12
Sep
2013

Blockade

Ungalublich. Ich habe den ganzen Tag Zeit und mache eine bestimmte Aufgabe nicht, die nicht einmal besonders schwierig ist.
Stattdessen prokrastiniere ich den ganzen Tag.
Am Nachmittag schlafe ich wie ein Stein. Das kann man legitim mit Luftveränderung oder den Anstrengungen der letzten zwei Tage erklären.
Aber eigenartig ist es schon sehr...
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7
Sep
2013

Messie

Dass ich einer bin, ist unbestritten. Aber in einigen Dingen halte ich Ordnung. Meine Ordnung halt.
Daher kommt es, dass ich bestimmte Noten trotz Suchens nicht gefunden habe. (Weil ich nicht dort suche, wo sie nach meiner Ordnung nicht sein dürften.)
Ich habe die Beethoven Sonaten mindestens dreimal. Trotzdem konnte ich keine Noten der mittleren finden. Ich habe alles durchsucht. Nichts zu finden.
Gestern fällt mein Blick auf einen Stoss Noten, wo ich nie gesucht habe. Dort befindet sich nämlich nur Kammermusik. Aber der Umschlag eines Bandes fiel mir auf.
Da ist ja der eine Sammelband: die ersten 15 Sonaten. Und dann war der zweite auch leicht zu finden. Ebenso dort etwas weiter unterhalb.
-
Also ich habe die dort bestimmt nicht hingetan. Oder halt einmal als schnell für ein Kinderfest aufgeräumt werden musste.
Nun gut. Jetzt habe ich sie ja wieder.
Daraufhin habe ich heute losgelegt: neben dem Üben der drei Sonaten op 10, bekannterweise momentan meine Favoriten für den nächsten Vortrag, habe ich mir heute die Mondscheinsonate gegeben, dann #15 in D-Dur und noch die Es-Dur und B-Dur, die zwischen Pathetique und Mondscheinsonate liegen. Stimmt nicht: die B-Dur ist die der Mondscheinsonate nachfolgende.
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Bemerkenswert: wenn man nicht mehr so oft vögeln kann, ist man froh, dass man beim Spielen keine Beschränkung kennt. Aber es gibt dann doch einen markanten Erschöpfungszeitpunkt. Irgendwann lässt die Konzentration auf eine Weise nach, dass man z.B. die letzte Seite von 30 Seiten nicht mehr spielen kann. Plötzlich reißt der Faden ab. Der Faden ist die Verbindung zwischen Hirn und Fingern. Es ist unglaublich, wie ich dann plötzlich das Gefühl kenne, überhaupt nicht Klavier spielen zu können. Bums aus.
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Nach einer halben Stunde geht es dann wieder.
Momentan tritt dieser Erschöpfungszeitpunkt nach ungefähr eineinhalb Stunden ein, bei Stücken von etwas gehobeneren Schwierigkeitsgrad.
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Da gibt es nichts zu rütteln: Klavierspielen ist anstrengend.
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5
Sep
2013

Selbstbeweihräucherung

Vor ein paar Einträgen habe ich hier ja eine Klaviersonate eingestellt.

Hier ein Zitat eines Musikwissenschafters, gestorben 1991, tätig an der Frankfurter Uni:

"Die Interpretation dieser Sonate stellt hohe Ansprüche und verlangt nicht nur emotionale Beweglichkeit, sondern auch, vor allem im 1. und 4. Satz, kompositorisch aktives Mitdenken. Hier werden besonders geistige Ansprüche gestellt: Eine ziemlich komplizierte Architektur muß rein und scharf profiliert erstehen, während in den Mittelsätzen der Phantasie mehr Raum gegeben ist; hier mag der Klang das Wichtigste sein, der von den beiden so gegensätzlichen Stimmungen geprägt wird. Im 1., 3. und 4. Satz waltet ein hintergründiger Humor, der hier geradezu ein Formelement darstellt, so sehr ist er in die Faktur engegangen. (Nicht einmal im "dunklen" 2. Satz fehlt er ganz, obwohl er hier nur in den Verfremdungen der Funktionen der verschiedenen Formteile wirkt.) Somit kann op. 10, Nr. 3 als sehr bedeutendes Werk, als eine Art Chef 'oeuvre, gelten."
[Jürgen Uhde: beethovens 32 Klaviersonaten]
...
Ich spiel das ja nur einfach. So gescheit kann ich das nicht analysieren. Doch auf den letzten Satz dieser zitierten Schlussbetrachtung wäre ich auch oder bin ich auch ganz alleine gekommen:)
Die Sonate ist wirklich ein Wahnsinn.
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2
Sep
2013

Outing

Nein, es geht nicht um das, was Ihre erste Assoziation ist, wenn Sie Outing hören. Ich bin nach wie vor hetero.

