2
Aug
2015

Cecil und sein Don Juan

Hochzeit des Figaro
Die verkaufte Braut
Rosenkavalier
Meistersinger
Hänsel und Gretel

Das waren die "Hausopern" meiner Familie. Wenn die im Radio übertragen wurden, war alles andere unwesentlich. Als wir dann einen Plattenspieler bekamen, gab es einige dieser Opern auch auf Langspielplatten. Aber das war viel später.
"Der Rosenkavalier" war die erste Oper, die ich in der Staatsoper auf Stehplatz sah. Damals war ich 15 Jahre und mein Vater meinte, dass ich eigentlich zu jung für die Oper sei. Aber dann hat er mir alles in der Vorbereitung erzählt. Aufgeklärt war ich an sich schon, aber die Verherrlichung einer Affaire in der Oper war halt etwas unmoralisch.
Natürlich ist "Die Hochzeit des Figaro" auch nicht gerade jugendfrei, aber die Anspielung aufs Bett beschränkt sich auf das Vermessen des selben.

Mein Freund bevorzugte den "Don Giovanni". Ich konnte mich später überzeugen lassen, dass der "Don Giovanni" musikalisch die anderen Mozart-Opern übertrifft. Das betrifft besonders die Stelle, wo Mozart in nur zwei Takten den Übergang von überschäumender Freude zu schlimmstem Entsetzen bewerkstelligt.

Heute habe ich mir am Vormittag eine Übertragung der Salzburger Festspiele angesehen. Wunderschön und ich hatte auch an der Regie nichts auszusetzen. Im Gegenteil, es war ersichtlich, dass der Don Juan wirklich als Sexoholic dargestellt wurde, der auch sonst nichts von Lebensfreude sondern nur an am besten verbotenen Genüssen hält.
(Ich selbst bin nicht in der Position, mich hier als Moralist aufzuspielen. Doch wenn man sich über bestimmte Grenzen hinweg setzt, sollte man doch etwas davon haben.)
Ich habe mir heute überlegt, warum die Leute so gern den "Don Giovanni" sehen. Die Musik ist natürlich toll, aber sie wollen ja auch das Theater sehen. Und es scheint so, dass es eine Verwandschaft zu den unzähligen Kriminalserien im Fernsehen gibt. Dort wünscht man sich ja, dass der Verbrecher bestraft wird.

Doch jetzt könnte ich mir vorstellen, dass es eine neue Figur für ein derartiges Stück geben könnte. Einen Dentisten, den nichts mehr reizt, als Tiere zu töten. Auch der Löwe muss zuerst "verführt" werden, den geschützten Bereich zu verlassen. Und ich gebe es zu, ich würde mir hier einen ähnlichen Schluss wünschen, wie er im Fernsehen oder in der Oper passiert.
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30
Jul
2015

Was aufbaut ...

Heute habe ich eine Schulung für ein Zertifikat abgeschlossen. Alle vier Kursteilnehmer haben die Prüfung bestanden.
Das hat mich aufgebaut. Die Schulung hat 4 Tage gedauert. Jetzt bin ich ganz schön geschlaucht - aber dafür auch gut gelaunt :)
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24
Jul
2015

Frigide Machtbesessenheit

Ich habe gerade die Übertragung der Turandot aus Bregenz gesehen. Zuerst live von heute, dann die Übertragung der Premiere vom Mittwoch.
Die Turandot hat ja nicht nur unzählige Prinzen auf dem Gewissen, sondern auch Puccini, der sich damit herumquälte, wie er sie aus der bösartigen Ablehnung in Liebe überführen könnte. Nach dem Selbstmord der Liu starb auch Puccini. Alfano beendete das Werk. Gar nicht so schlecht, musikalisch gesehen.
Aber in meinen Augen hätte Turandot sterben sollen. Wahrscheinlich wäre Calaf dann auch draufgegangen. Aber für mich ist ein Happy End nicht schlüssig.
So ein böses Weib!
Eingebildet dazu, weil "ihre Seele ja im Himmel ist".
Aber die Musik ist halt schön :)
-
Für die, die die berühmteste Arie nicht kennen:
Nessun dorma
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Telefonieren oder Beethoven

