28
Mrz
2011

Ist es eigentlich klar?

... wie für dumm man uns hält?
... wie hirnverbrannt Atomkraftbetreiber argumentieren?

Die folgenden Zitate stammen alle aus einem Standard-Artikel von heute, der sich vermutlich ja nur auf entsprechende Pressemeldungen offizieller Art stützt, die in erster Linie das repräsentieren, was der AKW-Betreiber von sich gibt.

Teilweise Kernschmelze in Block 2 in Fukushima...
Diese Frau ist teilweise schwanger.

AKW-Betreiber: Krise kann Jahre dauern...
bis alle Teile der teilweisen Kernschmelze verbraucht sind, oder was?


Tepco, hatte zuvor seine Angaben korrigiert und spricht jetzt noch von einer 100.000-fach höheren Konzentration als normal. Zuvor war gemeldet worden, die Strahlung sei 10 Millionen Mal höher als sonst.
Ein Faktor von 100 ist nur ein kleiner Rechenfehler. Das mit der Mathematik ist sowieso nicht so wichtig. Aber was soll es denn eigentlich bedeuten? 0 * 100.000 wäre noch immer 0, ist also gar nicht so schlimm. Was ist eine relative Angabe ohne Aussage über den Grundwert?

Laut Tepco könnte es sein, dass
Verstrahltes Wasser auch bei Reaktoren 5 und 6 ...

Überraschung!!! So alle 7 Tage hören wir etwas von 5 und 6. Die sind zwar im Grunde genommen genauso gefährdet wie Reaktor 4, sind aber halt nicht "im Fokus".

Tepco hat nun auch im Wasser in 30 Metern Entfernung der Reaktoren 5 und 6 erhöhte Radioaktivität gemessen. Die Werte radioaktiven Jods sollen 1.150 Mal über dem Normalwert liegen, teilte die japanische Atomaufsichtsbehörde am Montag mit.

Naja, sie hätten's ja auch z.B. erst in 15 Jahren messen können. Die Krise dauert ja noch Jahre, siehe oben.


An den beiden Reaktoren wurden zur Zeit des großen Bebens am 11. März Wartungsarbeiten vorgenommen. Zuvor waren die Messungen nur südlich des Kraftwerks, vor den Reaktoren 1 bis 4 vorgenommen worden.

Vielleicht hätte man früher noch etwas eindämmen können, weil es anscheinend nicht so gefährlich erschien. Jetzt wird die Arbeit dort auch nicht mehr ganz leicht sein. Aber der Mensch kann ja nur eine Sache auf einmal ansehen.

...räumte der Tepco die unsicheren Aussichten für seine Versuche ein, eine Kernschmelze zu verhindern.

Wir haben doch schon gerade gelesen, dass eine teilweise Kernschmelze bereits im Gange ist. Wie verhindert man etwas, was schon da ist?
Die Antwort wäre wertvoll: wie verhindert man einen Grasser oder einen Strasser?

Leider gebe es keinen konkreten Zeitplan, um klar zu sagen, in wie vielen Monaten oder Jahren die Krise vorbei sei, sagte der Tepco-Vizepräsident Sakae Muto.

Ist ja irgendwie schon nett, wenn die Leute von Plänen sprechen. Bis jetzt gab es überhaupt keinen Plan sondern nur unmittelbares adhoc-Reagieren auf das, was gerade in den nächsten 5 Sekunden drohte.

Die Excel-Sheets mit den zu erwartenden Gewinnen und den Einsparungsgewinnen, wenn bestimmte Kontrollen nicht gemacht werden, - die wurden allerdings exakt geplant.

Und jetzt bitte AKW-Betreiber der westlichen Welt vor den Vorhang! Was hätten ihr geplant? Ein kleiner Solidaritätsakt wäre doch nett, wenn ihr euch alle selbst aufhängt.

UND 39% FÜR EINEN MAPPUS SIND NOCH IMMER ZUVIEL. DER TYP UND DIE 39% GEHÖREN AUF EINE VERGNÜGUNGSFAHRT NACH FUKUSHIMA GESCHICKT. ICH GLAUBE NICHT, DASS ES 39% SUPERREICHE IN BW GIBT. DASS DIE EINEN MAPPUS WÄHLEN, KANN ICH NOCH VERSTEHEN. ABER ALLE ANDEREN SIND GENAUSO BLÖD, FÜR WIE MAN SIE TATSÄCHLICH HÄLT!
UND EIN PAAR ÖSTERREICHER FALLEN MIR IN DEM ZUSAMMENHANG AUCH EIN...
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oops - 28. Mär, 08:48

ist unglaublich was uns vorgemacht wird
bzw geglaubt, dass wir alles einfach schlucken

steppenhund - 28. Mär, 11:21

Ja, genau um das geht es mir ja in meinem Beitrag.
nömix - 28. Mär, 09:25

Ja, das von der Teilweisen Kernschmelze hab ich heut früh in den Nachrichten gehört und war ebenfalls fassungslos. O-Ton: »Nach den neuesten Informationen ist die Lage möglicherweise doch ernster als befürchtet
Möglicherweise. Doch ernster.
Erinnert mich an den Auftritt des Herrn Experten für Reaktorsicherheit von der TU Wien, der in der ZiB (leider nimmer online) vor dem Hintergrundbild der explodierenden Reaktorhülle die Ferndiagnose stellte: »Die Kollegen in Japan haben die Situation unter Kontrolle, nichts beunruhigendes
Eine der dümmsten Wortmeldungen zum Thema stammt von dem Kultur(sic!)journalisten Wolfgang Herles, im ZDF-Blog*:
»Keine Naturkraft ist an sich moralisch verwerflich. Auch nicht die Kernspaltung
An sich. Naturkraft. Eine Aussage von geradezu erschütternder Sinnfreiheit. (nach dem Motto: es hat zwar keiner eine Ahnung, wovon er redet, aber dafür jeder umso lauter.)

