5
Mai
2012

Brilliant

http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/755054/Aus-Liebe-zur-Alma-Mater_Sperrt-sie-zu

Robert Menasse schreibt über die Alma Mater.

Die Gründungsurkunde der Universität, die sich bis heute im Archiv der Universität befindet und immer noch Leitbild der Alma Mater ist, oder wäre oder sein sollte, jedenfalls nie aufgehoben wurde, definiert in programmatischer Weise die Aufgabe der Universität: „...daz ein yeglich weiser mensch vernünftiger und ain unwaiser zuo menschlicher vernunft in rechte erkantnüsse bracht und geczogen werde.“
Wie unsere heutigen Politiker mit dieser zweitältesten im ehemaligen Heiligen Römischen Reich, oder ältesten und bis heute größten Universität im deutschsprachigen Raum umgehen, zeigt folgender Umstand, der vermutlich bei anderen genauso wie bei mir untergegangen ist:
Er [der Rektor] rief die Polizei in die Uni, um Studierende aus der Uni entfernen zu lassen. In der mehr als ein halbes Jahrtausend langen Geschichte der Wiener Universität gehörte es zu ihrem Selbstverständnis und zum Stolz, Polizei und Militär den Zutritt zu ihrem autonomen Freiheitsraum mit allen Mitteln zu verwehren. Im Jahr 1848 sind Rektoren und Dekane mit auf die Barrikaden geklettert, die von Studentengemeinsam mit ihrenProfessoren und Dozenten gegen die Versuche der Polizei, auf der Uni wieder „Ruhe und Ordnung“ herzustellen, errichtet wurden, und heute, ausgerechnet auf der Basis einer gesetzlich festgeschriebenen Autonomie, wird die Polizei in die Uni gerufen.
-
Alle Akademiker in der gegenwärtigen Regierung haben gratis studiert, haben in der Regel länger studiert, als es heutige Studienfristen erlauben, sie hatten weder Barrieren zu überwinden noch Drop-out-Sanktionen zu fürchten, sie sind gratis zur Uni und gratis von der Uni nach Hause transportiert worden, sie haben durch das UOG Firnbergs von 1975 die Institutionalisierung studentischer Mitbestimmung erlebt beziehungsweise davon profitiert, sie haben zugleich mit ihrer akademischen Ausbildung Erfahrungen mit politischem Engagement machen und Demokratie einüben, letztlich ihre politischen Karrieren starten können – und sie haben es durch diese Chancen, die ihnen gegeben waren, bis auf Regierungsposten geschafft, wo sie, statt heute auf dem Bauernhof der Eltern Kühe zu melken, nun staatstragend (und zwar den Staat in den Abgrund tragend) sagen: So wie wir studiert haben, soll keiner mehr studieren dürfen! Warum soll Studium gratis sein? Bildung ist ein knappes Gut!

Alle kursiven Texte sind aus oben verlinkten Artikel entnommen. Aber dort steht noch mehr und ich finde, dass Menasse die Situation brilliant geschildert hat.
Und es geht nicht nur um die Universität allein, das Beispiel Universität zeigt ein Sittenbild österreichischer Politiker, dass sich noch unverschämter darstellt, als es der derzeitige Untersuchungsausschuss bereits ahnen lässt.
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Mit dir bin ich überall daheim

Der Titel bezieht sich auf den vorigen Eintrag, der Inhalt hier nur bedingt.
Gestern haben wir ein Betriebsevent zelebriert, dass eigentlich erst heute einen ganzen Tag unter der Führung eines hiesigen Bloggers hätte stattfinden sollen. Da dieser aber gerade nicht konnte und wir unbedingt etwas machen wollten, fand sich ein berufener Kollege bereit uns zumindest gestern zwei Stunden durch die Lobau zu führen.
Die zugehörigen Bilder finden sich dort. Ich hoffe, Sie sind für jedermann sichtbar.
https://plus.google.com/photos/116012676695663102045/albums/5739003210593410449
Das ist nicht unbedingt eine Heimkehr, hat aber doch sehr viel mit Heimat zu tun. Ich war ziemlich begeistert, wie sehr sich die Kinder unserer Sekretärin (6 und 10) ausgekannt haben. Die wohnen nämlich in Aspern und gehen dort zu Schule und sind auch schon oft dort gewesen.
Die kennen z.B. mehr Blätter und Bäume als ich, ich kann jetzt wenigstens auch vier verschiedene dort vorhandene Ahornarten identifizieren, bzw. drei, weil einen, den Zuckerahorn, gab es vielleicht nur früher einmal.
Aber interessant war auch, dass der zehnjährige Sohn in der Volksschule schon über Napoleon und Aspern gelernt hatte.
Die Abendstimmung war wunderbar. Auch das Gefühl, im Flussbett der einstigen Donau zu spazieren, hatte was Besonderes an sich. Über meinem Schreibtisch hängt ja ein Bild vom ursprünglichen Verlauf der Donau.
Es war noch interessant zu hören, dass die meisten Nationalparks in Österreich aufgrund der Verhinderung eines Kraftwerks entstanden sind.
Aber selbst mir als ignorantem Techniker war gestern der Wunsch verständlich, die Lobau zu schützen.
Nett war auch die Demonstration des Hartriegelblatts, welches man in der Mitte teilen und den Eindruck erwecken kann, dass die untere Blatthälfte zu schweben scheint. (Angeblich die einzige Pflanze, bei der das funktioniert.)
Es waren so viele kleine Geschichten und Merkmale, dass ich mir nicht alle gemerkt habe. Aber es muss ja nicht der letzte Besuch gewesen sein.
Und für den Herbst wurde schon ein ganzer Tag in Orth ins Auge gefasst. Vielleicht klappt es ja dann mit der "professionellen" Führung:)
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Lebenshunger

