Wir sind Papst
Ich finde die Verunglimpfung des Papstes durch das Magazin Titanic nicht besonders gut. Ich rege mich darüber allerdings nicht so besonders auf, wie das auf anderen Seiten passiert. Ich erinnere mich an bestimmte Karrikaturen von Deix, die keinesfalls appetitlicher waren und ein ziemlich markantes Bild auf den Durchschnittsösterreicher oder einige seiner Politiker geworfen haben.
Jetzt kann man sagen: na gut, aber der Papst ist wohl eine andere Instanz als irgendein österreichischer Politiker und da gebietet es schon einen gewissen Anstand.
Man erinnere sich aber an die Titelzeile der Bildzeitung mit dem Inhalt: "Wir sind Papst." Darüber gab es keine Aufregung, obwohl sich der Papst sehr wohl bedanken dürfte, wenn er mit jedem Hinz und Kunz Deutschlands in einen Topf geworfen wird.
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Mit einem gewissen Schmunzeln, dass ich mir nicht verwehren kann, lese ich nun die Reaktionen von Elsa Laska auf ihrem Blog. Da Elsa Laska auch ihren profanen Namen nicht verschweigt, möchte ich auf sie auch gar nicht losgehen. Es ist gutes Recht, hier eindeutige Stellungnahme zu beziehen und die steht ihr auch sehr wohl zu.
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Was ich jetzt allerdings schreibe, kann ich nicht bei ihr kommentieren, da ich dort Hausverbot habe. (Ich habe einmal eine ziemlich provokante Äußerung in Bezug auf die Gleichstellung der Katholischen Kirche mit einer Sekte angebracht und wurde daraufhin exlaskaisiert.)
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In der letzten Zeit gab es drei Hauptthemen, die mit mehreren Postings behandelt wurden.
1) die unterschiedliche Abhaltung der Messe (speziell auf die Anhänger des tridentinischen Ritus ausgerichtet)
Das Thema ist eigentlich sehr interessant und könnte wirklich philosophische Bände füllen.
2) der Angriff von Sybille Berg auf die Unterstützung der Abtreibungsgegner durch die deutsche Bahn
3) die schon erwähnte Verunglimpfung "der Titanic".
Was mich nun wirklich amüsiert und auch nicht, ist der Umstand, dass es zu Artikeln, die die oben genannten Themen betreffen, jede Menge Kommentare gibt, (das geht bis zu geäußerten Wünschen nach heiliger Inquisition und Autodafés) allerdings ein wirklich (in meinen Augen) gut geschriebener Beitrag über den Benediktiner-Orden vollkommen kommentarlos bis jetzt nicht einmal ignoriert wird.
Das erscheint mir umso bemerkenswerter, als hier das Thema 1 sogar explizit angesprochen wird.
Zitat:
Seit 2009, also zwei Jahre nach Summorum Pontificum, feiern die Benediktiner von Norcia den römischen Ritus in utroque usu. Beide Formen hätten ihre eigenen Vorzüge, erläutert der Liturgiker: Die ordentliche Form etwa betone das rationale Verständnis, die Teilnahme, spreche sozusagen in Prosa, während die außerordentliche Form, - obwohl ebenfalls intellektuell äußerst anziehend - , das Ritual betone und dabei sehr poetisch sei. Der Mensch brauche aber beides: die Prosa wie die Poesie.
Darum hat die Gemeinschaft von Norcia ebenfalls im Jahre 2009 vom Heiligen Stuhl ausdrücklich das Apostolat erhalten, beide Formen des römischen Ritus zu pflegen. Obwohl der usus antiquior die Form ist, in der die Konventsmesse gefeiert wird, kommen die Priester der Gemeinschaft ihrer Aufgabe, auch den novus ordo zu pflegen, dadurch nach, dass sie an Sonn- und Feiertagen in die winzigen Bergdörfer rund um Norcia hinaufsteigen, um dort Gemeindemesse in der ordentlichen Form zu feiern.
[Hervorhebung durch mich]
Es scheint also so, dass die Streitthemen doch die willkommeneren zu sein scheinen, was speziell kommentierende Katholiken in keinem günstigen Licht erscheinen lässt.
Der verlinkte Artikel hingegen ist wirklich erbaulich zu lesen.
Jetzt kann man sagen: na gut, aber der Papst ist wohl eine andere Instanz als irgendein österreichischer Politiker und da gebietet es schon einen gewissen Anstand.
Man erinnere sich aber an die Titelzeile der Bildzeitung mit dem Inhalt: "Wir sind Papst." Darüber gab es keine Aufregung, obwohl sich der Papst sehr wohl bedanken dürfte, wenn er mit jedem Hinz und Kunz Deutschlands in einen Topf geworfen wird.
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Mit einem gewissen Schmunzeln, dass ich mir nicht verwehren kann, lese ich nun die Reaktionen von Elsa Laska auf ihrem Blog. Da Elsa Laska auch ihren profanen Namen nicht verschweigt, möchte ich auf sie auch gar nicht losgehen. Es ist gutes Recht, hier eindeutige Stellungnahme zu beziehen und die steht ihr auch sehr wohl zu.
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Was ich jetzt allerdings schreibe, kann ich nicht bei ihr kommentieren, da ich dort Hausverbot habe. (Ich habe einmal eine ziemlich provokante Äußerung in Bezug auf die Gleichstellung der Katholischen Kirche mit einer Sekte angebracht und wurde daraufhin exlaskaisiert.)
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In der letzten Zeit gab es drei Hauptthemen, die mit mehreren Postings behandelt wurden.
1) die unterschiedliche Abhaltung der Messe (speziell auf die Anhänger des tridentinischen Ritus ausgerichtet)
Das Thema ist eigentlich sehr interessant und könnte wirklich philosophische Bände füllen.
2) der Angriff von Sybille Berg auf die Unterstützung der Abtreibungsgegner durch die deutsche Bahn
3) die schon erwähnte Verunglimpfung "der Titanic".
Was mich nun wirklich amüsiert und auch nicht, ist der Umstand, dass es zu Artikeln, die die oben genannten Themen betreffen, jede Menge Kommentare gibt, (das geht bis zu geäußerten Wünschen nach heiliger Inquisition und Autodafés) allerdings ein wirklich (in meinen Augen) gut geschriebener Beitrag über den Benediktiner-Orden vollkommen kommentarlos bis jetzt nicht einmal ignoriert wird.
Das erscheint mir umso bemerkenswerter, als hier das Thema 1 sogar explizit angesprochen wird.
Zitat:
Seit 2009, also zwei Jahre nach Summorum Pontificum, feiern die Benediktiner von Norcia den römischen Ritus in utroque usu. Beide Formen hätten ihre eigenen Vorzüge, erläutert der Liturgiker: Die ordentliche Form etwa betone das rationale Verständnis, die Teilnahme, spreche sozusagen in Prosa, während die außerordentliche Form, - obwohl ebenfalls intellektuell äußerst anziehend - , das Ritual betone und dabei sehr poetisch sei. Der Mensch brauche aber beides: die Prosa wie die Poesie.
Darum hat die Gemeinschaft von Norcia ebenfalls im Jahre 2009 vom Heiligen Stuhl ausdrücklich das Apostolat erhalten, beide Formen des römischen Ritus zu pflegen. Obwohl der usus antiquior die Form ist, in der die Konventsmesse gefeiert wird, kommen die Priester der Gemeinschaft ihrer Aufgabe, auch den novus ordo zu pflegen, dadurch nach, dass sie an Sonn- und Feiertagen in die winzigen Bergdörfer rund um Norcia hinaufsteigen, um dort Gemeindemesse in der ordentlichen Form zu feiern.
[Hervorhebung durch mich]
Es scheint also so, dass die Streitthemen doch die willkommeneren zu sein scheinen, was speziell kommentierende Katholiken in keinem günstigen Licht erscheinen lässt.
