21
Nov
2012

Jugendarbeitslosigkeit, ja wieso denn?

Heute sendete mir ein lieber Kollege eine e-mail mit folgendem Inhalt:

"Die Haltbarkeitsdauer eines Software-Entwicklers ist nicht länger als die eines Kricketspielers - ungefähr 15 Jahre. Die 20-jährigen Typen bringen mir für den Unternehmenserfolg mehr als die 35-Jährigen. (...) Bei dem Tempo, in dem die Technologie sich verändert, wird man mit 35 sehr schnell überflüssig, wenn man nicht dazulernt. Für 40-Jährige ist es sehr schwierig, relevant zu sein."

Velloparampil Rasheed Ferose, SAP-Manager in Indien

aus einem Spiegel-Artikel....

Darauf hatte ich folgende Antwort:

So etwas Ähnliches behauptet man ja von Mathematikern, die mit 25 ihren Zenit erreichen. Die haben allerdings den Anstand, sich mit 35 entweder umzubringen oder sich ins Irrenhaus einweisen zu lassen. Auch bei Schachspielern galt das Gleiche lange als Paradigma, Lasker und Botwinnik sind da wirklich die Ausnahmen.
(Wobei es da um absolute Leistungsgrenzen geht.)

Der Passus "wenn man nichts dazulernt" ist ja ein Gummi-Nebensatz. Er zeigt höchstens auf, dass gar nicht erst erwartet wird, dass man in dem Alter noch etwas dazu lernen kann.

Es ist ein gewisser Trost, dass solche Aussagen auch schon früher getroffen wurden, wonach man sich freuen konnte, wenn sie durch Ausnahmen wiederlegt wurden.

Wenn wir aber alle über 35 euthanasieren, könnten wir das Pensionsproblem rucki-zucki lösen.

Ich hoffe ja, dass sich diese Meinung, die sicher nicht nur die eines einzelnen ist, an genau denen rächen wird, die sie äußern.
read 1308 times

9
Nov
2012

Was ich nicht schreiben sollte

In vielen Kriminalserien - vor allem denen als USA, aber auch in deutschen - gibt es den folgenschweren Satz: "Mord verjährt nicht".
-
Das ist eigentlich bei näherer Betrachtung ein Sch...satz, weil er einen fürchterlichen Materialismus ausdrückt. Wenn nämlich die Seele umgebracht wird, kann das ohne große Schwierigkeiten verjähren, selbst wenn es jahrzehntelange Tortur für das Opfer bedeutet.
Ich schreibe das nach einem Fernsehreport über das Kinderheim am Wilhelminenberg, aber ähnliche Vorgänge gab es in vielen anderen Heimen, auch in dem, was ganz nahe bei unserer Wohnung gelegen war. Wenn die Kinder außerhalb des Heims geführt wurden, hieß es, "das sind die schwererziehbaren Kinder". Ich selbst hatte keine Ahnung, wie die Kinder innen gequält und auch vergewaltigt wurden.
-
Nun denke ich, dass diese Art der Verbrechen ebenfalls nicht verjähren dürften. Rückwirkend ein Gesetz zu ändern geht nur in totalitären System, dafür plädiere ich auch nicht unbedingt.
Man könnte aber die noch lebenden VergewalterInnen (es gab da auch sadistische Frauen unter den ErzieherInnen) zumindest vorführen und ihnen bewusst machen, was sie angerichtet haben. Entweder machen sie sich dann selbst die entsprechenden Vorwürfe oder sie werden in ein einfaches Altersheim gesteckt - ohne besondere Betreuung.
-
Aber Verjährung sollte es in Zukunft für diese Art von Verbrechen nicht mehr geben können.
read 553 times

