25
Apr
2011

Datenschutz

Auf orf.at lese ich gerade folgende Mitteilung:
Das Speichern ortsbezogener Daten bei Nutzern von Smartphones hat in Deutschland zu einer neuen Diskussion über den Datenschutz geführt. Bayerns Datenschutzbeauftragter Thomas Kranig forderte vom Computerkonzern Apple genaue Angaben, welche Daten gespeichert und wie sie verwendet würden, wie er der „Süddeutschen Zeitung“ vom Samstag sagte.

Ende vergangener Woche war bekanntgeworden, dass iPhones und iPads mit dem aktuellen Betriebssystem iOS4 regelmäßig den Standort ihrer Nutzer auf dem Gerät speichern und bei der Synchronisierung mit einem Computer auch dort ablegen. Unklar ist, was genau Apple mit diesen Daten bezweckt und inwieweit der US-Konzern sie weiterverarbeitet. Auch bei Android-Handys werden ähnliche Daten gespeichert - allerdings nur wenn der Nutzer das ausdrücklich so eingestellt hat.

Apple erhält Frist bis 10. Mai
Kranig sagte, seine Behörde habe Apple eine Frist bis zum 10. Mai gesetzt, um zu erklären, was das Unternehmen mit den Daten seiner Kunden mache. Sollte Apple diese Transparenz nicht gewähren, „dann können wir etwa Bußgelder von bis zu 300.000 Euro verhängen“. Der Datenschützer verwies darauf, dass auch deutsche Landesbehörden bei amerikanischen Unternehmen durchaus etwas erreichen könnten. „Auch ein großer Konzern, der sich in Deutschland bewegt, muss sich an deutsche Gesetze halten“, betonte Kranig.

FDP-Generalsekretär Christian Lindner erklärte am Osterwochenende, der Fall Apple zeige, dass die Privatheit der Bürger genauso durch Zugriffe des Staates wie von Unternehmen „bedroht“ sei. „Hier liegt eine Herausforderung der Bürgerrechtspolitik, sinnvolle Anwendungen in elektronischen Medien zu ermöglichen, aber zugleich den Schutz der Persönlichkeit zu gewährleisten.“


Ende vergangener Woche?
Nein, nein. Apple hat das schon viel früher dargelegt. Und hier kann man nachlesen, dass es schon viel früher offenkundig war.
In dem englischen Posting steht unter anderem, dass es keinen Traffic (Datenverkehr) zu Apple gegeben hat. Forensische Wissenschafter haben sich schon viel früher darum bemüht, herauszufinden, welche Informationen auszulesen sind.

Ja und kruzitürken! Wie gerne schauen sich doch die Leute Serien wie CSI und andere Kriminalfilme an, wo sie genüßlich verfolgen, wie ein Verbrecher mittels eines einzelnen Bits überführt werden kann. Liegt da der Gedanke nicht nahe, dass eine entsprechende Datenspeicherung vorhanden sein muss.

Es ist schon so: unsere und im speziellen Fall deutsche Politiker sind dumm. Keine naturwissenschaftliche Basisausbildung, wenn man vom Merkelferkel absieht, kein Vorstellungsvermögen, keine Analysefähigkeit. Da ist ja der Berlusconi noch sympathischer. Der stellt sich wenigstens Titten und Mösen vor statt nur immer nach den Wahlstimmen zu schielen.

Wenn ich Apple wäre täte ich auf eine vor einem halben Jahr erfolgte Veröffentlichung hinweisen (leider kann ich den Link nicht auf die Schneele finden) und unschuldig fragen, ob die Realität der PISA-Erkenntnisse bei deutschen Politikern, z.B. einem bayerischen Datenschutzbeauftragten noch schlimmer als bei 16-Jährigen ausfallen würde.

