4
Mrz
2011

Zufall und Motivation

Eigentlich kann ich diese Geschichte gar nicht richtig schreiben. Denn einige Details möchte ich aus Gründen der Diskretion nicht preisgeben. Aber ich versuche es dennoch, weil das sich zugetragen Habende einfach so unglaublich ist.
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Ich habe einen Salestermin in Nürnberg, der von unserer externen Marketing&Sales-Gruppe vereinbart wurde. Der Termin wurde schon zweimal verschoben. Wegen der relativ technischen Ausrichtung des Themas ist es besser, dass ich fahre und nicht mein Chef.
Wenn ich mir den Termin selbst vereinbare, pflege ich einen Tag vorher noch einmal anzurufen, um mich zu versichern, dass die Gegenseite auch noch den Termin in Evidenz hat. Wenn der Termin von jemandem anderen vereinbart worden ist, (wo auch die Verpflichtung besteht, diesen Kontrollanruf zu tätigen) mache ich das nicht. Schließlich gibt es noch eine zweite Sicherheitsstufe in Form der Sekretärin des Chefs.
Ich freue mich ein bisschen, dass der Termin erst um vier Uhr nachmittags ist. Da kann ich bequem den Zug um 8:36 nehmen und muss nicht wie sonst um fünf Uhr aufstehen.
Zuhause hat es noch etwas geschneit, doch nach zehn Minuten Fahrt gibt es blauen Himmel, Sonnenschein und dazu noch einen Tee-Zitrone im ICE-Abteil. Sehr erfreulicherweise kommt der Kellner vom Speisewagen gleich nach Abfahrt des Zuges und erkundigt sich nach Wünschen.
Es ist ungefähr Altlengbach oder Neulengbach vorbei, da klingelt bei mir das Telefon. "Du Hans, bist Du vielleicht im Zug?" - "Ja natürlich, weißt Du doch." - "Ja es ist nämlich so. Der Termin findet nicht statt." - "Aha, und seit wann wissen wir das?"
Es stellt sich heraus, dass ein Mail zwei Tage vorher gekommen war. An dem Tag war unsere Sekretärin nicht im Büro, doch am Tag darauf hatte sie das Mail gesehen. Sie hatte sogar noch im Kalender meines Chefs nachgesehen, aber da war kein Termin, also dachte sie, dass er bereits gelöscht wurde.
Sie konnte sich nicht erinnern, dass das ja ich war, der fahren sollte. Die Information wäre zwar bei Marketing&Sales gewesen, aber das Mail war sehr schlampig formuliert gewesen. Wie sich erst später herausstellte, hatte M&S das schon eine Woche vorher gewusst, aber verschlampt. Dafür haben sie sich schon entschuldigt und Kompensation angeboten.
Soweit der eher komisch, unlustige Part.
"Also dann steige ich halt in St. Pölten aus und fahre zurück." Es ist ein Vorteil, wenn man nicht fliegt. Ich hätte höchstens mit dem Fallschirm abspringen können, doch mit dem Rückflug hätte ich mich schwer getan.
In St. Pölten liess ich mir die Beendigung der Fahrt bestätigen. Der rein materielle Schaden beträgt daher nur 20 Euro, die Hin- und Rückfahrt nach St. Pölten. Die große Strecke kann ich innerhalb eines Monats mit dem gleichen Ticket weiter fahren.
Während ich die Rückfahrkarte kaufe, erfrage ich noch, dass der Zug keinen Speisewagen hat. Daher kaufe ich erste Klasse und trolle mich auf den Bahnsteig.
Der ÖBB-Eurocity (das sind eigentlich ganz gute Züge, die gleich hinter den Railjets kommen.) hatte nur einen Waggon erster Klasse. Die zweite Klasse war bummvoll, weil gleich 4 Schulklassen den Weg nach Wien antraten. Wer weiß warum. Daher kamen Passagiere der zweiten Klasse in die erste, bereit aufzuzahlen.
