14
Jul
2012

Ich Glückspilz

Es gibt Menschen, die legen sich Karten, andere schwören auf die Kabbala. Der Freitag der 13. wird mit Aberglauben belegt, es gibt Unglückssymbole und sämtliche Glaubensrichtungen verwenden spezielle Symbole, denen sie mystische Wirksamkeit zuordnen.

Ich kann mich als Glückspilz bezeichnen, denn ich stehe bereits seit meiner Geburt unter einem Glückssymbol. Das Symbol kenne ich erst seit etwas mehr als zwanzig Jahren und erst jetzt habe ich einen bestimmten Zusammenhang erkannt.

In einem Film kamen zwei chinesische Idiome vor, die mich beschäftigten. Ein Sprichwort sagt, dass der Irrtum des Augenblicks zur Sorge des Lebens wird. Das scheint recht tiefsinnig und es ist ein guter Ausgangspunkt, sich über bestimmte Schwierigkeiten im Leben klar zu werden. Darüber schreibe ich jetzt aber nicht.

Das zweite Idiom wurde als chinesisches Schriftzeichen gezeigt. Anscheinend ist es ein beliebtes Zeichen für Tätowierungen, denn ich fand im Internet die genaue Schreibweise. Schon bei der flüchtigen Ansicht im Film fiel mir auf, dass das Zeichen in meinen Namen vorkommt. Darum rankt sich eine kleine Anekdote.

Einmal war ich mit einem Kollegen und einer Musikliebhaberin in Okayama (zwischen Osaka und Hiroshima) beim Abendessen. Der Kollege hatte vier Jahre in Wien gearbeitet und fungierte auch als Dolmetscher. Irgendwie kamen wir auf Namen zu sprechen und wie sie auf japanisch geschrieben wurden. Die Namen von Ausländern werden in der Regel in der Silbenschrift Katakana geschrieben, die sonst für das Schreiben von Lehnwörtern verwendet wird. Irgendwie musste ich eine Bemerkung gemacht haben, dass die Namen der Japaner in der Kanji-Schreibweise viel besser aussähen. Die Dame bat um Entschuldigung und verließ unseren Tisch für ungefähr dreißig Minuten. Danach kam sie wieder und hatte eine kleine Schatulle in der Hand. Sie öffnete diese und zeigte uns, wie sie meinen Namen "erfunden" und kalligraphiert hatte. Es waren drei Zeichen, die ich eifrigst studierte. Jetzt geht es nicht nur um die phonetische Schreibweise sondern auch um die Bedeutung der Zeichen. Mein japanischer Kollege schmunzelte und meinte, dass der Name eine sehr schöne Bedeutung hätte. Zwei Jahre später erfuhr ich, dass neben der mir damals mitgeteilten Bedeutung noch eine zweite, etwas anzügliche mitschwang. Auch mit der zweiten Bedeutung war ich sehr zufrieden, auch wenn ich verstand, warum Dolmetscherinnen manchmal lächtelten, wenn ich meinen Namen schrieb. (Tatsächlich verwendete ich auf sämtlichen Telefaxnachrichten nach Japan diese Zeichen als Unterschrift und ich hatte auch einen entsprechenden Unterschriftenstempel.)

Ich werde jetzt nicht den ganzen Namen erklären. Doch das erste Zeichen bedeutet soviel wie Frühling (japanisch haru). In beiden Auslegungen war der Frühling ein sehr gutes Symbol.
Doch seit heute weiß ich, dass das chinesische Schriftzeichen auch für Nutze die Gelegenheit zum Glück bedeutet.
Da ich meinen Namen schon mein ganzes Leben lang habe, stand ich also seit jeher unter dem Zeichen des Glücks. Ich bin der Aufforderung zwar nicht bewusst, aber sehr konsequent nachgekommen. Und es ist auch ein Ratschlag, den ich immer wieder einmal erteilt habe. Das Glück soll man nicht suchen. Es bietet sich selbst an, man muss nur die Gelegenheit ergreifen.

Fruehling
read 1716 times
Jossele - 14. Jul, 16:33

Treffend.
In diesem Zeichen steckt auch "Groß" und "Weit".

steppenhund - 14. Jul, 20:47

Bei mir würde eher groß und fett passen:)
Bubi40 - 15. Jul, 09:37

"Das Glück soll man nicht suchen. Es bietet sich selbst an. "
ein kluger und wahrer satz. die schwierigkeit liegt einzig und allein darin, die richtige gelegenheit zu erkennen. hier passieren die meisten "un"glücke ...

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