29
Jul
2019

Langsames Lesen

Manchmal habe ich auch ganz langsam gelesen. Einmal kaufte ich mir in Schwechat für eine Flugreise nach Japan "Das Foucaultsche Pendel" von Umberto Eco. Neben dem Buch gab es auch als gleich dicken Wälzer die Kommentare bzw. Fussnoten dazu zu kaufen.

Im Flugzeug fing ich an zu lesen. Bei jedem Kommentar las ich aus dem "zweiten" Buch. Das war echt interessant.

Aber die Steigerung kam dann in Japan. Ich fuhr mit dem Zug von Tokyo nach Osaka. Ich saß ganz bequem mit meinen Bücher. Die Geschwindigkeit des Zuges war ca. 250 km/h. Auf den Dächern von manchen Häusern konnte man Japaner sehen, die den Golfabschlag übten. Im Buch wurde beschrieben, wie sich das Pendelachse millimetergenau entlang des Uhrumfangs bewegte. Einmal um 360 Grad in einem Tag.

Das hat auf mich einen enormen Eindruck gemacht. Die drei verschiedenen Geschwindigkeit, Zug, Golfball, Pendel im gleichen Moment zu erleben, war schon ein sehr starker Eindruck.
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29
Jul
2019

Nicht gescheit, aber belesen :)

Von meinem vermutlich 8. Lebensjahr bis zum 40. habe ich im Durchschnitt mehr als ein Buch pro Tag gelesen.
Mit 8 Jahren war es nur ein Buch pro Tag, ca. 600 Seiten Dünndruck Karl May. Ich bekam das von einem Freund geborgt, als ich krank war. Später waren es dann zwei, mit einem Ausnahmejahr, nämlich dem Austauschjahr in den USA. Da gab es zu viel andere Eindrücke. Aber in Wien zurückgekehrt waren es dann wieder zwei Stundn Lesen pro Tag. Als ich studierte wurde ich ungefähr folgender Statistik gerecht. Eine Stunde Fachliteratur, eine Stunde Belletristik. Eine Stunde lesen war in deutsch, die andere in englisch, wobei das weder von den Büchern noch von der Art der Bücher abhängig war. Pornografie habe ich auf holländisch gelesen, da war es egal ob ich ein Wort einmal nicht verstand. Der Kontext hat die Verständlichkeit gefördert. Aber diese Literatur lasse ich nicht in die generelle statistische Erhebung einfließen. So viel war es dann ja auch nicht.
In den letzten Jahren war das Lesen für mich anstrengender. Vermutlich brauche ich eine Brille, aber irgendwie lese ich mit Brille auch nicht viel besser und die Müdigkeit stellt sich trotzdem ein.
Aber jetzt zu meinem 68. Geburtstag habe ich sechs Bücher geschenkt bekommen, die ich alle gleichzeitig lese. Zu verschiedenen Tageszeiten, je nach momentaner Aufnahmefähigkeit und Lust am Lesen.
Eines habe ich schon weiterempfohlen: "Der schwarze Tiger" von Hans Stösser. Das ist eher Dokumentation, politisch, wirtschaftlich, faszinierend zu lesen. Es ist über die Entwicklung der Wirtschaft in Afrika. Hätte mich überhaupt nicht interessiert. Da ich aber einen Vortrag vom Autor gehört habe, hat sich ein neues Interessensgebiet erschlossen.
Zwei Bücher sind auf englisch: "Sail of Hope" von Nikola Malovic und "The Fortress" von Nesa Selimovic. Beides sind ziemliche, historisch schwerlastige Wälzer. Seit mir Ivo Andric so gut gefallen hat, spreche ich auf diese Bücher an.
Mein Sohn hat mir einen Wunsch erfüllt und mir "Maschinen wie ich" von Ian Mc Ewan geschenkt. Ich habe es angefangen zu lesen, aber von den ersten Seiten bin ich enttäuscht. Da ist zu viel Allgemein-Wischiwaschi als Einführung und es gibt das, wogegen ich selbst argumentiere: eine absolute Anthropozentrik. Aber ich werde es natürlich ganz lesen und dann vielleicht erst ein abschließendes Urteil abgeben.
Von meinem Sohn habe ich aber noch ein anderes Buch geborgt bekommen, das er selbst noch gar nicht gelesen hat, obwohl er es für sich gekauft hat. "Selbstbildnis mit russischem Klavier" von Wolf Wondratschek. Ich habe mich gewundert, woher der Autor relativ tiefe Einsichten in die Gedankenwelt eines Pianisten bekommen hat. Ich habe aber beim Recherchieren erfahren, dass er mit Heinrich Schiff, einem berühmten Cellisten, sehr gut befreundet war. Und ebenfalls dürfte er mit Leonskaya befreundet sein. Also dieses Buch lese ich vergleichweise langsam mit großem Genuss.
Gestern trudelte noch das sechste Buch ein: "Eine kurze Geschichte der Menschheit" von Yuval Noah Harari. Ein zweites Buch vom selben Autor hatte ich früher meiner Frau geschenkt "Homo Deus", das habe ich aber selbst noch nicht gelesen. Möglicherweise mache ich mich im Anschluss daran.
Alle Bücher sind so "spannend", dass ich sie nicht der Reihenfolge nach lese, sondern mehr oder weniger gleichzeitig, Das ist eine neue Erfahrung für mich. Aber bis jetzt keine schlechte.