Als ich es mir gemütlich gemacht hatte, kam eine ältere Dame, der ich Platz machte und meinen Sitzplatz wechselte. So kam ich neben einen vermutlich gleichaltrigen Herrn und eine junge Studentin zu sitzen.
Das mit der Studentin hatte ich durch die Ansicht ihres PCs erraten. Tatsächlich bestätigte sie meine Vermutung, dass es sich um Darstellende Geometrie-Programme handelte. Ich scherzte noch, dass ich dieselben Programme mit Tusche und Feder machen musste. Ein Fleck und man konnte Stunden an Arbeit wegwerfen. Sie war erstaunt und erstarrte fast in Ehrfurcht, als sie hörte, dass ich noch bei Wunderlich selbst in der Vorlesung war. Ich war überrascht, dass noch immer nach seinen blauen BI-Büchern unterrichtet wird. Noch überraschter war sie, als sie die Geschichten des Chauffeurs von Prof. Wunderlich hörte, der ja manchmal mit uns im Beisl neben der Technischen Hochschule (ja, damals war das noch Hochschule) auf seinen Boss wartete. Ein Hochschulprofessor mit eigenem Chauffeur, das war schon was.
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Langsam wurde auch der Herr ins Gespräch gezogen. Wir plauderten über Rechenschieber und das Auftauchen der ersten Taschenrechner von Hewlett Packard. HP-35, HP-45, später der HP-65 mit Magnetkarten. Er erzählte, dass er einmal eine ganze Prüfung ohne Taschenrechner rechnen musste, weil die Prüfungsaufsicht mitbekommen hatte, dass auf der Magnetkarte auch Formeln existierten:)
Nach einigen Minuten stellten wir uns dann einander vor. Wer ich bin, weiß man ja oder will es gar nicht wissen. Bei ihm muss ich es umschreiben. Er ist der Chef einer Abteilung einer sehr, sehr großen Firma, wo es sehr schwierig ist, die richtigen Ansprechpartner zu finden. Während ich noch auf der Suche nach einem gewissen "Peter", der in Bratislava sein sollte, war, sprach ich jetzt mit seinem Chef, der mir die gesamte Struktur erklärte. Was ich eigentlich von Peter oder jetzt noch besser von seinem Chef brauche, ist ein Empfehlungsschreiben, dass ich "ein Guter" bin. Denn so ein Schreiben wird mir wahrscheinlich einige Türen in meinem Arbeitsfeld öffnen.
Er war auch erfreut und bereit, dass wir uns einmal treffen und ich sehe diesem Treffen recht optimistisch entgegen.
Also das ich in dem Zug war, war schon ein ziemlich ungeplanter und fast auszuschließender Zufall. Aber auch er war in dem Zug nicht geplanterweise. Er hätte schon eine halbe Stunde früher fahren sollen, doch der frühere Zug war noch voller als unserer. Also beschloss er zu warten.
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Fazit: dass der Termin nicht zustande kam, war mir nicht sehr unangenehm. Ich frage mich, ob ich die Angelegenheit wirklich weiter verfolgen soll. Es handelte sich schließlcih um die dritte Verschiebung.
Die Kompensation, die ich erhielt, kann nicht nur mehr wert sein, sondern sie hob auch meine Stimmung ins Unermessliche.
So sehr, dass ich dann vom frühen Nachmittag bis heute fünf Uhr früh an einem Angebot gesessen bin, dass mittlerweile schon zum Kunden geschickt ist. Und eigentlich war ich bei den 23 Seiten gar nicht so langsam unterwegs.
Vielleicht kann man nachempfinden, was sich bei mir abspielt, wenn ich hoch motiviert bin:)
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1
Mrz
2011

