13
Jan
2013

Eine Billion Dollar

Aus orf.at [online]

US-Regierung beerdigt Traum von Billion-Dollar-Münze
Aus der Traum, wenn es denn wirklich jemals ernst zu nehmen war: Die US-Regierung hat gestern erklärt, dass keine Platinmünze im Wert von einer Billion Dollar geprägt wird, um die Nation aus ihrer prekären Finanzlage zu befreien.

Die Idee, mit dieser Münze sozusagen einen Gegenwert zu den US-Schulden zu schaffen und damit einen drohenden Showdown im Kongress um eine Erhöhung des Schuldenlimits zu vermeiden, geistert seit Wochen durch die US-Medien - wenn auch zumeist augenzwinkernd.

Die US-Schuldenobergrenze liegt derzeit bei 16,4 Billionen Dollar. Sie wurde zum Jahresende erreicht, und die USA sind nur noch deshalb weiter zahlungsfähig, weil Haushaltsumschichtungen etwas Luft verschafften. Republikaner im Kongress haben bereits angekündigt, dass sie ihre Zustimmung zur Anhebung des Limits mit massiven Sparforderungen verbinden wollen - damit droht neuer Zündstoff im Kongress.

Trick mit „Jumbomünze“
Und so tauchte denn die Idee auf, es mit einem Münztrick zu versuchen. Denn zwar ist es Regierung und Notenbankern in den USA untersagt, in unbegrenzter Menge Scheine zu drucken. Aber bei Platinmünzen - die gemeinhin etwa zu besonderen Gedenktagen geprägt werden - gebe es keine solche Beschränkung. Wenn also jetzt eine solche „Jumbomünze“ geschaffen würde - dann wäre erst einmal Ruhe an der Schuldenfront, da ein Gegenwert geschaffen wäre, der die Bilanz buchhalterisch ausgleichen würde.

„Weder das Finanzministerium noch die Notenbank glauben, dass das Gesetz zur Produktion von Platinmünzen zwecks Umgehung einer Anhebung des Schuldenlimits angewendet werden kann oder angewendet werde sollte“, zitierten das „Wall Street Journal“ und andere Medien einen Sprecher des Finanzministeriums, Anthony Coley. Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, pflichtete demnach in einer Erklärung bei. Es sei die Aufgabe des Kongresses zu handeln, das heißt, dafür zu sorgen, dass die USA ihre Rechnungen weiter bezahlen könnten.


Ich kann das nicht verstehen. Edelmetallmünzen repräsentieren in der Regel den Wert des Edelmetalls plus einen Sammleraufschlag.

Um eine Billiondollarmünze zu erzeugen, nehme ich an, dass der Metallwert nur ein Hundertstel betragen muss. (Die restlichen 99% sind Sammlerwert - good will)
Dann muss aber eine solche Münze noch immer circa 300 Tonnen oder 300.000 kg wiegen. Damit hätte sie Ausmaße von ungefähr 14 Kubikmeter. Als runde Münze hätte sie dann Abmessungen von 2,8 Meter im Durchmesser und eine Höhe von 1,4 m.
Passt irgendwie nicht ganz in die Geldbörse.

Wenn man aber außer Acht lässt, dass die Münze wirklich einen Wert haben soll, dann kann man sie genauso wie einen Euro fertigen. Den symbolischen Wert, der sonst auf eine Banknote gedruckt wird, wird halt in sehr kleinen Buchstaben graviert sein müssen.

Das ganze scheint wirklich eine US-amerikanische, urbane Legende zu sein.

