21
Okt
2010

Keine Frauen in der Musik

Die bei ConAlma aufgeworfene Frage hat heute bei mir zu einer spontanen Kausalitätsüberlegung in einem ganz anderen Bereich geführt. KittyKoma schreibt, dass Männer immer überrascht sind, wenn sie sich als Science-Fiction-interessiert outet. Anscheinend lesen viel weniger Frauen Science-Fiction als Männer.
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Ich bringe nun diese beiden Themen zusammen. Vielleicht sind Frauen realitätsbezogener. Sie träumen nicht von der Zukunft. Vielmehr scheint es Trend zu sein, "das Leben im Jetzt" zu verfraulichen.
Wenn man nun überlegt, dass die meisten klassischen, E- oder sonstwie etablierten Altmusiker erst nach ihrem Abkratzen berühmt wurden, könnte man schließen, dass Musik einen Traum des Komponisten erfüllt. Und es geht um Träume der Zukunft.
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Sic.
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Nachtrag: und keiner von denen, die erst später berühmt wurden, konnte sich vorstellen, dass ihn seine Mitmenschen einfach nicht verstehen konnten.
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rosenherz - 21. Okt, 19:52

Frauen träumen nicht von der Zukunft? Frauen leben mehr im Jetzt? Nein, lieber Steppenhund, das wohl kaum. Die ganze Aufmerksamkeit von uns Fauen ist doch ganz auf das Kommende, auf die Zukunft hin ausgerichtet: Wir wollen einen Mann, der uns Sicherheit verspricht, unseren Schmuck und unsere luxoriösen Kleider finanziert, ein prestigeträchtiges Auto in die Garage stellt und eine elegante, großzügige Wohnung erhält. Attraktiv, gscheit, angesehen, erfolgreich, weltmännisch, mit einem niemals endenden Geldfluss auf dem Konto ausgestattet, auf ewig topfit bis zum letzten Atemzug sein und mit einem unzerbrechlichen Herzen ausgestattet soller auch sein.

Auch bei uns Frauen sind wir nicht auf das jetzt real zu Erlebende ausgerichtet, sondern auf das, was erst einmal kommen wird ... eine schlankere Figur, schmalere Taille, prallere Brüste, faltenfreies Gesicht, einen durchtrainierten Körper, ästhetischere Knie, weißere Zähne, knackigeren Arsch, längere Fingernägel, weniger auffälligere Naseform, dünnere Oberschenkel, eine anderen Farbton im Haar, ewig jugendliches Aussehen, braunere Hautfarbe, neue Schuhe, häufigere Einladungen, geringere Ausgaben, spendierfreudigere Bekanntschaften, schwungvollere Kleider, teurere Mäntel, schönere Erlebnisse und häufigere Urlaube.
;-)
das ist die Science Fiction von uns Frauen.

ConAlma - 21. Okt, 23:02

Oh ja, wir Frauen sind wirklich zukunftsträchtig!
steppenhund - 22. Okt, 00:54

@rosenherz

Science-Fiction zielt aber nicht auf die eigene Zukunft. Sondern auf eine losgelöste, die entweder utopisch oder dystopisch ist. (besser oder noch schlechter als jetzt)
Die auf die eigene Zukunft bezogene Vorstellung ist nie utopisch. Man will ja, dass sie eintrifft. In der SF wird eingeräumt, dass sich dafür etwas drastisch ändern muss.
Stetigkeit versus Unterbrechung der Zeitschiene.
virtualmono - 22. Okt, 08:23

weniger auffälligere Naseform

Ha - Ihr habt ja gar keine Ahnung, wie sehr wir Männer uns gerade in ungewöhnliche Nasen verlieben können - 08/15 hat schließlich jede ;-)
rosenherz - 24. Okt, 15:23

Interessant. So kann frau sich irren in der Einschätzung dessen, dem Manne würde dies oder jenes missfallen! Sollte ich also mein Näschen mehr schätzen, statt über eine wünschenswertere Form zu schwätzen?

