2
Jan
2014

Was ich so lese

Inzwischen wieder mit WLAN ausgestattet, lese ich die Berichte über das Neujahrskonzert. Sie erfreuen mein Herz, weil ich lese, dass Barenboim den Radetzkymarsch nicht dirigiert hat.
Und in drei Zeitungen gab es dazu Angaben, dass B. wohl nicht den militärischsten aller Marsche dirigieren wollte.
Für mich ist das die Bestätigung, dass es ja doch einige gibt, die verstehen, was sich in dieser Musik finden lässt. Vollkommen zu recht wird der Marsch heueraufgeführt, (und es sollte NUR heuer sein) weil es ein WW1-Gedenkjahr ist. Ich höre darin auch diese maßlose Überheblichkeit, mit der Österreicher und Ungarn in den Krieg gezogen sind. "Den werden wir doch rasch beendet haben."
Obwohl es mir um Großösterreich leid tut, musste es wohl dazu kommen, dass man uns gezeigt hat, wo der Bartel den Most holt.
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Ich glaube ja, dass die USA hier auch noch erst eine Lernphase durchstehen müssen. Momentan glauben sie ja, dass alles geht, was im Namen Amerikas passiert.
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Aber meine Verachtung für Menschen, die zum Radetzkymarsch klatschen, ist ziemlich unbeschränkt. Und hier nehme ich nicht einmal Leserinnen und Leser aus. Wer zur eigenen Untergangsmusik klatscht, hat wohl nichts Besseres verdient.
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steppenhund - 2. Jan, 16:28

Im Gegensatz dazu lässt sich aus der Geschichte lernen, dass Beethoven seine Widmung der 3. Symphonie, die er ursprünglich aus Begeisterung für Napoleon ausgeschrieben hatte, zerrissen hatte, als er von den Feldzügen Napoleons erfahren hatte.

HARFIM - 2. Jan, 17:10

Seit ich hörte,

dass ein KZ-Kommandant Mozart liebte, bin ich sehr skeptisch, was die Musik als Wirkung auf Moral und Ethik angehen mag.

Aber gewisse Aufführungen haben schon Symbolwirkung. Nazi-Aufmärsche werden bis heute von Wagnermusik beschallt, denke man nur an Wagneraufführungen in Bayreuth als Hitler und seine braune Brut die Musik fast zeremoniell "genossen". Wenn heute die deutsche Politprominenz immer noch die "Wagnerfestspiele" als "Hochkultur" feiert, finde ich das eher gespenstisch.

Da lobe ich mir aber den "Radetzkymarsch" als Buch von Joseph Roth, da finde ich eine eindeutige Position gegen Krieg und Gewalt, auch in den Seelen.
steppenhund - 2. Jan, 17:28

Musik, Moral und Ethik sind Begriffe, die ich nicht unmittelbar zusammenbringen möchte.
Es ist halt so, dass die Deutschen Verträge lieben. Verträge und Richter. Und ihre Musik soll etwas Moralisches an sich haben. Das unterscheidet sie von der französischen Musik.
Man kann Wagner vorwerfen, dass er Antisemit war. Zumindest behauptet das einer seiner Nachkommen. Man kann auch zu beweisen versuchen, dass der Antisemitismus Wagners aus seiner Pariser Zeit herrührt.
Dass Wagner von den Nazis gerne verwendet wurde, liegt wohl an einer bestimmten Art seiner Musik. Man kann Wagner auch mögen, ohne dass man versteht, was in der Oper gesungen wird. Das wird Anton Bruckner, einem Verehrer Wagners, nachgesagt, der sich den Tristan angesehen hat, ohne zu wissen, worum es eigentlich ging.
Wenn ich Mozart ablehnte, weil ein KZ-Kommandant ihn gemocht hat, würde ich mich ja noch viel mehr anderer Musik berauben.
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Worum es mir aber geht, ist die Instrumentalisierung von Musik in Kaufhäusern und früher eben in Militärmusik. Beides wirkt ziemlich stark.
Ich selbst kann mich ja wohl als Wagnerianer bezeichnen. Doch genauso gerne habe ich die Musik von Prokofiev und Schostakowitsch, die die Schrecken des Krieges musikalisch ausgedrückt haben.
Der KZ-Kommandant, der Mozart geliebt hatte, ist noch gar nichts gegen den Nazi-Apparatschnik, der Schubert verehrt hat. Vor kurzem habe ich eine Rede von Himmler (6 Minuten) auf Facebook gesehen. Da wird offenbar, wie sehr sich die Leute im Recht fühlten. Und das ganz ohne Musik.
Ich spreche nicht von einer Beziehung von Musik, Moral und Ethik. Ich spreche von einer Beziehung zwischen Musik und Emotion. Die wird sich ja wohl schwer abstreiten lassen.
steppenhund - 2. Jan, 17:29

Und wenn schon ein Antikriegsstück, dann gleich "die letzten Tage der Menschheit". Angeblich ist jeder Satz darin (bis auf die des Nörglers) recherchiert und wurde tatsächlich gesprochen.
HARFIM - 2. Jan, 17:43

smile

der Joseph Roth liest sich besser:-)

Unverfänglich ist wohl auch Prokofjew. Silvester sah (was auch sehr wichtig war) und hörte ich Lang Lang mit den Berliner Sinfonikern und dem 3. Klavierkonzert von Prokofjew im TV.
Und sie zeigten mit einem kurzen Schwenk die Kanzlerin nebst Gatten und den Präsidenten nebst Freundin unter den Zuschauern.
Begeistert und lachend, das hatte eine Symbolkraft, die mir schon eher zusagte.
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