4
Jul
2010

Heimat

"Ein echter Wiener ist nur der, dessen Eltern aus den Kronkolonien eingewandert sind." Später musste dieser Satz auf Großeltern erweitert werden.
Da bin ich voll inkludiert, obwohl ich ja eh kein Wiener sondern ein Linzer bin. Zwei Großeltern kamen aus Wagstadt (Mähren), zwei aus Troppau (Böhmen).
Mein Ururgroßvater war ein Bierbrauer in Prag. Das finde ich auch ziemlich gut.
Der Anlass für diese Betrachtungen, die nicht neu sind, liegt im heutigen Radioprogramm begründet.
Nikolaus Harnoncourt dirigiert Smetanas "Ma Vlast" (Mein Vaterland), von dem die meisten ja nur den zweiten Teil, "die Moldau", kennen.
Nicht nur dass Smetanas "Die verkaufte Braut" zu unseren fünf Haus- und Hofopern zuhause zählten, lange war sie meine absolute Lieblingsoper.
Genauso begeistert war ich nach anfänglichem Zögern von Janaceks "Im Nebel". Das sind vier Klavierstücke über seine Jugend in Verbindung mit seiner Heimat. Es war mühsam, dieselben zu erarbeiten. Doch selbst heute setze ich mich manchmal spontan damit ans Klavier.



Wenn ich Heimat empfinde, dann geschieht es über den Transport der Musik.
Und natürlich ist dann Schubert und Mahler ebenfalls "heimatlich" belegt.
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3
Jul
2010

Der nervöse Koffer

Ich interessiere mich nicht besonders stark für Fussball. Eher mehr für die Aufmerksamkeit, die er in den Medien genießt. In den letzten Tagen konnte man nicht umhin, die Schlagzeilen in den meisten Zeitungen - zumindest im Sportteil - zur Kenntnis zu nehmen.
Und da geht es nicht nur um Bild oder Kronenzeitung, nein auch in der Presse und im Standard waren die Aussagen von Maradona zu lesen. "Deutschland möge die Koffer packen", "Schweinsteiger sei zu nervös", "bittere Revanche for die letzte Begegnung", "Gegen die Galaaufstellung haben die Deutschen keine Chance".
-
Yeah, suck it to them! Das ist die richtige Antwort auf solche Sprüche. Und wenn solch ein Topteam nicht einmal ein Tor schießen kann, ja nicht einmal der teuerste Spieler auf der Welt in das Tor hineintrifft, dann freut es mich tierisch, den Gesichtsausdruck von Maradona zu sehen.
Ja, nichts gegen die Mannschaft der Argentinier. Die hat gekämpft und manchmal auch Klasse aufblitzen lassen. Dass sie bei der deutschen Abwehr, - das erste Mal, dass mir eine Abwehr gefallen hat - abgemeldet war, ist halt einerseits der Erfolg der deutschen Strategie oder auch Taktik, andererseits ist es aber auch ein Zeichen, dass ein guter Fussballspieler nicht automatisch ein guter Trainer sein muss und schon gar nicht ein guter Stratege.
-
Endlich ist er zurechtgestutzt.

Und wenn ich denke, wie viele Anhänger er hat, dann sind das halt die Leute, die immer wieder so leicht vergessen. *

[von www.bz-berlin.de/archiv vom 21.4.2004]

Buenos Aires - Argentinien ist erleichtert. Ihr Nationalheld Diego Maradona, 43, liegt zwar immer noch auf der Intensivstation der Privatklinik "Clinica Suiza Argentina", kann aber nach Angaben seiner Ex-Frau wieder alleine atmen. Im ärztlichen Bulletin ist dagegen noch von künstlicher Beatmung die Rede. Der Zustand hat sich nach dem Herzinfarkt stabilisiert, die Antibiotika wirken. Der Schock aber: Offenbar war beim erneuten Kollaps des Weltmeisters von 1986 wieder Rauschgift im Spiel. Die staatliche argentinische Nachrichtenagentur "Telam" meldete, dass in Maradonas Urin Reste von Kokain gefunden wurden. Der Kokaingehalt sei so hoch, dass er nur bei einem an regelmäßigen Drogenkonsum gewöhnten Körper äußerlich unbemerkt geblieben sein könne.