Soweit ich bis jetzt sehen kann, ist jedes Buch empfehlenswert, mit Ausnahme vielleicht Ian Mc Ewan, den ich als Autor aber sonst durchaus schätze. Und serbische und montenegrinische Geschichte, bzw. bosnische, wird auch nicht alle so interessieren.
Für Musikbegeisterte sollte aber der Wondratschek gut zu lesen sein.
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26
Jul
2019

S C H A D E N F R E U D E

Die empfinde ich jetzt. Aber es ist keine gemeine Schadenfreude, die sich am Schaden, den andere erlitten haben, ergötzt. Nein, der Schaden ist bei mir selbst eingetreten. Ich hatte bei einer Vorlesung auf der Uni meinen Rucksack auf den Boden gelegt. Beim Hochheben glitt das Tablett heraus und siehe da, eine Höhe von 20 cm ist für das iPad nicht mehr zuträglich. Das iPad sieht aus wie die Frontscheibe eines Autos nach dem Zusammenstoss.
Jetzt wollte ich das Ding fast schon verschenken, weil ich mich so über Apples Software geärgert habe. Jetzt hat sich das Problem von selbst gelöst.
Der Nachfolger ist schon bestellt. Ein Huawei M5 lite mit LTE. Kostenpunkt 229 €. (Das iPad hatte über 800 gekostet.) Die Daten sind natürlich alle wesentlich besser. Ich habe auch keine Sorge wegen Updates oder künftigen Embargos, die Huawei treffen.
Jetzt bin ich gespannt auf die akustischen Qualitäten. Die sollen sehr gut sein.

Der Vortrag war übrigens auch sehr interessant. Juliet Floyd über Turing, Wittgenstein, Post etc.
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25
Jul
2019

NAIV

Noch etwas über das Klavierspiel
(Achtung: langer Text - der mir selbst aber sehr viel bedeutet)

1991 oder 1992 gab es noch kein www und kein google. Es war nicht möglich, einfach nachzusehen, was über eine bestimmte Person bekannt war.

