12
Mrz
2016

Jetzt ist es soweit

Entweder 5:3 oder 5:0"

Ich habe nach den ersten zwei Partien so etwas schon geahnt. Vorher allerdings nicht. Meine Vorhersagen über die Leistungsmöglichkeiten der künstlichen Intelligenz haben sich nur hinsichtlich der Zeitangabe relativiert.
Ich weiß, das einige Menschen argumentieren werden: ja, aber das kann der Computer nicht und das kann er auch nicht und künstlerisch hat er keine Fähigkeiten. Über das Thema diskutierte ich schon manchmal, schon seit über 50 Jahre.
Interessant finde ich nur meine Erfahrung, dass es eine Korrelation zwischen der Intelligenz eines Menschen und der Anerkennung, dass der Computer vielleicht einmal besser denkt als der Mensch, gibt. Je intelligenter ein Mensch ist, desto mehr räumt er die Möglichkeit, dass KI den Menschen in den "Denkleistungen" überholen kann.
Doch können momentan Menschen noch mehr andere Menschen umbringen und vergewaltigen, als das der Computer kann. Darin zeigt sich nämlich unsere spezielle "menschliche" Intelligenz. Wir machen Dinge, die sich letztlich gegen unsere eigenen Interessen richten.

Weil wir ja so gescheit sind !!!
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iGing - 12. Mär, 19:28

Meine Güte, lieber Herr Steppenhund, was sind Sie doch für ein Misanthrop! Die künstliche Intelligenz mitsamt der "besser-als-die-Menschen"-künstlichen Intelligenz sei Ihnen geschenkt! Will die überhaupt einer haben? Es ist doch ein Zeichen für einen menschlichen Defekt, wenn ich einen Menschen nur im Hinblick auf seine Intelligenz betrachte, werte, einordne und be- bzw. ab-urteile. Wenn ich mein Menschsein genieße, genieße ich dann meine Intelligenz? Nein! Ich genieße es, innere Fähigkeiten, Einstellungen, Möglichkeiten zu haben, die mich menschlich machen, und nicht eine Besonderheit, die mich zu einer schlechteren Maschine macht als es eine Maschine ist.

Ich finde es betrüblich und geradezu bejammernswert, wie wenig die Menschen sich auf Fähigkeiten wie Freundlichkeit, Liebe, Verständnis zugute halten. Stattdessen stellen sie sich selbst gegenseitig hin als wären sie gefühllose Monster mit einem Knacks in ihrem ach so intelligenten Hirn.

Wie wäre es, wenn wir uns mal für Menschlichkeit interessierten, ohne uns mit Maschinen zu vergleichen?

steppenhund - 12. Mär, 23:38

Falls ich als Misanthrop empfunden werde, muss ich mich wohl damit abfinden.

Die Menschen, die mich persönlich kennen, werfen mir das selten bis gar nicht vor.

Ich bin mit meiner Frau 42 Jahre verheiratet, obwohl sie weder Schach noch Go spielt und ich sie nur aufgrund ihrer menschlichen Verdienste schätzen und lieben gelernt habe.

Was die KI angeht, gibt es diesbezüglich für mich zwei ganz wesentliche Inhalte, wo menschliche Intelligenz absolute Defizite aufweist.

In der Bergpredigt (Mt 5–7) nimmt Jesus gegenüber dem Landvolk der von der römischen Besatzungsmacht bedrängten Armen, an das sich die Seligpreisungen richten, auch zum Gebot der Nächstenliebe Stellung und aktualisiert sie als Feindesliebe (Mt 5,43–48 EU):

„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.“

(Meine persönliche Geschichtsauslegung ist die, dass die frühen Christen nur überleben konnte, weil sie gerade dieses Prinzip recht rasch verinnerlicht hatten. Das muss aber nicht stimmen.)

2000 Jahre später hat John Nash das Prinzip der Kollaboration mathematisch erklärt. (also in der Sprache unserer Zeit) Die Menschen kapieren es in der Mehrzahl genauso wenig, wie sie die Botschaft der Bergpredigt verstanden haben.