Aber ich bekenne mich langsam zum Antisemitismus. Jetzt braucht mir niemand etwas über allfällige Hintergründe erzählen oder mir erklären, dass schon der Begriff ein Blödsinn ist. Doch wenn ich etwas wie das Nachfolgende lese, kann ich nicht anders. Dann entwickle ich eine richtige Aggression.
Doch urteilen Sie selbst:

gestern habe ich ja "The Wall" gesehen. Da gibt es sehr eindrückliche Comics-Bildszenen, bei denen der Begriff Comics eher kontraproduktiv interpretiert wird. Es sind Schreckensszenen, wenn auf die Wand Flugzeugstaffeln projiziert werden, die immer dichter werden. (Ein bisschen erinnert mich das ja an den kürzlich gesehenen Film "Dresden".)
Man sieht rote und gelbe Flugkörper, die sich von den anfänglichen Bomben zu den Insignien der imaginären Macht, die in the Wall dargestellt wird, und später zu Hammer und Sichel, Halbmond und Stern, dem Mercedes-Stern, der Schellmuschel und letztlich auch zum Davidstern verändern.
Zum Schluss sind alle diese Insignien auch noch auf einem fliegenden Schwein angebracht, welches gegen Schluss der Show vernichtet wird.

Das hat den Dekan des Simon Wiesenthal Centers, Rabbi Abraham Cooper, dazu veranlasst, Roger Waters des Antisemitismus zu bezichtigen.

Was da sonst noch an Unterlagen zur Verfügung steht, lässt sich im
An open letter from Roger Waters" ablesen.

Ein Satz sticht in Roger Waters Brief heraus:
"Often I can ignore these attacks but Rabbi Cooper’s accusations, are so wild and bigoted they demand a response."

Bigotterie. Diese scheint nicht nur den Christen vorbehalten sein. Da gibt es ja einige, welche die Bigotterie ebenfalls zu wahren Höhenflügen bringen. Nein, offensichtlich sind Juden wie unter anderem auch bestimmte Hassprediger des Islams sehr anfällig dafür.

Ich grenze also meinen Antisemitismus etwas ein und erweitere ihn gleichzeitig. Ich hasse und verachte alle Personen, die aufgrund ihrer falsch oder besser dumm verstandenen Religionsauslegung den Splitter im Auge ihres Nächsten suchen anstelle den Balken vor ihren eigenen zu entfernen.
(Simon Wiesenthal selbst hätte die Show ziemlich sicher nie abgelehnt oder Antisemitismus daraus abgeleitet.)

Sollte ich jemals eine Religion gründen, wird es zwei "heilige" Symbole geben: den Punkt und den Strich. Das wird ausreichen, um aufgrund religiöser Ansprüche die Vertreter aller anderen Religionen zu VERNICHTEN. Denn in den meisten Sprachen wird der Punkt als Trennzeichen verwendet. Und dort, wo das vielleicht nicht der Fall ist, ist ein Strich in der Regel das Symbol für die Zahl eins. Und die wird ja auch immer wieder gebraucht.
Also beleidigt die ganze Menschheit meine Anhänger und missbraucht die religiösen Symbole für profane Zwecke.

Dabei kann nichts die Grundaussage des Judentums besser ad absurdum führen als ein alter jüdischer Witz. (Ich liebe jüdische Witze über alles.)
Ein Rabbi und ein katholischer Priester begegnen sich im Zug und kommen ins Reden. Als sie herausgefunden haben, dass sie eigentlich den gleichen Beruf haben, fragt der Rabbi den Priester, warum er eigentlich den Beruf gewählt habe. Nun, es gibt hervorragende Karriereaussichten: vom Priester kann man zum Bischof aufsteigen, man kann Kardinal werden und letztlich auch Papst. Und der Papst ist ja der Vertreter Gottes auf Erden.
Darauf lächelt der Rabbi schlau und meint listig: naja, von den Insrigen ist einer schon einmal Gott geworden!.
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Umleitung

Gestern habe ich in Belgrad "The Wall" gesehen. Es war ein Zufall, dass ich gerade gestern in Belgrad angekommen war und auch noch Karten bekommen habe.
Allerdings sind meine Fotos auf Facebook. Alle, die Facebook verwenden, können sie sich dort ansehen.