Maradonas Leibarzt Dr. Alfredo Cahe versichert weiter: "Es hat gar nichts damit zu tun. In letzter Zeit hat er kein Kokain konsumiert."

Der stark übergewichtige Weltmeister von 1986 war in den letzten Jahren immer wieder durch Drogen-Exzesse aufgefallen, kam gerade erst von einer langen Entziehungskur auf Kuba. Trotzdem verehren ihn die Argentinier wie keinen anderen.

Dutzende Fans umlagern noch immer die Klinik, die von der Polizei hermetisch abgeriegelt wird. Sportminister Roberto Perfumo und Staatspräsident Nestor Kirchner schickten Genesungswünsche: "Ich hoffe, dass er sich schnell erholt. Wie allen Argentiniern, so verursacht dies auch mir Schmerzen. Wir müssen ihm beistehen. Er ist eine großartige Person."

Wie ernst es um "Dieguito" stand, wurde durch ein Mitglied des Priester-Notdienstes bekannt. Er hatte dem Nationalhelden schon die "letzte Ölung" gegeben.


*) Die einzige Person, der ich Kokainkonsum nachsehe, ist Konstantin Wecker. Der hat aber später auch selbst gesagt, dass man die Finger davon lassen sollte.
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Was schenkt man Freunden

Mir etwas zu schenken ist mittlerweile schwer geworden, aber die richtig guten Freunde schaffen es doch immer wieder.

Wenn sich der Auszug eines Vorworts so liest:

...
Even Sir Stanley Unwin refused to publish it until his best author, Bertrand Russell told him he must.
This crucial recommendation was not achieved without intrigue, and required me (not unwillingly) to sleep with one of Russsell's granddaughters, who asked me in the morning,
"What exactly do you want from Bertie?"
"To endorse what he said about the book when he first read it in typescript," I told her.
"He never will" she exclaimed. "You'll have to twist his arm, you'll have to blackmail him. How can I help?"
...

[Preface to the fifth English edition to Laws of Form by George Spencer-Brown, p vii]

könnte man doch auf eine vergnügliche Fortsetzung hoffen.

Als kleines Anschauungsbeispiel stelle ich hier die Seiten 42 und 43 herein (Ich hoffe ich werde der angedrohten criminal prosecution entgehen.)



Es kommen hier die Begriffe completeness, theorem und proof vor. Man könnte daher auf einen mathematischen Inhalt schließen.
Sonst wird man sich mit den Zahlen ziemlich schwer tun. Sie sind entweder Indizes oder Referenzen auf einzelne Zeilen. Die halberten Quadrate sind marks of distinction.

Und laut Titelseite enthält das Buch den allerersten Beweis der Riemann-Hypothese. Leider setzen meine eigenen Verständnisschwierigkeiten bereits auf der Seite 3 ein:))
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1
Jul
2010

BP oder die Amis

Ist das Ölunglück im Golf von Mexico wirklich schlimm?
-
Ich behaupte einmal: NEIN.
-
Ich begründe dies mit dem Schimmelbrief, mit dem die Zuständigen von Deepwater Joint Investigation auf Vorschläge antworten.


"If you would like to submit a suggestion, it can be submitted via the Deepwater Response Web site at www.deepwaterhorizonresponse.com or by calling 281-366-5511.
Once a formal suggestion has been filed, BP technical personnel will carefully evaluate each and every one for technical feasibility and proof of application. If the engineering group finds the suggestion feasible, the person submiting the suggestion will be contacted if and when their support is needed.
Since this effort began, thousands of suggestions have been submitted and each one is being reviewed meticulously - that takes time and patience.
Bottom-line: suggestings are being taken, are welcomed, and appreciated.
Thank you.

