20
Feb
2012

Warum sind wir hier

Es ist sehr schwer, diesen Beitrag zu schreiben, ohne pathetisch, weltverbesserlich oder überheblich zu erscheinen. Ich weiß auch nicht, was ich mir davon erwarten darf. Nun, es wäre schon ausreichend, wenn ich eine oder zwei Personen dazu bringen kann, meiner Sichtweise näher zu kommen. Das würde bedeuten, dass sie sich eines der Bücher vornehmen oder generell das Thema in ihren Gesichtskreis aufnehmen können.
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Es geht um die Frage nach dem Sinn des Lebens, warum ich auf der Welt bin, und um den Zeitpunkt, an dem diese Frage gestellt wird. Bei rosmarin wird dieses Thema zur Zeit mit allerhand zielführenden Ideen behandelt.
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Ich gebe jetzt hier weder eine eigenständige Antwort noch versuche ich die bereits gegebenen Antworten zu ergänzen. Mein Wunsch geht mehr in die Richtung zu betonen, dass Menschen sich seit jeher dieser Frage angenommen haben. Wenn man die Beantwortung nicht mit einer handelsüblichen (ich sage das jetzt mit einer gewissen Bösartigkeit dem noch vorhandenen Ablasshandel gegenüber) Religion auf dem Glaubensweg beantworten will, wird man seine eigene Antwort finden müssen. Die areligiöse Beantwortung dieser Frage wird im Allgemeinen der Philosophie zugerechnet.
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Jetzt gibt es Philosophen und nicht-Philosophen. Es gibt die Frage nach vorrangigen Überlebensantworten, die eine eingehendes "Philosophieren" zeitlich nicht möglich erscheinen lassen. Es gibt eine Betäubung des Vergnügens, die lange Zeit von der Frage ablenken kann. Man kann die Frage auch ignorieren. Ich habe berufshalber gelernt, dass nicht jede Gefahr oder jedes Risiko behandelt werden muss. Auch das Ignorieren ist eine legitime Verhaltensweise.
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Doch gibt es eine relativ leicht zu ersehende Erkenntnis, dass der Mensch mit dieser Fragestellung nicht allein ist. Selbst wenn man die Haltung einnimmt, dass eine Beantwortung nur durch eine persönliche Überlegung zustande kommen kann, - oder dass sogar Religion eine private Angelegenheit sein kann - sollte man sich vor Augen führen, dass da schon viel gescheitere Personen in der Zeitgeschichte eine Antwort auf diese Frage versucht haben.
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Hier gibt es zwei gut und leicht lesbare Bücher, die das Querlesen durch die Geschichte der Philosophie erleichtern.

Das jüngere Buch "Sofies Welt" on Josein Gaarder ist schon für Jugendliche verständlich und für Erwachsene vielleicht noch wertvoller.

"Die philosophische Hintertreppe" von Wilhelm Weischedel hat mich schon vor 40 Jahren beeindruckt. Sie ist ebenso angenehm zu lesen.

Beide Werke sollten in der Lage sein, die Erkenntnis zu vermitteln, dass es einen ganz kleinen Wissenszuwachs geben kann, der dadurch entsteht, dass nicht jeder Gedanke neu erarbeitet werden muss. Manche der Ideen haben Philosophen ein ganzes Leben lang beschäftigt. Ein nicht-Philosoph käme erst gar nicht so weit und müsste beim Studium der Originalliteratur schon aus zeitlichen Gründen verzweifeln.
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Resümee: es ist nicht ökonomisch, alles selbst erfinden oder erdenken zu wollen. Der menschliche Geist lebt vom Aufbau seiner eigenen Fähigkeit, doch noch besser von den bereits erfahrenen und - besonders wichtig - den verworfenen Kenntnissen seiner Vorfahren.
Ein Ergebnis, zu dem man vielleicht kommen kann, ist der Zeitpunkt, der für solche Fragen der angemessene erscheint. Ist es wirklich erst dann angebracht, wenn ein guter Freund stirbt oder wenn man selbst keine Möglichkeit mehr hat, die Antwort für sein eigenes Leben zu nützen? Oder gehört die Sensibilisierung für das Thema bereits für die heranwachsenden Jugendlichen vorbereitet? Ist die Beantwortung der letzten Frage nicht bereits ein Hinweis, wie dringend die Bildung unserer Jugend verbessert werden muss?

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Für alle, die wirklich jetzt im Moment wissen wollen, warum wir hier sind, kann ich als Einstiegspunkt einmal eines der beiden Bücher empfehlen. Es gibt dann noch jede Menge weitere - die finden sich dann schon.
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bonanzaMARGOT - 20. Feb, 14:57

Warum sind wir hier?

Kann oder soll man diese Frage überhaupt generell beantworten?
Sehr viele Menschen stellen sich ausserdem gar nicht (im aufklärerischen Sinne) diese Frage, weil sie ganz selbstverständlich im Rahmen ihrer Kultur den Sinn ihres Daseins und Wirken sehen - ohne großes Hinterfragen. Das gilt auch oder sogar besonders für die Materialisten.

creature - 20. Feb, 15:05

diese fragen haben sich die religionen gekrallt und nehmen sich das recht heraus die antwort zu wissen.
im namen dieser religionen gibt es immer noch weltweit unzähliges leid, zerstörung und tod.
ist natürlich kein grund die frage nicht zu stellen, aber sich auch nicht mit jeder antwort zufrieden zu geben.
steppenhund - 20. Feb, 15:16

@boma

Mein Beitrag richtet sich auch nicht an die Personen, die mehr am Superstar Deutschlands interessiert sind. Wie man in Wien sagt, sind auch schon Hausherren gestorben. Das trifft auf so manche Materialisten zu, wenn sie plötzlich mit dem eigenen Tod konfrontiert sind.
steppenhund - 20. Feb, 15:20

@creature

Natürlich ist das die Superwaffe der Religionen. Es ist das absolute Killerargument, wenn man vorgibt zu wissen, was nach dem Tod passieren wird. Und daraus heraus noch ableitet, gegen wen Krieg zu führen ist und was erlaubt und was verboten ist.
Doch selbst die christliche Religion kann keine Antwort geben, wenn man genau hinterfragt, was ihre Vertreter behaupten. D.h. das Christentum vielleicht schon, doch nie die Kirche, die ausschließlich ein politisches Machtinstrument darstellt.
la-mamma - 21. Feb, 09:42

ganz klar ist mir deine sichtweise aber aus dem beitrag jetzt auch nicht geworden;-)
- die bewertung von religion in dem zusammenhang (kompliment fürs attribut "handelsübliche") teile ich jedenfalls.

steppenhund - 22. Feb, 22:17

Ich wollte ja auch gar nicht meine eigene Sichtweise einbringen!
Außerdem habe ich das eh schon zu anderen Zeitpunkten getan:)
rosmarin - 21. Feb, 19:38

ich habe es gern spielerisch.... und damit meine ich die freude an glasperlenspielen.
das schöne an der frage ist ja eben, wie du sagst, man stellt sie und man kann sie auch ignorieren.
meistens ignorieren wir die frage und gelegentlich stellen wir sie. in diesen momenten finden wir manchmal antworten und dann ... später verwerfen sie und finden neue.
das ist es, was mir an der frage gefällt.

steppenhund - 22. Feb, 22:19

Ja, aber dann muss man es anders sehen. Die Kernfragen sind:
1) Woher kommen wir?
2) Wohin gehen wir?
3) Wozu sind wir da?
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Ich bevorzuge die Alternativfrage für 3)
Was essen wir inzwischen?
rosmarin - 22. Feb, 23:33

lach...ich muss gar nichts.
ich muss schon gar nichts anders sehen.
ich muss nur sterben eines tages.
was wir dazwischen essen.... ist schon wichtig.... aber so wichtig nun auch wieder nicht.
ein schöner cremant dazu, würde die frage 1-3 und die alternativfrage mit netten antworten versehen können, die dann selbstverständlich in vier jahren, bei einem guten roten, ganz anders ausfallen werden.
Elisabetta1 - 25. Feb, 09:45

Völlig unphilosophisch:
Woher komme ich - aus meiner Mutter Bauch
Wohin gehe ich - von Geburt an, meinem Ende zu
Wozu bin ich hier - um das Leben, das mir "geschenkt" wurde zu leben.
Wie ich das nun lebe, welchen Sinn ICH selbst darin sehe, das entwickelt sich im Laufe der Zeit. Als Jugendlicher ist man selten in der Lage, seine Ziele so genau zu definieren, daß daraus ein Lebensmodell entstehen kann.
Also lebe ich, wie ICH glaube, daß es richtig und gut für mich und mein Umfeld, ist.
Im Besonderen finde ich, daß sich die Menschen ohnedies viel zu wichtig nehmen.

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