Einpeilen konnte man Handys schon zu einem Zeitpunkt, als sie noch nicht "smart" waren. Jetzt, wo sie mit dieser Eigenschaft sogar werben, sollte es nicht verwunden, dass in einem Handy mehr an Daten anfällt, als ich öffentlich nach außen tragen möchte. Schließlich sind da meine Emails auch drauf und die könnten noch brisantere Informationen enthalten.

Ende vergangener Woche?
Guten Morgen, Deutschland!
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virtualmono - 25. Apr, 13:00

Schlimm ist dabei ja auch wieder, wie die Journaille auf das Thema draufspringt und damit das "einfache Volk" (im Sinne von "Otto Normalverbraucher") vollkommen verwirrt.

Gespräch gestern beim Geburtstag meines Neffen:
Sie so: "Du hast ja da das Apple-Zeichen auf dem Telefon... hast Du denn jetzt keine Angst, dass da was mit Deinen Daten passiert?"
Ich so: "Was soll da passieren?"
Sie so: "Aber die werden doch irgendwo gespeichert!"
Ich so: "Ja - auf dem Telefon und auf *meinem* Computer - und da muss erst einmal jemand drankommen."
Sie so: "Aber es gibt doch Hacker, die kommen doch da rein."
Ich so: "Ich weiss, ich bin selbst einer und sorge schon dafür, dass da keiner reinkommt."
Sie so: "Ach so..."

Ich halte das Ganze für einen Sturm im Wasserglas - zumal der User ja mit dem Abnicken der AGB vom OS seinen Segen dazu gegeben haben dürfte (wie war das doch nochmal mit dem Kleingedruckten?).

steppenhund - 25. Apr, 18:33

Finde ich nett: vm, der Hacker!
Köppnick - 25. Apr, 17:09

Ich habe mir gerade "Tron" angesehen (das Original). Wir sind inzwischen auf dem Weg vom Konsumsubjekt zum Kommerzobjekt wieder ein Stücke weitergekommen. Den Apple-Nutzern und den Politikern kann man keinen Vorwurf machen, sie hängen genauso wie alle anderen im Reality distortion field fest. Nur glaube ich nicht, dass dieses Feld im Besonderen etwas mit Steve Jobs zu tun hat, dieses Feld wird von der menschlichen Gesellschaft und vor allem unserer Wirtschaftsordnung erzeugt: 1. Arbeitet! 2. Schaut fern! 3. Kauft! 4. Goto 1.

Und dann suche ich noch das Gegenteil des Wortes "denken". Das scheint es nicht zu geben, genauso wie als Gegenteil von "durstig" erst das neues Wort "sitt" erfunden werden musste. Vielleicht sollte man "doofen" nehmen: ich doofe, du doofst, er dooft...

steppenhund - 25. Apr, 18:37

RDF an und für sich ist nicht eine schlechte Sache. Es ist immer die Frage, für welchen Zweck die Wirkung verwendet wird.
Ich glaube, die Reihenfolge ist eher:
1.) Besorgt euch Geld,
2.) Schaut fern!
3.) Kauft!
4.) goto 1.
Arbeit an sich ist ja auch nicht so in. Besser sind Preisausschreiben und Fernseh-Reality-Shows.
Für schönes Arbeiten müsste man vorher was lernen und das ist ganz pfui, out und uncool.
Arbeit ist nicht geil. Geiz ist geil. Damit zerstören wir uns selbst.
rosmarin - 26. Apr, 12:08

eben !
und es macht müde.
diese ständige dämliche hysterie über alte kamellen.

virtualmono - 26. Apr, 13:24

Am besten verordnen wir uns mal wieder eine Nachrichtensperre.
Gregor Keuschnig - 26. Apr, 14:25

Merkelferkel ist aber hübsch...