Mein Chef sagte mir einfach, ich solle doch schauen, ob ich nicht mit einem russischen Pianisten (in Wirklichkeit war er ukrainisch, aber die staatliche Unterscheidung wurde erst später relevant) einen Abend verbringen wollte. Mein Chef hatte bei einer gemeinsamen Leningrad-Reise (so hieß die Stadt damals noch) mitbekommen, dass ich mich ausreichend auf russisch unterhalten konnte. Ich war sehr interessiert und konnte A. S. zum Heurigen einladen. Es war der Heurige Nirscher, der gerade von Pötzleinsdorf nach Klosterneuburg umgezogen war. Wir blieben dort, bis uns die Kellner um dreiviertel eins hinauswarfen. Die Unterhaltung war einfach so angeregt. Da ich ihn in den 4. Bezirk zu Freunden brachte, wo er wohnte, lud er mich ein, hochzukommen. Es wurde gerade der Besuch von russischen Freunden gefeiert. Die waren an dem Tag angekommen und hatten "russisches" Brot mitgebracht. Um vier Uhr verließ ich dann die Gesellschaft, nicht ohne für den nächsten Tag noch einen Ausflug mit A. S. in die Wachau verabredet zu haben. Mein Auto war damals der 350SE mit einer sehr guten Stereoanlage und wir hörten uns verschiedene Muster an. Aber meistens sprachen wir.

A.S. erzählte mir über die Bedeutung der Kriegssonaten 6,7 und 8 von Prokofiev, die 7. hatte ich schon sehr gut gekannt. Er erzählte mir sehr viel über Franz Liszt, den ich von seinen Erzählungen in einem völlig anderen Licht kennen lernte. Der Tag verging so schnell und er war mit unzähligen Erzählungen und Erklärungen gefüllt. Am nächsten Tag traf ich ihn noch einmal. Er bedankte sich bei mir (???) und schenkte mir eine Kassette, auf der die Liszt- und die Prokofiev-Sonate von ihm eingespielt waren. In Wirklichkeit hätte ich ihm noch etwas schenken müssen, denn seine Erklärungen waren fantastisch.

Er ist leider schon 2008 verstorben. Es ist aus dem verlinkten Text ersichtlich. Er war ein großartiger Mensch.

Nachtrag: was ich damals nicht wusste: Er war Schüler bei Neuhaus und Protegé von Svatoslav Richter. Die größten Musiker der zweiten Hälfte des 19. Jhds haben sich überschwenglich über ihn geäußert. Und so saß ich neben einem der bedeutendsten Pianisten ohne es zu wissen. Sein Name ist Alexander Slobodyanik.

Aus der Parte anläßlich seines Ablebens


BIOGRAPHY

Alexander Slobodyanik was born in Kiev, Ukraine, and began piano studies with Lidia Golembo in Lviv. At age 15, he was selected to join the studio of legendary Professor Henrich Neuhaus at the Moscow Central Special Music School, where he later completed his Masters and Doctorate at the Moscow Conservatory under Vera Gornostayeva. During that time, he became a laureate of major international competitions such as the Chopin Competition in Warsaw and the Tchaikovsky Competition in Moscow. By the age of 18, Slobodyanik had toured extensively throughout his native Soviet Union and Europe. By recommendation of Sviatoslav Richter, Slobodyanik was discovered by impresario Sol Hurok, and so began his conquering of the West.

Slobodyanik burst onto the American scene in 1968, with a Carnegie Hall debut recital that left the critics hailing him as “a leader of his generation.” He was recognized by premier artists and legends such as Arthur Rubinstein, Vladimir Horowitz and Rosina Lhevinne as “the new star.”

Since that time, Slobodyanik toured extensively throughout Europe, North & South America, South Africa, Australia and the Far East. He graced the stages of Carnegie Hall, Avery Fisher Hall, Kennedy Center, the Barbican in London, La Scala in Milan, Theatre de Champs Elysees in Paris and the Hollywood Bowl. He appeared as soloist with the Chicago, London, Pittsburgh, National, Montreal and San Francisco Symphonies; with the New York, Los Angeles, Royal and St. Petersburg Philharmonics; the Philadelphia, Cleveland and Kirov Orchestras; the Moscow Soloists, Orchestre National de France, and the Gewandhaus Orchestra of Leipzig, under the baton of Leonard Bernstein, Kurt Masur, Sir John Barbirolli, Christoph von Dohnanyi, Valery Gergiev, Mariss Jansons, Neeme Jarvi, Dmitri Kitaenko, Kiril Kondrashin, Mstislav Rostropovich, Genady Rozhdestvensky, Thomas Sanderling, Maxim Schostakovich, Yuri Temirkanov and Yuri Bashmet. Slobodyanik recorded for the Angel, Melodiya, Eurodisc and MCA labels. His discography includes a legendary LIVE-concert recording of all twenty-four Chopin Etudes.

