15
Jan
2014

C wie Computer

(Sorry, zu Clementinen fällt mir nichts ein.)

Es gab eine Zeit, da war der Computer eine mystische Einheit. Für die meisten von uns. Für die, welche rechnen können, konnte er das schneller. Für die, welche nicht rechnen können, konnte er das.
Der Computer schickte Zahlscheine aus über 0 Schilling und 0 Groschen und er verschickte sie an Personen, die angeblich 121 Jahre alt waren.
Der Computer war groß, laut und langsam. Schneller als der Mensch aber noch immer ziemlich langsam.
Der Computer machte die Arbeit, für die Menschen zu faul waren. Stundenlang Kolonnen zusammen zählen, war nicht wirklich eine befriedigende Aufgabe. Höchstens für Buchhalter, die ihren Job verloren.
Doch Buchhalter verlieren ihren Job nicht aufgrund des Computers. Für jeden neuen Computer braucht man drei Fachleute, die ihn ordentlich füttern.
Der Computer war Autist. Seine Welt erstreckte sich auf Drucker, Magnetbandstationen, Lochkartenlesegerät und Lochkartenstanzer. Wumm, wumm, wumm. Das heißt der Computer war ziemlich laut, als ich mit ihm im Jahr 1970 auf Tuchfühlung war. Es gab keine Leuchtdioden sondern kleine Glimmlämpchen. Der Raum war klimatisiert.
Der Raum mit den Magnetbandstationen war extra klimatisiert. Er war kühler, so kühl, dass wir ihn für die Bierlagerung am Wochenende verwendeten.
Der Computer war angreifbar. Die Tasten hatte eine Größe von 2,5 mal 2,5 cm. Man konnte sie blind treffen.
Sie wissen, wie groß eine Kreditkarte ist? Heute gibt es bereits einen Computer in der Größe einer Kreditkarte. (auch nicht dicker) Seine Leistungsfähigkeit ist beschränkt aber dann wieder doch nicht so sehr. Wenn der Computer des Jahres 1970 nach St. Pölten fahren würde, hätte der kleine Rechner in Kreditkartengröße die Welt bereits 150.000 mal umkreist.
Der Computer kann rechnen. Genau. Der Computer kann auch schätzen. So ungefähr.
Der Computer kann uns heute Rat geben, Rezepte vermitteln und uns bei täglichen Aufgaben helfen. Weil er das kann, kennt er uns ziemlich genau. Eigentlich kann er uns die ganze Zeit überwachen.
Der Computer ist zum Chamäleon geworden. Er zeigt sich als Kreditkarte, als Telefon, als Uhr, als Fernseher, als Navigationsgerät und vieles mehr.
Der Computer spricht mit uns, wenn wir das wollen. Er spricht auch mit uns, wenn wir das nicht wollen. Er spricht über uns, wenn wir das nicht wollen. Irgendwer wird schon zuhören.
Die alten Menschen wollen keinen Computer. Sie verstehen ihn nicht.
Menschen in meinem Alter sind da ein bisschen seltsam. Manche "brauchen" ihn nicht und sie wissen gar nicht, was alles in ihrem Leben vom Computer beeinflusst wird. Manche verwenden ihn bereits so regelmäßig wie ihre Zahnbürste, nur viel länger.
Für manche ist er ein Spielzeug, für andere ein Werkzeug.
Und dann gibt es Leute, die enttäuscht sind. Der Computer, welcher dem Menschen helfen sollte, hat sich zu einer Fessel entwickelt. Diese Fessel wird von Marketing-Menschen und Kaufleuten forciert. Der Computer wird nur mehr vewendet, um Geschäfte zu machen. Oder mit ihm selbst ein Geschäft zu machen.
Die Utopie hat sich selbst ad absurdum geführt.
Der Computer soll das jetzt selbst weiterschreiben .....
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bonanzaMARGOT - 15. Jan, 16:54

es musste zwangsläufig so kommen. der computer macht uns weder gescheiter noch dümmer. als marketing-instrument (plus internet) erreicht er vor allem die dummen.

testsiegerin - 16. Jan, 10:12

danke fürs weitermachen!

also dass alte leute computer nicht mögen, kann man nicht so verallgemeinern. ich kenn eine 90jährige, die hat ihren freund auf einer internetplattform kennengelernt, kommunziert täglich mit menschen übers web, scannt alte fotos ein und teilt sie auf facebook und gibt so etwas von ihrem leben und ihrer erfahrung an jüngere weiter.

mein papa (er ist 75, also noch nicht sooo alt), hatte früher nie etwas mit computern zu tun, er war hausmeister und installateur, aber als er in pension ging, bat er seine schwiegersöhne, ihm das zu erklären, weil er nicht als alter trottel enden wollte. heute skyped er mit seinen enkeltöchtern, wenn sie grad in amerika, neuseeland oder dänemark sind, hat ein i-phone, trägt seine bergouren in den computer ein und lässt sich seine höhenmeter berechnen ;-)

steppenhund - 16. Jan, 17:13

"Menschen in meinem Alter sind da ein bisschen seltsam. Manche "brauchen" ihn nicht und sie wissen gar nicht, was alles in ihrem Leben vom Computer beeinflusst wird. Manche verwenden ihn bereits so regelmäßig wie ihre Zahnbürste, nur viel länger."

