9
Jun
2012

Gott

Das gehört eigentlich ins andere Blog, aber weil Geschichten moniert wurden, fange ich jetzt einmal hier ein. Achtung: nur für Verrückte zu lesen.
(1)

“Jetzt besteht nur mehr die Gefahr, dass ich zu früh sterbe!” dachte der seit einem Tag in Pension befindliche Fünfundsechziger, als er andächtig einen Schluck vom A’bunadh-Single-Malt verkostete und etwas andächtig auf seine letzte Erwerbung sah. Diese war etwas zwei Meter hoch, schwarz mit den üblichen Verzierungen durch Lämpchen und Schaltern versehen und hatte ihn seine gesamte Abfertigung gekostet. Er hätte auch noch länger gearbeitet, wenn es sich mit dem Anschaffungspreis nicht ausgegangen wäre. Doch jetzt war er in Besitz einer Maschine, wie sie sonst nur große Unternehmungen für ihre gesamte EDV verwendeten. Die Maschine war ein sogenanntes Mainframe, ein Großrechner, der in seiner handlichen Bauform gar nicht vermuten ließ, welche Rechenleistung in ihm steckte.
Alexander hatte sich etwas Ähnliches schon lange gewünscht. Er war aber recht froh, dass er bis heute gewartet hatte, denn nun war zu vermuten, dass er alles damit machen könnte, was er sich von Rechenmaschinen erwartete. Und die Rechenleistung war vielleicht eintausendmal größer, als sie das MIT in Boston im Jahr 2000 zur Verfügung hatte. Damals, oder etwas früher, verließ Phil Agre das MIT, nachdem er sich dort zwanzig Jahre mit Forschung auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz beschäftigt hatte. „Was für ein Blödsinn?“ hatte er in einem Artikel geschrieben „Sich zu fragen, welcher Würfel vor oder hinter einem Zylinder steht. Man muss den Computer dazu bringen, die wirklich interessanten Fragen zu beantworten. Zum Beispiel, wer oder was Gott ist. Offensichtlich sind wir nicht imstande, diese Frage zu beantworten. Aber vielleicht kann das eine künstliche Intelligenz.“
Auf Alexander hatte dieser Artikel einen großen Eindruck gemacht. Er hatte ihm hundertprozentig zugestimmt, obwohl die Frage nach Gott ihn weniger beschäftigt hätte. Doch eine Sache war klar: es wurden in diesem Bereich der Forschung die falschen Fragen gestellt. Er selbst würde die richtigen Fragen stellen. Wenn er einmal Zeit hätte. Wenn er einmal die richtige Maschine hätte. Wenn …
Der Zeitpunkt war jetzt gekommen. Doch Alexander wusste, dass er seine Fragen noch lange nicht stellen konnte. Zuerst musste er dem Rechner Zeit zum Lernen geben. Er musste auch entscheiden, welche Sinnesorgane dem Rechner zur Verfügung stehen sollten. Hören war notwendig, damit er sich mit seinen Lehrpersonen unterhalten konnte. Sehen schien ursprünglich nicht so wichtig, weil die meisten optischen Eindrücke in Form von Dateien zugebracht werden konnten. Doch Alexander entschied sich auch für Augen, damit die unmittelbaren Reaktionen der Lehrpersonen erkannt und analysiert werden konnten. Für Riechen gab es keine wirkliche Begründung, allerdings waren die notwendigen Sensoren relativ leicht zu beschaffen und daher sollten sie eingebaut werden. Haptik und Geschmack wurden als ein Eingangskanal betrachtet. Dieses Problem musste erst gelöst werden. Wie kann man einer Maschine Lust bereiten? Rein rechentechnisch läuft das auf ein Optimierungsprogramm hinaus, welches als kleiner Dämon kontinuierlich in Betrieb gehalten wird. Aber welches Kriterium sollte als Optimierungsmerkmal herhalten? Alexander gab sich für die Festlegung dieses Verhaltens noch zwei Jahre Zeit. Er hatte dies von Anfang an eingeplant. Zu Beginn würde es ein einfacher Neugier-Modul sein. Die Neugier würde vom Informationsinhalt neuer erworbener Wissensgebiete gespeist werden. Das neue Wissen würde nach bestimmten Merkmalen wie Neuheit und Komplexität bewertet werden und das dabei entstehende Resultat würde den Statuswert des Neugier-Moduls erhöhen.
Alexander war bewusst, dass er dem Rechner eine Möglichkeit zur Rückkopplung geben musste. Wissenszuwachs musste nach aufzuwendendem Zeitaufwand gewichtet werden. Dafür setzte er den Ausdruck Wissensdichte ein. Diese Möglichkeit musste als Programm vorgesehen werden. Alexander war sicher, dass ab einer gewissen Stufe der Rechner selbst ein solches Programm erstellen können würde. Das wäre ein erster Schritt in Richtung künstlicher „Künstlicher Intelligenz“, den viele Menschen mit Bewusstsein verwechseln würden.
Noch war es nicht so weit. Noch lange nicht. Doch die sogenannte „road map“ hatte Alexander bereits auf eine lange Strecke vorausgedacht. Er durfte nur nicht zu früh sterben.
Seine Frau trat ins Zimmer.
(c) steppenhund 2012
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7
Jun
2012