Beethoven ist tot

Ich gehöre ja zu den Leuten, die sich über die technische Entwicklung in Hardware und Software lustig machen. Ein Handy muss um einen halben Millimeter dünner sein und irgendwie ein bisschen länger, breiter oder bunter. Eine diesbezügliche technische Weiterentwicklung wird von Menschen beschrieben, die noch nicht einmal den Unterschied zwischen einer Million und einer Milliarde kennen. (Quellen könnten beigebracht werden.)
Von den Beethoven-Klaviersonaten habe ich vier verschiedene Ausgaben, leider nicht alle vollständig. Eine Schnabelausgabe bekam ich in Moskau, allerdings nur den 2. Band.
Wenn man bei Doblinger, einer angesehenen Musikhandlung in Wien nachsieht, kommt man mit entsprechendem Suchen auf 3 verschiedene Versionen. Bei Amazon gar nur auf eine, die Henle-Ausgabe.
Interessanterweise steht bei Amazon ein Text, der mich sehr amüsiert hat.
"Beethovens 32 Klaviersonaten werden oft und gerne als das "Neue Testament der Musik" (Hans von Bülow) bezeichnet. Unsere zweibändige Komplettausgabe wird seit ihrem Erscheinen von Fachleuten als zuverlässigste Urtextausgabe gewürdigt und begrüßt. IhrInhalt: Ein schier unerschöpflicher Reichtum an pianistisch-musikalischen Höhenflügen, überwiegend Werke von größtem Bekanntheitsgrad - etwa die Sonaten "Pathétique", "Mondschein", "Sturm", "Appassionata", "Waldstein", "Hammerklavier". Selbst wennman es nie komplett spielen wird (können), eine Anschaffung des "Neuen Testaments" lohnt zweifellos immer, ob in Broschur, Leinen oder als Studienausgabe im Henle-Urtext."
Aber was ersehe ich daraus? Klavierspielen ist out. Telefonieren in allen Variationen ist in.
Es ist schon interessant, was sich in den letzten 64 Jahren getan hat...
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21
Jul
2015

Ein 2ter ... irgendwie anders

Ein anderer 2. Akt war das vergangene Wochenende der von den Meistersingern.
Diese Inszenierung gefällt mir sehr gut, obwohl ich erst beim dritten Mal ansehen zu verstehen glaube, was das An- und Ausziehen der Meistermäntel bedeuten soll. (Ich bin halt ein bisschen langsam im Verstehen.)
Hier gibt es im zweiten Akt eine regiemäßige Ergänzung, die auch nicht "vorschriftskonform" ist, aber dafür sehr gut die Intentionen vermitteln kann.
Beckmesser, der sich eigentlich selbst auf einer Klampfen (Laute) begleiten würde, bekommt eine junge Dame, welche den Instrumentenpart übernimmt.
Genauso hat auch der Hans Sachs eine Adjutantin, die bis kurz vorm Schluss die Hammerstreiche auf einer kleinen Trommel spielt. Erst ganz zum Schluss hämmert Sachs selbst das Finale ein.
Dieses Inszenierungsdetail halte ich persönlich für äußerst gelungen. Und ich kann auch erklären, warum das so ist. Beckmesser soll ja lächerlich gemacht werden, doch die Begleitung auf der Laute ist etwas, was er ja eigentlich beherrschen soll. Daher ist es verständlich, dass diese zwei Momente, negativ und positiv, spielerisch getrennt werden.
Bei Sachs spielt sich ähnliches ab. Man kann das Geklopfe des Merkers als sehr musikalischen Beitrag interpretieren, was in dieser Inszenierung so wie ein Schlagwerk-Solo wirkt. Auch hier ist die Trennung der spielerischen und musikalischen Komponente dem Werk dienlich.