Für Nicht-englischsprachige folgt eine Übersetzung:
"Bla, bla"

Diese Antwort hat ein Professor aus Wien mit einem möglicherweise "nicht möglichen" Vorschlag bekommen. Allerdings bekam der CERN auf sein Schreiben, die gleiche Antwort. Es ist eine Standard-Antwort.
-
Ich will hier nicht auf den Lösungsvorschlag eingehen. er findet sich im Internet. Meine erste Reaktion war: das wird nicht gehen, doch sollte es funktionieren, wird es nicht ohne die Mitarbeit des CERN geschehen, da die im Bereich Tieftemperatur die größte Erfahrung haben.
-
Aber die Art der Bürokratie, die hier an der Oberfläche sichtbar wird, zeigt mir, dass es "noch kein großes Problem ist". Es gibt noch keinen Notstand.
Und die Amis sind vermutlich auch viel zu stolz um Hilfe von außen anzunehmen.
Nehm' ich einmal an.
-
THANK YOU.
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Nichts

Dreißig Speichen umgeben eine Nabe:
In ihrem Nichts besteht des Wagens Werk.
Man höhlet Ton und bildet ihn zu Töpfen:
In ihrem Nichts besteht der Töpfe Werk.
Man gräbt Türen und Fenster, damit die Kammer werde:
In ihrem Nichts besteht der Kammer Werk.

Darum: Was ist, dient zum Besitz.
Was nicht ist, dient zum Werk.

gewidmet einem Liebhaber des Nichts, dem Dr. Schein

[Ohne Quellenangabe], damit ich nicht gefragt werde, wer das ist, von wem das ist. Aber einige werden es ja wohl kennen.
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30
Jun
2010

28
Jun
2010

Es geht nicht um Fussball

Das ein Videobeweis das Spielergebnis erst am nächsten Tag ermöglicht, ist eine dumme Aussage, die ich FIFA-Funktionären zubillige. (Da gibt es ja mittlerweile sogar einen UEFA-Funktionär, der unter Bestechungsverdacht steht. UEFA ist nicht FIFA, aber warum sollten die besser sein?)
Dass ein Videobeweis das Spiel nicht über Gebühr aufhalten muss, kann man am amerikanischen Football sehen. Da bedarf es einer Anforderung von seiten der Mannschaft, die ihn fordert. Dann wird das Video angesehen und danach beurteilt.
Die Anzahl dieser Anforderungen ist beschränkt. Das wäre auch beim Fussball möglich, denn so viele derartige Situationen gibt es ja nicht in einem Spiel.
Aber wenn man schon so gegen elektronische Medien beim Spiel ist, dann sollte auch die Fernsehübertragung verboten werden, denn die nimmt den Spiel auch seinen Reiz.
Dabei sein, die Ausdünstungen des Nachbarn mitbekommen, das Bier über den Kopf geschüttet bekommen, Rempeleien um den Platz und lautstarke Beschimpfungen rund herum, das ist echter Fussball. Nicht auf der Couch vor dem Fernsehen sitzen und an kleinen Nüßchen knabbern.
Es gibt allerdings einen realen Grund, warum die Herrschaften den Videobeweis nicht zulassen wollen. Die fallweisen Ungerechtigkeiten sind erwünscht. Dann regen sich die Menschen auf, haben tagelang etwas zu diskutieren und werden von den eigentlichen Problemen abgelenkt. Wir haben ja auch keine wirklichen Probleme, oder?
Das hat schon seit 2000 Jahren so funktioniert oder länger.
Panem et circenses. Es war ja auch nicht gerecht, dass ein paar Gladiatoren über die Klinge springen musten.
Daher ist alles, was das Spiel objektiviert, verpönt. Blut wollen wir sehen, gemeine Fouls (Tore sind ja selten geworden) und Ungerechtigkeiten.

Dann dürfen wir uns selbst gut vorkommen.
(Sorry, wenn ich da vielleicht jemanden ans Bein pinkle.)

-
Ich habe den obigen Kommentar bei carpe diem abgelassen, weil sich dort ein paar Leute gegen Videobeweise im Fussball ausgesprochen haben.
Ich gebe ihnen damit ja recht.
-
Und ich behaupte einfach, dass eine Fehlentscheidung bei der Toranerkennung "peanuts" ist, wenn man sie mit den Fehlentscheidungen in der Sicherheitstechnik vergleicht, die bei der BP-Bohrung passiert sind, wo nachweisliche Mängel keinen Aufruhr von Millionen von Menschen erzeugen. Oder zumindest nicht rechtzeitig.
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lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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