Superlative der Kultur

Heute wurde im Fernsehen das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn übertragen. Es stand unter der Devise "Hommage an Claude Debussy". Zur Aufführung gelangte unter anderem "La mer".
Super Konzert, der Eintritt ist kostenlos, wir hätten es live erleben können. Im Fernsehen hat man eine bessere Perspektive. Es wurde auch Ballett getanzt.
Damit es wieder eine neuerliche Steigerung gibt, fand das Balett im Wasser statt, in einem der Brunnenbecken von Schönbrunn. Hat hübsch ausgesehen. War auch ein bisschen wet-look dabei. Die Haxen der Tänzerinnen waren lang und appetitlich. Bei der Eurovision haben wir ja noch versucht, mit dem Popo zu wackeln. Diesmal ging es ganz kultiviert zu.
Ich habe allerdings zum ersten Mal im Balett Handstände gesehen. Das ist natürlich geil, weil man dann die Haxen noch besser sieht.
Der Bundeskanzler und der Bundespräsident haben sich auch sichtlich gefreut.
Kultur, das ist Österreich. Und wenn wir es nicht mit dem Arsch schaffen, tänzeln halt die Nixen.
Was ich nicht verstehe: es gab dann noch den Tanz mit den sieben Schleiern aus Salome. Und da könnte man ganz programmatisch, ohne Regietheater vorgeben zu müssen, einen richtigen Striptease inszenieren. Das tät den Herrschaften doch auch gefallen oder? Aber da gab es nur die "reine Musik".
Jedenfalls muss die Welt aufpassen: in der Kultur stecken wir noch lange nicht auf, selbst wenn unsere Gesäßakrobatik nicht goutiert wird.
Wir kommen mit dem Element Wasser daher. Und bekanntlich ist die chinesische Wasserfolter eine der stärksten Methoden überhaupt.

Nachtrag: vom rein Musikalischen her war das Konzert toll.
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Inspiriert

Ursprünglich hieß diese Geschichte Mitschrift einer Abenteuerreise war illustriert und ist bereits 9 Jahre alt. Ich stelle sie hier aufgrund einer Anregung bei triebfeder hinein.

Wenige Wochen nach dem Besuch in Anderswelt wurde ich von einem Bekannten zu einer kleineren Forschungstour mitgenommen, die nur einige Tage dauern sollte. Ziel der Wanderung, um eine solche handelte es sich eigentlich, war eine bisher unbekannte Höhle, die sich im Hochmoor befand. Eine Höhle im Hochmoor ist eigentlich nicht vorstellbar. Tatsächlich gab es sie aber, nur hätte man sie nie entdeckt, wenn nicht durch die Überschwemmungskatastrophen des vorigen Jahres einige Eingriffe in die Natur notwendig geworden waren. Diese Eingriffe, die Haus und Hof einiger entfernter Anrainer schützen sollten und normalerweise aus Naturschutzgründen nie hätten stattfinden dürfen, bewirkten, dass ein Teil des Hochmoors in der Dürre des heurigen Jahres ausgetrocknet war und die Sicht auf die obere Begrenzung eines Höhleneinganges frei ließ.
Dieses kleine Naturwunder zog die Aufmerksamkeit einiger Wissenschafter nach sich, die sich nicht einigen konnten, ob sie die Höhle untersuchen wollten oder nicht. Eine Untersuchung bedingte nämlich einen zusätzlichen Eingriff in die Naturlandschaft und galt daher unter den militanteren Naturschützern als absolutes Tabu.
Ungeachtet der Diskussionen gelang es aber einer kleineren Gruppe, ohne großes Aufsehen zu erregen, einen kleinen Holzzubringer zu der Höhle zu bauen. Da das Moor noch immer niedrig stand, konnte die Höhle ausgepumpt werden. Das ermöglichte weiterhin die Begehung.
Ein bisschen mulmig war mir schon dabei zumute. Als Kind hatte ich schreckliche Angst davor, mich einmal in einem Moor zu verirren und darin gefangen zu werden. Ich konnte mich noch gut an Erlebnisse im Schwarzsee bei Kitzbühel erinnern, der zwar ungefährlich war aber bereits dieses Gefühl des unentrinnbaren Einsinkens vermitteln konnte.
Höhlen zählen für mich auch gerade nicht zu den vertrauenerweckenden Unterkünften. Trotzdem ließ ich mich von meinem Bekannten überreden und begleitete ihn.
Als wir den Holzsteg verlassen hatten und bereits in der Höhle auf einem rutschigen Boden versuchten, feste Tritte zu finden, wurde der Strahl seiner Kopflaterne etwas nach oben gelenkt und wir sahen, dass sich hier ein moosähnlicher Bewuchs gebildet hatte, der ockerfarben melierte.


