14
Mrz
2011

Publikumsbeschimpfung

Als ich Mitglied bei twoday wurde, hatte ich den Eindruck, dass das Niveau der Mitglieder sich von dem des durchschnittlichen Bloggers abhob.
Dass Libyen bereits komplett von Japan verdrängt wurde, zeigt, dass der Mensch nur ein Ein-bit-Schieberegister im Hirn hat. Sprich, jede Nachricht wird von der neueren Nachricht ersetzt.
Aber die Katastrophe in Japan kümmert uns nicht. Wenn ich durch die Beiträge der letzten Tage gehe, (und momentan habe ich Zeit, weil ich noch marode zuhause sitze) dann stelle ich fest, dass sich nicht einmal 1 Prozent der schreibenden Mitglieder mit der Japan-Problematik auseinandersetzt.
Möglicherweise ist der Schock einfach zu groß.
Aber muss sich nicht jeder die Frage stellen, was es für ihn oder sie eigentlich bedeutet?
Tschernobyl ist bereits vergessen. Was vor 25 Jahren passierte, ist bereits vor einer Generation passiert. Der zweite Weltkrieg ist bereits vor 3 Generationen passiert. Darüber gibt es kein Bewusstsein mehr.
Der Golfkrieg und das Anzünden der Ölfelder in Kuwait ist bereits vergessen, obwohl die Auswirkungen noch heute sichtbar sind. Man kann in dem Zusammenhang von der größten Ölkatastrophe sprechen, größer noch als der im Golf von Mexico.
Das könnte sich z.B. in Libyen auch wieder abspielen. Das würde uns ziemlich böse betreffen.
Aber Japan ist so weit weg. Und die Katastrophe ist so groß, dass wir sie nicht fassen können. Und im Verdrängen sind wir Weltmeister. Das Einzige, was ich vernehmen kann, ist die Anschuldigung, dass die Japaner so riskant auf AKWs setzen.
Was machen wir? Wir verlängern die Laufzeitbewilligungen und setzen die Bewilligungen jetzt aus.
Sobald sich die Zustände in Japan auf ein nicht mehr wachsendes Katastrophenmaß eingependelt haben, wird die Laufzeitzulassung wieder verlängert. Da möchte ich fast wetten drauf.
Meines Erachtens geht es hier um eine überpolitische Fragestellung. Einer der Atomkraftgegner (ich glaube von Greenpeace) hat es sehr interessant formuliert. Atomkraft ist nichts für unsere Art der Gesellschaft. (Dem stimme ich zu, obwohl ich selbst durchaus "sichere" AKWs, allerdings wesentlich kleiner, für möglich halte.)
Wir sind nicht einmal instande, die Katastrophe für uns selbst zu akzeptieren. Da laufen fast alle Blogs weiter wie gehabt.
Heiliger St. Florian,
Verschon' mein Haus,
Zünd's and're an!
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Nichts anderes kann ich denken, wenn ich heute durch die Titel von Twodays-Beiträgen scanne.
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Mathematik für AKWs

... und Journalisten und ...
In der Laudatin zu einem Buch Taschners sagt Daniel Kehlmann, dass die meisten großen Mathematiker Platoniker sind, sie setzen die Mathematik nur dann als sinnvoll an, wenn sie zu realen Gegebenheiten in Bezug zu bringen ist.
Im Gegensatz dazu stehen die Logizisten, die sich seit Cantor mit Größenordnungen von mehreren Unendlichkeiten auseinandersetzen. Die Logizisten werden - so scheint es mir - von den Platonikern als versponnen oder verrückt gehalten.
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Schnitt!
Die Abkürzung DAU kennen jetzt schon recht viele. Dümmster anzunehmender User.
Die Abkürzung GAU hat leider wieder ziemlich Aktualität gewonnen. Größter anzunehmender Unfall.
Wenn in einem Reaktor eine Kernschmelze eintritt, so spricht man von einem größten anzunehmenden Unfall.
Wie bezeichnet man es aber, wenn gleich in drei Reaktoren eine Kernschmelze eintritt. Vielleicht ururgrößter anzunehmender Unfall.
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Oder ist es einfach deppertste Blödheit und Raffgier, dass man vier Kraftwerke so nebeneinanderbaut, dass ein Risikofaktor gleich vier Mal zur Auswirklung kommen kann.
Es ist das, was ich meine, wenn ich behaupte, dass man sichere Atomkraftwerke bauen könnte. Man könnte auch das Risiko eines GAUs auf ein vertretbares Maß an Fallout zurückschrauben, wenn man sich nicht einbildete, das nichts mehr unter Exajoules Profit bringt.
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Aber im Prinzip will ich mit diesem Artikel nur auf die Sinnlosigkeit journalistischer Superlative und auf die Beschränktheit von Platonikern hinweisen. Und mögen sie noch so viel für die Verbreitung der Mathematik tun.
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lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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