Ein alter Mann
Ich bin ein alter Mann. Alles hat sich geändert.
Als ich 1999 in die USA fuhr, um an einer Konferenz in Washington D.C. teilzunehmen, gab es eine Teilnahmegebühr von 2000 €. Ich hatte mir allerdings bei der Annahme einer neuen Position in der Firma ausbedungen, dass diese von der Firma bezahlt würde, und natürlich auch die Reisespesen.
Die Konferenz war sehr lehrreich. Ein paar Sprecher waren absolut super, andere waren so la la. Ich dachte, dass ich ohne Weiteres das auch leisten könne, was die daher gestammelt haben, und schwor mir, nie mehr eine Konferenzteilnahmegebühr zu zahlen oder von der Firma bezahlt zu bekommen.
Dieser Entschluss stand fest und wurde bis ins Jahr 2013 gelebt. Jedes Jahr zwischen 1999 und 2013 nahm ich an mindestens einer Konferenz im Jahr, meistens waren es zwei, teil. Für die Konferenz musste nie etwas gezahlt werden, weil ich einen Vortrag eingereicht hatte, der genommen worden war.
Das Prinzip bröckelte, als ich einen 2013 Vortrag in Essen hielt. Plötzlich musste ich als aktiver Teilnehmer 600 € zahlen. "Die Universitäten" sind ja so arm und es gibt kein Sponsoring von Firmen. (Das stimmte zwar nicht, aber dass die Universitäten arm waren, konnte nicht widerlegt werden.) Im darauffolgenden Jahr fand die Konferenz in Schweden (Karlskrona) statt. Die Gebühr und die Reise wurde von der Firma getragen. Ich muss aber zugeben, dass hier eine besondere Leistung von seiten der Konferenz gebracht wurde. Mein Vortrag wurde bei IEEE veröffentlicht. Das konnte ich als Zenit meiner diesbezüglichen Leistungen betrachten. Seither habe ich mich auch nicht mehr um eine Teilnahme bemüht. Denn jetzt müsste ich die 600 € aus eigener Tasche bezahlen und das ist es mir nicht wert, um nur meine Eitelkeit zu befriedigen.
Aber jetzt gibt es Ende September eine Konferenz in Serbien über das E-learning. Das Thema hat mich immer interessiert und ich habe einen Vortrag eingereicht. Der wurde heute auch als "angenommen" bestätigt. Und ich soll mich gleich registrieren.
Teilnehmer an der Konferenz zahlen nichts, Autoren zahlen 120€. Die kann ich mir leisten. Aber ich empfinde es als komplette Umkehr des Prinzips. Ich leiste ja etwas als Autor und sollte, wenn schon nicht bezahlt, dann wenigstens umsonst teilnehmen.
Hätte ich gedacht. Jetzt haben die in Belgrad wirklich weniger Geld als die Deutschen oder die Schweden. Daher habe ich nichts dagegen, etwas zu bezahlen. Abdruck in den Proceedings würde meiner Karriere dienlich sein, wenn ich noch eine Karriere anstrebte. Aber ehrlich gesagt suche ich keinen Job mehr. Das Klavier reicht mir. Aber man weiß nie, vielleicht stellt es sich noch einmal als gute Investition heraus, teilgenommen zu haben. Es ist häufig in meinem Leben passiert, dass ich etwas unternommen habe, ohne über den Gewinn nachzudenken. Plötzlich hat sich später ein unerwartetes "Benefit" herausgestellt.
Aber es bleibt dabei: ich bin alt geworden. Und die Kausalitäten kommen mir verkehrt vor.
Als ich 1999 in die USA fuhr, um an einer Konferenz in Washington D.C. teilzunehmen, gab es eine Teilnahmegebühr von 2000 €. Ich hatte mir allerdings bei der Annahme einer neuen Position in der Firma ausbedungen, dass diese von der Firma bezahlt würde, und natürlich auch die Reisespesen.
Die Konferenz war sehr lehrreich. Ein paar Sprecher waren absolut super, andere waren so la la. Ich dachte, dass ich ohne Weiteres das auch leisten könne, was die daher gestammelt haben, und schwor mir, nie mehr eine Konferenzteilnahmegebühr zu zahlen oder von der Firma bezahlt zu bekommen.