steppenhund - 28. Mär, 11:22

Ich glaube, es handelt sich um Dr. Georg Steinhauser. Der ist mir schon bei einer Diskussion aufgefallen. Der zeichnet sich durch extrem hohe Blödheit, Arroganz und Unverständnis aus.
testsiegerin - 28. Mär, 09:31

Danke für dieses Posting.

Ich kenn mich ja selber nicht aus bei solchen Dingen. Ich bin auf das, was ich in den Zeitungen lese und im Fernsehen höre, angewiesen. Drum bin ich froh, wenn das hier hinterfragt und zurechtgerückt wird.

steppenhund - 28. Mär, 11:24

Aber mit der teilweisen Schwangerschaft kennst Du dich schon aus, oder? :)))
Man kann es auch so beschreiben.
Sie haben zwar eine Atombombe geschmissen, aber es war nur ein kleines Bomberl.
Oder: ein Flugzeug ist abgestürzt, aber es sind nur 2% der Menschen ums Leben gekommen, wenn man es mit den Todesopfern von Fukushima vergleicht.
Gregor Keuschnig - 28. Mär, 09:37

Die Informationspolitik von Tepco ist direkter Ausweis dafür, wie man dort arbeitet. Ich glaube allerdings nicht, dass das in Deutschland oder Frankreich wesentlich anders wäre.

Die 39% für die BW-CDU sind wirklich hoch. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich um ein sogenanntes "Stammland" der CDU handelt. Interessant die Wählerwanderungen. Übrigens ist in Deutschland für die Energie- und Kernkraftpolitik der Bund zuständig; die Länder sind hier an Weisungen gebunden. Theoretisch müsste ein grüner Ministerpräsident auch wieder die AKWs anschalten, wenn das "Moratorium" ausläuft.

steppenhund - 28. Mär, 11:29

Ja, das mit dem Kernland ist mir schon klar. Umso effizienter ist die Watschen für AM.
rosmarin - 28. Mär, 10:51

fassungslos macht mich - mehr als die kernschmelze (die war seit zwei wochen zu erwarten) - für wie saublöd man die menschen hält. das lässt mich wirklich nach luft schnappen.

steppenhund - 28. Mär, 11:32

Und wir sind auch tatsächlich so blöd. Sonst müssten wir wesentlich aggressiver gegen manche Politiker reagieren, die uns einzulullen versuchen.
Ich denke, man sollte manche Politiker in Diskussionssendungen einladen und immer dann, wenn sie die ersten zwei Worte gesagt haben, abdrehen:
Politiker: "Ich bin ..." (der Meinung, dass etc. etc.)
Moderatorin: "Hör'n Sie Arsch! Wir wissen eh, was Sie jetzt für einen Scheiss von sich geben wollen. Wir kürzen das ab.
Wir fragen den Redner X..."
castagir - 28. Mär, 11:53

Bevor Ihr Euch in Eurer Aufregung gegenseitig hochschaukelt:

Natürlich gibt es keine konkreten Zeitpläne. Oder habt Ihr schon mal einen Desasterfall erlebt, in dem man mittendrin sagen konnte: 'hey, sowas haben wir zwar noch nie in der Form erlebt, zur tagesschau sind wir aber bestimmt mit dem Thema durch.'.

Und würdet Ihr Euch denn besser fühlen, gäbe es solche statements ? Wenn uns alle 25 Jahre so ein Ding um die Ohren fliegt, dann ist zwangsläufig _NIEMAND_ darauf vorbereitet. Und jede Aussage und Prognose ist fehlerhaft, ob absichtlich oder mangels besseren Wissens ist zweitrangig.

Löst Euch - nur für eine Minute - mal gedanklich von der Illusion, dass mehr Information Euch hier auch nur einen Schritt weiter bringen würde - sowohl die Vollkaskomentalität als auch die Illusion der informierten Entscheidung sind nichts als Selbstbetrug, wenn man eine vorgefasste Meinung hat.

Anders ausgedrückt: Keine Äusserung, keine Prognose wäre in der Lage, Eure Bedürfnisse zu befriedigen.

Auf die Verbindung eines atomaren Desasters mit einer Landtagswahl will ich nicht weiter eingehen, ein unüberschaubares Thema auf einmal ist mehr als ausreichend, man muss sie nicht auch noch miteinander verrühren. Dass es ein beliebtes Mittel ist, macht es nicht besser.