Der Bewuchs war ziemlich dicht und wirkte fast trocken. Irgendwie stimmte aber die Farbe nicht ganz zu den mir bis dato bekannten Flechten, die ich einmal am Grossglockner im dortigen Naturpaarmuseum gesehen hatte. Mein Bekannter, der sich in den natürlichen Dingen wesentlich besser auskennt, überraschte mich durch eine sehr zweifelnd erscheinende Handbewegung. Offensichtlich hatte er diese Pflanzenform auch noch nicht gesehen. Einerseits war es kein Wunder, da die ganze Höhle schon ein wenig unmöglich gewirkt hatte.
Wir sahen uns um, in dem wir unsere Köpfe zielstrebig herumkreisen ließen. Es muss ganz lustig ausgesehen haben, als wir mit kreisenden Köpfen da standen. Bewegen trauten wir uns sonst noch nicht, da die Lichtkegel nach oben gerichtet werden mussten und wir daher überhaupt nicht sahen, was unter uns oder vor uns lag. Es fiel uns eine gewisse Regelmäßigkeit des Musters auf. Nach ungefähr fünf Minuten hatten wir erkannt, dass das daran lag, dass eine bestimmte Anordnung der – sagen wir einmal – Flechten in regelmäßigen Abständen wiederkehrte.

Mit einer Kamera, die extrem lichtempfindlich war, gelang es meinem Bekannten, das Muster aufzunehmen. Ich bemerkte scherzhaft, dass ich in dem Muster zwei Personen ausnehmen könnte. Eine Stellung, ähnlich wie im Klimt’schen Kuss, wobei der Mann mit kurzen Beinen aber einem umso mächtigeren Geschlecht ausgerüstet sei. Mein Bekannter lachte und meinte, dass wir erst erforschen müssten, wer die wahren Künstler dieser Abbildung seien. Den Pflanzen würden wir es wohl beide nicht zutrauen.
Eine einfache Erklärung erschien uns die Möglichkeit, dass es auf den Höhlenfelsen einmal Zeichnungen gegeben hätten, welche als Untergrund für die Pflanzen einen selektiven Wuchs bewirkt hätten. Eine biologische Konservierung des natürlichen Museums. Mit dem Herunterkratzen einer kleinen Stelle konnten wir aber feststellen, dass die Gesteinsstruktur darunter keine Unregelmäßigkeiten oder Bearbeitungsnachweise aufwies.
Wir beschlossen, die Klärung der Angelegenheit solange aufzuschieben, bis wir aufgrund der Aufnahmen einige bildanalytische Hintergründe kennen würden, und machten uns auf den Weg, ins Innere der Höhle weiter vorzudringen.
Im weiteren Verlauf des Weges gab es keinen Bewuchs mehr. Doch wir konnten eine zunehmende Menge von runden Steinen ausmachen, die am Boden lagen und ungefähr so groß wie eine kleine Faust waren.