hatten beide. Der Herr Staudenmeyer (alias Schlotterbeck) genauso wie die Katharine Entriß. Der eine geht möglichst weit von zuhause weg, (weil sein Vater es so haben wollte), die andere - zum Zeitpunkt, an dem die Geschichte spielt, verwitwet - stellt sich den Anfeindungen der schwäbischen Kleinstadt.
Vielleicht empfinde ich Hermann Hesse, der sich gegen eine Verfilmung seiner Werke ja energisch gewehrt hat, heute als etwas zu süßlich. (eine Beurteilung, die ich selbst für unfair halte;) Vielleicht geht mir heute alles zu glatt auf, ich erkenne die inneren Kämpfe nicht mehr, weil ich sie alle so vehement nachempfunden habe, als ich Hesse mit 20 Jahren las. Vielleicht habe ich mich bewusst so stark gegen eine Verbürgerlichung gewehrt und bin Hesse in dieser Weise besonders dankbar.
Aber wie könnte man einen Abschlusssatz übertrumpfen, der nach dem vergeblichen Versuch, die Heimatstadt wieder für sich selbst erobern zu können, dahingehend lautet: (von Staudenmeyer an Entriß gerichtet) "Mit dir wäre ich überall daheim."
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4
Mai
2012

Symbolbild

Nömix gewidmet...

Auch der Standard befleißigt sich der Verwendung von Symbolbildern. Allerdings scheint die Redaktion in manchen Fällen doch geneigt zu sein, von ihren Lesern zu lernen. Daher ist das jetzt verwendete Symbolbild "etwas richtiger" als das ursprüngliche, bei dem es um eine Form unseres steirischen Superheros ging.

http://derstandard.at/1334796834765/Fluessig-Apple-nutzt-Liquidmetal-fuer-die-Gadgets-der-Zukunft

Wenn man Zeit hat, ist es lustig die Kommentare zu lesen. Bei den anfänglichen Kommentaren wird das falsch verwendete Symbolbild häufig kommentiert und verbessert. Bei den späteren Kommentaren wird dann der Austausch durch die Redaktion zur Kenntnis genommen.

Unabhängig vom Symbolbild ist aber der Artikel etwas "naiv", um nicht blöd zu sagen und ich stimme den Kommentatoren bei, die meinen, dass es beim Standard wohl verdeckte Operationen durch Krone, Heute oder Österreich-Journalisten geben muss.
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29
Apr
2012

Messie

nein, ich meine nicht den Fussballspieler.
Ich meine die Bezeichnung für Menschen, die in ihrem Haushalt ein unglaubliches Sammelsurium an Glumpert aufbewahren. Beim richtigen Messie sammelt sich dann noch der Abwasch von einem Monat in der Küche.
Also so richtiger Messie bin ich daher nicht. Ich koche nur gern in einer sauberen Küche und hinterlasse auch gerne eine solche.
Schließlich essen wir auch meistens in der Küche.
Aber ich hebe unheimlich gerne auf. Man weiß ja nie, wozu man etwas vielleicht noch brauchen kann. Und jedesmal, wenn ich mich von etwas getrennt habe, habe ich es am darauffolgenden Tag benötigt.
Am 2. Mai haben wir uns eine Mulde bestellt und daher räumen wir aus. Meine Entscheidungsbefugnis wird da nicht so stark auf die Probe gestellt. Ich bin mehr der Mann fürs Licht reparieren im Keller und derlei niederordnete Tätigkeiten. Aber ein bisschen was möchte ich auch wegwerfen.
Also habe ich mit Einwilligung meines Sohnes seine Schulunterlagen aus der sechsten Klasse (oberstes Heft Vektorrechnung) in den Papiermüll entsorgt.
Aber einen der sechs Koffer, die ich für den Muldeninhalt vorgesehen hatte, werde ich jetzt doch nicht wegwerfen. Es war mein erster Samsonite, blau, hatte mich damals ein Vermögen gekostet, vergleichsweise noch relativ leicht, aber leider ohne Rollen, weswegen ich ihn heute nicht mehr verwende. Mindestens 20 Mal ist der Koffer streckenmäßig um die Welt gereist. Die frühen Europareisen, Rotchina, Singapore, Hongkong und unzählige Male Wien-Moskau und retour.
Wir werden ja wieder einmal etwas wegwerfen. Vielleicht ist er beim nächsten Mal dabei. Aber dieser Koffer hat Seele.