-

Ich habe zwar kein Gerät mit einem abgebissenen Apfel. Die Diskussion belustigt mich aber immer wieder: Die Hybris derjenigen, die glauben, wie eminent wichtig doch ihre Daten sind. Sie kommen gar nicht auf die Idee, dass sie es sind, die FB (oder wer auch sonst) überhaupt erst in die Lage versetzen, zu "sammeln". Wer das nicht möchte, soll doch einfach das Medium meiden. ich verstehe die Entrüstung nicht, die in etwa so blöde ist, als wolle man sich darüber beschweren, dass es beim Kochen warm wird.

steppenhund - 26. Apr, 15:02

Den Ausdruck habe leider nicht ich erfunden. Er wurde dort geprägt:
http://trithemius.twoday.net/
Aber leider finde ich die netten Animationen nicht mehr. Vielleicht waren sie doch etwas zu hart.
-
Und beim Schwimmen wird man so nass, i gitt!
-
Ich beobachte auch immer wieder die Argumentation, dass die Leute gefälligst darauf hingewiesen werden müssen, wenn so etwas statt findet. Allerdings hat vm ja schon weiter oben erwähnt, dass sich das Allermeiste im Kleingedruckten befindet, was jeder einfach mit OK wegklickt.
Sagen will man sich ja nichts lassen, aber wenn man es nicht gesagt bekommt, dann ist es auch wieder nicht richtig.
-
Aber selbst wenn es in großen Lettern stehen würde, PISA hat ja nicht nur bei den Jugendlichen Gültigkeit. Viele Erwachsene können genauso wenig Sinn erfassend lesen, vorausgesetzt sie haben das Lesen eh nicht schon längst verlernt.
Köppnick - 26. Apr, 19:32

@Gregor
Das Meiden der Medien wird auf die Dauer nicht funktionieren. Genausowenig wie man heute noch einen Job bekommt, wenn man kein Girokonto hat (oder in vielen Fällen sogar ein Auto benötigt), genauso wird es in ein paar Jahren mit Handys, Facebook-Accounts, der Benutzung von Google, etc. sein. Oder, da du ein politischer Mensch bist: Glaubst du, für den Wahlausgang nicht verantwortlich zu sein, wenn du nicht zur Wahl gehst?

Das Informationszeitalter hat begonnen, und genauso wie zu Beginn des Industriezeitalters werden jetzt einige Weichen gestellt, die später nur noch schwer umzulegen sind. Was in "1984" nur eine düstere Dystopie war, ist bezüglich der technischen Möglichkeiten heute Realität.

Bis vor einiger Zeit habe ich auch gedacht, "Was habe ich schon zu verbergen?" und "Meine Interessen sind so weit vom Durchschnitt entfernt, dass sich niemand für mich interessiert", bis ich mit ein paar ganz simplen Experimenten davon überzeugt werden konnte, wie einfach und für mich kaum bemerkbar ich manipuliert werden kann. Wir haben die gottverdammte Pflicht, uns wenigstens an den Stellen, an denen wir es überhaupt noch mitbekommen, mit allen Mitteln zu wehren.
steppenhund - 26. Apr, 21:03

Gut gebrüllt, Löwe!
Da hast Du leider viel zu viel Recht.
Metepsilonema - 26. Apr, 23:59

@Köppnick

Was waren das für "Experimente"? Falls man sich selbst überprüfen kann, wäre das sicher nicht nur für mich interessant...
Phorkyas - 27. Apr, 00:18

(oh, das wäre auch meine Frage gewesen - auch wenn ich das sofort unbesehen glaube -- und ich musste leider doch etwas dagegenbrüllen: http://phorkyas.wordpress.com/2011/04/26/drums-there-is-no-way-out-they-are-coming/ -- das ist nun einmal meine Form der Affirmation)
Gregor Keuschnig - 27. Apr, 08:29

@Köppnick

Ich muss vielleicht heutzutage ein Auto haben, aber es muss kein Porsche sein. Demzufolge glaube ich nicht, dass es in absehbarer Zeit lebensnotwendig sein wird, ein Facebook-Account zu nutzen oder Twitter zu verwenden. Fasst man bei denen nach, die sich über mangelnden Datenschutz beschweren, kommt man nach einiger Zeit zumeist darauf, dass man im Vorfeld viel zu viel preisgegeben hat in dem man beispielsweise auf irgendwelche lächerlichen Spielchen geclickt hat.