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Sie waren nett anzusehen und ich steckte mir einen davon in die Tasche. Ich habe ein gewisses Faible für Steine und die Formen sprachen mich an.
Wir gingen weiter und kamen durch einen engen und niedrigen Durchlass in einen Thronsaal. Man kann das nicht anders nennen. Die Wände schienen ausgeschlagen zu sein. Einige Wände wirkten glatt poliert. In der Mitte des Raumes stand ein Thron aus Stein. Ebenfalls glatt poliert.
Auch hier gab es vereinzelt noch die grünen Steine, aber sie hatten ein etwas verzerrtes Muster, so als wären sie gequetscht worden.

Trotzdem wirkten sie im Muster verwandt und plötzlich erschien mir die Zeichnung auf den Steinen auch mit dem Flechtenbewuchs am Eingang verwandt.
Wir blieben einige Minuten andächtig stehen. Es gab sonst nichts zu untersuchen. Keine Ritzen, keine weiteren Durchgänge. Es gab nur einen Ausgang. Das war der, durch den wir hereingekommen waren.
Mein Bekannter schaute auf die Uhr und deutete mir, dass wir umkehren müssten. Die Pumpen müssten in wenigen Minuten ausgeschaltet werden und dann würde wieder Wasser in die Höhle dringen.
Wir machten uns also auf den Weg und gingen hinaus. Auf dem Rückweg befiel mich ein merkwürdiges Gefühl. Ich schien schwerer zu werden. Fast unmerklich schien ich Gewicht anzusammeln. Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass die Steine, die ich vorhin eingesteckt hatte, an Gewicht zugenommen hatten. Obwohl ich mir das nicht erklären konnte, beschloss ich, alle Steine bis auf einen in der Höhle zu lassen. Ich legte sie vorsichtig auf den Boden der Höhle in einer Anordnung, dass man sie zwar sehen konnte, aber nicht über sie stolpern musste, wenn man die Höhle erneut betrat. Es hatte mich eine gewisse Scheu vor den Steinen überkommen. Einerseits trennte ich mich ungern von ihnen. Andererseits wurden sie ziemlich schwer. Ich konnte es jetzt deutlich ausnehmen. Der eine Stein, der noch in meiner Tasche war, wog jetzt vielleicht bereits zwölf Kilogramm.
Er wurde warm. Ich bekam Angst. War das etwas radioaktives Material, was da in der Höhle gelagert war? Konnte das Strahlungswärme sein? Ich nahm den Stein aus meiner Tasche und wollte noch einen letzten Blick auf ihn werfen. Die Angelegenheit erschien mir plötzlich zu riskant.
Als ich den Stein betrachtete, und das war jetzt bereits im Freien, nicht mehr in der Höhle, erstaunte ich noch mehr. Er hatte sich verfärbt und zu leuchten begonnen.

Er schien wie von einem Bildhauer oder einem Juwelier bearbeitet. Es gab deutliche Verwitterungsspuren. Man konnte aber sehen, dass da eine ganz definierte Struktur auszumachen war. Die rote Farbe schien auf Eisen hinzudeuten. Das zarte Rosa hatte aber gar keinen mineralischen Anstrich. Vielleicht musste man den Stein anschleifen und konnte ihn dann als Halbedelstein behandeln.

Ich steckte den Stein trotz des Gewichts wieder in meine Tasche und begab mich auf den Weg über den Holzsteg aus dem Moor heraus.
Als ich festen Boden betrat, geschah etwas Sonderbares und Unerwartetes. Der Stein fiel aus meiner Hosentasche heraus. Ganz gegen die Gesetze der Schwerkraft schien er aus der Tasche heraushüpfen zu wollen. Als ich versuchte, den Aufprallpunkt festzustellen, konnte ich weder eine Delle im Boden noch den Stein selbst erkennen.
Er schien wie vom Erdboden verschluckt.
Man winkte mir, ich möge doch nachkommen. Man kannte den Grund für mein Trödeln nicht und hatte Angst, dass ich die zeitlichen Grenzen unseres Moorbesuchs aus den Augen verloren hatte.
Noch einmal schaute ich um mich und da sah ich ein Stück Holz liegen, welches wie einer der polierten Spazierstockknäufe wirkte.
Auch dieses Stück Holz wies eine Zeichnung auf, die mit den bereits bekannten Mustern verwandt schien.