Gib a Rua!

Kinder fragen. Gerne und oft. Wie sollen sie sonst an Information herankommen.
"Gib a Rua!"
"Das brauchst Du noch nicht wissen."
"Ich hab jetzt keine Zeit."
"Dazu bist Du noch zu klein."
...
Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden.
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Kann das schuld sein?
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P.S.
Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Vater je so reagiert hätte. Später hat er gesagt, dass ich für bestimmte Dinge noch zu jung wäre, aber dann hat er doch versucht, mir den Faust zu erzählen und die Vektorrechnung zu erklären. Ich war einfach neugierig.
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28
Feb
2011

Annie Girardot

Ich lese gerade, dass sie verstorben ist. Annie war ein bisschen mein Bekenntnis zur Qualität, zum Sieg der Person über das rein tierische Begehren. Sie war so überhaupt nicht mein Typ, doch wenn ich wusste, dass sie in einem Film mitspielte, wollte ich diesen sehen.
Und im Film erschien sie mir dann begehrenswert, wenn auch auf eine andere Art als es vielleicht Catherine Deneuve war.
Einer meiner Lieblingsfilme war "Der Mann, der mir gefällt". Ich musste jetzt lang googlen, bis ich den Titel fand, den der war mir gänzlich entfallen. Ich konnte mich erinnern, dass sie mit Belmondo spielte und in einer Filmdatenbank konnte ich dann den Film ausfindig machen. Sie spielt darin eine Schauspielerin, die in Amerika dreht, er ist darin ein Filmkomponist.
Die Szene, wo sie zusammen in einem offenen Cabriolet durch die nevadische Wüste fahren und er ihr erklärt, wie die Musik von reitenden Indianern zustande kommt, hat sich bei mir eingeprägt.
Aber das war nur ein Film unter vielen.
Ich habe es sehr bedauert, dass sie Alzheimer bekommen hat, doch ich hoffe, dass es für sie etwas wie einen eigenen Filmhimmel geben wird. Den Himmel für uns hat sie mit ihrer Arbeit bereitet.

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27
Feb
2011

Again on the road

Nachdem dieses Wochenende ja einem Arbeitsworkshop in Maria Taferl gewidmet war, sitze ich jetzt bereits wieder im Zug von St. Pölten nach Salzburg und fühle mich wohl.
Morgen wird zwar ein schwerer Tag werden, aber das gehört schon mal zu meiner Arbeit dazu.
Das Schachner-Hotel in Maria Taferl (http://www.hotel-schachner.at/)
empfehle ich gerne weiter. Schönes, großes Zimmer mit Terasse und Ausblick auf die Donau, Tempur-Matratze und ausreichender Anzahl von Steckdosen. Mit allem Rund-herum würde ich es als 5-Stern-Hotel zu einem Preis betrachten, für den man in Wien nicht einmal 3 Sterne bekäme.
Obwohl das Gourmet-Restaurant noch nicht geöffnet hatte, war auch die "normale" Küche vom Feinsten. Dazu kommt noch ein luxuriöser Wellnessbereich. Wenn man sich so wohl fühlen kann, denkt es sich gleich besser.
Die Bilder habe ich nur am Handy, die kann ich jetzt noch hereinstellen, aber auf der Homepage kann man sich ja ungefähr ein Bild machen.
Mir war es zu diesem Anlass möglich, meine Geschäftsideen vorzustellen und sie scheinen gut aufgenommen zu werden. Was es unter anderem bedeutet, sind noch viel mehr Dienstreisen. Aber ich betrachte dies jetzt alles gelassen, weil ich momentan das Gefühl habe, alles im Griff zu haben. Ich hoffe, ich kann mir diesen Eindruck erhalten.
Ein bisschen werde ich an mein Arbeitsleben erinnert, als ich wirklich vierzig war. Damals ging es mir so richtig gut und damals haben wir auch unser Haus renoviert, wie es von außen auch heute noch so aussieht.
Aber vor allem hat sich eines geändert: ICH LAUFE NICHT MEHR IRGENDWAS NACH.
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24
Feb
2011