steppenhund - 28. Mär, 12:39

Prinzipiell kann ich schon zustimmen, dass man nicht für ein unvorhergesehenes Ereignis einen genauen Zeitplan haben kann.
-
Es ist aber absolut unglaubwürdig, wenn Informationen mit einer Giesskanne ausgegeben werden, nach denen die Vorgänge in Reaktor 5 und 6 so alle 7 Tage einmal vorkommen.
Es ist absolut unglaubwürdig, wenn Strahlungsdaten mit Multiplikationsfehlern von 10^2 veröffentlicht und später revidiert werden.
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Es ist schwierig einen Plan zu machen und es ist vielleicht nicht ratsam, am ersten Tag bereits zu verlautbaren, dass sich die Japaner auf 2 Monate äußerste Gefährdung einstellen müssen. Wenn man aber nicht einmal das Wenige was man weiss, gesichert verlautbaren kann, wird es sehr schwer sein, einen Plan überhaupt zu verfertigen.
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Offensichtlich muss ein Betreiber wie Tepco ja auch noch Flurbereinigung hinsichtlich seiner eigenen Versäumnisse betreiben. Bösartigerweise könnte ich schreiben, dass in diese Richtung mehr Hirnschmalz investiert wird als in die Schadensbekämpfung selbst. Ich hoffe aber, dass dies in Wirklichkeit nicht so ist.
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Wenn man für derartige Katastrophen keinen Plan vorab entwickeln kann, bedeutet das nichts anderes, als dass die Technologie nicht beherrschbar ist. Dann sollte man auch konsequent handeln, was aber in unseren Breiten noch nicht so gesehen wird. Zumindest nicht von einer CDU.
Solche Pläne heißen - glaube ich - Contingency plans. Ohne einen derartigen Plan, können auch noch ganz andere Dinge in die Hose gehen, da braucht man nicht einmal das Atom bemühen.
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Nein, ich rege mich auf und will das auch ganz öffentlich tun, wenn ich die Meldungen sehe. In dem Fall geht es nämlich nicht nur um die Meldungen, die sich Tag um Tag entwickeln, sondern der State of Art wird in einer derart widersprüchlichen Weise geschildert, dass ich mir für dumm verkauft vorkomme.

P.S. Bei uns hat sich Dr. runo Kreisky voll hinter die Atomabstimmung gestellt. Wenn nicht mit JA gestimmt wird, geht er. Er ist dann auch gegangen - so viel kann man zumindest achten.
hans1962 - 28. Mär, 13:45

@PS

Das ist sachlich unzutreffend: Kreisky verband zwar sein politisches Schicksal mit dem Ausgang der Volksabstimmung zur Inbetriebnahme des österr. Kernkraftwerk Zwentendorf im Jahr 1978, trat aber dann doch nicht zurück, obwohl das Ergebnis mit 50,47% "gegen ihn" ausfiel. Erst 1983 wollte er nicht mehr.
Gregor Keuschnig - 28. Mär, 14:08

@steppenhund

Das Problem ist natürlich, dass die Informationserwartungen sehr hoch sind, da hat castagir schon recht. Weniger wäre mehr. Ein weiteres Problem ist, dass man das wenige, was man sagt, auch noch falsch sagt und irgendwann dann zurücknimmt. Tatsache dürfte sein, dass niemand genau weiss, was in den eaktoren vor sich geht.

Zur Beherrschbarkeit von Technik muss man sagen, dass keine Technik vollends beherrschbar ist. Aber vielleicht gehört dieses Statement schon wider Willen zu den neun Gemeinplätzen des Atomfreunds.

Jetzt geht's mit Deutschland bergauf! Sogar Schirrmacher ist grün. Olé.
castagir - 28. Mär, 14:35

Wann ist eigentlich das Sicherheitsbedürfnis derart angewachsen, dass für jedes Szenario ein Plan existieren muss ? Und dass, wenn keiner existiert, bitte ad hoc einer zu generieren ist, der der aufgeladenen Masse einerseits erklärt, was Cer-144 ist, und andererseits, dass übermorgen aber alles wieder gut ist ? Einer Masse die bereits Schwierigkeiten hat, Millisievert von Mikrosievert zu unterscheiden und bei der Risikoeinschätzung von Beidem eins davon ungefähr doppelt so schlimm findet wie das andere? Gefüttert von Redaktionen mit Praktikanten die schon beim Übersetzen daneben hauen, und bei denen jeder zweite Satz Meinung statt Information ist?

Dass da Fehler passieren ist doch voraussehbar. Das wird durch mehr Information nicht besser, im Gegenteil.
Gregor Keuschnig - 28. Mär, 16:19

@castagir

Es geht nicht um "Fehler" - es geht um einen Vorgang, der irreversibel und Jahrtausende Auswirkungen hat. Da hat keiner eine Hecke falsch geschnitten oder irrtümlich einen Fußball in die Fensterscheibe gekickt.

Jeder Imbißbudenbesitzer muß strengere Vorschriften über die Entsorgung seines Altöls befolgen als die AKW-Betreiber, die ihre alten Brennstäbe in Hallen verbingen dürfen - auf Kosten des Steuerzahlers natürlich (so ist das in Deutschland). Das Informationsbedürfnis ist so hoch, weil die Folgen derart unkalkulierbar sind. Und weil sich zeigt, dass es überhaupt keine Idee zu einem solchen Unfall gibt. Ihre Schlußfolgerung, dass "Fehler" durch "mehr Informationen nicht besser" werden, ist höchstens noch zynisch.
hans1962 - 28. Mär, 17:09

@castagir

...Gefüttert von Redaktionen mit Praktikanten die schon beim Übersetzen daneben hauen, und bei denen jeder zweite Satz Meinung statt Information ist...
Da haben Sie zielsicher ins "Weiche" gegriffen. Informationen der präsentierten Qualität - unkritisch abgeschrieben und mit persönlichen Befindlichkeiten individualisiert - dienen ausschließlich der Beheizung des Affektreaktors, der etwa eine handbreit über dem Bauchnabel dahinköchelt.