Ich stutze. Das sah jetzt nicht mehr nach den verwandten Mustern aus. Diese Form und Ausprägung kannte ich. Das war – wenn man so sagen will – eine geschnitzte Möse. Unglaublich lebensecht wirkte sie in der Gestalt dieses Stück Holzes. Ich geriet ein bisschen in Trance. Sollte zwischen den Steinen, der Höhle und diesem Holzknauf ein Zusammenhang bestehen? Hatten die Muster in der Höhle mit dem gleichen Inhalt zu tun? Ich nahm mir vor, dies anhand der Fotografien noch zu untersuchen.

Am nächsten Tag spazierte ich allein über die Wiesen. Ich war nachdenklich, weil mich die Angelegenheit mit den Steinen und dem unsittlichen Knopf noch beschäftigte. Als ich gedankenverloren plötzlich aufblickte, erblickte ich eine Frauengestalt im Gras, die Übungen zu machen schien.

Ich fühlte mich ein bisschen verlegen, da sie ganz nackt war. Ihr schien das aber nichts auszumachen.
Sie lachte mir zu und fuhr fort, sich zu dehnen und zu strecken. Ich wurde mutiger und begann sie eingehend zu betrachten, was sie nicht zu stören schien. Als ich so frech wurde, dass ich direkt auf ihre Möse schaute, sah sie mich mutwillig, aber nicht spöttisch an und ihr Blick schien etwas zu fragen. Ich wusste plötzlich, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Jetzt und dem gestrigen Tag geben musste. Ich hatte eine ganz phantastische Vermutung. Hatte sie etwas mit der Höhle zu tun? Sie konnte offensichtlich Gedanken lesen, denn in genau dem Moment, als ich die Frage gedacht hatte, fing sie an zu sprechen: „Aber natürlich. Das hättest du doch längst bemerken können. Oder gibt es einen anderen Grund, warum du mir so unverhohlen auf meine Weiblichkeit geschaut hast.“ Ich schaute sie verständnislos an. Wahrscheinlich war auch mein Mund offen geblieben.
„Nun sieh doch genauer hin!“ Sie stellte sich vor mich hin und zog mit ihren schlanken Händen ihre Schamlippen etwas auseinander. „Ich muss dir ja noch danken, dass du mich zum Leben erweckt hast. Aber wahrscheinlich hast du gar nicht gewusst, was du gemacht hast, indem du mich mitgenommen hast.“ Eine Vermutung begann sich breit zu machen. Aber diese Vermutung stammte aus dem Reich der Feen und Märchen.


Diese Vermutung hatte keinen Anspruch auf Wirklichkeit oder Wahrheit. Ich brachte keinen Ton heraus.
„Nun sieh mal. Sieh mich genau an!“
Mit diesen Worten beugte sie sich noch ein bisschen zurück und ich konnte jetzt mitten in sie sehen.

„Du hast mich zum Leben erweckt.“ „Indem du mich mitgenommen hast, hast du den Mechanismus ausgelöst, der meine Lebensphase, wie sie Menschen verstehen, eingeleitet hat. Das Moor konserviert, aber es bedroht auch. Wir müssen versteinern, damit wir so lange überleben können, bis es lebenswürdige Umgebung gibt. Dazu müssen wir aber die Höhle verlassen können. Das kann aber nur so geschehen, indem einer uns mitnimmt und auch dann nicht fallen lässt, wenn wir schwerer und schwerer werden. Du hast doch den Übergang in die belebte Materie aus nächster Nähe sehen können. Holz lebt!“
- „Das ist einfach unglaublich. Soll ich das denn glauben? Was wirst du machen? Musst du essen? Trinken? Wovon wirst du leben? Was kannst du?“
Sie legte den Finger an den Mund.


„Ich werde – “ sie zögerte. „Ich werde – für dich da sein. Ich werde dir unendlichen Genuss schenken. Was ich dir anbiete ist ewige Feuchte. Bin ich dir zu feucht, kann ich trocken wie ein Stück Moos in der Mittagssonne werden. Bin ich dir zu viel, steckst du mich in deine Tasche.“
„Doch lass mich bei dir sein, denn ich liebe dich.“ Mit diesen Worten kam sie aus ihrer Lage zu mir hoch und küsste mich auf den Mund. Ich verstand, was sie mit ewiger Feuchte gemeint hatte.