Berechnungsgrundlagen:
heute gegoogleter Platin-Wert: 34.771,03 US$ / kg
Spezifische Dichte: 21.45 g / cm³

Anmerkung: wenn die "münze" nur in Fort-Knox liegen soll und den tatsächlichen Wert repräsentieren soll, wird das ein Würfel von mehr als 10 Meter Kantenlänge. Nur so zur Vorstellung einmal.
read 434 times
Bubi40 - 15. Jan, 09:31

danke, dass sie sich der mühe unterzogen haben, so genau zu recherchieren ...
ich hätte ernstlich erwogen, diese münze zu erwerben (freilich nur, wenn sie den vollen wert repräsentiert); bei dieser größe jedoch nehme ich natürlich davon abstand ... mein keller ist zu klein, und wer soll die passage bezahlen mit der dazugehörigen versicherung ...

steppenhund - 15. Jan, 10:04

Es hat mich einfach interessiert. Wobei ich jetzt noch etwas hinzufügen muss. Wenn es sich um eine "amerikanische Billion" handelt, dann hat eine Münze mit Echtwert nur 1,4m³ Abmessung. Also das geht ja schon fast. Nur glaube ich, dass sich der österreichische Beitrag wirklich auch auf die Billion mit 12 Nullen bezieht.
Die amerikanische Billion entspricht ja "nur" unserer Milliarde. Und Milliarden verjuxen die Politiker ja mit links.
1000 Milliarden hingegen? Da kommen auch Politiker ins Schleudern, weil sie ja nicht einmal bis 3 geschweige denn bis 1000 zählen können.
nömix - 15. Jan, 10:10

Billion stimmt schon. In der amerikanischen Presse heißt die Münze dementsprechend »Trillion-Dollar Coin«.
steppenhund - 15. Jan, 10:39

Danke. den englischen Originalartikel hatte ich nicht gesehen. Umso blödsinniger mutet die ganze Geschichte an. Da haben sicher viele Leute nie darüber nachgedacht, was "one trillion" in Wirklichkeit bedeutet.
Kienspan - 15. Jan, 12:11

Dass es sich ursprünglich um einen kalauerhaften Scherz gehandelt haben könnte, ließe sich ohne große Verrenkungen aus den Begriffen Bullionmünze und Billonmünze herleiten. Die Journaille transportiert's halt als "bare Münze".

Mit Ihrem Rechenbeispiel haben Sie übrigens die ganze Absurdität des vorherrschenden Geldsystems aufgedeckt. Geld wird ja mitunter als Wertmaßstab bezeichnet und nicht viel seltener als Wertaufbewahrungsmittel.

Wie Sie sehr anschaulich dargelegt haben, repräsentierte der Platinwürfel mit einer Kantenlänge von mehr als 10m zum gegenwärtigen Marktpreis eine Billion Dollar. Das sind weit mehr als 1000 Würfel (ca. 1400) zu je 1 m³. Man beachte nun, dass die Weltjahresproduktion an Platin nicht einmal 10 m³ beträgt. Die gesamte in der Menschheitsgeschichte produzierte Menge an Platinmetallen macht nach Wikipedia etwa 620 m³ aus. Wäre Geld ein Wertmaßstab, könnte festgestellt werden, dass der Wert von 1 Billion Dollar in Platin heute nicht darstellbar ist.

Was aber ist die Realität? Würden die Amis beginnen, nach und nach, m³ um m³, alles Platin der Welt zusammen zu raffen, um jene Münze (bzw. den Würfel) herzustellen, kämen sie mit viel weniger als den über 1000 m³ aus.

Welches Volumen hielten Sie und Ihre Leser denn für realistisch, um die Billion Dollar darzustellen? Zusatzfrage: Wie sieht am Ende das Verhältnis zwischen getätigtem Aufwand und dargestelltem Wert aus?
Randbedingungen:
- das Volumen wird zur Gänze über Transaktionen erworben;
- pro Transaktion maximal 1 m³ Platin erwerbbar;
- Transaktionen finden an Börsen statt, nicht auf Kriegsschauplätzen.