@GK
Sie sind am Sinn der Einlassung castagirs vorbeigegangen und Ihre wertende Zusammenfassung ist unzutreffend. Castagir behauptete, dass das "Passieren" von Fehlern durch mehr Information nicht besser werde und nicht, wie von Ihnen behauptet, die Fehler selbst. Ihre Interpretation gibt castagirs Formulierung schon syntaktisch nicht her. Offen bleiben muss auch, welche Fehler castagir überhaupt gemeint hatte.
virtualmono - 28. Mär, 20:24

@castagir - es geht doch weniger darum, einen perfekten Notfallplan zu präsentieren oder gar zu behaupten, man habe die Lage im Griff und Ostern sei sicherlich wieder alles gut... nein, es geht schlicht und einfach darum die Wahrheit zu sagen. Also konkret: Wenn man schon im Trüben fischt, das wenigstens zuzugeben, und sich nicht noch hinter geschönten Strahlungswerten zu verschanzen und zu versuchen uns alle für blöd zu verkaufen!
castagir - 28. Mär, 22:46

Bitte, nicht schon wieder die arme, leidgeprüfte Wahrheit.

Nochmal zum mitschreiben: Wenn etwas passiert, das in dieser Tragweite niemand sich vorstellen wollte, heisst die Wahrheit 'Wissen wir nicht', oder auf japanisch 'Wir kennen beinahe alle Details'. Punkt.

Es stellt nur niemanden zufrieden, wenn einer die Wahrheit zwei Wochen lang sagt, so viele Formulierungen davon gibt es selbst im Japanischen nicht ... die einen schreien nach Strahlenwerten, die anderen schon nach den denkbaren Auswirkungen auf die Murmeltierpopulation in den Alpen. Also werden ungesicherte Informationen und interpretierte Halbfakten salamischeibenweise auf die hungrige Meute geworfen. Regt sie sich eben über falsche Umrechnungsfaktoren auf, weil Dilettanten anderen Dilettanten übersetzen, was sie von dem verstanden haben, das jemand erzählt hat, der nur sagen darf was ihm jemand aufgeschrieben hat, der wirklich weiß wovon er redet - und bemängelt die fehlende Wahrheit.

Wer die wenigen faktenbasierten, gesicherten, aktuellen Informationen (a.k.a. Wahrheit (tm)) haben will die es gibt, der hat sie doch längst, sofern er sich jenseits von spiegel, standard und n-tv bewegt. Gehört ja auch wirklich nicht viel dazu ausser der Einstellung, sich damit dann auch solange zufrieden zu geben, bis dort weitere Informationen verfügbar werden, während auf allen Kanälen schon ganztägig drittklassige Externenrunden tagen. Bis das allerdings bildzeitungsmässig aufgearbeitet ist damit man es mühefrei findet, wird es noch dauern.

Wer sich hier über fehlende Wahrheit aufregt hat nicht verstanden, dass Medien demn Prinzip von Angebot, Nachfrage und Faulheit gehorchen. Quizfrage: Woher kommt die Nachfrage?
virtualmono - 29. Mär, 01:24

Mir ist durchaus klar, daß es auch beim "Qualitätsjournalismus" nur ums Geld geht und daß aus diesem Grund gelogen wird, daß sich die Balken biegen - genau das ist ja das Problem auf diesem verdammten Drecksplaneten. Mit dem Thema "Entscheidungen aus finanziellen Erwägungen und warum sie per se schwachsinnig sind" könnte man ganze Bibliotheken füllen - leider.

Ich habe mich da schon vor Jahren ausgeklinkt, weil Geld so ziemlich das Unwichtigste in meinem Leben ist... ich arbeite ja auch nicht um des Geldes Willen (sonst hätte ich mir längst einen anderen Job gesucht), sondern weil mir der Kram einfach Spaß macht, ich beständig dazulerne und sozusagen meine "Spielwiese" habe, auf der ich mich so richtig austoben kann, und das Ganze auch noch mit einer Truppe, die das genauso sieht und von denen einige sehr gute Freunde sind - daß ich dafür auch noch Geld bekomme ist beinahe nebensächlich.

So weit sind wir übrigens gar nicht auseinander: Nur dieses "Wir wissen es nicht", das hätte ich eben gerne auch so transportiert bzw. überhaupt erstmal zugegeben gesehen.

On a site note: Ich habe mal ein Referat über AKW gehalten und im Detail begründet, warum sie sicher sind ;-) Damals wußten wir das eben noch nicht besser...
steppenhund - 29. Mär, 09:02

@hans

Deine Korrektur stimmt mit dem Wikipedia-Eintrag überein.
Volksabstimmung gegen Atomkraft 1978
Bruno Kreisky trat wie seine Partei für den Bau von Kernkraftwerken in Österreich ein; die Atomenergie wurde für die modernste Form der Energieerzeugung gehalten. In der Zivilgesellschaft waren aber Atomkraftgegner sehr erfolgreich, so dass sich Kreisky, um diesen den Wind aus den Segeln zu nehmen und in Erwartung der Zustimmung der Mehrheit, zu einer Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des vom Parlament beschlossenen und bereits gebauten Kernkraftwerks Zwentendorf entschloss. Bei dieser ersten Volksabstimmung in der Geschichte Österreichs stimmten allerdings 50,47 % der Abstimmenden gegen die Inbetriebnahme, womit die Atomenergie für Österreich erledigt war. Kreisky verschmerzte die Niederlage bei der Abstimmung schnell und erzielte bei der Wahl im nächsten Jahr neuerlich die absolute Mehrheit. (Das 1978 beschlossene Atomsperrgesetz wurde 1999 einstimmig zum Verfassungsgesetz erweitert. Das Kraftwerk wird heute zu Schulungen ausländischer Atomtechniker verwendet.)


