2
Mrz
2014

ich werde mir keine Freunde schaffen

Ich lese die Nachrichten über die Situation in der Ukraine und bin leicht entsetzt über die Leichtigkeit, mit der westliche Blätter von Krieg sprechen. Und natürlich auch berichten, dass die Ukraine mobilisiert.
Es wird unterstellt, (behaupte ich einmal) dass Putin seinen Herrschaftsanspruch mit Gewalt durchsetzen möchte. Meiner Meinung nach hat er das nicht notwendig. Auch jede neue ukrainische Führung wird sich einem Ölembargo oder dem Aussetzen der russischen Kredite unterwerfen müssen. Es sei denn, die EU ist imstande das dadurch entstehende wirtschaftliche Vakuum zu füllen. Da die EU da nicht besonders freigebig erscheint, scheint mir das nicht so wahrscheinlich zu sein.
Ich glaube ja, dass es zu einer Teilung der Ukraine kommen wird.
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Worum es Putin aber in erster Linie zu gehen scheint, ist seine Ansprüche auf Sinferopol und den dort befindlichen Flottenstützpunkt zu sichern. Im Prinzip wäre das auch nicht so wichtig, weil mit geringeren Kosten als in Sotschi ein neuer Stützpunkt auf der russischen Küste weiter östlich errichtet werden kann. Allerdings nicht von heute auf morgen.
Dann ist die Ethnizität auf der Krim hauptsächlich russisch. Es dürfte ja kein Zufall sein, dass das Gebiet jetzt autonom ist.
Also momentan sehe ich die Aktionen von Putin durchaus als "vernünftig" an und eher prophylaktisch als kriegsfördernd. Durch das Schaffen von Tatsachen werden möglicherweise bewaffnete Konflikte verhindert.
Dass die Ukrainer in sich selbst noch uneinig sind, d.h. unter der Opposition sehr wohl zwei sehr unterschiedliche Gruppen existieren, ist ein viel größeres Problem.
Naja, ich werde da wohl nicht viel Zustimmung erhalten. Aber wenn Zeitungen so leicht von Krieg sprechen, erinnert mich das an "die letzten Tage der Menschheit". Da findet man das auch schon angesprochen. Und Zeitungen lieben wohl solche Schlagzeilen.
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HARFIM - 2. Mär, 13:06

Wenn ich mir auf Zeit online

die zahlreichen Artikel zu dem Thema ansehe und Hunderte von Kommentare lese, so erkenne ich, die Mehrzahl der Menschen (Kommentatoren) lehnen die einseitige Sicht der Journalisten und wohl auch der Politiker in Deutschland ab.
Sie sind da nicht allein.
Man muss kein Putinfan sein, um zu erkennen, dass er in eine Lage geraten ist, wo er einfach handeln muss.
Und ich finde, Homophobie und so was, ist schlimm.
Aber wenn die USA in Ländern, mit denen sie noch nicht einmal im Kriegszustand sind, hunderte Unschuldige mit Drohnen töten, was ist das denn?

steppenhund - 2. Mär, 13:53

Das beruhigt mich etwas.
Sunnilein - 2. Mär, 15:20

Ich frage mich ernsthaft, ...

