29
Jul
2012

Amüsante Gedanken

Über das sich selbst zu wichtig nehmen:

ich bekenne, dass ich mich selbst zu wichtig nehme. Allerdings mittlerweile auf eine Art, die selbstironisierend funktioniert. Die Überzeugung, dass ich einmal weltberühmt sein werde, ist noch da, aber ich tue eigentlich nichts mehr dafür, damit sie wahr wird. Auch der Wunsch oder das Streben danach hat aufgehört. (Übrigens geniere ich mich nicht dafür. Kleist hat unter diesem Syndrom so sehr gelitten, dass er sich selbst umgebracht hat. Ich aber lebe noch:)
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Früher habe ich von meinen Kommentaren Kopien gespeichert, um es einem allfälligen Biographen die Arbeit zu erleichtern. Das mache ich schon lange nicht mehr. Ich stelle fest, dass ich mich in manchen meiner Kommentare wiederhole. Sie sind nicht mehr, als die Niederschrift eines Gesprächs, von dem nur eine Seite gesehen wird.
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Aber es amüsiert mich, - angesichts des nicht vorhandenen Datenschutzs - daran zu denken, wie einmal das Internet nach übrig gebliebenen Statements durchforstet werden würde, um irgendetwas über mich zu erfahren.
Dieses Amüsement erfreut mich und beruhigt mich auch. Die Zeit des Nachrennens ist vorbei. Viel gelassener lasse ich jetzt die Dinge auf mich zukommen. Leider sind meine literarischen Fähigkeiten nicht ausreichend, um ein Buch wie "Hundert Jahre Gelassenheit" verfassen zu können.
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Jossele - 29. Jul, 19:54

Ich strebe ja seit damals, als ich mir beinahe wirklich ein Ohr abgeschnitten hätte um als wirklicher Künstler Furore zu machen, was glücklicherweise aufgrund Feigheit unterblieb, nicht mehr so nach Weltruhm, allerdings, so ein bisserl Koketterie ist da schon noch, ist man doch auch nur Mensch.

Nachklang im Internet finde ich auch noch, als ich seinerzeit in philosophischen Zirkeln mit Peter Sloderdijk über seinen Begriff von "Menschenmaterial" gerittert habe, allerdings, bei der Menge was alles an "Bedeutung" ist verliert sich jede Spur, wiewohl doch vorhanden.
Aber ehrlich, ist es von Bedeutung?

Ein Auarell, "Rote Tür", hat einmal die für mich unvorstellbare Summe von 2.000,- eingebracht (ich wundere mich heut noch), was umgehend ausgegeben wurde, der Erlös einer einzigen Ausstellung (8.000,-) ebenso, Beteiligung an einer Ausstellung in der Albertina, detto.
Tagesaktualitäten, mehr nicht.

Wir haben Teil, dies ist nicht unbestritten, aber viel mehr ist es auch nicht.
Leben ist irgendwie woanders.

steppenhund - 30. Jul, 10:19

Dass Du mit Sloterdijk diskutiert hast, wusste ich noch gar nicht. Also damit bist Du für mich schon berühmt genug:)
Ich kann höchsten dagegen halten, dass ich von Bernstein geküsst wurde, als er sich einmal mit überschwenglicher Dankbarkeit von Bösendorfer verabschiedet hat.
bonanzaMARGOT - 30. Jul, 11:50

also, falls du noch zu lebzeiten berühmt werden solltest, steppenhund, habe ich eine bitte: bitte protegiere mich.

Anja-Pia - 30. Jul, 19:20

Ich kenne jemanden, der wiederum jemanden kennt, der Albert Einstein geküsst hat. Bin ich jetzt auch berühmt?

Jossele - 31. Jul, 19:17

"Berühmt" an sich ist eh jede/jeder, weil einzigartig.
Das Schütteln von Händen, küssen oder Wortwechsel mit anderen "berühmten" Menschen steigert das nur marginal.
In Wien ist grad ein großer Stoffbär berühmt, weil der einfach so da sitzt an einem Fenster.

Allerdings, man verliert den Überblick vor lauter Promis und Berühmtheiten.
Ich glaub, inzwischen ist es fast schon bemerkenswert, einfach so zu sein, ohne Koketerie nach Präsenz.
Anja-Pia - 1. Aug, 09:31

Zumindest ins Wikipedia sollte es jeder schaffen, der es darauf anlegt. ;-)
steppenhund - 1. Aug, 10:25

Ich wäre vermutlich in Wikipedia, wenn es das in den Achtzigerjahren gegeben hätte. Aber selbst das meine ich nicht mit berühmt. Berühmt würde bedeuten, dass hundert Jahre danach der Name noch in einem Buch auftaucht, wo eine besondere Leistung beschrieben ist.
Mein Großvater z.B. ist für mich berühmt, weil ich weiß, dass er mit sechzehn Jahren seine Eltern und seine drei Schwestern mit seiner Malerei erhalten hat. Dessen Vater war auch eine tolle, wenn auch erfolglose Person, weil er unbedingt mit der damals noch sehr technsich schwachen Fotografie selbstständig sein wollte.
Mein Großvater hat es zumindest in einige Kunstkataloge geschafft. Allerdings nicht mit seinen Portraits und Landschaften sondern mit bestimmten caroon-artigen Jugendwerken (vor 1914).
In meinem Genre sind z.B. Dijkstra und Hoare berühmt. Wenn ich ihre Aussagen lese, bin ich begeistert, was sie alles gesagt haben. Und so sind es andere Menschen. Denn deren Aussagen sind auch noch heute etwas Besonderes.
Dann gibt es allerdings auch noch die nicht berühmten Berühmten. Neben Beethoven oder Brahms gab es eine ganze Reihe von ausgezeichneten Komponisten, die man heute nicht mehr kennt.
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Was ich in Wirklichkeit mit Berühmtheit meine, ist das Hinterlassen von etwas, was für die Menschheit einen wesentlichen Beitrag bedeutet. Und da bin ich mittlerweile für mich selbst skeptisch, wenn ich von meinen fabelhaften Kindern absehe. Dafür sollte aber eher die Mutter berühmt werden.
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