13
Sep
2010

Wie viele interessiert der Film?

Mahler auf der Couch ist ein beachtenswerter Film. (Info siehe z.B. dort)
Wenn man die Alma-Inszenierung von Paulus Manker mehrere Male miterlebt hat, kennt man die Geschichte zumindest im Ansatz, auch wenn mir scheint, dass die im Film erzählte Geschichte einerseits weniger sensationell, durch die Art ihrer Erzählung aber tiefgängiger and ergreifender ist.
Natürlich kommen alle vor, von Zemlinsky, Burkhardt, Klimt, Gropius bis zu Mahlers Schwester und seinen Schwiegereltern.
Die Begegnung Gropius-Mahler ist etwas weniger zynisch als bei Sobol-Manker gestaltet.
Traumhaft ist der Film von Ausschnitten aus Mahlers Musik und daneben Wagner und Bach begleitet.
Freud kommt - Markovics gespielt - gar nicht so schlecht weg und Barbara Romaner, welche die Alma spielt, ist eine faszinierende Schauspielerin. Irgendwie kommt Alma etwas überzeugender herüber als in der Theaterinszenierung.
-
Für mich hat der Film einige Seitenbedeutungen, die für mich sehr stark verbunden bleiben werden. Eine davon ist sicher das Naheverhältnis, dass ich durch meine Eltern und Großeltern mit der geschilderten Zeit empfinde. Ich erinnere mich daran, wie mein Großvater, ebenfalls ein Maler, über Kokoschka gesprochen hat. Ich erinnere mich daran, dass Mahler nicht immer zu meinen Lieblingskomponisten gezählt hat. Er ist allerdings durch einen Vortrag von Gustav Kuhn, der er einmal über Mahlers Neunte gehalten hat, sehr stark in seiner Bedeutung für mich gestiegen. Wien und die Häuser in Döbling oder in Toblach, die Berge, die Wr. Staatsoper empfinde ich so, als würden sie mir alle gehören. Ich bin dort spazieren gegangen, wo Teile des Films spielen. Im Film rauchen beide, Mahler und Freud, dicke Zigarren und ich war drauf und dran, mir welche zu kaufen und zu rauchen.
Es kommt mir vor wie eine andere Welt, wie eine vergangene Welt. Es war eine Welt vor dem 2. Weltkrieg, ja sogar noch vor dem 1. Weltkrieg. Und es war eine Welt, die es nicht mehr gibt. Nicht im Guten und nicht im Schlechten. Obwohl - das Schlechte ist ja immer noch steigerungsfähig.
Und selbstverständlich verwebt sich Musik und Geschichte mit eigenen Frauengeschichten in den unheimlichsten und unterschiedlichsten Gedankengängen. Man nennt das Phänomen - glaube ich - Anmutung. Die wird immer bestehen bleiben. Und das mit sehr, sehr positiven Gefühlen.
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12
Sep
2010

Gelassenheit

Vor ungefähr 35 Jahren kaufte ich mir die Hirt-Methode. Das war damals sautauer für mich und mit den Raten hatte ich wirklich ernstliche Schwierigkeiten. Ich hatte mir sie deswegen angelacht, weil sie ein Kollege auf der Uni machte. Der war Vorarlberger, kam aus einer Unternehmersfamilie, war nicht besonders intelligent, aber dafür effizient. Er hatte mir erzählt, dass er sie anwenden würde. Dadurch war er das beste Beispiel. Ursprünglich hatte ich immer die Werbungen in Readers' Digest gelesen.
Die Hirt-Methode nahm das vorweg, was später in Zeitplanbüchern durchgeführt werden konnte und auch Coaching, was damals noch nicht modern war. Das Gesetz von Lust und Unlust war auch sehr interessant zu lesen. 25 Jahre später bekam ich es in der Neufassung in die Hand. Einige der Kapitel, die die Vorgänge im Gehirn beschrieben, waren komplett umgeschrieben worden. Das halte ich für eine sehr seriöse Indikation. In der Gehirnforschung wurde unheimlich viel in den letzten Jahren dazu gelernt.
Die Methode umfasste auch eine Art autogenes Training.
Ich muss sagen, dass ich ein sehr schlampiger Anwender war. Ich bin überhaupt schlampig in solchen Dingen. Doch zumindest weiß ich heute noch, dass die Inhalte des Trainings die Konzentration auf 4 Begriffe, jeweils eine Woche lang, bestand.
Dankbarkeit, Gesundheit, Ruhe, Erfolg.
Und das hat wirklich funktioniert.
Wenn ich heute vor einigen wichtigen Terminen schlecht schlafe, werte ich das auch nicht als negatives Zeichen. Es ist fast so, als bekomme ich dadurch mit, dass ich noch lebe, dass ich noch Anteil nehme.
Aber tatsächlich bin ich inzwischen gelassen geworden. Ich merke das bei sowohl in beruflichen als auch in privaten Zusammenhängen. Und das Leben wird dadurch sehr lebenswert.
Ja, manchmal bin ich noch hektisch. Aber es ist eine andere Art von Hektik geworden. Eine Hektik, die nicht mehr die Übersicht überdeckt.
Josef Hirt ist schon verstorben. Aber ich bin ihm durchaus dankbar. Mir hat die Methode trotz all meiner Schlamperei etwas gebracht.
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9
Sep
2010