Allerdings habe ich das damals anders empfunden. Ich kann mir vorstellen, dass er das von mir angesprochene Ultimatum bzgl. des Verlustes der absoluten Mehrheit gestellt hat. Da ist meine Erinnerung vielleicht nicht korrekt gewesen.
Dass er das Abstimmungsergebnis über Zwentendorf allerdings rasch verschmerzt hat, halte ich für ein "Schönschreiben". Er hat es rasch "verkraftet", weil er ja ein gar nicht so schlechter Politiker war. Doch er hat in Interviews auch nach der gewonnenen Wahl nach 1979 immer noch beklagt, wie die Abstimmung über das KKW ausgefallen ist.
Die Korrektur ist allerdings richtig.
steppenhund - 29. Mär, 09:08

@castagir

So weit sind wir übrigens gar nicht auseinander: Nur dieses "Wir wissen es nicht", das hätte ich eben gerne auch so transportiert bzw. überhaupt erstmal zugegeben gesehen.
Genau dieser Aussage von vm schließe ich mich an.
-
Statt dessen gab es aber am 1. 2. und 3. Tag Interviews im Fernsehen, wo von zumindest einem Wissenschafter behauptet wurde, dass die Japaner alles im Griff hätten. (Ohne dass die Redaktion behauptet hätte, dass das die Meinung eines Einzelnen ist.)
Übrigens stammen meine Zitate aus dem Standard, der in Anspruch nimmt, ein seriöses Blatt zu sein. (links-grün)
Da würde ich mir erwarten, dass derartige Texte unter Anführungsszeichen stehen und eine Einleitung "Wie die Presseagentur vermeldet: " darauf hinweist, dass es sich "nicht unbedingt um die Wahrheit handeln muss."
So wie der Text insgesamt verfasst ist, stellt er sich so dar, als hätte der Standard recherchiert und ein Journalist die Berichte zusammengefasst.
hans1962 - 30. Mär, 00:37

ich bin satt

Was castagir eingangs feststellte, war folgendes:
Wenn man eine vorgefasste Meinung hat, sind Vollkaskomentalität als auch die Illusion der informierten Entscheidung nichts als Selbstbetrug.
"Wenn man eine vorgefasste Meinung hat,..." auf das kommt es an. Darum ging es castagir.

In der Qualitätszeitung diepresse.com kann zum Beispiel gerade nachgelesen werden, dass die akute Strahlenkrankheit schon bei einer Dosis von 1 mSv/h ausgelöst werde. Das ist daneben, und zwar wenigstens um den Faktor 10³. Das Gedöns, das hier um vermeintliche Quantität und Qualität der durch TEPCO veröffentlichten Informationen gemacht wird, geht mir angesichts der offenkundigen Fehlerhaftigkeit inländischer Berichterstattung und der Unkenntnis um Nachrichtentransportketten schlicht auf den Sack.

Einer Qualitätszeitung muss man doch glauben können, nicht wahr, Steppenhund? Es geht nicht um Fehler, sondern um Vorgänge, nicht wahr, Gregor Keuschnig? Es geht um das Zugeben von Wahrheit, nicht wahr, Virtualmono? Ihr seid allesamt erwachsene und exzellent gebildete Menschen, worauf ihr von Zeit zu Zeit durchaus auch selbst nachdrücklich Wert legt. Ich vermisse euer aller Kompetenz im Ausfindigmachen und Geraderücken von Fehlinformationen. Auf diese Kompetenz kann in einer aufgeklärten Gesellschaft nicht verzichtet werden. Mit eurem affektierten Dampfablassen helft ihr der Sache (Abschaltung von AKWs) ganz gewiss nicht weiter. Keiner von euch will die Nichtbelastbarkeit der durch die inländische Presse vermittelten (Falsch)Informationen anerkennen, stattdessen macht ihr mit eurem Aufschäumen bloß Pferde scheu, mehr nicht. (Wie war das mit der vorgefassten Meinung nochmal gleich?) Und dennoch sitzen wir alle im selben Boot. Ich will euer aller IQ angemessene Stellungnahmen lesen, Ergänzungen, Berichtigungen, whatever. Letztendlich läuft's aber offenkundig darauf hinaus, dass der Notstand in Japan für euch einen Unterhaltungswert hat, wie jener eines letztklassigen Fußballländerspiels. Ist es eigentlich klar, welches Spiel ihr alle hier spielt?
Ich bin mittlerweile dermaßen satt, dass ich es gar nicht mehr angemessen in Worte kleiden kann.

Nachtrag:
Die Qualitätszeitung "derstandard.at" zeigt eine Grafik von bundesweiten Bodenbelastungen mit Cäsium-137. Die geringste Belastung wird mit "< 0 " ausgewiesen, die nachste Belastungsstufe mit "< 10-15", usw.
http: //images.derstandard.at/2011/03/29/1297957352848.jpg
(need i say more?)
castagir - 30. Mär, 03:18

Ich hätte eine Spur weniger tief gezielt, um keine Schützengräben auszuheben.