„Niemals werde ich dich in die Tasche stecken.“

Juli 2003 (c) steppenhund
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4
Jun
2012

Zentralmatura

Wurde 2009 beschlossen, allerdings gab es anfangs noch wesentliche Diskussionen. Nehmen wir an, dass 2011 alles ausdiskutiert war. Dann kann meiner bescheidenen Meinung nach die Zentralmatura gar nicht vor 2016 durchgeführt werden.
Denn im Prinzip müssen die Lehrer in der Oberstufe ab der 5. den Unterricht anders anlegen, sodass die angehenden Maturanten in der Oberstufe auf eine andere Art des Unterrichts oder Prüfungen eingestellt werden. Es geht ja nicht um die Fragen, sondern um den Umstand, dass in jeder Schule dasselbe gefragt wird.
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Und gerade in der Mathematik, die von allen so skeptisch gesehen wird, könnte es früher funktionieren. Dort sind die Maturafragen fast mit denen, die 1969 hatte, vergleichbar:)
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An der Verschiebung habe ich nichts auszusetzen. Doch ein Kasperltheater ist das ganze schon...
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3
Jun
2012

Garten

Für meine Großeltern mütterlicherseits und die Schwester meines Vaters waren die Vorgänge im Garten lebensbestimmend.
Ich freue mich, dass meine Frau in der Pension und meine Schwiegertochter genauso viel Freude an der Gartenarbeit haben und jetzt absolut gestalterisch unterwegs sind.
Und der neue Kirschbaum mit Herzkirschen, der sich von selbst gepflanzt - und das am richtigen Ort - hat, sieht vielversprechend aus.
Wunderschön sind die einzelnen Plätzchen geworden.
Es wird allerhand zum Ernten geben.
Wunderbar!
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2
Jun
2012

Computer-Nostalgie

Anlässlich eines Kommentars bei pjerunje erinnerte ich mich an einen Computer, der für mich schon etwas sehr Besonderes darstellte.

HP-9845

Ich programmierte auf diesem Computer zu einer Zeit, als es bereits die ersten Commodore zu einem Preis von 2.500 € (nicht inflationsbereinigt) gab, während das obige Gerät damals gut und gerne 35.000 € gekostet hatte. Beide waren in BASIC zu programmieren.
Den Commodore musste ich mit eigenen Assemblerprogrammen auf Vordermann bringen, während es für den HP die notwendigen Schnittstellenmodule fur die Automation von Messgeräten schon serienmäßig gab, wie z.B. ein IEEE-488-Interface, wobei der Computer den Controller darstellte.

Das HP-BASIC war eher dem MBASIC, welches auf CP/M lief verwandt als dem Commodore-Basic. Wenn ich mich richtig erinnere gab es bereits vorprogrammierte ARRAY-Operatoren. Der Rechner war eindeutig von Technikern für Techniker und Wissenschaftler gemacht.
Die Tastatur war äußerst robust und sher zuverlässig. Der Schirm natürlich nur monochrom.
Der Rechner erschien als riesiges Ding, er war weitaus größer als der Commodore.

Etwas später kam dann der HP-85 heraus.

HP-85

(Die Philosophie des HP-85 schloss an den 9845 an, doch war das Gerät natürlich bereits viel billiger, ich glaube, dass es ungefähr 7.000€ gekostet hatte.)
Aus der dort vorzufindenden Beschreibung möchte ich zwei sehr interessante Punkte zitieren.

Der Prozessor war speziell für die 80er-Baureihe entwickelt worden und zeichnete sich durch einige Fähigkeiten aus, die für 8-Bit-Prozessoren außergewöhnlich waren. So enthielt er sehr viele Register (64 Stück), die für manche Operationen auch zusammengeschaltet werden konnten. So konnte der Chip mit einem Maschinensprachebefehl z.B. zwei 64-Bit-Zahlen addieren. [Hervorhebung von mir]


Die HP-85 beeindruckt auch heute noch durch zeitloses Design. Das Gerät war viele Jahre lang in der technisch-wissenschaftlichen Anwendung sehr beliebt. Der kompakte Computer wurde zur Steuerung von Maschinen oder Versuchsaufbauten verwendet und konnte Messergebnisse aufnehmen, speichern und grafisch aufbereitet wiedergeben. Für viele Anwendungen wäre das Gerät auch heute noch vollkommen ausreichend.

Dem letzten Satz kann ich ohne weiteres zustimmen. Ist das nicht ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass das Gerät vor 30 Jahren entwickelt wurde.

Und jetzt vergleiche man das mit der Entwicklung von Mobiltelephonen, die bereits nach vier Monaten veraltet erscheinen!
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würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

The bridge


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