Antwort auf Blödbabblers Leseempfehlung
Irgendwie schaffe ich es nicht, ihm direkt zu antworten
Ich gehöre ja auch eher zu den "wir werden alle störben" Menschen, allerdings kann ich diese These durchaus auch untermauern.
Allerdings mag ich die Statistiken von hans Rosling, nur fehlte mir bislang eine: Zeitbedarf / Lösen von Problemen. Speziell, was Konflikte angeht.
Was grandiose Entwicklungen angeht, bin ich durchaus bereit, die bereits durchgeführten als solche anzuerkennen. In meinem eigenen Sachgebiet bin ich auch ganz froh, genau in meiner Zeit zu leben. Asimov hat noch Grace Hopper in der Figur von Susan Calvin vorgestellt. Die "Rechner", die Asimov kennen konnte, hätten wenig Aufschluss über die heutigen Möglichkeiten geben können. Ich war begeistert, habe 1970 an einem Siemens Mainframe gearbeitet, dessen Rechenpower heuer 10.000.000 mal in einem handelsübliochen Mobiltelefon vorhanden ist.
Ich hatte mit den ersten Mikroprozessoren zu tun, konnte selbst 1986 eigene Computer bauen, deren Anwendung in teuren Messinstrumenten weltweit vertrieben wurden. Inzwischen verstehe ich auch die Problematiken, die sich bei Quantencomputern ergeben. Hier bin ich auch durchaus froh, wenn eine Kapazität meint, dass wir erst in 100 Jahren einen vertretbaren QC haben werden. Die Geräte, die derzeit existieren, sind eher Beweismittel, dass QCs einmal funktionieren werden. Man muss allerdings erkennen, dass "Quanten computing" bereits Anfang des 20 (!) Jahrhunderts erforscht wurde. Ob das jetzt 100 oder 200 Jahre bis zur Realisierung dauert, ist wirklich vernachlässigbar. Vernachlässigbar ist aber nicht der Hype, der populärwissenschaftlich mit vollkommen falschen Erklärungen als Sau durchs Dorf getrieben wird.
Das Problem, welches ich aus vorrangig sehe, (im Unterschied zu Klimawandel und anderen als wesentlich gehandelten Fragestellungen) ist die enorme Beschleunigung, die sich bisher und noch weiter abspielt.
Es geht um die fehlende Zeit, die der Diplomatie übrig bleibt, um allfällige Problemherde und damit verbundene Krisen zu entschärfen. Mobilmachung dauert nicht mehr Wochen oder Tage, sondern innerhalb weniger Stunden können militärische Ziele erreicht und vernichtet werden. Dazu kommt dann noch ein fehlendes Problembewusstsein der Verantwortlichen.
Eines meiner Lieblingsbücher, Nevil Shute "am letzten Ufer" (original "on the beach") wurde in den Fünfzigerjahren geschrieben. Dabei hat sich ein Weltkrieg in der nördlichen Hemisphäre abgespielt und die Australier haben noch ein Jahr, bevor durch den Luftaustausch, der von den Monsumwinden verursacht wird, auch die südliche Hemisphäre radioaktiv vergiftet wird.
Solche Romane werden nicht mehr ernst genommen. Aber dieses Buch enthält einen wichtigen, sehr kritischen Gedanken, den ich sonst nirgendwo entdeckt habe. Der dritte Weltkrieg wird nämlich nicht durch die Großmächte ausgelöst, sondern zwei benachbarte Kleinstaaten, die mittlerweile auch schon alle Atomwaffen besitzen, setzen sie ein und durch "die Automatik" schalten sich dann die Großstaaten ein.
So, das Zitronenhendl ruft, meine Frau ebenfalls. Ich muss hier aufhören!
Ich gehöre ja auch eher zu den "wir werden alle störben" Menschen, allerdings kann ich diese These durchaus auch untermauern.
Allerdings mag ich die Statistiken von hans Rosling, nur fehlte mir bislang eine: Zeitbedarf / Lösen von Problemen. Speziell, was Konflikte angeht.
Was grandiose Entwicklungen angeht, bin ich durchaus bereit, die bereits durchgeführten als solche anzuerkennen. In meinem eigenen Sachgebiet bin ich auch ganz froh, genau in meiner Zeit zu leben. Asimov hat noch Grace Hopper in der Figur von Susan Calvin vorgestellt. Die "Rechner", die Asimov kennen konnte, hätten wenig Aufschluss über die heutigen Möglichkeiten geben können. Ich war begeistert, habe 1970 an einem Siemens Mainframe gearbeitet, dessen Rechenpower heuer 10.000.000 mal in einem handelsübliochen Mobiltelefon vorhanden ist.
Ich hatte mit den ersten Mikroprozessoren zu tun, konnte selbst 1986 eigene Computer bauen, deren Anwendung in teuren Messinstrumenten weltweit vertrieben wurden. Inzwischen verstehe ich auch die Problematiken, die sich bei Quantencomputern ergeben. Hier bin ich auch durchaus froh, wenn eine Kapazität meint, dass wir erst in 100 Jahren einen vertretbaren QC haben werden. Die Geräte, die derzeit existieren, sind eher Beweismittel, dass QCs einmal funktionieren werden. Man muss allerdings erkennen, dass "Quanten computing" bereits Anfang des 20 (!) Jahrhunderts erforscht wurde. Ob das jetzt 100 oder 200 Jahre bis zur Realisierung dauert, ist wirklich vernachlässigbar. Vernachlässigbar ist aber nicht der Hype, der populärwissenschaftlich mit vollkommen falschen Erklärungen als Sau durchs Dorf getrieben wird.