Im übrigen spielt der Hans Sachs ganz vorzüglich und er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Filmschauspieler Waltz, zumindest in meinen Augen. Die Eva wirkt so jung, wie sie laut Rolle auch sein soll. Beckmesser selbst spielt seine an sich undankbare Rolle mit großartiger Bravour und einem aussagekräftigen Mienenspiel. Eine ganz kurze Szene sei hier am Schluss des ersten Aktes hervorgehoben. Beckmesser und Sachs bleiben als letzte auf der Bühne. Beckmesser strahlt den Sachs triumphierend an, ein Blick für Götter, wenn man weit genug vorne sitzt, um ihn im Detail mit zu bekommen.
Manchmal ist es unfair, wenn einzelne Sänger hervorgehoben werden. Das ganze Ensemble inklusive des Orchesters ergänzen sich zu einer fantastischen Vorstellung.
Ich pflege zu sagen: "Mit den Wiener Philharmonikern kann es vielleicht jeder." Aber dieses junge bunt zusammengewürfelte Orchester zu einer solchen Leistung zu bringen, ist Beweis für ein wahres Genie.
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20
Jul
2015

f... 2015

Ich habe das Wort nicht ausgeschrieben. Jeder weiß, was gemeint ist. Und ich wollte auch nicht GV oder Schnackseln schreiben, denn das wären alles bereits Umgehungen.
Ich habe jetzt zweimal hintereinander!
Nein, nicht gef...! Ich habe nicht einmal meine voyeuristischen Triebe befriedigen können. Tut mir leid. Ich werd nicht geil beim Heraussingen irgendwelcher Manifeste. Auch wenn sie von Liebe und Tod und Nacht und Tag handeln.
Ich mag Gustav Kuhn. Über seine Leistungen habe ich mich schon öfters ausgesprochen positiv ausgelassen. Doch wenn er für die Regie des zweiten Aktes von Tristan und Isolde verantwortlich zeichnet, kann ich ihm nicht folgen.
Da rennen Tristan und Isolde einen Halbmarathon über die Bühne. Mehrfach stehen sie an den äussersten Ecken der Bühne, um sich dann wieder näher zu kommen. Wenn das Orchester orgiastisch anschwillt, stehen sie Seite an Seite, ungefähr einen Meter von einander getrennt und proklamieren in das Publikum hinein.
Gut, der zweite Akt ist schwierig zu inszenieren. Oder auch nicht. Die meisten Inszenierungen, die ich kenne, lassen Tristan und Isolde im Dunkel eines Waldes verschwinden. Die Musik lässt keinen Zweifel darüber, was sie dort anstellen.
Ich habe nichts am 1. oder 3. Akt auszusetzen. Doch im zweiten Akt gibt es noch zwei weitere "Ungenauigkeiten", die mich als "Tester" stören.
Das eine betrifft die Verwendung von Schusswaffen, obwohl es im dritten Akt ausdrücklich besungen wird, dass Tristans Wunde von Melots Schwert herrührt. Gut, das muss ja vielleicht nicht auffallen.
Das zweite betrifft das Taschenbuch, welches Brangäne zur Erbauung mit sich führt.
Die Datierung von Tristan liegt in der Zeit des König Artus. Und selbst wenn das eine Sagengestalt ist, so ist der Zeitraum mit 900 n.Chr. plus minus vielleicht 2 Jahrhunderten doch so festgelegt, dass noch nicht einmal Gutenbergs Ururgroßeltern gezeugt waren.
Es ist ja auch absolut unnotwendig unstimmige Requisiten in eine Regie einzubauen. Wieso braucht Brangäne ein Buch, wenn Gustav Kuhn selbst auf Druckwerke verzichtet und die Opern auswendig dirigiert.
Nachdem ich vor einer Woche die Premiere gesehen hatte, passte ich vor zwei Tagen auf, ob ich selbst noch so empfindlich reagieren würde.
Ja, ich war enttäuscht. Nicht von der Aufführung selbst. Die war ganz toll. Doch warum müssen schon wieder Artefakte ins Spiel gebracht werden, die nichts mit dem eigentlichen Inhalt der Oper zu tun haben.
Wahrscheinlich bin ich nur ein miesmutiger alter Griesgram. Doch für irgendwas muss es gut sein, wenn ich auf 65 zusteuere:)
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abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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