Was ich mit diesen zwei Beispielen belegen will, ist der Umstand, dass Nächstenliebe und Kollaboration zwar gepredigt und auch dargelegt wurden, der Mensch aber "intellektuell" zu dumm ist, um danach zu handeln.

Ich spreche hier von den statistischen Mehrheiten der menschlichen Gesellschaft. Interessanterweise beschäftigt sich sowohl die Kunst als auch die billige Unterhaltungsindustrie immer mit den moralischen Defekten des Menschen. Diesbezüglich thematisieren griechische Tragödien wie auch die von Shakespeare oder der Faust immer die gleichen menschlichen Mängel. Die Mängel im emotionalen Bereich könnten aber in der Regel sehr leicht bekämpft werden, wenn bereits erkannte negative Zusammenhänge intellektuell beherzigt würden.

Ich kann den Aussagen 1) und 2) durchaus etwas abgewinnen:

1) "Ich finde es betrüblich und geradezu bejammernswert, wie wenig die Menschen sich auf Fähigkeiten wie Freundlichkeit, Liebe, Verständnis zugute halten."
Es gibt Gesellschaften, wo diese Tugenden sehr wohl hoch gehalten werden. Der Prozentsatz gemessen an der allgemeinen Weltbevölkerung scheint mir verschwindend klein zu sein. Ich korrigiere mich: vielleicht ist er nicht so klein, wenn ich China und Indien (Südamerika kenne ich nicht gut genug) betrachte. Doch in der westlichen Welt scheint der Prozentsatz unter 5% zu liegen.

2) "Stattdessen stellen sie sich selbst gegenseitig hin als wären sie gefühllose Monster mit einem Knacks in ihrem ach so intelligenten Hirn."
Sie produzieren Fernsehprogramme, die besonders hohe Einschaltquoten haben, in welchen das Verbrechen hochstilisiert wird. Vielleicht sollen sich die Zuseher dabei gut fühlen, weil sie selbst gar nicht "so schlecht" sind. Ich weiß es nicht.

Was die Maschinen angeht, hat Isaac Asimov bereits in den 50er-Jahren die drei Robotergesetze formuliert, die ein durchaus lebenswertes Musterbeispiel für eine humanitäre Gesinnung abgeben. Würden sich die Menschen an diese Gesetze halten, hätten wir bereits eine bessere Welt, in der die Eigenschaften von Aussage 1) sehr hoch gewertet wären.
nömix - 14. Mär, 08:54

Ich stimme Kollegin iGing zu und will Ihnen ebenfalls widersprechen – KI übertrifft lediglich HI (Humanoide Intelligenz), aber noch lang nicht menschliche Intelligenz (MI). Wie Kollege David Ramirer schreibt: hätte denn schon wer fertiggebracht, einen Computer auf Humorverständnis zu programmieren? Oder auf Altruismus: beides liegt bereits Kleinkindern (angeblich sogar höheren Primaten) im Wesen, ohne dass es ihnen jemand beigebracht hätte. Deswegen kann von Übertreffen oder Überholen noch lang keine Rede sein: das betrifft ja nur die Denkleistungskapazität, aber nicht die -qualität. Oder überspitzt: ein Hammer kann besser Nägel in ein Brett schlagen als eine menschliche Faust, aber deswegen übertrifft er sie ja nicht grundsätzlich – weil sich eben kein direkter Vergleich ziehen lässt. Sowenig wie zwischen KI und MI. Ich meine, der Terminus »Intelligenz« ist in dem ganzen Zusammenhang überhaupt der falsche.
bonanzaMARGOT - 13. Mär, 10:30

dass computer irgendwann spezielle denkleistungen besser als menschen erbringen können, verwundert mich nicht.
zur unterscheidung zwischen gut und böse genügen denkleistungen bzw. fähigkeiten der intelligenz nicht. hierbei kommt das sogenannte gewissen ins spiel. angst haben muss man besonders vor gewissenlosen intelligenten menschen und eben auch vor gewissenlosen intelligenten maschinen. die frage ist, ob eine maschine / ein computer jemals begriffe wie moral, ethik, liebe oder menschlichkeit in einer art wertesystem erfassen -, danach empfinden und handeln kann.