ob wir nicht generell auf Verträge, Abkommen oder dergleichen verzichten sollten und sich jeder, je nach gusto, nimmt, was ihm an fremdem Land gefällt. Den Rest kann er verschenken oder "vergammeln lassen", ist egal.
Die Ukraine ist ein eigenständiger Staat. Das wird doch wohl keiner infrage stellen, selbst wenn Herr Janukowitsch als eine Art russischer Stadthalter fungierte. Dort hat Putin oder wer immer nichts zu suchen. Gibt es nicht auch Russen - als ethnische Gruppe- in anderen Ländern? Gut, dann soll er diese Länder mal auch einbeziehen.Oder wäre das etwas anderes, weil die nämlich unter dem Schutz der Nato stehen und man sich dort dreimal überlegen wird, Filetstücke zu klauen nach alter Räubermanier.
Es geht ihm um genau zwei Dinge, soweit man das erkennen kann: Die eisfreien Häfen auf der Krim samt dem Tradtionsgehabe die Krim sei immer russisch gewesen und zweitens um den einzig wirtschaftlich interessanten Teil der Ukraine, den Osten. Dort steht die nahezu gesamte Industrie, Schwerindustrie zumal, die dem Russen einen 24% Anteil des Exports der Ukraine sicherte und diesen brauchte er bei seiner maroden wirtschaftlichen/industriellen Lage immer. Kein Anspruch dieser Art rechtfertigt militärische Aktionen. Auch nicht, dass die Ukraine ja nachweislich die Tendenz zum Westen und keinesfalls zu Putins Euro-Asiatischer Union erkennen lässt.
Wir haben eine Schulpartnerschaft seit 20 Jahren mit einer urkainischen Schule. Ich stehe täglich in Kontakt mit mehreren Kollegen dort. Deren Meinung sollte man mal hören dazu, vielleicht würde das manche Sicht ändern. Ich hoffe sehr und wirklich von Herzen, dass es kein weiteres Blutvergießen gibt. Ein 17-jähriger aus der Partnerschule wurde auf dem Maidan erschossen, eine 20-jährige Krankenschwester aus dem gleichen Ort trafen die Scharfschützen in den Hals. Zu ihrem großen Glück gab es Rettung in der Nähe. Dass es innerhalb dieser Oppositionellen mehrere Gruppen gibt, ist normal (die gab es bei jeder Art von revolution, wenn man die Geschichte betrachtet). Aber auch die Einigung unter ihnen ist ihre ureigene Ländersache.

steppenhund - 2. Mär, 18:18

Selbstverständlich ist die Lage nicht einfach schwarz/weiß zu sehen. Ich bin ein bisschen skeptisch, wenn nicht nur hier sondern auch "so im allgemeinen" von der maroden wirtschaftlich/industriellen Lage Russlands gesprochen wird. Wenn man sich die wirtschaftlichen Zahlen ansieht, fluktuieren die zwar relativ stark in der Krise, Russland hat aber seine Auslandsschulden im Griff und die dritthöchsten Währungsreserven. Das ist nicht ganz so marod, wie es sich bei manchen Ländern in der EU darstellt.
Die Annektion in anderen Ländern geht ohne Waffen, einfach mit Geld vonstatten. Die Russen kaufen auf, was sie haben wollen. Das haben sie mit der Ukraine im Prinzip auch versucht. Dass sie dabei korrupte Politiker benötigen, ist ein Faktum. Janukowitsch ist da mit Timoschenko ziemlich gleichauf.
Was ich aber persönlich wirklich verurteile, ist das politische Gehaben der USA damals in bezug auf Georgien und heute auch in bezug auf die Ukraine. In Wirklichkeit ist einem amerikanischen Imperialismus kaum etwas besseres nachzusagen als dem russischen.
Private Kontakte in solche Länder sehen immer anders aus. Das gilt für beide Staaten und natürlich auch für die Ukraine. Ich selbst könnte heute genauso gut in Kiew arbeiten. Ich hatte mich sehr um einen entsprechenden Auftrag bemüht.
Die Verluste bei Demonstrationen sind überall bedauerlich.
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Wenn man meint, dass eine Einigung im Land Ländersache ist, darf man sich aber auch sonst nicht einmischen. Nicht durch Medienberichte und nicht durch Aktionen im Land selbst.
Sunnilein - 2. Mär, 15:30

P.S.

Die Krim ist übrigens nicht vollständig autonom, das erschwert die Dinge darüber hinaus. Die Region um Sewastopol gehört direkt zu Kiew und wird auch von dort und nicht von der autonomen Regierung verwaltet. Sehr lustig übrigens, falls einem da noch zum Lachen sein sollte, ist der Lebenslauf des "Regierenden" der Krim. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

steppenhund - 2. Mär, 18:20

Die Lebensläufe lesen sich allgemein recht abenteuerlich.
Aber generell könnte man die Krim schon eher zu Russland zuzählen als zu der Krim. Meines Erachtens wird das auch durch die Autonomie auch angezeigt.
Jossele - 2. Mär, 16:15

Es geschieht ja nicht so oft, aber diesmal muss ich Putin und seinem Handeln der letzten Tage zustimmen, weil was wäre die Alternative?
Für tragbare Lösungen ist mehr Zeit nötig und das Wollen von Vielen.