8
Nov
2012

Scheibenhonig

Seit mehr als einem Monat lauf ich jetzt vermutlich mit einer verschleppten Grippe herum. Ein paar berufliche Termine musste ich unbedingt wahrnehmen. Vorgestern war ich bei der Ärztin, die mich zwar beliebig krank geschrieben hätte. Doch eigentlich hatte ich gedacht, dass ich wieder auf dem Damm bin.
Heute habe ich Ohrenschmerzen und fühle mich noch immer grippig. Trotzdem muss ich morgen zur Gesichtswäsche (sprich zu einer Konferenz).
Aber in Serbien habe ich bereits ein Event auf nächstes Jahr verlegt. Da fühle ich mich momentan nicht ausreichend kräftig dafür.
-
Es tut mir leid, dass ich meine Leser mit einer derartigen Raunzerei bemühe. Ich glaube, es ist der erste Beitrag dieser Art. Er gehört in die Rubrik: ist das jetzt das Alter?
Denn momentan fühle ich mich wirklich alt und möchte am liebsten aufhören. (zu arbeiten! keine Panik bitte)
Aber wahrscheinlich werde ich in einem Monat schon wieder ganz anders tönen.
read 1419 times

4
Nov
2012

zwei Traumdetails

Heute kamen in meinen Träumen zwei Details vor, die mich beschäftigt haben.

Detail 1:
Ich träumte, dass in Zeitungen Anzeigen existierten, auf denen man einen kleinen Film sehen konnte. Im Internet ist das ja nichts Besonderes. Doch die Ausführung war eine Art Folie, die einen Prozessor enthielt, der auf dieser Folie Pixels ansteuern konnte. Außerdem trug die Folie noch zur Energiegewinnung bei.
Ich kann mich erinnern, dass ich im Traum überlegte, ob eine derartige Entwicklung realistisch sein könnte, ob sie auch ökonomisch für Massenauflagen herstellbar wäre. Selbstverständlich ist es heute schwer vorstellbar. Aber auch die RFID-Tags als Diebstahlsschutz hätte man sich vor 20 Jahren nicht vorstellen können. Flache Solarfolien gibt es schon. Prozessoren können in eine Kreditkarte versteckt werden. Also für unmöglich halte ich es nicht.
Wenn man bedenkt, wieviel teures Hochglanzpapier heute den Zeitungen beigepackt wird, erscheinen selbst die Herstellungskosten bei gegebener technischer Entwicklung als finanzierbar.
Ich fand es jedenfalls lustig, es geträumt zu haben.

Detail 2:
Weniger lustig fand ich den Traum einer Dienstreise, bei der es nach Innsbruck ging. Bei dieser Dienstreise, gab es ein Mischmasch aus den unterschiedlichsten Problemstellungen, die ich in meinem Arbeitsleben schon angetroffen habe.
Das Besondere war aber, dass die Dienstreise für drei Tage angelegt war, ein Tag Hinreise, zwei Tage Arbeit beim Kunden, abends die Rückfahrt.
Als ich am Morgen nach meiner Ankunft zum Frühstück kam, saß dort mein Kunde, der Chef selbst, und fragte mich, ob alles in Ordnung wäre. Es stellte sich heraus, dass ich den ganzen zweiten Tag verschlafen hatte. Nicht einfach im Bett gelungert, sondern durchgeschlafen von Tag 1 bis Tag 3. Meine ganze Arbeitsplanung war beim Teufel, die Sache war außerordentlich peinlich, dem Kunden gegenüber konnte ich aber noch applanieren.
Sowas ist noch nie passiert und wird es hoffentlich nie. Tatsache ist sogar, dass ich momentan ziemlich viel schlafe, um die Anstrengungen der letzten Wochen zu verarbeiten.
read 366 times

3
Nov
2012

melancholisch

Heute bin ich melancholisch.
Ich habe gerade eineinhalb Stunden Klavier gespielt. Zuerst eine Stunde geübt, dann so zum "Vergnügen" _gespielt.
Zur Zeit übe ich diese Sonate.