Sorge

2010_jeanluc

15 Jahre ist er jetzt. Sichtlich ergraut bzw. erweißt. Er sieht und hört schon schlecht. An guten Tagen springt er noch ein bisschen, obwohl ihn seine Hinterbeine manchmal verlassen und er dann hinten einknickt.
In der Nacht bellt er, weil er raus muss. Jetzt ist es zu kalt, dass wir die Tür die ganze Zeit offen stehen haben, wie das im Sommer der Fall ist. (Das ist übrigens ein Fall, wo Katzen besser zu handhaben sind -mit ihrer Katzenklappe.)
Drei Schlafplätze hat er. In der Küche, wo er gerade abgebildet ist, im Badezimmer auf einer bequemen Tuchent und vor der Tür zu Frau Columbos Schlafzimmer, wo ihm eine Matratze zur Verfügung steht.
Wenn ich spät arbeite, liegt er fast immer nebenan im Badezimmer. Da wirkt er immer sehr rührend in seinen diversen Schlafposen. Heute habe ich ihn noch einmal rausgelassen. Als ich eine halbe Stunde später nachgesehen habe, war er weder im Badezimmer noch in der Küche. Jetzt hatte ich schon Sorge, dass er vielleicht noch draußen wäre.
Aber er schlief ganz friedlich vor Frau Columbos Tür. Und ich hoffe, dass die Friedlichkeit bleibt und er nicht noch einmal hinausmuss, denn sie muss um halb fünf aufstehen. Und da sind nächtliche Unterbrechungen gar nicht so angenehm.
Und er ist so lieb, wenn er jetzt kuscheln kommt.
Ich habe den EIndruck, er sucht die Streicheleinheiten, weil ihm ja sonst kaum mehr etwas auffällt. Nur beim Spazierengehen, da gibt es doch noch etwas Interessantes zum Schnüffeln.
Und deswegen gehe ich gerne mit ihm.
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7
Sep
2010

Nostalgie

Was ich vor 3 Jahren notiert habe...

Ja, ich bin ein Angeber
Ich geniere mich nicht für meine Bücher. Ich lese zur Zeit zum Vergnügen Der Klavierstimmer von Pascal Mercier, ein Buch, welches mich sehr stark zu einem Kommentar reizt, den ich zu einem späteren Zeitpunkt nachbringen werde.
Ich lese auch immer wieder die Bücher, besser wäre vielleicht der Ausdruck schmökern, die ich jetzt aus der Firma geholt habe.
Ich sollte das wohl gar nicht schreiben, denn Hochmut kommt leicht vor den Fall. Doch ich stehe dazu. Ich gebe nicht mit meinen Büchern an. Ob ich ein Regal mehr oder weniger stehen habe, verändert nicht den Eindruck. Die Wohnung besteht eh nur aus Büchern.
Ich gebe vielmehr damit an, dass ich auch in die Bücher hineinschaue. Ich gebe damit an, dass ich bereit bin, die Erfahrungen anderer anzuerkennen. Ich gebe damit an, dass mich auch Bücher zum Denken anregen, die vor mehr als 30 Jahren geschrieben worden sind.
Ich gebe damit an, dass ich ein gewisses nostalgisches Gefühl entwickle, wenn ich Bücher entdecke, die mir einmal sehr teuer waren und jetzt vielleicht nicht mehr sind.
Ich gebe auch damit an, dass ich mir ein Buch kaufe, wenn ich mir nur zwei Stunden Arbeitsersparnis erhoffe.

Ich gebe nicht nur mit meinen Büchern an sondern auch mit meinen Noten. Ich gebe damit deswegen an, weil diese Noten mir es ermöglichen, frei nach Belieben einer momentanen Stimmung am Klavier Laut zu verleihen. Ich gebe damit an, dass ich überhaupt Noten lesen kann und ein Klavierspiel in der
Regel auch spielen kann, wenn ich die Noten verstehe.


Doch in Anbetracht eines kürzlichen Kommentars gebe ich auch damit an, dass nie ein Aussenstehender überhaupt sehen kann, welche Bücher ich in meinem Schlafzimmer habe. Ich gebe damit an, dass ich mir den Luxus leisten kann, mit den Büchern nicht angeben zu müssen. Mitunter finden sich Menschen, die das eine oder andere Buch auch gelesen haben und sogar die
gleiche Meinung teilen. Das bedeutet dann Freude und Genuss.