steppenhund - 15. Jan, 15:53

Die Frage verstehe ich nicht ganz. Das Volumen ist ja schon geklärt. Wenn aber Ihre Angaben stimmen (620m³ vorhanden, 10m³-Erzeugung pro Jahr) dann würden ja mindestens noch 78 Jahre vergehen müssen, bis man überhaupt die Menge zusammen bekommt.
-
Sie meinen wohl etwas anderes, aber momentan stehe ich auf der Leitung.
Kienspan - 15. Jan, 17:34

Das Volumen zu aktuellem Marktpreis ist geklärt. Der Marktpreis wird sich bei entsprechender Nachfrage - siehe Rahmenbedingung - aber verändern, damit auch das erforderliche Volumen, um ein Billion Dollar darzustellen...
Kienspan - 19. Jan, 09:11

Das anhaltende Schweigen deute ich als Desinteresse am Thema. Daher zum Abschluss kurz und bündig die Sachverhalte zusammengefasst:
- je nach unterlegter Preissteigerungsrate müssten nur etwa 30 - 70 m³ Platin (3 - 7 Weltjahresproduktionen) erworben werden, um die Billion darzustellen.
- Das Verhältnis zwischen dargestelltem Wert und getätigtem Aufwand liegt dementsprechend zwischen ca. 6:1 und 4:1.

Die "Münze" sollte den neutralisierenden Gegenwert zu weiteren aufzunehmenden Krediten liefern. Der Staat darf Geld nicht schaffen und ausgeben, er muss sich bei einer Bank verschulden. Wir leihen uns als Gesellschaft einen höchst fragwürdigen, weil veränderlichen "Wertmaßstab" bei Banken aus und zahlen dafür exponentiell steigende Miete. Und das vor dem Hintergrund, dass Banken keine Banknoten und Münzen ausgeben dürfen, sondern nur der Staat.
steppenhund - 19. Jan, 10:28

Tut mir leid. Ich kann der Erklärung nicht ganz folgen. Allerdings ist der letzte Absatz ja von der Platinmünze unabhängig. Dem kann ich zustimmen. Und ich glaube, das war der Punkt, den Du machen wolltest.
Kienspan - 19. Jan, 11:00

Das war keine Erklärung, sondern Ergebnis eines Rechenvorganges. Wo scheitert's denn?
(btw: woher das plötzliche "Du"?)
steppenhund - 19. Jan, 14:56

Das "Du" war ein Versehen.

Ein Rechenvorgang ist für mich eine Erklärung, wie man von Eingangsdaten zu Ausgangsdaten kommt. Allerdings kann ich die Prämissen, auf denen die EIngangsdaten berufen, nicht ganz nachvollziehen.
Kienspan - 19. Jan, 15:25

Es ließe sich auch präzise nachfragen.
Ich interpretiere folglich den Wunsch, das Thema beendet haben zu wollen - und entspreche dem selbstverständlich.
logo

auf 70 steuernd

die Erfahrungen genießend

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Nachtrag zu diesem Jahr
Abschluss der Musikaktivitäten Die Leistung des Jahre...
steppenhund - 10. Dez, 18:59
Langsamer Abschied
Долгое прощание - Langsamer Abschied Dieses Buch von...
steppenhund - 13. Nov, 12:01
Aleksandra Mikulska
Es gibt drei Pianistinnen, die ich ganz hoch einschätze,...
steppenhund - 22. Okt, 14:44
Quietschen
Q U I E T S C H E N Als ich gestern nach dem Aufstehen...
steppenhund - 20. Okt, 12:36
Ich liebe meinen Induktionsherd....
Ich liebe meinen Induktionsherd. Brauchst auch den...
la-mamma - 18. Okt, 18:10

Meine Kommentare

wenn Sie der Lehrer meiner...
würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

The bridge


Bloggen
Computer
ernst
Familie
Film
fussball
Icebreaker
Ist das jetzt das Alter
Kino
Kultur
Leben
Lesen
Musik
nichttägliche Mathematik
Philosophie
Politik
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren