29
Jul
2010

Sommerloch

Es ist leicht zu sehen, dass jetzt im Sommer weniger geschrieben und auch weniger gelesen wird. Ich muss zur Zeit auch relativ viel beruflich schreiben. Daher fällt mir für das Blog nichts Gescheites mehr ein.
Aber den folgenden Artikel habe ich recht interessant gefunden

http://derstandard.at/1277339143961/Stadt---Digital---Smart

Natürlich ist er sehr IBM-bezogen, selbst wenn es sich um das iPad handelt.
Die enthaltenen Gedanken sind deswegen nicht weniger wert.
Denn die Frage, die sich stellt, ist die der gesellschaftlichen Verwertung.

Wenn man davon ausgeht, dass Mitte unseres Jahrhunderts rund 80 Prozent der Menschen in urbanen Zusammenhängen, Städten und Regionen, leben werden, kann man sich vorstellen welche logistischen und gesellschaftlichen Anforderungen auf uns zukommen. Und die Aufgaben beginnen nicht in der Zukunft, sondern sie beginnen heute. Denn unser heute ist die Zukunft der Science-Fiction Romane aus den 1950er Jahren. Lesen Sie etwa Philip K. Dicks Roman "Player Piano" und Sie werden denken, dass es ein Bericht aus dem "Heute" ist.

In einem anderen Zitat kommt allerdings etwas vor, wo ich meine Haltung zwischen Arroganz und Schmunzelei ansiedeln möchte.

Die einzelnen Geräte (und ich meine wirklich alle Arten - vom viel zitierten Eiskasten bis zum Auto, vom Smartphone bis zum Fahrrad - sind in der Lage Informationen zu versenden und zu empfangen. Das heißt zugleich, dass ungeahnte Intelligenz im Alltag Einzug gehalten hat und viele tolle Lösungen denkbar geworden sind.

Ungeahnte Intelligenz! Vielleicht meint er damit ja auch tatsächlich ungeahnte Blödheit, wie man das bei 1984 interpretieren könnte. Diese ungeahnte Intelligenz hilft zum Beispiel überhaupt nicht, wenn sie nicht genutzt wird. Für Duisburg hätte man aus gegebenen Anlass die Intelligenz schon nützen können. Es hätte genügend Information gegeben.
Wenn die Veranstalter zu geil sind, (und ich meine geldgeil und sensationsgeil, die andere Geilheit finde ich ganz in Ordnung.) so hilft selbst ungeahnte Intelligenz überhaupt nichts.

Wie soll ich denn etwas für vernünftig halten, wenn ich die Intelligenz gar nicht erahnen kann?
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david ramirer - 29. Jul, 11:49

es sollte nicht unbedingt von vornherein ausgeschlossen werden, dass die genannte intelligenz völlig andere ziele hat, als sich die menschen (oder die menschheit) wünschen würden.
auch das ist thema so manches science fiction-romans.

steppenhund - 29. Jul, 12:04

Deswegen bleibt sie ja auch "ungeahnt". Wie soll ich mir etwas vorstellen können, was ich selbst nicht will und nicht die Möglichkeit habe, mir technische Möglichkeiten auszumalen. Das ist ja dann die Aufgabe von SF-Autoren.
david ramirer - 29. Jul, 12:15

wenn etwas nicht einmal geahnt werden kann, dann kann es auch keinesfalls bei "vielen tollen lösungen" mithelfen. im sommerloch fällt auch die formulierfreude der journalisten in ungeahnte tiefen! ;)
steppenhund - 29. Jul, 13:40

Nein, in dem Fall muss ich die Journalisten in Schutz nehmen. Das dürfte Originalformulierung von Leo Steiner, dem Generaldirektor von IBM Österreich sein.
Natürlich weiß ich nicht, ob er nicht einen Ghostwriter hat, der selbst wiederum Journalist ist:)
ConAlma - 30. Jul, 12:48

vor lauter schreiben komm auch ich nicht zum schreiben ;)
aber die löcher werden bald wieder gestopft. alles kopfgespeichert, dafür reicht die intelligenz grad.

steppenhund - 30. Jul, 19:32

Ich hatte mir schon so etwas gedacht. Doch jedesmal, wenn ich wieder nachsehe, bin ich leicht betrübt, weil der letzte existierende Eintrag doch einen sehr traurigen Eindruck auf mich macht.
Jossele - 30. Jul, 15:14

Ich hatte gestern Gelegenheit, das superneue i-Pad eines, an sich doch eher als intelligent einzustufenden, Menschen in der Hand zu haben. Grandios! (?)

Man kann damit Atofahren, also das ganze Tablet herumdrehen zur Lenkung, und das Bild stimmt sich darauf ein.
Man kann, so in Besitz eines i-Phones, damit Scrabble spielen.
Man kann ...
Man braucht das unbedingt! (?)

Information ist, nach wie vor, Inhalt.
Verpackung, mag sie auch noch so technisch ausgefeilt sein, ist sekundär.

Für Duisburg hätte ein Telefon mit Wählscheibe, verantwortungsvoll benützt, schon, viel gebracht.
Life is fun, und da nehmen wir ein bisserl Kolateralschaden schon einmal in Kauf.
Ich mein´, man hat ja auch investiert.

Wieso zieht sich eine senkrechte Falte an meiner Stirn Bahn?

steppenhund - 30. Jul, 19:38

Irgendwie habe ich ja etwas Ähnliches in einem früheren Eintrag über den iPad anklingen lassen.
Ich werde ja an sich bei den Gedanken daran zynisch und politisch unkorrekt.
21 Tote sind zwar 21 zuviel aber absolut gesehen "nicht einmal Kollateralschaden". Wieviele sind das? 5-6 Wochenenden in Oberösterreich?
Deutsche Verhältnisse kenne ich statistisch keine.
Und jetzt wird die Love-Parade total gestrichen. Was hat denn das wieder für einen Sinn. Da müsste ja genauso gut Volkswagen den Phaeton aus der Produktion nehmen, weil sich damit ein Landeshauptmann erschlagen hat.
Und solche Ereignisse sind doch wie gemacht für die Menschheit. Da darf offiziell betrauert und geklagt werden. Über 200 000 bei einer Überschwemmung oder einem Tsunami gehen die Emotionen lange nicht so hoch.
Und ganz ketzerisch gefragt:
Was ist schlimmer?
Duisburg oder der Ausbruch des isländischen Vulkans? Was hat uns mehr hergenommen?
Trithemius - 30. Jul, 23:19

Wir können nicht leugnen, dass sich unsere Welt rapide verändert unter dem Einfluss des Internets und anderer Fernkommunikationsmedien. Selbst wer sich fernhält, ist einbezogen über Dritte in seiner Umgebung. Und wie sich das Denken durch die Erfindung der Schrift, später des Buchdrucks verändert hat, so wird sich auch das Deneknen verändern unter dem Einfluss des Inetrnets. Es ist eigentlich schon geschehen. Wir pflegen Kontakte mit Menschen an fernen Orten, haben Zugriff auf schier unendlich viele Lebenswelten, deren Digitales in das Analoge des Lebens hineinreicht, wir suchen uns die Informationen und lassen uns immer weniger vorschreiben und -denken von den klasssischen Medien, sind eigene Produzenten von Medieninhalten ...
Ich finde das unglaublich spannend, und jeder Tag ist mir eine neue Offenbarung, denn es geschieht so unglaublich Vieles, woran man früher nicht den geringsten Anteil hatte. Längst habe ich eingesehen, dass es keinen Sinn hat, diese Entwicklung moralisierend zu betrachten. Es geschieht und ist nicht aufzuhalten. Also gucke ich lieber, was da genau passiert, und genau aus diesem Grund habe ich das hier gelesen und kommentiert.

steppenhund - 31. Jul, 09:50

Längst habe ich eingesehen, dass es keinen Sinn hat, diese Entwicklung moralisierend zu betrachten. Es geschieht und ist nicht aufzuhalten.
So sehe ich das auch. Bei mir kommt noch eine Komponente hinzu. Von Kindheit an war der Computer für mich Faszinosum. Und das zu einer Zeit, als Computer im heutigen Sinn absolut unvorstellbar waren. Selbst in Science-Fiction-Romanen kamen nur Mainframes vor. (Asimov und ähnliche, die halt in den 50er und 60er Jahren so Rang und Namen hattten). Später arbeitete ich mit Bildanalyse und anderen medizinisch technischen Geräten und war glücklich, dass der Computer zu einer Verbesserung beitrug.
Auch in der heutigen Entwicklung sehe ich ein Potential zur Verbesserung. Allerdings wird es von der Dominanz von marktpolitischer Entwicklung stark überschattet. Wie kann man den Computer sinnvoller nutzen? Das ist die Frage, die sich mir stellt.
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