P.S. Der Koffer ist 35 Rahre alt und noch immer nicht kaputt. They don't make them like that anymore.
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27
Apr
2012

Armut

http://www.randomhouse.de/Paperback/Wir-muessen-leider-draussen-bleiben-Die-neue-Armut-in-der-Konsumgesellschaft/Kathrin-Hartmann/e380628.rhd

Im Radio war eben eine Besprechung über dieses Buch, das ich jetzt lesen muss, um zu sehen, ob die Auslegung des Radiojournalisten wirklich dem Inhalt entspricht. Es werden nämlich zwei Punkte angesprochen, bei denen ich eher "angerührt" reagiere.

1) "Die Betreiber der "Tafeln" (also z.B. Wiener Tafel) kaschieren nur. Sie verteilen Essen, setzen sich aber mit der richtigen Armut nicht auseinander.

2) Mikrokredite in Ländern wie Bangladesh sind nur darauf gerichtet, noch mehr kapitalistische Ausbeutung zu erreichen.

Ad 1) Niemand ist Gott und kann einen Missstand einfach per Dekret abschaffen. Was man tun kann, ist anfangen zu helfen und beim Notwendigsten zuzupacken. Das Problem beim Essen ist ja nicht einmal so sehr, dass die Leute nichts geben würden, sondern es ist die Logistik. Und zumindest bei der Wiener Tafel kann ich die enorme Leistung durchaus anerkennen. Dass sie nicht gleichzeitig jedem einen guten bezahlten Job vermitteln können, ist natürlich ausgesprochen "gemein". (Ironie aus).

Ad 2) Möglicherweise wurden die Mikrokredite in der Zwischenzeit bereits usurpiert und missbraucht. Was ich darüber bisher erfahren habe, ist nicht der Aufbau des Kapitalismus sondern eher die Ermöglichung eines "Kreißlertums", wie es vor hundert Jahren noch bei uns die Infrastruktur gebildet hat.

Bei anderen Punkten, die erwähnt wurden, kann man wohl eine politische Grundhaltung erkennen und auch anerkennen, selbst wenn man unterschiedlicher Meinung ist.
Doch in den oben genannten Punkten denke ich, dass über das Ziel geschossen wurde. Das ist kontraproduktiv.
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26
Apr
2012

die leichte Muse

Aufgewachsen bin ich mit Haydn, Mozart, Bach, Beethoven, Brahms, Bruckner, ... und so fort bis Webern, Hindemith, Boris Blacher. Ein Stravinsky oder Prokofiev waren genauso gefühlsbeladen wie es für meine Altersgenossen später die Beatles waren. Der "Sacre" war ein unheimlicher Hit und das Halleluja aus dem Buch mit sieben Siegeln rockte.
Die Songs, die man damals im Radio hörte, waren hauptsächlich deutsche Schnulzen und der übliche amerikanische Import. Manche von den deutschen Schnulzen gefallen mir heute sogar, aber das muss ich wohl einer gewissen Altersnostalgie zuschreiben. Nicht wirklich ernst zu nehmen:)
Aber einen Song hörte ich im Alter von dreizehn Jahren zum ersten Mal, der mich begeisterte. Er wurde damals doch relativ oft im Radio gespielt und ich war ganz hingerissen. So sehr, dass ich meinen Wunsch, ihn öfters zu hören, auch freimütig äußerte. Und zu Weihnachten oder zu meinem Geburtstag bekam ich die Single (45rpm) von meiner Schwester geschenkt. Eine der ganz wenigen Singles, die ich besaß. Vielleicht gurkt sie auch noch irgendwo herum. Mittlerweile kann man das alles auf youtube rekonstruieren.
Wahrscheinlich hat mich auch die Klaviereinbegleitung so in den Bann gezogen.
Aber der gesamte Text, die Vorstellung, dass es einen Weg aus der Einsamkeit gibt, sprach mich an. Und in diesem Lied fühlte ich mich wirklich verstanden. Ich war vierzehn, als ich die Platte geschenkt bekam.
Auch heute höre ich sie noch gerne. Und es ist irgendwie nett, über den Ankerpunkt der Musik einen Punkt in der Vergangenheit zu fixieren und sich darüber zu freuen, was sich in der Zwischenzeit alles entwickelt hat.

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abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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