Ich erinnere mich an einen Roman (von Lili Palmer), in dem es um eine Operation einer ungewöhnlich geformten Nase einer Frau geht. Sie meinte, ihr unglücklich empfundenes Dasein würde mit der verhassten Form der Nase zusammenhängen, aber sie hatte kein Geld für eine OP zur Verfügung. Durch Zufall geriet sie an einen Chirurgen, der sie kostenlos operierte unter der Bediengung, alle operativen Maßnahmen als Lehrvideo für Medizinstudenten aufnehmen zu dürfen.
Im Laufe der Geschichte erfährt die Leserschaft, wie die später "attraktive" Nase die Persönlichkeit der Frau verändert. Bis zum Ende der Geschichte wünscht sie sich ihre alte Nase wieder.
kittykoma - 22. Okt, 00:48

ich pflege mittlerweile mein Vorurteil, daß Phantasy eher das frauengenre ist, weil es nonlinear und nonkausal sein darf, außerdem ist es dynastisch erzählt, generationen folgen nicht nur aufeinander sondern verstricken sich miteinander. jedes Wesen ist möglich.
zukunftsliteratur als männliches Genre hat lineare Entwicklung zum Thema. sie ist technikorientiert. alles ist möglich, sofern es eine technische Lösung dafür gibt.

steppenhund - 22. Okt, 01:03

Ich stimme zu, was phantasy angeht.
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Zur Linearität und Technikorientiertheit würde ich so nicht zustimmen. Es stimmt vielleicht für die C-Literatur, doch kann ich genügend Beispiele angeben, wo die Technik überhaupt keine Rolle spielt, zumindest nicht im Sinn, dass da irgendein Deus ex Machina hineinfunkt.
Beispiel 1: "Der fiebernde Planet" von Asimov. Ein unter Amnesie leidender Wissenschaftler weiß nicht mehr, wer er ist. Er arbeitet auf einem Feld. Der einzige Satz, der ihm in Erinnerung geblieben ist (in Bezug auf seine frühere Arbeitstätigkeit): "Ich analyse das Nichts."
Letztlich geht es um die Analyse des Weltraums und das Gefühl der Schwerkraft eines Planetens, der Erde, die es gar nicht mehr gibt. Es ist nicht die physikalische Schwerkraft sondern die psychologische, sozusagen das Heimweh nach der nicht mehr existenten Erde, das ihn den einzig möglichen Beruf ergreifen lässt. Eine ganz spannende Detektivgeschichte.
Beispiel 2: die schon erwähnte "weiße Pest" von Herbert Franke. Diese Dystopie hat zwar noch nicht mit der darin besprochenen Katastrophe stattgefunden. Doch die psychologische Komponente ist so schlagend, dass man sich nur wundern kann, dass sie heute noch nicht ausreichend ernstgenommen wird.
Jemand, der höchste Vertrauensposition genießt (und "clear") ist, wird aufgrund eines exogenen Vorkommnis "umgedreht" und wechselt die Seiten. So etwas gab es doch schon, wenn man genau nachdenkt - und das nicht nur einmal. Manchmal glauben halt ein paar Hochhäuser dran.
virtualmono - 22. Okt, 08:39

Manchmal glauben halt ein paar Hochhäuser dran.

... und mir läuft es immer noch eiskalt den Rücken herunter wenn ich daran denke, daß meine damalige Herzensdame ein paar Tage davor genau in diesen Hochhäusern verweilte...
steppenhund - 22. Okt, 09:00

Aber es stimmt doch. Manchmal werden die Sicherheitsvorkehrungen bis zum geht nicht mehr getrieben, aber es wird total darauf vergessen, dass Seiten gewechselt werden können und der interne Freund der ärgste externe Feind werden kann.
Und manche Behörden nehmen das Risiko nicht nur bewusst in Kauf sondern fördern es noch durch ihre eigene Politik.
virtualmono - 22. Okt, 09:27

Logisch - dafür gibt es reichlich Beispiele (man denke nur an Guillaume...). Und es hat schon seinen Grund, daß wir SysAdmins unsere "heiligen Kühe" besonders auch gerade vor den legitimierten Benutzern schützen ;-)
Jossele - 23. Okt, 16:12

Was "verfraulichen" des Lebens betrifft, also damit hab ich Probleme, zumindest was die Begriffsbestimmung betrifft.

Der Antrieb, ein Kind, ein Bild, Literatur oder Musik in die Welt zu setzen hat durchaus annähernd verwandte Motive (Bitte, Frauen, reduziert mich nicht auf die Aussage, Frauen sind dazu da, Kinder in die Welt zu setzen, Männer wollen dies mitunter ebenso, genauso wie Frauen Bilder malen etc.).

Etwas von mir mitteilen, das ist Science-Fiction, weil es ist immer, so meine ich, in die Zukunft gerichtet, egal ob Musik, Bild, Literatur oder Kind.

Nachtrag: Wie die Zeit mit einem/einer, und deren Hinterlassenschaft, umgeht kann sich sowieso niemand vorstellen, weil da ist sehr viel Zufall im Spiel.

Ps.: Frida Kahlo, vor Jahren im Essl Museum, marginal beachtet, jetzt ein "must have".

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