Die meisten Klagen über vermeintliche Datenschutzlücken sind vergleichbar mit denen von Privatanlegern, die auf 20% Rendite aufgesprungen sind und gleichzeitig geglaubt haben, diese Anlage sei "bombensicher".
steppenhund - 27. Apr, 09:08

@gk

Man sollte aber die Netzwerke ausreichend kennen und manchmal ist es notwendig, angemeldet zu sein.
Unser Personalmanager ist immer auf Suche nach möglichen Mitarbeitern. Da gibt es auch Listen vom AMS und weitere, manchmal sehen die Profile wirklich nett aus. Die Kontrolle auf XING, LinkedIn, Facebook ergeben manchmal überraschende Facetten.
Bei einem neuen Mitarbeiter ist neben dem notwendigen Grips auch eine soziale Integrität ausschlaggebend. Es spielt keine Rolle, wenn er einmal besoffen in einem Bild markiert worden ist. Doch wie sich ein Mensch gibt, wenn er sich unbeobachtet glaubt, ist sehr aufschlussreich.
Das ist ja das Interessante: Menschen wollen auf sich aufmerksam machen, wollen aber gleichzeitig unbeobachtet bleiben. Das regt mich ja an der Aufregung über Apple auf.
Ich scherze sowieso über iPhone-User als Tussi-Phonierer. Neben der durchaus ansehnlichen Leistung kaufen nämlich viele wegen des Images. Und das lehne ich ab.
steppenhund - 27. Apr, 09:14

@Phorkyas

...So sehr ich auch einsehe, dass man auch mal polemisch, unterkomplex, losbrettern darf – das möchte ich ja auch gerade wieder einmal (und mir’ne ordentliche Einmannparty einwerfen)… Aber da klafft wieder diese Affirmationslücke. Ich komme nicht hinüber. Warum, auf Fernsehzuschauern herumreiten, Politikern usw., wenn man sich dabei schon fast auf Augenhöhe der Kritisierten begibt und selbst das vielbeklagte Kabarett schon wieder niveauvoller erscheinen lässt (Merkelferkel!)? [aus dem angegebenen Link]
Meine Blogs unterstützen diese Überlegung teilweise.
Die Einträge sind abwechselnd:
a) polemisch (quasi als epigrammatische Faust auf kolportierten Blödsinn zu sehen, da habe ich einen Fanclub.)
b) ernst und persönlich (da bekomme ich selten Kommentare)
c) sachbezogen (selten Kommentare)
d) satirisch (habe ich mittlerweile aufgegeben, da viel zu viel ernsthafte Antworten kamen)

Aber das Bloggen bedeutet für mich auch eine Art von Disziplin. Ich zwinge mich dazu, so zu schreiben, wie ich es selber auch gerne lesen würde.
Bei alten Blogeinträgen geht es mir manchmal so: was, das habe ich selber geschrieben? In der Regel bin ich sogar positiv überrascht. Aber wie gesagt, das betrifft die "ernsten". Allerdings wäre es vermutlich besser, ein richtiges Essay zu schreiben als diese Mittelform, die für ein Blog zu lang und für ein Essay zu kurz ist.
Köppnick - 27. Apr, 09:35

Experimente
Ich habe unlängst eine BBC-Dokumentation gesehen, in der auf die angeblichen Experimente verwiesen wurde, bei dem in einen Film Einzelbilder mit Colawerbung eingeblendet wurden, die die Zuschauer nach dem Film veranlasst haben sollen, zum Kühlschrank zu gehen und Cola zu trinken. Das war wohl eine Ente.

Aber in der BBC-Dokumentation wurden Zuschauer gezeigt, denen im Rahmen eines Experimentes in einen Film mehrfach offen sichtbar Früchte eingeblendet wurden. Nach dem Abschluss des vermeintlichen "Experiments" wurden den Probanden dann "echte" Früchte angeboten, in diesem Fall hatten sie die Wahl zwischen Bananen und Äpfeln. Erst *das* war das eigentliche Experiment, welche Früchte würden sie wählen? Sie entschieden sich mehrheitlich für Bananen.

Das hätte mich noch nicht überzeugt, denn die grasgrünen Äpfel hätte ich auch nicht genommen. Da ich die Denkweise des Filmemachers aber genau zu kennen glaubte, habe ich nach Anzeichen Ausschau gehalten, in denen die Zuschauer *seines* Films (also z.B. ich), die den anderen Zuschauern beim Zuschauen zuschauen, manipuliert werden. Tatsächlich hatten "wir" am Ende die Wahl zwischen einer ganzen Ananas und einer Melonenscheibe. Ich fühlte mich geradezu zwanghaft von der Ananas angezogen, obwohl ich die noch hätte zubereiten müssen, während die Melonenscheibe bereits verzehrfertig war. Also obwohl ich nach den Manipulationen zuvor *bewusst* gesucht hatte, habe ich sie nicht entdeckt.

Im Alltag ist es so, dass ich viele Manipulationen leicht entdecke, weil sie für eine simpler gestrickte Kundschaft gemacht sind, für die die Argumente nicht logisch sein müssen, sondern bloß plausibel, weil in ihr (Vor)Urteilsraster passend. Der Film hat mir aber gezeigt, dass man selbst unter Aufbietung aller seine geistigen Ressourcen manipuliert werden kann - selbst wenn man *weiß*, dass man manipuliert wird.

Es gibt eine Vielzahl von Verwörungstheorien da draußen, von den Außeriridischen über die Illuminaten, Freimaurer, den Vatikan bis hin zu Bilderberg und 9/11. Die meisten sind leicht als abstruse Konstrukte zu erkennen. Aber unser Erkenntnisapparat ist so gestrickt, dass es tatsächlich Manipulationen geben kann, die man nicht (so leicht oder gar nicht) erkennen kann. Und deshalb muss man wachsam bleiben und jeden Versuch einer Einflussnahme als solchen deutlich kritisieren.

In "Matrix" gibt es eine Szene, in der einer der Versklavten die wahl hat, ob er vergessen und zurückkehren oder ob er frei sein will. Weil ihm Vorteile gewährt werden, kehrt er in sein Pseudoleben zurück. Das scheint mir eine gute Metapher für unsere heutige Gesellschaft zu sein. Die meisten Menschen arbeiten, schauen fern und kaufen ein - und fühlen sich wohl dabei, wenn sie mehr als andere haben. Mir reicht das nicht.
virtualmono - 27. Apr, 09:42

Ich scherze sowieso über iPhone-User als Tussi-Phonierer.

*hüstel*
steppenhund - 27. Apr, 09:59

Das erlaube ich mir sogar bei meinem Chef!
Gregor Keuschnig - 27. Apr, 10:00

@steppenhund

Menschen wollen auf sich aufmerksam machen, wollen aber gleichzeitig unbeobachtet bleiben.
Das bringt das Problem auf den Punkt. Wenn man dann glaubt, dass die Verhaltensweisen, die man an den tag legt, besser verborgen bleiben sollen, muss man die Konsequenzen daraus ziehen.

Natürlich schauen sich Personalchefs XING- und FB-Accounts an. Aber hier fängt es ja schon an: Gebe ich mein Profil frei oder grenze ich den Zugang ein? Mache ich das Erste, dann konterkariere ich bis zu einem gewissen Punkt den Sinn solcher Einrichtungen. Verfahre ich großzügig, wird es mir u. U. als fahrlässig ausgelegt.

Ich glaube nach wie vor, dass wirkliche Führungstätigkeiten nicht über soziale Netzwerke vermittelt werden - sondern über "altmodische" Beziehungsgeflechte. Und ich bin so naiv zu glauben, dass sich das auch erst einmal nicht ändern wird.