Ist zwar eine ganz andere Geschichte, aber das harsche Auftreten der USA gegenüber Russland vermisse ich gegenüber Israels Siedlungspolitik, die ja offenbar keine Anektion ist.

steppenhund - 2. Mär, 18:21

Jeder Mensch und jedes Land braucht ein Feindbild. Und das ist halt Russland für die USA und nicht Israel!
iGing - 3. Mär, 19:01

Jeder Mensch braucht ein Feindbild? Ich brauche kein Feindbild.
steppenhund - 3. Mär, 19:11

Sie sind glücklich! Natürlich ist der Satz eine Verallgemeinerung, die wie alle Verallgemeinerungen falsch sind...
Sunnilein - 2. Mär, 18:58

Ich kann es heute nicht lassen und muss noch etwas loswerden. Vielleicht liegt es an 40 Jahren russischer Besatzung, in der jeder Nagel, jedes Stück Bettwäsche und jede Waschmaschine samt TV, jedes Möbelstück kostenlos und unbezahlt aus einem kleinen deutschen Land mitgenommen werden durfte. Es lebten hier immerhin 2 Millionen Russen, viele wissen das nicht, alle Soldaten samt Offizieren und die mit allen Anghörigen, für die extra Stadteile gebaut wurden, kostenfrei natürlich samt 40 jahren kostenfreiem Wohnen, natürlich. Das war alles Abtragen von Schuld, 40 Jahre, 2 Generationen...und das haben die 17 Millionen brav hinbekommen. Ich habe 12-14 zeitweise oder ständig im weiten Russland verstreute Ehemalige, beruflich und privat freiwillig oder gezwungenermaßen. Was die berichten, jenseits aller Presse, Politik und Öffentlichkeit - dafür ist der Ausdruck marode noch äußerst positiv. Ich gehe nicht von Moskau aus, wo in den nächsten Querstraßen zu den Pracht- und Demonstrationsalleen sich die ehemaligen Lehrer ihr Essen aus den Mülltonnen klauben, weil keine Rente ankommt, und wenn, dann ist sie ca.75-100€, das reicht nicht ganz um zu verhungern...Ich meine das Land. Ich habe es bereist, nicht nur per Flugzeug, sondern per Bus und Bahn, weil es mich interessiert hat.Wer das jemals getan hat, wird wissen, was ich meine. Es gibt Regionen, da hat sich 20 Jahre lang kein Politker sehen lassen, dort kommt weder Geld an
noch ein Lebensmittel und was die Menschen dort brauchen, das müssen sie selbst irgendwie besorgen/herstellen, anbauen, stehlen, rauben... Sicher hat der Russe seine Hochleistungszentren für Industrie/Landwirtschaft. Wie effektiv die wirtschaften,das kann man am Aufkauf sämtlicher Weizenreserven aus...jaaaa, aus der Ukraine (wieso brauchen wir die nur so sehr...)sehen. Ganz groß war und ist er in Rüstung, war schon immer sein Spezialgebiet.(Darum versorgt man auch Freund und Feind-im Notfall- mit den gleichen Waffen) Gezielt ein Riesenprojekt mit aller Macht durchpeitschen,das kann man, da braucht man nur vom Zaren an die Geschichte betrachten und gut genug kennen. Das letzte Beispiel war die Olympiade, wenn ich nicht irre. Und was den oben irgendwo auftauchenden Querverweis angeht zu Israel und den USA: Unrecht wird nicht besser dadurch, dass andere es auch begehen!