Abgesehen davon, made my day, Hans.
hans1962 - 30. Mär, 03:27

@castagir

ich verstehe schon, was Sie mit dem "tief zielen" meinten. Es ist mein Abschied. No more wars.
steppenhund - 30. Mär, 06:56

@Hans

Die von dir geforderte Richtigstellung habe ich schon einige Male vorgenommen. Das ist ja nicht mein erster Artikel in der Angelegenheit. Und dass dieser Artikel sich in erster Linie gegen den Standard richtet, sollte auch heraus zu lesen sein.
Dein Beispiel, dass im Standard eine Belastung < 0 ausgewiesen wird, ist eine Gemme. Ist mir nicht aufgefallen, doch werden die Journalisten im Standard anscheinend danach ausgesucht, das sie Mathematik für unwichtig hielten oder es noch tun. Es gibt kaum ein Blatt mit mehr Zahlenfehlern, wobei Die Verwechslung von Millionen und Milliarden auf der gleichen Seite schon ein Klassiker ist.
Allerdings liegt die Normalisierung (DNORM) der Zahl 0 als natürliche Zahl schon mehr als ein Jahrzehnt zurück. Meine teilweise bis an den hessischen Kultusminister gehenden Beschwerden finden selbst bei platonischen Mathematikern - da gibt es einen in Berlin und einen bekannten in Wien - kein Verständnis.
Ist ja alles nur Vereinbarung.
Man könnte also durchaus legitim behaupten, dass mit 0 eine Belastung gemeint ist, bei der man halt noch nicht stirbt, oder nicht sofort draufgeht.
Und alles, wobei man noch überleben kann, ist dann kleiner als 0.
Prinzipiell könnte man davon auch ableiten, wie ehrlich das Glücksspiel ist.
Denn da ist man bei der Null wirklich im Arsch, wenn man nicht gerade auf die Zahl selbst gesetzt hat.
Über die Geschichte mit den Sievert-Werten habe ich schon früher den Blödsinn aufgedeckt, dass sie nur dann sinnvoll sind, wenn sie mit Zeitbezug angegeben sind.
hans1962 - 28. Mär, 11:58

Ein "bisschen" Kernschmelze ist selbstverständlich möglich und der gewählte Vergleich mit einer Schwangerschaft ganz und gar nicht zutreffend. Zur Bildung von Kernschmelze siehe dort: http://de.wikipedia.org/wiki/Corium_(Reaktortechnik). Auch wenn eine teilweise Kernschmelze bereits im Gang ist, wird versucht, die vollständige Kernschmelze zu verhindern. Ein teilweise geschmolzener Reaktorkern kann dann z.B. so aussehen (Three-Mile-Island):



1. 2B-Anschluss
2. 1A-Anschluss
3. Hohlraum
4. lose Bruchstücke des Kerns
5. Kruste
6. geschmolzenes Material
7. Bruchstücke in unterer Kammer
8. mögliche Uran-abgereicherte Region
9. zerstörte Durchführung
10. durchlöcherter Schild
11. Schicht aus geschmolzenem Material auf Oberflächen der Bypass-Kanäle
12. Beschädigungen am oberen Gitter


Quelle: Wikimedia

steppenhund - 28. Mär, 12:42

Da ich keine wie auch immer begründete Veranlassung sehen kann, dass die Japaner eine begonnene Kernschmelze einbremsen können, kommt mir die Argumentation so vor, wie sie von dem Mann verwendet wird, der aus dem 20. Stockwerk springt und beim 2. Stockwerk vorbei kommt:
"Bis jetzt ist noch alles gut gegangen."
hans1962 - 28. Mär, 13:13

Ich habe nicht argumentiert, sondern einen irrtümlich verzerrt dargestellten Sachverhalt in deinem Beitrag klargestellt. Nicht mehr, nicht weniger.
books and more - 28. Mär, 11:59

So "Das Munitionslager ist vorübergehend explodiert." Ja geht's noch?

*teilt die Empörung*

Eugene Faust - 28. Mär, 12:01

Es beschleicht einen das Gefühl, die Betreiber benutzen einen GAU-Nachrichten-Generator

steppenhund - 28. Mär, 12:43

Damit könnte man Buzzwort-Bingo ablösen;)
PeZwo - 28. Mär, 12:23

Ich habe die Bezeichnung "teilweise Kernschmelze" auch darauf bezogen, dass die Brennstäbe eben teilweise, aber noch nicht völlig geschmolzen (oder verformt) sind.

Mein Eindruck ist, dass sehr viel Unsicherheit herrscht wie man mit so einem Unfall umgehen soll. So eine Situation praktisch (Gott sei Dank!!) noch nie vorgekommen ist (bei Tscherobyl gab es keine langsame Schmelze, da ist das Ding innerhalb von Sekunden in die Luft geflogen)... der Vorfall ( http://de.wikipedia.org/wiki/Three_Mile_Island) auf Three Miles Island 1979 ist vielleicht noch ein klein wenig mit der heutigen Situation vergleichbar. Allerdings gab es damals dort vorher weder ein Erdbeben noch einen Tsunami, die hier ohne Vorwarnung von einer Sekunde auf die andere die technische Infrastruktur weitestgehend lahm gelegt haben.