Die Bücher, die teilweise über dreißig Jahre alt sind und trotzdem noch immer wieder einmal betrachtet und genossen werden, sind beispielsweise (ein Fach von 24):

---: Fun with Chinese characters. Singapore [u.a.]: Repr. Aufl. Federal Publ, 1994. - 981-01-3004-X

CUBE, Felix von: Was ist Kybernetik?. München: Ungek. Ausg. nach der 3. Aufl., Lizenzausg. Aufl. Dt. Taschenbuchverl, 1971. - 3-423-04079-3

GRIBBIN, John: Auf der Suche nach Schrödingers Katze. München u.a: 4. Aufl. (1. Aufl. dieser Ausg.). Aufl. Piper, 1991. - 3-492-11353-2

HAHN, Hans ; MCGUINNESS, Brian ; MENGER, Karl: Empirismus, Logik, Mathematik. Frankfurt a.M: 1. Aufl. Aufl. Suhrkamp, 1988. - 3-518-28245-X

KNUTH, Donald Ervin: Seminumerical algorithms. Reading, Mass. [u.a.]: 2. ed. Aufl. Addison-Wesley, 1981. - 0-201-03822-6

KOULEN, Michael: Die Mitte des Himmels. Köln: DuMont, 1986. - 377011902-9

MORFILL, Gregor E. ; SCHEINGRABER, Herbert: Chaos ist überall. und es funktioniert. Frankfurt/Main ;Berlin: Ullstein, 1991. - 3-550-06509-4

NONAKA, Ikujiro ; TAKEUCHI, Hiro: The knowledge-creating company. New York [u.a.]: Oxford Univ. Press, 1995. - 0-19-509269-4

RHEINGOLD, Howard: Virtuelle Welten. Reinbek bei Hamburg: 1. Aufl. Aufl. Rowohlt, 1992. - 3-49805731-6

RIEDL, Rupert: Die Strategie der Genesis. München u.a: 3. Aufl., 9. - 14. Tsd. Aufl. Piper, 1984. - 3-492-00590-X

ROJAS, Raúl: Theorie der neuronalen Netze. Berlin [u.a.]: Springer, 1993. - 3-540-56353-9

WIECKMANN, J.: Das chaos computer buch. Reinbek Bei Hamburg: Rowohlt, 1988. - 3-8052-0474-4

WINSTON, Patrick Henry: Artificial intelligence. Reading, Mass. u.a: 1977. - 0-201-08454-6
ZIMMER, J. A.: Abstraction for programmers. New York: McGraw-Hill, 1985. - 0-07-072832-1
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5
Sep
2010

Was ist modern?

Paul Hindemith (1895 - 1963) gilt als Komponist der Moderne. Seine Gesangsstücke klingen laut Wikipedia-Eintrag "rau".
Den Ludus Tonalis habe ich in den Achtzigerjahren einmal von Hans Petermandl in einem sehr intimen Rahmen aufgeführt gehört. (Damals hatte ich auch nach langer Zeit wieder einmal meinen Klavierlehrer Anton Hueber getroffen.)
Heute gibt es auf Ö1 "Mathis der Maler" in der symphonischen Fassung.
Dieses Werk ist für mich nicht moderner als - sagen wir - J.S. Bach. Ich habe es als Kind so oft gehört, weil mein Vater ja die Musikstücke, über die er Vorträge gehalten hat, wiederholt auf Langspielplatte angehört hat.
Wenn man ein sogenannt modernes Stück zehn Mal oder öfter hört UND das Stück gut ist, werden einem nach und nach die inneren Strukturen offenbar. Auf einmal erscheint alles harmonisch und melodisch. Natürlich geht mir das mit sehr vielen Stücken so.
Aber den Mathis habe ich schon mindestens 30 Jahre nicht mehr gehört und ich könnte jede Melodie mitsingen, so eingängig erscheint sie mir.
Und ich wiederhole meine schon manchmal geäußerte Meinung: bestimmte Inhalte im Leben "muss" man sich erarbeiten. Man kann nicht erwarten, dass sich alles auf den ersten Blick offenbart. (Außer man wäre ein musikalisches "Genie" wie z.B. Max Reger oder Franz Schmidt. Die konnten nach nach dem Anhören eines Musikstücks dasselbe ohne weitere Arbeit wiedergeben.)
-
Unsere Zeit hat es nicht mehr so mit dem Erarbeiten. Alles muss sich sofort und intuitiv erschließen. Was nicht auf den ersten Blick gefällt, ist "out". Allenfalls lässt man sich in der Bildenden Kunst noch etwas Unverstandenes gefallen, wenn das Buffet bei der Vernissage in Ordnung war.
Und kaum jemand bemerkt den Verlust, der mit dieser Einstellung einher geht.
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würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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