As Founder & Artistic Director of the Morris International Festival of the Arts, to which the re-opening of Morristown’s Community Theatre may be attributed, Slobodyanik performed at its highly-publicized Gala Opening Concert in September 1994 as soloist with St. Petersburg’s Kirov Orchestra, led by Valery Gergiev. Slobodyanik later engaged the world’s top artists to participate in the Festival’s unique and innovative programs, including Maxim Vengerov, Peter Serkin, Gidon Kremer, Yuri Bashmet, Viktor Tretyakov, Joseph Kalichstein, Luba Kazarnovskaya and Vladimir Feltsman; The Orpheus Chamber Orchestra, the Moscow Soloists, the US Military Academy Concert Band and the St. Petersburg Ice Ballet. Special guests included Nobel Prize laureate poet Joseph Brodsky and Evgeni Yevtushenko. Art exhibitions were also made available for viewing for the Morristown community, showcasing ground-breaking original works by Ernst Neizvestny and Mikhail Chemiakin.

During Carnegie Hall’s Centennial Celebration in 1991, Slobodyanik and violinist Gidon Kremer gave the World Premiere of Alfred Schnittke’s Concerto Grosso No. 5 with the Cleveland Orchestra. More recently, other world premieres have included Schnittke’s “Aphorisms,” also at Carnegie Hall, and Alexander Tchaikovsky’s Two-Piano Concerto with pianist Yefim Bronfman and the Pittsburgh Symphony (2003). Both works were dedicated to Alexander Slobodyanik.

(Bilder können unter Alexander Slobodyanik im Internet gefunden werden.)
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24
Jul
2019

VISUAL BASIC 6

Gestern traf ich einen "Kollegen". Eigentlich wurde der Kontakt von meiner Klavierlehrerin vermittelt. Er spielt Klavier und Geige, die letztere allerdings seit zwei Jahren nicht mehr.
Er ist 3 Jahre älter als ich. Aber wir waren Kollegen an der Technischen Hochschule, im gleichen Institut. Er beschäftigte sich mit Plasmalinsen, ich mit der Elektronenbearbeitungsmaschine. Ich kannte ihn damals sicher, aber ich wiedererkannte ihn nicht. Aber Professoren und Kollegen waren uns gleichermaßen vertraut.

Beim Heurigen erzählte er mir, das er noch immer seine Software betraut, mit der er die letzten Jahre selbstständig war. (Industrielle Steuerungselektronik) Ich fand es lustig, dass er alles mit Visual Basic 6 macht. Ich kann es aber einsehen, auch wenn die Software schon mehr als 17 Jahre alt ist. Ich habe mit VB6 auch Programme geschrieben und eigentlich sehr gutes Geld damit verdient, innerhalb der Firma und auch nebenbei mit Genehmigung meines Arbeitgebers.

Heute hatte ich eine kleine Pause und es reizte mich, einen Blick auf VB6 zu werfen. Ich fand eine Anleitung, wie man es unter Windows 10 installieren könnte. Man muss zwei Eingriffe in das Installationsprogramm machen. Aber es hat funktioniert. Und nach 20 Minuten konnte ich das erste kleine Testprogramm starten. In einer vollkommen vertrauten Umgebung. Es ist sagenhaft, was man sich alles über die Jahre merken kann.

So binden sich die Jahrzehnte und Jahren zu ganz kleinen Einheiten. Es war nicht alles schlecht, was es einmal gegeben hat :)
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Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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