Das ist eine wunderschöne Sonate, die ich aber nie so wirklich ernst genommen habe. Das lag daran, dass diese Sonate auf der B-Seite einer Langspielplatte mit Svatoslav Richter war. Auf der A-Seite war die Wanderer-Fantasie und die hörte ich ungefähr 20 mal öfter als die Sonate. Ich war außerdem verwöhnt vom epischen Charakter der letzten posthumen Sonaten. Und so kam mir diese Sonate sehr _verspielt ein einfach vor. Als ich sie in jungen Jahren einmal versuchte, war mir der letzte Satz zu anstrengend, um ihn zu üben. Und daher wurde es immer nur eine schlampige Hudelei. (Nebenbei bemerkt: ich habe mich an allen Sonaten versucht und bis auf eine Sonate und einige wenige Sonatensätze kann ich sie auch so halbwegs _spielen, manche besser als die anderen.)
Kürzlich habe ich diese Sonate wieder entdeckt und über sie _jetzt ernsthaft, was großes Vergnügen bereitet.


Nach dem Üben _spiele ich ein paar Sätze zum eigenen Vergnügen. Gleichzeitig überfällt mich eine gewisse Traurigkeit. Wer immer mir zuhört, wird nicht das hören, was ich zu mir selber sage, was ich gerne auch anderen sagen würde. Es ist eine sprachlose Sprache, diese Musik. Sehr konzis, sehr eindeutig. Trotzdem hört jeder etwas anderes und niemand hört das, was ich eigentlich _spiele. Früher habe ich das den Zuhörern angelastet und war ziemlich frustriert.
Die Frustration ist einer Resignation gewichen. Ich _spiele für mich und eine imaginäre Zuhörerschaft, der ich telepathische Fähigkeiten zuschreibe. In einer gewissen Weise öffnet Schubert für mich eine dritte Ausdrucksform in der Musik. Die deutsche Musik will "veredeln" (in unmittelbarster Form bei Beethoven anzutreffen), die romanische Musik will erfreuen (Frankreich, Italien,...). Die beiden richten sich an den Menschen in seiner Lebenszeit. Schuberts Musik beschreibt eine Transzendenz, bei der jedes Stück einen Bezug auf etwas außerhalb unseres lebendigen Lebens hat. Man könnte hoffen, dass man diese Musik im Jenseits hört. Man könnte aber auch hoffen, dass diese Musik etwas darstellt, woran wir _jetzt gar nicht denken können, weil es etwas aussagt, das außerhalb unseres Vorstellungsvermögens liegt.

So erlebe ich beim _Spielen einer Schubertsonate eine Konzentration, bei der mein ganzes Ich in der Musik aufgeht. Nicht ich _spiele, sondern "es" _spielt sich.

Trotzdem bin ich traurig, wenn ich feststellen kann, dass ich dieses Gefühl bei Menschen, die ich mag, nicht erzeugen kann. Heute denke ich, dass ich zu viel verlange. Ich versuche erst gar nicht _mehr, mir etwas vorzumachen.

Als ich aber das obige Musikbeispiel gesucht habe, ist mir folgender Youtube-Beitrag in die Hände gefallen.

Richter sagt darin, dass er nur für sich selbst _spielt. Wenn es ihm gefällt, gefällt es vielleicht auch den Zuhörern.
Wenn Richter das sagt, sollte ich es akzeptieren können.






http://www.youtube.com/watch?v=Q1iUdM5k5Hc
read 501 times
logo

auf 70 steuernd

die Erfahrungen genießend

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Nachtrag zu diesem Jahr
Abschluss der Musikaktivitäten Die Leistung des Jahre...
steppenhund - 10. Dez, 18:59
Langsamer Abschied
Долгое прощание - Langsamer Abschied Dieses Buch von...
steppenhund - 13. Nov, 12:01
Aleksandra Mikulska
Es gibt drei Pianistinnen, die ich ganz hoch einschätze,...
steppenhund - 22. Okt, 14:44
Quietschen
Q U I E T S C H E N Als ich gestern nach dem Aufstehen...
steppenhund - 20. Okt, 12:36
Ich liebe meinen Induktionsherd....
Ich liebe meinen Induktionsherd. Brauchst auch den...
la-mamma - 18. Okt, 18:10

Meine Kommentare

wenn Sie der Lehrer meiner...
würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

The bridge


Bloggen
Computer
ernst
Familie
Film
fussball
Icebreaker
Ist das jetzt das Alter
Kino
Kultur
Leben
Lesen
Musik
nichttägliche Mathematik
Philosophie
Politik
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren