15
Jul
2012

keine Entschuldigung

Es gibt keine Entschuldigung für das Auftreten der Wirtschaftskrise 2008.

In einem sehr interessanten Interview mit Minister Mitterlehner und Filmemacher Wagenhofer spricht Mitterlehner etwas aus, was ich seit dem Enron-Skandal 2000 immer wieder ins Treffen führe. Und ich weiß mich da keinesfalls alleine.

[Mitterlehner]
Es hätte schon gereicht, die Grundrechnungsarten anzuwenden: Wenn bei einem Wirtschaftswachstum von drei Prozent am Finanzmarkt Gewinne von 50 Prozent erwartet werden, dann stimmt etwas nicht. Da hat sich ein Wettfieber ohne Bezug zur Realität breitgemacht. All die Unternehmen sahen es als Sport an, eine Treasury-Abteilung zu gründen, um Geld am Finanzmarkt zu veranlagen - und nicht nur die: Auch Unis, Kirchen, Kommunen haben mitgemacht.

GRUNDRECHNUNGSARTEN! Die hat man zu meiner Zeit in der Volksschule gelernt. Ich behaupte einmal, dass mindestens 50% der Bevölkerung nicht mehr ohne Taschenrechner dividieren kann.

Etwas später kommt dann noch ein kleiner Hammer, der sich im Zusammenhang mit der Zentralmatura (siehe bei teacher) gut liest.

Bildung ist der Schlüssel, um zu neuen Ansätzen zu kommen - doch die nötige Kreativität wird an den Schulen zerstört. Wir erzeugen angepasste Pflichterfüller und unkritische Konsumenten.

Das ganze Interview findet sich hier.
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Sturznest - 15. Jul, 13:41

Der Kapitalismus muss verschwinden. Es geht nicht mehr um einen Schlüssel.
Putin muss verschwinden. Putin ist ein Faschist.
Karadzic und Mladic müssen 7899 Jahre Freiheitsentzug bekommen. Der Nationalismus ist ein weiteres Krebsgeschwür, er muss verschwinden mitsamt dem Kapitalismus.

steppenhund - 15. Jul, 14:49

Und was soll kommen?
Sturznest - 15. Jul, 15:08

Das ist keine gute Frage Herr Steppenhund, wenn dass was gerade ist das Einzig denkbare sein soll, dann zum Teufel mit uns allen.
Sturznest - 15. Jul, 15:10

Also gut, ich sag die Lösung, die Lösung wäre eine Räterepublik und jetzt hauen Sie mich :-)
steppenhund - 15. Jul, 15:28

Meine Frage war ernst gemeint. Und ich haue Sie nicht:)
-
Meine Überlegungen gehen eher in die Richtung, dass ein bestimmtes System nie funktioniert. Deswegen gab es im alten Griechenland ja die Abfolge unterschiedlichster Regierungsformen.
-
Theoretisch könnte ja sogar eine Diktatur vernünftig funktionieren oder eine Monarchie. Es kommt halt auf die Person an.
Momentan kann ich mir aber keine einzige Figur vorstellen, die einen guten Monarchen abgeben könnte.
Sturznest - 15. Jul, 15:51

Nein, nein, den König haben die Matrosen 1918 aus dem Land gejagt.
Die Räterepublik war ein guter Einsatz, nur war man sich in Bayern nicht einig, so war es 1918 in ganz Deutschland. Die Menschen wollten kein Militär mehr, sie wollten keine Monarchie mehr, sie wollten leben, arbeiten.
Das alles wurde durch Ebert und Konsorten zerstört, ermordert, aber nichtsdestotrotz, es kam glänzendes Personal für eine bessere Welt Max Hoelz.
Aber solche gibt es nicht mehr, auch kein Erich Mühsam, kein Ernst Toller, kein Karl Liebknecht und keine Rosa Luxemburg.




„Wenn Sie heute über mich Ihr Urteil fällen, so betrachte ich es als ein Schulexamen. ... Ihr Urteil, wie es auch ausfallen wird. wird ein Klassenurteil sein. Sie können mich zu 10, 15 Jahren oder zu lebenslänglichem Zuchthaus, ja, zum Tode verurteilen. Zehn Jahre Zuchthaus bedeuten für mich eine 4, mangelhaft, 15 Jahre Zuchthaus eine gute Note, lebenslänglich Zuchthaus Zensur l, wenn Sie mich aber zum Tode verurteilen, dann erhalte ich Zensur la, das ist das beste Zeugnis, das Sie mir ausstellen können. Dann beweisen Sie den revolutionären Klassen der Welt, daß ein wirklicher Revolutionär gelebt und sein Klassenbewußtsein mit dem Tod besiegelt hat. Ich bin ein Kämpfer, ich bin ein Mann der Tat: "Das Wort kann uns nicht retten. Das Wort bricht keine Ketten. Die Tat allein macht frei".