@Köppnick
Ich glaube nicht, dass sich unsere Existenz auf Arbeiten/Geld verdienen, Kaufen, Konsumieren reduzieren lässt. Bzw.: dass es Möglichkeiten gibt, dieser Trias wenn nicht zu entkommen, so doch mindestens teilweise zu widerstehen. Dass die Konditionierung in eine andere Richtung läuft, ist klar. Das war übrigens noch nie anders; ich habe neulich einen Roman aus dem Jahr 1958 gelesen, der eine Ökonomisierung der (deutschen) Gesellschaft zeigt, die ich so nicht erwartet hatte. Die sozialen Netzwerke verstärken m. E. diesen Konsumkreislauf noch. Von Sklaventum vermag ich dennoch nicht zu sprechen, weil es das Subjekt a priori schon reduziert.
steppenhund - 27. Apr, 10:03

@köppnick

Der Film hat mir aber gezeigt, dass man selbst unter Aufbietung aller seine geistigen Ressourcen manipuliert werden kann - selbst wenn man *weiß*, dass man manipuliert wird.
Das halte ich für eine sehr wesentliche Erkenntnis. Die Manipulation funktioniert auch dann.
Das Wissen darum bringt allerdings doch eine gewisse Schutzfunktion mit.
Ich vergleiche dass mit Bayse'scher Statistik. Meine Verhaltensweise ist nicht nur von der momentanen Situation beeinflusst sondern kann sich bis zu einem gewissen Grad an der Vorgeschichte ausrichten.
Ich kann vorsichtig sein.
Metepsilonema - 27. Apr, 10:27

Vielleicht sollten wir zu definieren versuchen was Manipulation eigentlich ist: Wenn ich Appetit auf etwas bekomme, ist das schon Manipulation oder noch nicht (theoretisch kann man dann jedem wohligen Geruch manipulative Kräfte zusprechen)? Oder liegt Manipulation erst dann vor, wenn ich etwas tue, was ich eigentlich nicht will oder brauche (oder in einem größeren Ausmaß als gut oder notwendig).

----

Zu Netzwerken und Datenschutz: Dass Daten von Kunden für Unternehmen wertvoll sind und von ihnen verwendet werden ist klar; dass es Missbrauch geben wird auch; aber ein soziales Netzwerk und eine Buchbestellung bei Amazon oder in einer Buchhandlung sind zweierlei (auch analog festgehaltene Daten werden digitalisiert und der Missbrauch damit einfacher) - insofern möchte ich Köppnick Recht geben, man muss sich darum kümmern, auch wenn man vermeintlich wenig preis gegeben hat .
Gregor Keuschnig - 27. Apr, 10:39

@Metepsilonema

Wie soll ich mich darum kümmern, was Amazon mit meinen "Daten" macht, wenn ich dort ein Buch bestelle? Da ich wissen kann, dass diese Daten verwendet, vielleicht sogar verkauft werden, muss ich dies in die "Kalkulation" einfließen lassen (ich kaufe bei Amazon nur Bücher, die ich sonst nicht mehr bekomme, allerdings aus anderen Gründen als denen des Datenschutzes).

Die soziale Kontrolle, die früher im Wohnviertel (oder Dorf) ausgeübt wurde, verlagert sich hin zu anonymen Sammlerdiensten. Das erzeugt ein gewisses Unbehagen, was verständlich ist. Man kann sich jedoch dieser "Kontrolle" durchaus auch entziehen, wie ich verschiedentlich ausführte. Und zwar ohne, dass man als Hinterwäldler gelten muss.
Metepsilonema - 27. Apr, 17:28

@Gregor
Du kannst Dich natürlich nicht direkt darum kümmern, ich meinte das was für die meisten anderen gesellschaftlichen oder politischen Probleme gilt: Sich informieren, darüber nachdenken, ein Bewusstsein entwickeln, diskutieren usw. Wenn sich dann eine öffentliche Diskussion entwickelt wird die Politik gefordert und im günstigen Fall gibt es zumindest eindeutige gesetzliche Regelungen, die im Fall des Missbrauchs greifen (wenn er bemerkt wird).

Man kann sich nur durch radikalen Verzicht entziehen, ansonsten vielleicht temporär, aber es ist fast unmöglich bestimmte Daten nicht in irgendeiner Form "abzugeben" (an staatliche oder private Seite).
Phorkyas - 27. Apr, 18:48

[@Steppenhund: d) bin ich hoffentlich nicht auch schon auf den Leim gegangen - einmal daran erinnere ich mich noch, habe ich Ihren Sarkasmus doch nicht ganz detektiert,.. und dabei habe ich doch durch meinen Doktorvater fast taegliches Training.. - die Faust in a) muss natuerlich auch ab und zu mal sein, man darf nur eben nicht in seiner kritischen Haltung erstarren, so dass man nur noch reflexhaft sein Programm abspult: facebook=Zeitverdaddeln=oberflaechlich=Dumpfbackenzuechtung=..
Fernsehen=DSDS=Nullmedium=nichts usw. {um im Boxbild zu bleiben: ich wuensche mir eine dynamische, bewegliche Kritik.. die natuerlich durch die Unterschiedlichkeit der Punkte a-d schon gewaehrleistet sein kann}]

@Koeppnick: In "Matrix" gibt es eine Szene, in der einer der Versklavten die wahl hat, ob er vergessen und zurückkehren oder ob er frei sein will. Weil ihm Vorteile gewährt werden, kehrt er in sein Pseudoleben zurück.
Nur warum sehen wir unser Leben im kapitalistischen Hamsterrad bzw. Ihrer Endlosschleife so sehr als Simulation, Surrogat, Leben im Falschen? - Ist es vielleicht auch nur unser Bild davon (von der uebermaechtigen Maschine Gesellschaft, die uns kleine Raedchen eben gleichschalten muss)?
Eigentlich, so meine ich, zeigt sich da 1) moeglicherweise nur der (Werte)wandel zwischen Generationen. Ich sehe das selbst manchmal bei meiner Schwester, die nur 6 Jahre juenger ist und bei der ich trotzdem manchmal denke, dass ich in einer anderen Welt lebe - vor allen Dingen was die Kommunikation und den Medienkonsum anbelangt. Natuerlich denke ich dann: Mannomann, was fahrt ihr da fuer ein Programm, das wuerde ich keine zwei Tage aushalten, ist das noch gesund?... aber zunaechst ist das eben nur anders: die Menschen werden ja trotz der Unkenrufe der Alten im Durchschnitt, eher immer intelligenter.. und geschickter im Surfen in der Medienflut.
Aber die Strukturen, das Umfeld aendert sich und.. es gibt einen gewissen, teilweise subtilen Anpassungsdruck. Und dann steht man vor der Frage, ob man sich beugt: Und dies ist meiner Meinung nach 2) das alte Spiel zwischen Gruppen/Gesellschaft und ihren Kritikern - also denen die aus dem Raster fallen, das Gemeinschaftsspiel nicht mitspielen wollen oder koennen.