Die mangelhaft wirkende Informationspolitik ruht wohl zu einem großen Teil daher, weil die Japaner völlig überfordert sind... aber in so einer Situation wäre dies wohl jede Nation.

steppenhund - 28. Mär, 12:46

Es geht eigentlich nur darum, ob das Containment halten kann oder nicht. Ob die Kernschmelze dann teilweise oder ganz ist, ist mir ehrlich gesagt ziemlich wurst. Blunzenwurst.
Wenn das Containment allerdings beschädigt ist, ist es einfach eine Frage der Menge an Radioaktivität, die freigesetzt wird.
So sieht meine vereinfachte Denkweise aus. Aber ich bin ja ein Laie.
-
Aber ein Dr. Georg Steinhauser hat ja konstatiert, dass die Japaner das alles im Griff haben. ("Oder unter Kontrolle" das waren die Worte.)
Teresa HzW - 28. Mär, 13:17

"Teilweise Kernschmelze" ist eben typisch japanische Kommunikationsart, die in deren Mentalität wurzelt. So wie es "ein bischen schwanger" nicht gibt, gibt es [für mich als Kernkraftlaie-in] auch kein bischen "teilweise" Kernschmelze. Wie man es auch wendet, egal ob japanisch oder deutsch, die großen Leidtragenden bleiben die Menschen!

Gregor Keuschnig - 28. Mär, 14:19

Hier steht, dass es scheinbar sehr wohl eine "teilweise Kernschmelze" geben kann. Interessant ist hier, wie oft den Konjunktiv verwendet wird und wie wenig man eigentlich grundsätzlich über einen solchen Unfall weiß.

teacher - 28. Mär, 14:59

Leute, wir müssen aus dieser Katastrophe eine generellere Lehre ziehen: Es gibt Techniken, die wir nicht beherrschen.

Bei der Atomkraft wird uns das eindeutig gezeigt, bei der Gentechnik gilt das gleiche - diese könnten wir (in der EU) noch verhindern. Wir müssen uns auf die vermeidbaren Probleme konzentrieren - Fukushima habe ich längst abgeschrieben.

bonanzaMARGOT - 28. Mär, 16:34

äh, und ich dachte, du bist ein kkw-befürworter.
so wie mappus.
und jetzt mal die fahne nach dem wind hängen.
das wirkt nur auf doofe und auf kkw-fundamentalisten glaubhaft.
also, ich glaube dir nicht, steppenhund.

steppenhund - 28. Mär, 17:45

@bonanzaMARGOT

Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich ursprünglich kein Atomkraftgegner war. Ich glaube sogar heute noch, dass man sichere Atomkraftwerke bauen könnte. Nur wir, d.h. unsere derzeit vom Kapitalismus gesteuerte Zivilisation kann es nicht.
Wir (Österreicher) bauen zwar einen Bunker für Gaddafi, dessen Wände 4,5m Beton aufweisen, aber bei den Atomkraftwerken scheint die Dicke etwas geringer zu sein.
Es ist die Megalomanie, die uns umbringt. Ich bin auch kein Gegner der Wasserkraft, aber sehr wohl ein Gegner des Dreischluchtendamms.
Man könnte Atomkraftwerke so dimenisionieren, dass sie selbst im Störfall nichts nach außen lassen. Es gibt Modelle, wo die Kühlung nicht durch Ausfall von Aggregaten ausfallen muss. Es gibt eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen, die aber alle halt mehr kosten.
-
Ob ich hier auf twoday glaubwürdig daher komme, ist mir scheißegal. Wenn ich Geschichten aus meinem Leben erzähle, können das eh nur die Leute glauben, die wissen, dass die Geschichten nicht übertrieben sind.
Und wer glaubt mir denn eigentlich, dass ich das zu einem Konzert spielen werde?

Also bin ich gewohnt, dass mir Leute nicht glauben.
bonanzaMARGOT - 28. Mär, 18:21

Vom Saulus zum Paulus werden ist völlig okay.
Mir war bereits vor über dreißig Jahren klar, dass die Menschen, so wie sie geartet sind, keine wirklich sicheren AKWs bauen können, bzw. diese sicher betreiben.
Genauso klar ist es, auf einer anderen Ebene, dass keine Nation die ganze Welt beherrschen kann. Wer die menschliche Wesenheit nur annähernd kennt, braucht keinerlei Studium für solcherlei Erkenntnisse. Es genügen etwas Grips und ein offenes, gutes Herz.
walhalladada - 28. Mär, 19:29

Puhhh...

....höre eben in den 'Nachrichten, dass es sich nicht allein um eine partielle Kernschmelze handele sondern auch um eine vorübergehende.....Na, dann!

virtualmono - 28. Mär, 20:30

Ist doch logisch - wenn erst einmal alles geschmolzen ist, dann ist sie vorüber... wenn das alles nicht so traurig wäre, dann müsste ich jetzt lauthals loslachen
steppenhund - 29. Mär, 09:10

Das Plutonium kommt allerdings nicht aus der Kernschmelze. Das kommt von Pluto, der sich aus Scham auflöst, weil man ihm den Planetenstatus aberkannt hat. Natürlich hat es eine Zeit gedauert, bis das Plutonium jetzt zu uns gekommen ist.
Und da kriegen wir ja nur einen Bruchteil ab, der gerade in die Richtung geflogen ist, wo sich die Erde befindet.
-
Über die Auswirkungen von Marsium und Venusium möchte ich erst gar nicht spekulieren. Aber die durften ja echte Planeten bleiben.
Köppnick - 28. Mär, 21:14