steppenhund - 2. Mär, 19:20

:)))
Jetzt muss ich ein bisschen schmunzeln. Die leider falsche Verwendung des Begriffs des Wortes "Olympiade" hätte ich Ihnen ja absolut nicht zugetraut. *)
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Ich kann nicht mit solchen Privatbeispielen auffahren, es sei denn, ich erwähne das russische Ehepaar, das aus Sibirien nach Deutschland zurückgekehrt ist und trotz widrigster Lebensumstände einen glücklichen Eindruck machten. Nicht sie sind das Erstaunliche, sondern der Umstand, dass ihr Sohn in Sibirien bleiben wollte. Dem gefiel es dort ausreichend gut. Ich nehme an, er war Ingenieur, hatte aber nichts mit dem Militär zu tun.
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Ich selber erinnere mich an einen Aufenthalt in Kiew. 3 Tage. 3 weltberühmte Institute: Beton, Weltraumschweißen, Biologie. Auf der Biologie hatte ich zu tun mit einem unheimlich fähigen Wissenschafter. Am 2. Tag zeigte er mir das Denkmal zu Ehren des Sieges über die deutschen Faschisten. Es fiel ihm nicht ein, dass ich dort vielleicht meinen Vater hätte verlieren können. (Habe ich nicht und auch der Schwiegervater meiner Schwester hat dort nur ein Bein verloren.) Ich nahm es ihm nicht übel. Die Russen und die Ukrainer haben einen hohen Blutzoll bezahlt. Daher sehe ich das Zurückzahlen in den nächsten 40 Jahren als durchaus nachvollziehbar an. Viel schwieriger ist es ja, den deutschen Kommunismus zu verstehen, der sich ja noch als besonders leistungsfähig herausstellen wollte.
Jetzt will ich aber beileibe nicht die Berichte anzweifeln, die von Minimalbezügen berichten. Auch 1988 haben bereits Akademiker in den neu eingeführten Luxuslokalen kellneriert, um sich ihr Leben leisten zu können.
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Was die Rüstung angeht, ist der Russe lange nicht mehr so groß. Die Russen haben mit den neuesten MIGs die gleichen Schwierigkeiten, wie die Deutschen mit den Eurofightern. Das ist der Megalomanie der heutigen Zeit geschuldet. Alles will immer bis an die Grenzen ausgereizt werden.
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An einem halte ich aber fest. Die Ukraine wurde schon als "mögliches EU"-Land gesehen. Und die wirtschaftlichen Interessen von Banken, Versicherungen und anderen westeuropäischen Wirtschaftsträgern waren nicht von Selbstlosigkeit getragen. Die Verbindung zu Russland war vielleicht eine etwas erzwungene, aber das war sie ohne Militäreinsatz. Die Europäer und die USA im Hintergrund haben eine Meinung unterstützt, die wir für legitim halten. Die Russen müssen das aber nicht. Und wenn man sich die andere Seite ansieht, dann fragt man sich, ob die Korruption lediglich auf die Ukraine beschränkt war.

*) Nachtrag:
Olympiade: der vierjährige Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen
oder eine im nichtdeutschen Sprachraum gängige (aber streng genommen falsche) Bezeichnung für Olympische Spiele
Sunnilein - 2. Mär, 19:49

Olympia...Olympiade...wo Sie Recht haben, haben Sie Recht. Sei es meinem aufbrausenden Sinn geschuldet! Und alles andere muss man erlebt haben, denke ich, um sich ein wirkliches Bild und eine Meinung, die aus dem Erlebten kommt, zu bilden. Trotz allem finde ich es gut über die Dinge zu reden. Und allemal besser als zu schießen und zu morden, egal auf welcher Seite!

steppenhund - 2. Mär, 20:41

Ich bin vielleicht naiv. Ich glaube, dass Putins Eingreifen jetzt ein wirklich schlimmes Massaker bzw. Bürgerkrieg verhindert.
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Selbst den Krieg in Yugoslawien hätte man verhindern können, wenn man gewollt hätte und rechtzeitig eingegriffen hätte. Doch die EU wollte das gar nicht, weil es ihr recht war, dass ein starker militärer Block im Balkan sich selbst zerlegt. Heute lässt sich das ziemlich gut analysieren.
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Wobei nähen sich ja viel...
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