Dieser Entschluss stand fest und wurde bis ins Jahr 2013 gelebt. Jedes Jahr zwischen 1999 und 2013 nahm ich an mindestens einer Konferenz im Jahr, meistens waren es zwei, teil. Für die Konferenz musste nie etwas gezahlt werden, weil ich einen Vortrag eingereicht hatte, der genommen worden war.
Das Prinzip bröckelte, als ich einen 2013 Vortrag in Essen hielt. Plötzlich musste ich als aktiver Teilnehmer 600 € zahlen. "Die Universitäten" sind ja so arm und es gibt kein Sponsoring von Firmen. (Das stimmte zwar nicht, aber dass die Universitäten arm waren, konnte nicht widerlegt werden.) Im darauffolgenden Jahr fand die Konferenz in Schweden (Karlskrona) statt. Die Gebühr und die Reise wurde von der Firma getragen. Ich muss aber zugeben, dass hier eine besondere Leistung von seiten der Konferenz gebracht wurde. Mein Vortrag wurde bei IEEE veröffentlicht. Das konnte ich als Zenit meiner diesbezüglichen Leistungen betrachten. Seither habe ich mich auch nicht mehr um eine Teilnahme bemüht. Denn jetzt müsste ich die 600 € aus eigener Tasche bezahlen und das ist es mir nicht wert, um nur meine Eitelkeit zu befriedigen.
Aber jetzt gibt es Ende September eine Konferenz in Serbien über das E-learning. Das Thema hat mich immer interessiert und ich habe einen Vortrag eingereicht. Der wurde heute auch als "angenommen" bestätigt. Und ich soll mich gleich registrieren.
Teilnehmer an der Konferenz zahlen nichts, Autoren zahlen 120€. Die kann ich mir leisten. Aber ich empfinde es als komplette Umkehr des Prinzips. Ich leiste ja etwas als Autor und sollte, wenn schon nicht bezahlt, dann wenigstens umsonst teilnehmen.
Hätte ich gedacht. Jetzt haben die in Belgrad wirklich weniger Geld als die Deutschen oder die Schweden. Daher habe ich nichts dagegen, etwas zu bezahlen. Abdruck in den Proceedings würde meiner Karriere dienlich sein, wenn ich noch eine Karriere anstrebte. Aber ehrlich gesagt suche ich keinen Job mehr. Das Klavier reicht mir. Aber man weiß nie, vielleicht stellt es sich noch einmal als gute Investition heraus, teilgenommen zu haben. Es ist häufig in meinem Leben passiert, dass ich etwas unternommen habe, ohne über den Gewinn nachzudenken. Plötzlich hat sich später ein unerwartetes "Benefit" herausgestellt.
Aber es bleibt dabei: ich bin alt geworden. Und die Kausalitäten kommen mir verkehrt vor.
steppenhund - 3. Sep, 13:51
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das ist völlig krank - es müsste etwas für das bereitstellen von bildern bezahlt werden, so ist die bildende kunst genau genommen ein verlustgeschäft, und niemand protestiert.
das ist einer der gründe, warum ich nicht mehr male.
Aber ich fasse das für mich so zusammen: ich soll einfach für die Befriedigung meiner Eitelkeit zahlen. Und das hängt dann sehr von meiner momentanen Laune ab, ob ich mir selbst noch so wichtig bin.
der wirtschaftliche ansatz ist ja nur einer der gründe, aber bei weitem nicht der einzige.
dass für eine leistung derjenige bezahlen soll, der sie erbringt, ist eine tatsächlich kapitalistische entartung (hier verwende ich dieses wort, weil es trotz seiner bedenklichkeit gut passt). ich sehe in dieser entwicklung auch den hauptgrund dafür, dass die geistigen werte sich immer mehr aushöhlen. so verschiebt sich die qualität langsam ganz aus dem wirtschaftlichen bereich in eine art geldfreie schattenwelt (in der es sich dann allerdings wieder recht gut existieren lässt).
aber wohin das in der welt rundum führt, sieht man an allen ecken und enden auf das drastisch- und widerlichste... ich sage nur: trump, johnson, kurz... usw. usf.