Künstler noch Schriftsteller. Sie konnten sich nicht elaboriert ausdrücken. Sie waren einfach nur - Menschen.
virtualmono - 2. Nov, 10:06

Wer mich kennt, der weiß, daß es mir niemals darum geht, auf irgendwen "von oben herab" zu blicken (außer vielleicht Harley-Fahrer an der Ampel, das ergibt sich nun mal durch meine hohe Sitzposition auf der Enduro, die meiner Länge geschuldet und überaus bequem ist ;-)). Fernsehen als Medium, oder sagen wir besser bewegte Bilder, denn darum sollte es beim Fernsehen ja gehen, sind per se ja auch nicht schlecht, manchmal sogar ein Genuß - nur bei dem, was unsere Sender daraus machen wird mir eben zunehmend einfach nur noch schlecht: Filme werden bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, damit man sie zur "Prime Time" senden kann und vor allen Dingen darum, damit man möglichst viel Werbemüll senden kann. Das tue ich mir einfach nicht mehr an, da schaue ich mir lieber auf DVD an, was ich sehen möchte (und vor allen Dingen auch wann ich es sehen möchte) und verschone mein ohnehin informationsüberladenes Gehirn vor den Werbepausen... Leider driften auch die öffentlich-rechtlichen Sender immer mehr in diese Richtung.
Und das Waldstadion bleibt selbstverständlich für mich immer das Waldstadion, auch wenn überall in die Namensgebung mittlerweile ebenfalls der Kommerz Einzug gehalten hat...

Ich gehöre auch nicht zu denen, die wie der pawlowsche Hund auf jeden Rechtschreibfehler anbeißen - ich kenne nämlich absolut wunderbare Menschen, die kein Abitur haben, aber trotzdem einfach zu meinen Freunden zählen, weil es im Leben oft auf ganz andere Dinge ankommt als eine korrekte Schreibweise ;-)
Gregor Keuschnig - 2. Nov, 10:09

@virtualmono: Das war gar nicht auf Sie bezogen. Ich mag nur nicht solche absolut banal-lächerlichen Abfälligkeiten wie "reagieren auf Werbung, hören Musik, lesen Bücher..." Sie dienen zumeist nur dazu, sich selbst zu erhöhen.
steppenhund - 2. Nov, 17:06

@Peter Keuschnig

Da Jossele nicht so regelmäßig liest oder schreibt, muss ich da für ihn Lanze ergreifen. Er ist nicht einer, der "von oben herab" herunterschaut. Ich glaube, Du hast ihn da fehlinterpretiert. Und er stellt sich absolut nicht höher hin als er ist, eher ganz im Gegenteil.
hans1962 - 31. Okt, 22:31

Frage zur Klärung

Ist hinsichtlich der Bedürfnispyramide die Rezipientin oder die Schaffende gemeint?

steppenhund - 31. Okt, 23:20

Beide. Mindestens als Rezipientin, die Kunst als etwas lebensnotwendiges erachtet. Besser, wenn frau es selbst ausführen kann.
Aber das sollte man gar nicht verlangen. Die Menschen haben unterschiedliche Talente. Es ist ja auch nicht jeder ein Koch.
hans1962 - 1. Nov, 00:28

Ich meine schon, dass für die beseelte Kunstschaffende dieses Ausdrucksbedürfnis noch vor dem "Essen und Trinken" kommt.
Für manche Rezipientin mag es allerdings zutreffen - da ist dann die Frage interessant, wie der Unterschied zwischen gehobenen Betrachtungsstandort und in der Unaufschiebbarkeit dahin drängendem Schaffensbedürfnis bewältigt wird (werden kann?).
steppenhund - 1. Nov, 00:59

Die Frage wird wohl individuell unterschiedlich bearbeitet werden. Die einen erfahren Antriebskraft, die anderen Frustration, weil sie sich nicht dahingehend ausleben können.
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Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
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