Der verlinkte Artikel hingegen ist wirklich erbaulich zu lesen.
steppenhund - 11. Jul, 14:42
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HARFIM - 11. Jul, 17:29
Die Titanic
ist aber auch unglaubwürdig. Ich denke bei diesen stundenlangen Aufmärschen und Messen und ähnliches trägt Großväterchen Papst unter seinem weißen Gewand eine Windelhose... so professionell sind die Katholen schon :-)
david ramirer - 11. Jul, 17:39
die windelhose hilft nicht, wenn man sich in der hitze des partygefechts von außen mit fanta vollmacht und sich im überschwang der freude hinten in einen schokokuchen setzt. ;)
HARFIM - 11. Jul, 17:47
Die Undichtigkeit im Vatikan
wird ja von Innen nach Außen unterstellt, nicht umgekehrt :-)
Außerdem, wenn die Katholen Parties feiern, haben sie keine Gewänder an...
Außerdem, wenn die Katholen Parties feiern, haben sie keine Gewänder an...
steppenhund - 11. Jul, 19:12
Eigentlich wollte ich ja keine zynischen Kommentare anziehen. Aber da sich von der "anderen" Seite auch nichts rührt, amüsiere ich mich über jeden einzelnen davon.
Wie heißt es so schön: ist der Ruf einmal ruiniert, lebt's sich gänzlich ungeniert.
Wie heißt es so schön: ist der Ruf einmal ruiniert, lebt's sich gänzlich ungeniert.
Sunnilein - 12. Jul, 07:13
Lieber Steppenhund,
was sprechen Sie mir aus meinem ganz privatim kirchengeschädigten Herzen. Und wie bewahrheitet sich in diesen Tagen doch ein weiteres Mal die gute alte Verfahrensweise:Hast du Dreck vor der Tür, kehre nicht, suche bei anderen. Mal von den üblichen Sommerlochattitüden abgesehen. Mein Gott (sollte ich diesen Ausspruch vielleicht vermeiden? Ach nein, denn er hat ja gar nichts mit den weltlichen Schafen und Hirten gemein...), die Titanic, ja. Worüber sonst wollte man sich denn erregen? Über die wahren klerikalen Probleme doch nicht, die wäre freilich zu anstrengend. Mit besten Grüßen, Sunni
creature - 15. Jul, 11:05
um sich der gunst gottes würdig zu erweisen scheint tatsächlich eine schwierige sache zu sein, zu viel kann da falsch laufen.
für einen jüdisch gläubigen ist es einfach, vorhaut weg, schon ist der bund geschlossen, der moslem verneigt sich gegen mekka, aber ein kathole.....?
für einen jüdisch gläubigen ist es einfach, vorhaut weg, schon ist der bund geschlossen, der moslem verneigt sich gegen mekka, aber ein kathole.....?
steppenhund - 15. Jul, 11:25
Der Kathole beweist sich, indem er Krieg gegen die Beschnittenen und die sich Verneigenden führt. Das ist ganz einfach.
Die Katholiken, insbesonders die Konvertierten, sind Menschen, für die es wichtiger ist, über den Messritus zu diskutieren statt sich darüber Gedanken zu machen, ob eine Gruppe (Priesterbruderschaft St. Pius X.) Leute beherbergt, die den Holocaust leugnen. (Beweis: das Blog von Elsa Laska)
Die Katholiken, insbesonders die Konvertierten, sind Menschen, für die es wichtiger ist, über den Messritus zu diskutieren statt sich darüber Gedanken zu machen, ob eine Gruppe (Priesterbruderschaft St. Pius X.) Leute beherbergt, die den Holocaust leugnen. (Beweis: das Blog von Elsa Laska)
Für mich ist die unterschiedliche Abhaltung der Messen weit uninteressanter als der berühmte Sack Reis in China, der immer wieder einmal auf die unterschiedlichste Art und Weise umfällt.
Die beiden anderen Themen haben einfach mehr "Schmackes".
Papa macchiato!
sondern auch einen unbefleckten Papst.
@David
Nein, Spaß beiseite! Interessant waren die deutschen Texte, wo vorher nur lateinisch gesprochen wurde, was das einfache Volk ja nicht verstehen konnte. Auf einmal konnte man den Sinn erfassen, den man beim Glaubensbekenntnis "unterschrieb". Dass die Steh-Richtung der Geistlichen plötzlich eine andere war, fiel nicht so sehr auf.