Argh - tut mir leid, dass ich wieder so wortreich werde. Eigentlich wollte ich mehr auf den verborgenen Wunsch eingehen die Simulation als solche zu durchschauen, bzw. die verborgenen Parameter oder Beeinflussungen des eigenen Bewusstseins aufzudecken. Auf die Erfuellung eines solchen Wunsches zielt sicherlich auch die Psychoanalyse (und bei oeffentlichen Vorgaengen haben die Verschwoerungstheorien vllt. einen aehnlichen Wunsch). Seit einem eigentlich sehr schlechten Science-Fiction (Krieg der Gehirne) habe ich keine Angst mehr davor. Da entdeckt irgendein Forscher, dass quasi in einer anderen Dimension o.ae. noch Tentakeln von irgendeinem Wesen an unserem Hinterkopf haengen und er entwickelt eine Apparatur, um sich davon zu befreien und ploetzlich gibt es einen unerklaerlichen Hass zwischen ihm und den uebrigen Menschen, die noch an dem Wesen haengen und er versucht dann noch weitere Menschen zu "befreien" (das laesst sich natuerlich als schoenes Modell fuer Ideologien oder Religionen nehmen, die andere ja auch mal gerne "befreien"). Es stellt sich dann aber heraus, dass es noch ein anderes Wesen gibt, welches die freigewordenen Gehirne nutzt um dort "anzudocken" - vielleicht kann man das auch als die Behauptung lesen, dass gerade die, die sich als (be)frei(t) oder ideologiefrei waehnen, sich nur so fuehlen, weil wieder eine Ideologie ihnen das eingibt. Langer Rede kurzer Sinn: bei diesem Spiel damit, dass wir auf unseren Hinterkopf nicht schauen koennen, oder der Angst davor dass es in unserem Bewusstsein blinde Flecken gibt, da ist mir klar geworden, wie unsinnig, das ist: denn das Bewusstsein, ist doch gerade die Summe, dessen was mir bewusst und klar ist (sozusagen den Scheinwerfer, den ich gerade auf die "Welt" richte, was soll ich mir da um die Schatten und Raender Gedanken machen, wo meine bewussten Gedankeninhalte ohnehin nur das sind was im Licht steht?)

(urks, sorry nochmal dass das so lang war..)
steppenhund - 28. Apr, 08:37

@Phorkyas

Die Geschichten, die mit "Bild des heutigen Zepters" gekennzeichnet waren, gehörten zu d.
Im Besonderen haben mich die Antworten zu den Pheromenen stutzig gemacht. Da wurde die Ironie nicht gesehen. Als Hinweis konnte gelten, dass die Quellenangaben gefehlt haben. Wenn ich eine Statistik verwende, mache ich das nicht ohne Quellenangabe. So weit sollte man mich kennen:)
Phorkyas - 30. Apr, 14:34

[Das ist wohl das Problem von Satire, dass sie teilweise leider schon zu real ist: Die Wissenschaftler übersetzen die Beschaffenheit mit ein paar Grundbegriffen wie z.B. Farben. Ist der Mann mit einer Frau mit "roten" Pheromenen verheiratet und betrügt sie mit einer Frau mit "grünen" Pheromenen, so entsteht ein Nachhall. Wenn er das nächste Mal mit seiner Frau zusammen ist, so empfindet er sie als "braun" und das mag er z.B. gar nicht. Ganz im Gegenteil, es kann zur Abstoßung kommen.
So hört sich die Wissenschaftsvermittlung von Zeitungen nun einmal an;-) -- bei Herrn Niggemeier gab es gerade auch eine lange, letztlich unergiebige Kommentarschlacht zu den Problemen von Satire]

Zu ihrer unschuldigen Frage, ob die Realität der PISA-Erkenntnisse bei deutschen Politikern, z.B. einem bayerischen Datenschutzbeauftragten noch schlimmer als bei 16-Jährigen ausfallen würde.
möchte ich aber noch etwas anfügen:
Denn dann war ich doch überrascht, davon in dem Artikel in der
FAZ nichts zu hören. - Vielleicht muss man er Öffentlichkeit und Publizität (wie das vielleicht in dem Artikel durchzuklingen scheint) das Zugeständnis machen, dass ein Thema nur aufs Tapet kommt, wenn genügend kritische Masse an Interesse/Skandal etc. besteht. So freue ich mich dann eher fast noch, dass dabei auch mal was positives geschieht: Dass ein Plagiator aus dem Amt gejagt wird, oder die Leute vielleicht mal etwas auf ihre Datensicherheit hingewiesen werden..
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lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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