Hier reicht es, einfach zu erzählen, dass ich di Show fantastisch fand.
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31
Aug
2013

Beethoven

Im Radio höre ich gerade Gerd Voss und die Schilderung seiner Begeisterung für Beethoven. Ich habe mich immer über die Menschen lustig gemacht, die gemeint haben, für sie wäre Beethoven der Größte. Mit der moderneren Musik hätten sie nicht so viel am Hut. Damit waren Brahms und Mahler oder auch Wagner gemeint. Die Namen Schostakowitsch, Prokofiev oder Hindemith tauchten gar nicht auf.
Ich gestehe, dass da von meiner Seite eine gewisse Verachtung im Spiel war, die sich übrigens auch auf Hermann Hesse mit seiner absoluten Mozart-Vergötterung erstreckt hat. Im Alter wird man toleranter und milder und ich sehe ein, dass es nicht jedermann gegeben ist, über bestimmte Schranken zu steigen.
Apropos Schranken. Das Wort erinnert mich an die kleinen Barrikaden, die vor der Radio- und Fernsehanstalt im damaligen Leningrad errichtet waren. Ich musste über sie hinweg klettern, um anschließend dem Fernseh- und Radiokomitet den einzigen Bösendorfer Konzertflügel zu verkaufen, der nach dem zweiten Weltkrieg nach Russland ging.
Meine Freunde wissen, dass für mich Schubert der wichtigste persönliche Komponist ist. Meine Frau und meine Kinder wissen auch, dass ich in meinem Leben aber auch andere Phasen hatte. Ich hatte Brahms-Jahre, Mozart-Jahre, Ravel-Jahre, Bach-Jahre, Haydn-Jahre, in denen ich hauptsächlich nur Werke jener Komponisten spielte. Ich hatte auch Beethoven-Jahre. Nicht nur eines. Im Laufe meines Lebens habe ich alle Beethoven-Sonaten außer zweien gespielt. Die Hammerklavier-Sonate widersteht im letzten Satz noch immer allen meinen Bemühungen und Les-Adieux habe ich mir nie vorgenommen.
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Zur Zeit bin ich selbst wieder auf dem Beethoven-Trip. Und weil ich so ein Messie bin und ein Notenstück nicht finden kann, dass ich noch vor einem Jahr in meinen Händen hielt, bin ich zur Zeit auf die ersten und die letzten Sonaten reduziert. Dabei habe ich alle Sonaten in verschiedenen Ausgaben. Ich muss wieder einmal aufräumen!
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Und zur Zeit konzentriere ich mich auf die Sonaten 1 - 7. Die erste habe ich schon einmal in einem Konzert gespielt, als Vierzehnjähriger. Die sechste habe ich mit unheimlicher Ausdauer als Student geübt, die anderen mehr oder weniger gut beherrscht. Jetzt konzentriere ich mich zur Zeit auf fünf, sechs und sieben. Ich bin überrascht, dass mich diese Sonaten so fesseln können. Ich entdecke lauter kleine Details, immer wieder neue. Es bereitet große Lust zu üben und sich auch an den kleinen oder größeren technischen Schwierigkeiten zu beweisen. Ich habe mir jetzt zwei Bücher über die Beethoven-Sonaten gekauft und im Internet eine Vorlesung von Andras Schiff über die siebente Sonate angehört. Ich bin ein bisschen stolz darauf, dass meine Auslegung offensichtlich recht richtig angelegt ist. Was ich nicht wusste, ist die Bedeutung, die Beethoven selbst dieser Sonate beigemessen hat.
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Joachim Kaiser hat einmal geschrieben, dass jede einzelne Beethoven-Sonate ihren eigenen Charakter hat. Dadurch scheint es unmöglich, einem Interpreten zuzugestehen, dass er alle Sonaten am besten gespielt hat. Manche liegen dem einen mehr, andere dem anderen. Sicher hat mich das Anhören der Gulda-Einspielungen oder auch die realen Konzerte, die ich noch als Student besucht habe, geprägt.
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Zur Zeit spiele ich jeden Tag mindestens zwei Sonaten. Davon eine mit Übungsabschnitten in den schwereren Passagen. Ich tröste mich damit, dass andere Leute ja auch jeden Tag ins Fitness-Center gehen oder Yoga machen.
Mein Yoga ist das Klavier und Beethoven ist eine ganz besondere Ausprägung. Da geht etwas weiter. Ich würde fast von Meditation sprechen.
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Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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