Jetzt muss man sich vorstellen, dass ein Ritus, der seit dem 16. Jhdt. bestand, plötzlich einem anderen Platz machen musste. Beide Riten waren von den Päpsten als die einzig wahre Form der Liturgie dargestellt worden. Es muss also 1962 einen fürchterlichen Erkenntnisschub gegeben haben, der auf einmal alles umdrehte, im wahrsten Sinne des Wortes. Das war dann einigen Priestern und Bischöfen nicht recht, die am alten "römischen Ritus" festhalten wollten. Andere sagten, nur der 1962-er-Ritus ist der Richtige und fertig war ein neues Spaltungsschema. In der Beziehung verhielt sich Benedikt der 16te fast vorbildlich, in dem er beide Riten als mögliche Formen anerkannte. Es gibt jetzt also einen "ordentlichen" Ritus (1862) und einen "außerordentlichen" Ritus (tridentinisch). Die Diskussion darüber läuft bei Elsa Laska schon eine ganze Zeit lang, weil es da die Piusbrüder und die Petrusbrüder und vermutlich noch ein paar andere gibt, die da mit dem Vatikan im Clinch liegen.
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Es mag ja sein, dass das Thema für einen Nichtkatholiken am Arsch vorbei geht. Ich halte es für interessant, weil es zeigt, wie "unlogisch" die Kirche auch heute noch Glaubensthemen vertritt. Leute, die sich am alten Ritus festklammern, der immerhin über Jahrhunderte als der Richtige galt, werden ausgeklammert. Da sollte man doch meinen, dass die Katholische Kirche größere Probleme hat. Aber anscheinend sind die, die sie sich selbst zurechtzimmert, die wichtigsten.
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Ich verfolge das teilweise mit Staunen, teilweise mit höchstem Amusement.
von aussen aber - wenn ich jetzt kurz meinen distanzierten zynismus ablege - offenbart sich an diesem kleinen beispiel recht schön, was mein problem mit (nicht nur der katholischen) kirche ist: die unfassbare bürokratie, die ewige herumdokterei und nur scheinbar tiefgängige korinthenkackerei.
eine organisation, die sich im inneren nicht einfach damit abfinden kann, dass es mehrere formen der abwicklung eines ritus gibt, kann nur gehemmt und unwissend sein, wenn es um fragen in "der welt da draussen" geht.
man braucht sich nur einmal ansehen, wie bibelfeste katholen reagieren, wenn sie mit problemen konfrontiert werden: sie ziehen die bibel raus und kontern mit irgend einer stelle aus ihrem "allwissenden folianten", der angeblich "antworten auf alle fragen" gibt. ich habe in etlichen fällen erlebt, dass diese zitate dann deplaziert, unsensibel, überholt oder schlichtweg dumm gewesen sind - oberflächliches geplänkel (das trifft vor allem auf das sehr überschätzte alte testament zu).
ich nenne das: bürokratie. heimito von doderer hat sich in seinem roman "die erleuchteten fenster" (zumindest sehe ich das so) darüber lustig gemacht: da gibt es den amtsrat julius zihal, der alle details seines lebens nach der k.k. dienstpragmatik ausrichtet. genau das findet man in den kirchen (nicht nur in der katholischen, dort aber sehr penetrant).
die diskussionen über diese details verlaufen auch immer genau so langweilig und endlos wie juristische fachdiskussionen wobei es den diskuttanten gar nicht auffällt, wie weit sie von den eigentlichen fragen bereits weg sind.
wie auch immer - ob riten in der kirche alt, neu oder überholt sind... es bleibt bürokratie für mich, und da gibt es wahrlich spannenderes (siehe oben).
Je mehr ich mich vertiefe, desto unglaubwürdiger kommt sie mir nämlich vor. In dem Streit über die Liturgie gipfelt dann die Unglaubwürdigkeit.
Naja, ich habe jetzt auch etwas Besseres zu tun:)
Schönen Abend noch.