Max Hoelz in seiner „Anklagerede gegen die bürgerliche Gesellschaft“, gehalten vor dem Moabiter Sondergericht am 22.Juni 1921 in Berlin
steppenhund - 15. Jul, 16:02

Max Hoelz war mir vollkommen unbekannt. Ich kann aber mit dem Stichwort bürgerliche Gesellschaft folgende Assoziation bilden. In der sehr bürgerlichen Gesellschaft des Großvaters meiner Frau, gab es drei Söhne, die alle kommunistisch dachten. Zwei gingen freiwillig nach Russland und sind dort entsprechend umgekommen. Der dritte wurde eingezogen und ließ ebenfalls in Russland sein Leben.
-
Aber jetzt habe ich endlich eine Beziehung zu Riesa. "Geboren in Moritz bei Riesa". Einige Male bin ich durch Riesa gefahren und habe mich jedesmal gewundert, warum dort die ICEs halten. Sie halten sicher nicht aus Andacht sondern weil Riesa ein Kreuzungspunkt ist. Doch jetzt habe ich endlich einen vernünftigen Zusammenhang gefunden:)
Sturznest - 15. Jul, 16:09

Na ja, ich rede von einer Zeit die vorbei ist, es gibt so etwas nicht, man hat die menschen erschossen. Ich sehe keine Zukunft, auch mit gebildeten nicht, was nutzt einem die Bildung wenn man nicht mehr hinsehen kann
steppenhund - 15. Jul, 17:16

"was nutzt einem die Bildung wenn man nicht mehr hinsehen kann" ...
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Da hilft nur mehr ein vollkommen unbegründeter Optimismus. Weitergegangen ist es immer noch, doch vielleicht nicht mit uns.
Sunnilein - 15. Jul, 19:57

Lieber Herr Steppenhund,...

Sie sehen die Dinge aber durchaus optimistisch: 50 %...da bin ich mir fast sicher, dass es im besten Falle noch 30% sind, höchstens. Neulich fand ich die Frage im Net, wohlgemerkt eines gymnasialen Schülers der Klasse 8, ob man denn 4/8 auch anders ausdrücken könne und ob da vielleicht, auch wenn er es kaum glaube, jemand helfen könne...Ich habe fast 40 Jahre mit viel Freude unterrichtet, neben aller Kreativität, die ich unendlich gefördert und gefordert habe, gehört schon auch das Lernen dazu. Das wird heute sehr, sehr häufig zu Gunsten aller möglichen Beschäftigungen, genannt PROJEKT, vergessen. Mit "Namen tanzen" allein wird es nichts, schon gar nicht bei Krisen:-)))! Ob Zentralmatura oder nicht, für mich entscheidet ein guter Unterricht über Wohl und Wehe der Schüler, egal welcher prüfungsmodus und zu welcher Zeit. Spannend, kritisch, exakt und anregend. Und immer auch mit Humor.

steppenhund - 15. Jul, 23:11

Liebe Sunnilein,

ich würde über den Prozentsatz mit Ihnen keineswegs diskutieren und noch viel weniger darauf wetten. Sie liegen sicher wesentlicher näher am tatsächlichen Wert als ich es beschönigend dargestellt habe.
-
Die Bruchrechnung ist übrigens eines der Kernthemen der Mathematik, die die Schüler daran hindert, den Stoff der höheren Klassen zu verstehen. Sie sind derart mit den Brüchen, weil nicht ausreichend damit vertraut, überfordert, dass etwas, wo 1/2 oder 2/3 vorkommt oder vielleicht gar a/4 absolute Panik auslöst.
Jossele - 16. Jul, 12:07

Wie es scheint, hat der Mensch "westlicher" Prägung Gepflogenheiten entwickelt, die wir bislang (fälschlicherweise) dem Lemming zugeschrieben haben.
Bildung wäre ein Ausweg, gäbe es sie.

Ich sag´s mal provokant - Schon weit vor den mathematischen Defiziten hapert es vor Allem an sozialer Kompetenz, und das kann man nicht allein der Schule zuschreiben. Es kränkelt an "Bildung überhaupt wollen", an Resten humanistischer Kultur.
Bildung ist mehr als Lesen, Schreiben und Rechnen können.

Zu "Bildung ist der Schlüssel, um zu neuen Ansätzen zu kommen - doch die nötige Kreativität wird an den Schulen zerstört. Wir erzeugen angepasste Pflichterfüller und unkritische Konsumenten." wäre zu ergänzen, wir erzeugen auch Perspektivelosigkeit und Gier nach schnellen materiellen Renditen.

Gregor Keuschnig - 16. Jul, 12:25

Die Sache mit der Bildung klingt immer gut, ist aber bei näherer Sicht auch nur eher hilflos. In der Vergangenheit hat Bildung weder vor der Verherrlichung des Nazitums noch vor Stalins Gulags noch vor Pol Pot geschützt. Im Gegenteil: Es waren immer auch Intellektuelle, die die entsprechenden Theorien geliefert hatten. Die Banker, die den real existierenden Kapitalismus ausleben können und dabei von der Politik nicht abgehalten werden, sind rein bildungstechnisch sicherlich auch keine Deppen (wie auch die Politiker nicht). Und dass hier in plakativer Form einem System der Räterepubliken das Wort geredet wird, sagt ja auch schon einiges aus.

Bildung ist natürlich unerläßlich. Aber ein Allheilmittel ist das nicht.

Absolut unverständlich ist und bleibt, warum nicht mindestens in der EU die Banken nicht drastisch reguliert und ihre Aktivitäten eingeschränkt werden. Wir haben das große Problem, dass aufgrund einer diffusen Angst vor dem Systemkollaps die Rezepte, die in die Katastrophe geführt haben, einfach fortgeschrieben werden. Das ist ein eminent gefährliches politisches Problem.

bonanzaMARGOT - 28. Jul, 15:49

europa ist für mich in erster linie die idee, menschen aus dem europäischen kulturkreis einander näher zu bringen und langfristig in dieser region frieden zu stiften.
wo europa anfängt und wo es aufhört - darüber kann man im einzelfall streiten.
sicher ist aber: es gibt europa!

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