Ich glaube, dass ich in meinem Text deutlich von einer Zweiteilung gesprochen habe. Ich hätte noch ergänzen können, dass die Verwendung des Computers bei älteren Menschen bereits vor 20 Jahren in Amerika weitaus verbreiteter als bei uns war. Allerdings ging es damals nicht um das "in aller Dummheit" beworbene Internet sondern um Foren, Plattformen und Netzwerke wie z.B. CompuServe.
la-mamma - 16. Jan, 10:32

das einzige, was mich an computern stört, ist, wenn sie handeln. (an der börse o.ä. meine ich)

ps:sie hätten ja auch citronen nehmen können;-)

steppenhund - 16. Jan, 17:16

Die Computer, die an der Börse handeln, würde ich in die Kategorie der Küchenmesser einordnen. Man kann diese dazu verwenden, phantastische Speisen zuzuschnipseln, man kann sie aber auch dazu verwenden, den Partner zu meucheln.
Der Genauigkeit halber möchte ich allerdings hinzufügen, dass es Politiker sind, welche Gesetze verfassen, die einen Missbrauch des Börsenhandels durch schnelle Computer (30ms Voranzeige für große Firmen) erst ermöglichen, weil die Gesetzgebenden gar nicht erst verstehen können, wie sich Technik entwickeln kann.
.
Aber volle Zustimmung zu ihrem ersten Satz meinerseits.
Sunnilein - 16. Jan, 11:25

Curry ginge auch...

So furchtbar alt bin ich noch nicht mit 63 (denke ich). Als ich mir vor 18 Jahren einen der allerersten tragbaren und bezahlbaren, wenn auch noch sehr teuren, Laptops kaufte, schaute mich eine Kollegin an und meinte: "Das wäre so eine schöne Weltreise geworden!"
In den folgenden Jahren fitzte ich mich als Laie in fast alle Dinge am PC hinein. Ich hab es nie bereut. Auf Reisen benutze ich mein Ipad. Klar mag er auch "für die Dummen" genug Spielwiese sein. Ich selbst empfinde ihn als grandiose Hilfe, Zeitersparnis und tolles Feld, meine kreativen Ideen umzusetzen. Tja....Fessel...ok, manchmal bleibt man schon länger hängen. Aber das ist doch im realen Leben auch so, oder? Und dann geh ich ans Klavier und mein krebskranker Mann schnappt sich die Geige und der Laptop hört uns zu! Darf er gern, gehört zur Familie.

steppenhund - 16. Jan, 17:24

Dass wir gleich alt sind, war schon einmal erkennbar. Ich selbst habe früher ebenfalls privat Computer gekauft, die damals durchaus Weltreisenpreisniveau hatten. Heute würde man die gleichen Computer um 300 € bekommen. Allerdings arbeite ich ja am, um, mit dem Computer und die Hälfte meines Gehalts bekomme ich, weil ich mich mit Computern auskenne, die andere Hälfte dafür, dass ich mich mit irgendetwas anderem auskenne, wofür man einen Computer gut gebrauchen kann.
Dass ihr Mann Geige spielt und sie zusammen musizieren können, ist ein sehr schöner Zustand. Ich hoffe, dass ihr Mann mit dem Krebs möglichst schmerzfrei und lange zurechtkommt. Die Möglichkeit, zusammen musizieren zu können, kann gar nicht wertvoll genug eingeschätzt werden. Oder anders ausgedrückt: ich finde es wundervoll mit einem Partner zu musizieren.
Und in meinem realen Leben gehe ich jetzt ans Klavier und über weiter. Vielleicht stelle ich wieder einmal eine Aufnahme hier herein. Ich bin nur leider in der letzten Zeit viel zu selbstkritisch geworden.
Sunnilein - 17. Jan, 15:31

P.S. Wir tricksen den Hund von einem Krebs samt weitflächiger Metastasen schon seit fast 2 Jahren aus. Es wird nicht ewig gehen. Aber die Zeit bis dahin nutzen wir, jeden Tag, jede Stunde. Und Musik ist gerade da ein Himmelsgeschenk, ob zu zweit oder im Konzert. Und dass man liebt. Und geliebt wird.Alles andere ist unwichtig.

steppenhund - 18. Jan, 19:27

Ich fühle mit Ihnen. Ich habe 2013 einen sehr guten, gleichaltrigen Schulfreund an den Krebs verloren. Er hatte einen unbändigen Lebenswillen. Entgegen den ärztlichen Voraussagen lebte er noch so lange, dass er die Geburt des Sohns seiner Tochter noch erlebte. Es war das dritte Enkelkind.
Danach ging es dann schnell.
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