steppenhund - 13. Mär, 12:26

@BoMa
Das mit der Gewissenlosigkeit ist für mich gleichbedeutend mit Dummheit (im Sinne der Intelligenz). Man kann zwar an etwas Übernatürliches glauben, aber das Gewissen lässt sich durchaus auf funktionaler Basis erläutern. Es ist eigentlich das, was ich in meiner vorigen Antwort in Bezug auf Nächstenliebe geschrieben habe. Und es braucht nicht einmal Religion dazu. Es reicht einfach der Wunsch zu überleben und die Art zu erhalten.
Und können wir ein Wertesystem für Moral, Ethik, Liebe oder Menschlichkeit erfassen - und danach handeln? Der Versuch wird gemacht, aber bis jetzt scheint er zu scheitern. Vergleichen wir doch die Moral der Katholiken (oder überhaupt der Christen) mit der der Muslime.
Ich bezweifle nicht, dass es ein solches Wertesystem geben könnte, aber bald ist der Mensch in diesem Bezug der Maschine unterlegen, weil er ficken will und Macht haben will. Ein einfaches Pantoffeltierchen hat ein größeres Wertesystem als der Mensch (im Durchschnitt gesehen). Der Mensch muss fressen und saufen wie die Tiere. Das Kopulieren dient der Arterhaltung, nur haben wir da schon die Grenzen der Menschlichkeit oder Tierlichkeit durchstoßen. Wir haben einen Trieb zu SadoMaso und allgemeiner Quälerei verfeinert.
Wie schrieb Sartre: die Hölle, das sind wir!
bonanzaMARGOT - 14. Mär, 19:26

so leicht ist es nicht. dass der mensch seinen eigenen idealen gewaltig hinterherhinkt, bedeutet nicht, dass die ideale schlecht oder unerreichbar für uns menschen sind. noch weniger kann ich sehen, dass eine maschine diese ideale besser begreifen und umsetzen könnte.
religionen sind für eine ethik der menschlichkeit tatsächlich nicht nötig (unter umständen sogar schädlich) - darin stimme ich dir zu. der verstand versagt allerdings auch. es wird niemals einen algorithmus geben, der die menschliche moral adäquat abbildet. genausowenig lässt sich z.b. die liebe durch den verstand vollständig erfassen. rational können wir solche abstraktionen nur ausschnittsweise erklären.
wir menschen sind sehr dumm - auch darin stimmte ich dir zu...; aber nicht deswegen, weil es uns an rationaler sondern an emotionaler intelligenz fehlt.
Falkin - 14. Mär, 11:26

Lieber Hans,

nach langem, stillem Mitlesen, ein Kommentar..;-)

Meines Erachtens ist es absehbar, dass Computer sauberer werden denken können als die Menschen, weil der Computer programmierter, ungetrübter Logik folgt. Anders als der Mensch, oft genug fehl-gesteuert von niederen Beweggründen und Motiven.

Reine Logik wird uns leichterdings übertrumpfen, da unser gewinn-und macht-orientiertes Streben (Gier?) die Zerstörung der eigenen Art und Existenzgrundlage kalkuliert.

Herzlicher Gruß,
Nana

steppenhund - 14. Mär, 13:13

Ich freue mich sowohl über den Kommentar als auch über die Zustimmung.
Viele Menschen leugnen die Möglichkeit, weil in historischen Zeiten Technokratie nicht funktioniert hat. Sie vergessen aber dabei, dass die Technokraten selbst Menschen waren, die von Trieben und persönlichem Streben beeinflusst waren.
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