Nachtrag zum vorigen Beitrag

Es mögen ja einige glauben, dass ich eingebildet bin. Für heute dürfen diese recht behalten. Ich bin stolz und vergnügt und weiß jetzt auch, dass Bloggen manchmal etwas bringt.
Den vorigen Eintrag habe ich ja noch im Zug geschrieben. Und weil die Betreuerin, eine ganz liebe, neugierig war, was ich da schreibe, habe ich ihr den Text vorgelesen, was ihr besonders hinsichtlich der g'sengten Sau gefallen hat. Vor allem, weil ich es ja positiv konnotiert hatte. Kurz darauf brachte sie dem Lokführer einen Kaffee. (Zur Erläuterung: der Führerstand, mit dem man die hinten schiebende Lok steuern kann, befindet sich im Wagon der Premium-Klasse und ist von dort auch zugänglich.)
Sie kam wieder zurück und teilte mir mit, dass mich der Lokführer einlud, zu ihm auf den Führerstand zu kommen.
Und so saß ich von St. Pölten bis Wien, bis zur finalen Bremsung, auf dem Kopiloten-Sitz, konnte die Romantik der Nachtfahrt erleben und sah den Weichentunnel bei Hütteldorf in natura. Zusätzlich war noch ein weiterer Lokführer anwesend, der in Linz bei der Deaktivierung der defekten Lok geholfen hatte, Der war auch ein Eisenbahnfreak, der ziemlich viele Details kannte. Es entspann sich ein äußerst angeregtes Gespräch, so dass mir St. Pölten-Wien wie 5 Minuten vorkam.
Und darauf bin ich jetzt stolz. Ich hatte es ja nicht darauf angelegt. Ich war höchstens freundlich, höflich und hatte die Angelegenheit launig kommentiert. Schon saß ich im Cockpit.
Irgendwas mache ich manchmal doch richtig;)
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Panne

Über Pannen ist man ja im allgemeinen nicht so erfreut. Aber manchmal machen sie auch Spass bzw. können sie etwas zur Unterhaltung beitragen.
Auf der Rückfahrt nach Wien fiel kurz vor Wels die Heizung aus. Der Zugbegleiter vermeldete, dass wir bis Linz weiterfahren würden und dort würde man versuchen den Schaden zu beheben.
In Linz hatte ich die Gelegenheit, die Führerstation eines Railjets, der im Schubbetrieb gegen Wien geschoben wird, zu betreten.
Ich wurde aufgeklärt, dass die mittlere Lok defekt sei. Die fährt jetzt also während ich das schreibe, "leer" mit.
Jetzt wird also eine Doppelzugsgarnitur (die ICEs kennen das ja auch) von EINER Lok am Zugende geschoben. Die Höchstgeschwindigkeit geht sich nicht mehr aus.
Dort wo der Zug normalerweise 200km/h fährt, erreicht er jetzt zwischen 160 und 195, am ehesten noch 185. Ein paar mal habe ich auch noch 200 auf der Anzeige gesehen.
Der Lokomotivführer fährt aber wie "eine g'sengte Sau". Ich will ihn damit nicht beleidigen, er macht das super. Bis jetzt haben wir noch keine zusätzliche Verspätung aufgerissen (außer dem Aufenthalt in Linz), weil er die Strecken, wo es eh nicht so schnell erlaubt ist, hemmungslos ausreizt. Ein Weinglas hat schon dran glauben müssen, für das die stabilisierende Vertiefung nicht gereicht hat.
ich sehe gerade, dass wir eine Minute der Verspätung aufgeholt haben. nein es sind schon 2. Bis Wien hochgerechnet werden wir nur mehr 10 Minuten Verspätung haben. Aber so, wie ich den Lokführer einschätze, werden wir maximal 5 Minuten Verspätung in Wien haben.
Ich schmunzle in mich hinein. Und einen Ersatzwein habe ich ja schon bekommen.
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abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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