Es wurde Plutonium freigesetzt - damit ist für mich Stufe 7 der IAEA-Skala erreicht. Den Betreibern kann man aber jetzt keine Vorwürfe mehr machen, jeder Konzern wäre in dieser Situation überfordert. Und dass sie vorher so viel Geld wie möglich verdienen wollten, das ist halt Kapitalismus, gelle? Einen Unfall in dieser Größenordnung kann man nicht managen. Für uns in Deutschland ist das das beste Beispiel dafür, dass auch ein Industrieland die Kernenergie nicht nutzen sollte.

steppenhund - 29. Mär, 09:15

"Einen Unfall in dieser Größenordnung kann man nicht managen."
Die oft verlachten und verachteten Russen haben es aber 1986 doch gemanaged. Auf russische Art sozusagen.
Viele Tote. Aber wir wissen noch nicht, wie viele es nach Fukushima sein werden.
-
Übrigens bin ich ziemlich stinksauer auf die WHO, die in einem Bericht über Tschernobyl die Liquidatoren nicht zu den von Tschernobyl verursachten Opfern dazu gezählt hat. (Das waren Soldaten und deren Aufgabe ist es, zu sterben. Das war die zynische Bemerkung eines Arztes, der laut eigener Aussage am Bericht mitgearbeitet hat.)
"Einige" Tote und erhöhtes Lymphdrüsenkrebsrisiko in Weißrussland. Das war der "Effekt" von Tschernobyl.
Das kann man als Kernkraftbefürworter schon locker argumentieren. Da sind dann die Verkehrstoten weit in der Überzahl.
Jossele - 29. Mär, 12:35

Dass die Berichterstattung gelinde gesagt etwas dürftig ist, erstaunt nicht.
Selbst bei geringeren Anlässen blinzeln immer die Interessen der Informationsgeber durch, also haben wir jetzt eine Debatte darüber ob das ein Gau oder ein Supergau ist.
Am Ende wird rauskommen, dass es viel schlimmer hätte kommen können, also ist eh alles noch gut gegangen (Jetzt Tante Jolesch zu zitieren wäre zynisch).

Ein Großteil der Menschen will einfach die relativ beschwichtigenden Meldungen hören, weil das darf einfach nicht wahr sein.

Sechs Reaktoren sind nicht mehr kontrollierbar, Plutonium ist ausgetreten (woher will niemand wissen), der eingesetzten Kernschmelze haben wir kaum etwas entgegenzusetzen, Notfallpläne gibt es nicht, das Meer ist mindestens dreißig Kilometer weit verseucht.
Letzteres klingt so harmlos, weil sich Partikel ja verteilen. Ähm, da gibt es sicher kein Plankton das irgendwie in die Nahrungskette gelangt und sich von Stufe zu Stufe potenziert.

Ich würde den Mann oder die Frau bewundern, der/die sich hinstellt und endlich einmal sagt, "Wir haben Scheisse gebaut, zu hoch gepokert und verloren".

Ps.: Interessant auch das Spiel mit den Potenzen. 10 millionenfach ist furchtbar. Ah, eh nur hunderttausendfach, gottseidank. Das ist blanker Zynismus.

Jossele - 29. Mär, 14:18

Nachtrag: Eben kam die Meldung, die Brennstäbe in den Reaktoren 1 - 3 wären beschädigt.
Ähm, das ist die Kernschmelze, nur halt freundlicher benannt.
Worte machen es nicht harmloser.
Wir sind nicht mehr ein bisserl schwanger.
Und das Kürzel GAU hat sich spätestens seit Tschernobil erübrigt.
rinpotsche - 30. Mär, 01:31

Hierzulande nennt man das 'Kernschmelzle' oder 'GAUle'.
Jossele - 30. Mär, 10:36

Wir sagen eher "Kernschmelzerl" oder "Gauerl".
steppenhund - 30. Mär, 11:50

Oder Verhackerts, wenn man Kürbiskern' dazu gibt:)
Jossele - 30. Mär, 13:39

... Attergau, Tennengau, klingt gar nicht so bedrohlich, wobei Gauleiter hatt schon einen unguten Beigeschmack.

Verhackertes mit Kürbiskernen muss ich erst noch probieren.
Trithemius - 30. Mär, 12:39

Früher hätten diese Leute wenigstens Harakiri gemacht. Es ist schier unglaublich, was Sie hier zusammengetragen haben und was man sonst so liest. Die verstrahlten Arbeiter z.B. Zuerst gibt ihnen Tepco die Schuld, dann räumen sie ein, dass die Arbeiter über die hohe Radioaktivität des Wassers nicht informiert waren. Soviel Inkompetenz und Schlendrian, die Unfähigkeit korrekt zu messen, das alles deutet darauf hin, dass man es mit der Sicherheit schon lange nicht mehr ernst genommen. Und das ist auch mein Haupteinwand gegen Atomkraftwerke. Bei längerem Betrieb sinken die Aufmerksamkeit und das Gefühl für die mit dem Betrieb verbundene Gefahr. Und dann machen Menschen Fehler, die nicht mehr reparabel sind. Ich habe als Raucher schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich eine Kippe wegwerfe, und diese Atomkraftwerksbetreiber versauen mal so eben eine ganze Insel, die umgebende See und wenn es so weiter geht, denn ganzen Erdball.

Unfassbar.

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