Das Problem, welches ich aus vorrangig sehe, (im Unterschied zu Klimawandel und anderen als wesentlich gehandelten Fragestellungen) ist die enorme Beschleunigung, die sich bisher und noch weiter abspielt.
Es geht um die fehlende Zeit, die der Diplomatie übrig bleibt, um allfällige Problemherde und damit verbundene Krisen zu entschärfen. Mobilmachung dauert nicht mehr Wochen oder Tage, sondern innerhalb weniger Stunden können militärische Ziele erreicht und vernichtet werden. Dazu kommt dann noch ein fehlendes Problembewusstsein der Verantwortlichen.
Eines meiner Lieblingsbücher, Nevil Shute "am letzten Ufer" (original "on the beach") wurde in den Fünfzigerjahren geschrieben. Dabei hat sich ein Weltkrieg in der nördlichen Hemisphäre abgespielt und die Australier haben noch ein Jahr, bevor durch den Luftaustausch, der von den Monsumwinden verursacht wird, auch die südliche Hemisphäre radioaktiv vergiftet wird.
Solche Romane werden nicht mehr ernst genommen. Aber dieses Buch enthält einen wichtigen, sehr kritischen Gedanken, den ich sonst nirgendwo entdeckt habe. Der dritte Weltkrieg wird nämlich nicht durch die Großmächte ausgelöst, sondern zwei benachbarte Kleinstaaten, die mittlerweile auch schon alle Atomwaffen besitzen, setzen sie ein und durch "die Automatik" schalten sich dann die Großstaaten ein.
So, das Zitronenhendl ruft, meine Frau ebenfalls. Ich muss hier aufhören!
steppenhund - 7. Apr, 15:44
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Hallo Herr steppenhund,...
Zu ihren Anmerkungen: Ich sehe ebenfalls, dass wir elementare Probleme vor uns haben, was aber eben nicht an den Errungenschaften ändert, durch die die menschlichen Gesellschaften gegangen sind bzw. noch gehen.
Die Kindersterblichkeit ist dramatisch gesunken, Schulbildung ist fast global identisch für Jungen und Mädchen, ab Roslings Level2+.
Die Lebenserwartungen sind deutlich nach oben gegangen, Kriminalität und Gewalt deutlich nach unten, selbst kriegerische Auseinandersetzungen sind -Syrien, Irak, Jemen hin oder her-deutlich im Sinkflug.
Gewalt innerhalb der Gesellschaften hat massiv abgenommen, Vergewaltigungen sind massiv rückläufig.
Flugzeuge stürzen nicht alle paar Stunden ab(auch wenn in letzter Zeit da wieder mehr zu verzeichnen war- dennoch kommen extrem hohe Prozentzahlen an Flugzeuge immer an ihr Ziel, sterben dabei keine Menschen, kommen keine Güter zu Schaden).
In den Gazetten steht allerdings - wäre ja auch dröge- nie: "Heute kamen alle Flugzeuge der Lufthansa an ihr Ziel, ohne, dass dabei jemand zu Schaden kam".
Und ja, natürlich kommt Mama Erde immer zu Schaden, dies ist ein Teil dessen, dass wir hier herumwerkeln - darüber kann man in manchen Bereichen reden und auch versuchen Umwelt-/und Ressourcenvernichtung und -schädigung zu verringern.
Kühlschränke verbrauchen heute deutlich weniger Strom als ihre Großväterschränke, bei steigendem Komfort - FCKWs sind geächtet und nicht mehr Teil der Problemkette.
Wir haben noch Medikamente die in weiten Teilen helfen, ehemals tödliche Krankheiten in Zaum zu halten oder sogar zu kurieren, wir haben Impfstoffe die global –wenn auch nicht in der Idiotenblase am Prenzlauer Berg- akzeptiert sind und Leben retten.
Ich könnte die Kette der Aufzählungen fortsetzen, vermute aber, sie sehen worauf ich hinaus will.
Man darf deswegen natürlich nicht in eine bräsige "Alles wird gut!" Selbstgerechtigkeit verfallen, aber ebenso sollte man wenigstens hin und wieder versuchen den Alarmknopf nicht durchzudrücken und Panik und Unsicherheit zu säen.
In diese Richtung ging Hans Rosling und deswegen mag ich sein Buch. ;-)
Ich gebe aber ein Gegenbeispiel. Sicher hat man früher bestimmte Krankheiten gar nicht erkennen können. Es gab sie auch nicht im 19. Jhd, es gab sie später, aber man hatte keinen Namen dafür.
Mittlerweile ist die Diagnose Burn-Out durchaus geläufig. Man könnte sie auch als Art der Depression bezeichnen. Aber der springende Punkt ist der, dass es den Menschen doch eigentlich besser geht und dass Menschen darunter leiden, die man früher noch beneidet hätte.
Der Grund dafür ist eine Beschleunigung, mit der wir Menschen immer schwerer fertig werden. Daher schließe ich, dass jede Verbesserung auch ihren Preis hat. Und der erscheint mir mittlerweile als zu hoch - für jede einzelne Verbesserung.