23
Mai
2015

Beethoven anders

Ich habe schon geschrieben, was meine Ziele in der Pension sein werden. Teilweise werfen sie bereits ihre Schatten voraus, weil sich inzwischen mein Klavierspiel - besser gesagt mein Üben - verändert hat.
Ich sehe mir Coursera-Kurse über Beethoven an. (die Tests würde ich auch bestehen, ohne die Videos zu sehen. Doch die kleinen Informationen, die ein Pianist gibt, sind unbezahlbar.) Letztes Jahr habe ich ja die Beethoven-Sonaten von Andras Schiff live im Konzert gehört. Mittlerweile vergleiche ich unterschiedliche Aufnahmen auf youtube. Ich mache das nicht, um zu werten oder zu kritisieren.
Sehr viele Aufnahmen gefallen mir. Interessanterweise kann ich unterschiedliche Interpretationen bei Beethoven nicht sehr leicht auseinander halten. Jetzt, wenn ich gerade Emil Gilels Interpretation von op 109 höre, kann ich natürlich feststellen, dass mir die Dreiklangszerlegungen von Claudio Arrau besser gefallen, aber das sind Details.
Anscheinend ist z.B. gerade diese Sonate eine besondere Herausforderung an die Musikalität eines Pianisten. Einfaches Herunterspielen kann nicht transportieren, was in dem Werk steckt.
Ich habe die opus 109 (die 30. Sonate) als Student herunter gespielt ohne mir groß Gedanken zu machen. Die sechste Variation des letzten Satzes habe ich mir geschenkt. An den Trillern kiefel ich jetzt. Aber verstanden habe ich damals nicht, was in der Sonate steckt, obwohl sie mir wegen der Motive gut gefallen hat.
Anmerkenswert scheint mir zu sein, dass Andras Schiff die letzten drei Sonaten hintereinander gespielt hat, ohne dazwischen einen Applaus zuzulassen.
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Ich weiß nicht, warum ich das überhaupt schreibe. Oder besser öffentlich schreibe. Es ist eine Standortbestimmung, die höchsten später einmal einen Wert für mich haben wird. Doch ich halte es für notwendig, festzuhalten, dass sich in mir eine ganz andere Sichtweise auf Werte zu entwickeln scheint.
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19
Mai
2015

Die Verwahrlosung der Intelligenz

56k Modem
Andrew Spaulding hat einen durchaus interessanten Artikel darüber geschrieben, wie es ihm mit einer Woche Einschränkung auf ein 56 k Modem gegangen ist.
Für Nicht-Techniker:
In den 90er-Jahren war das so ziemlich die schnellste Verbindung, die man über Telefonleitungen bekommen hat.
Als Fossil habe ich mich auch mit 110, 330, 1200, 2400,4800 und 33600 herumgeschlagen. Irgendwann hatte ich dann auch 56k und das war der reinste Luxus.
Wenn ich mir z.B. mein Email-Programm herunter laden wollte, als Snob verwendete ich Lotus Notes, so musste ich für 60 Megabyte ungefähr 6 Stunden warten. Und in der Zeit sollte das Telefon nicht klingeln, sonst waren die ersten Stunden Übertragung verloren.
Ich blieb also in der Nacht auf und hoffte, dass ich nicht zu viele Anäufe brauchte.
Jetzt muss man aber wissen, dass man mit den Übertragungsgeschwindigkeiten durchaus arbeiten konnte, wenn man nicht von Bildern abhängig war. Mit der Grazer Uni war ich über sechs Kanäle gleichzeitig verbunden, um Radar-Erfassungen zu steuern und die Software zu modifizieren.
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Naja, auf Facebook habe ich noch folgenden Zusatztext geschrieben:
Ich kann mir das gut vorstellen. Für mich war ein 33k6 Modem das Höchste der Gefühle - lange Zeit. Auch als Software-Architekt musste ich darauf Rücksicht nehmen, dass unsere Zweigstellen nur mit 33k6 angebunden waren. Die schnellen Verbindungen heute sind recht angenehm, aber sie verführen auch dazu, sich schnell einmal Trash anzusehen. Weil es ja so einfach ist. Und wenn heute nicht einmal 21 Milliarden durch 7 Millionen im Kopf dividiert werden können, (4 Informatiker befragt) dann nähern wir uns schon recht schnell den Zuständen des folgenden Films: Idiocracy

Idiocracy hat allerdings einen entscheidenden Fehler. Die Geschichte ist 2505 angesiedelt, wird sich aber vermutlich bereits 2100 abspielen. Monsanto wird vermutlich der Hersteller und Vermarkter von Brawndo sein. - Und der IQ der Menschen scheint auch in Wirklichkeit geringer zu werden. Ich seh das bei mir: ich habe schon 30 Punkte verloren ...
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26
Apr
2015

Künstliche Intelligenz

Ich komme gerade vom Kino, wo ich mir "Ex Machina" angesehen habe. Nicht schlecht, obwohl er vermutlich kein Kassenschlager sein wird. Sehr langsam und besinnlich erzählt, gerade richtig für mich, aber vielleicht wünschen sich andere mehr die Action, die in den letzten 5 Minuten konzentriert dargestellt ist.
Es gibt ja immer wieder die Argumente, dass es Künstliche Intelligenz nicht geben kann.
Aber ich kann zumindest den Beweis erbringen, dass es menschliche Intelligenz auch nicht immer gibt. Für beide Fahrten hatten wir den gleichen Taxifahrer. Türkischer Herkunft, jung. Sehr höflich und gut erzogen, aber so etwas von strohdumm, dass es schon weh tut. Über die Details will ich mich jetzt gar nicht auslassen. Aber es war nett, den Unterschied zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz so praktisch vorgeführt zu bekommen.
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25
Apr
2015

Überraschung

sollte es für Stammleser nicht sein. Es geht wieder einmal um das Klavierspiel. Vor wenigen Tagen war ich bei einer Veranstaltung, zu der man erwartete, dass ich auch Klavier spiele. (Wahrscheinlich war meine Pflicht bereits dadurch erfüllt, dass ich einen Sänger beim Lied "gehen wir Tauben vergiften" von Fritz Kreisler begleitete. Doch in der Firma druckte ich mir noch die Noten von Alexander Borodin aus: "Petite Suite".
Dabei entdeckte ich, dass dort auch ein Scherzo in As_Dur inkludiert war, welches technisch weitaus schwerer als die ganze Suite ist.
Als ich im Internet nach Aufnahmen suchte, fand ich zuerst nur Ashkenazy vor. Das reichte durchaus, um mich zu motivieren, mich näher mit dem Stück zu beschäftigen.

Durch weiteres Suchen heute zuhause fand ich noch vier weitere Einspielungen, die ich meinen LeserInnen nicht vorenthalten möchte.

Im Kommentar zu Fisher gibt es eine Bemerkung, dass es vermutlich für den Pianisten noch lustiger ist, das Stück zu spielen als einfach zuzuhören. Ich kann der Argumentation zwar folgen, doch bisher habe ich diesen Zustand noch nicht erreicht. Das Scherzo ist um zwei Klassen technisch schwieriger als die ganze Suite :)
Viel Spass beim Probehören und vergleichen!






Kesa Gaganidze
https://www.youtube.com/watch?v=csMRKDo539w
Ich mag die Körpersprache dieser Spielerin. Es sieht so aus, dass sie eine Studentin ist, die teilweise vielleicht an technische Grenzen gerät.
Aber das Stück bekommt sie super hin.

Sergio Fiorentino
https://www.youtube.com/watch?v=RlB9FM6ynlg (1966)
Pianistisch und sehr leichtfingrig dahin gespielt. Wirklich beeindruckend.
Ehrfurchtsvolles Zitat eines berühmten anderen Pianisten "Der andere Pianist".
Er war 38, als er das eingespielt hat.

Vladimir Ashkenazy
https://www.youtube.com/watch?v=sX96pZnr08Q
Seine Aufnahme war die erste, die ich von dem Stück gehört habe. Sie hat mich bewogen, das Scherzo zu üben und in mein Konzertprogramm aufzunehmen. (Manchmal wird es zu der Petite Suite dazu gespielt, aber es eignet sich auch sehr gut als Zugabe.)

Margaret Fingerhut
https://www.youtube.com/watch?v=rDQD765iAYg
Eine britische Pianisting, die sich dadurch auszeichnet, eher selten Gespieltes im Programm zu haben.

Philip Edward Fisher
https://www.youtube.com/watch?v=QGNzv616uJo
Der kann auch spielen. Er wirkt mir hier etwas zu blutleer, womit ich ihm vermutlich unrecht tue.
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17
Apr
2015

Blog schreiben - warum?

Obwohl ich die Blogeinträge vor mehr als 10 Jahren kaum mehr zur Verfügung habe, kann ich feststellen, wie viel sich in den letzten zehn Jahren bei mir verändert hat.
Der Stil hat sich verändert, die Themen sind andere, die Motivation ist unterschiedlich.
Wenn ich Tagebuch führte, könnte ich das auch feststellen, aber ich würde nicht so deutlich darauf hingewiesen. Wenn ich manchmal etwas im Internet suche, finde ich uralte Einträge von mir. Genieren muss ich mich nicht, doch schmunzeln kann ich wohl.

Ich würde sagen, dass Blog-schreiben einem das Universum eben um die vierte Dimension, die Zeit, erweitert. Nirgendwo sonst werden unterschiedliche Zeitpunkte in einem Leben so knapp nebeneinander gestellt.
Bei Entwicklungsromanen liegen meistens 500 Seiten zwischen 10 Jahren :)

Und ich habe sehr gerne Entwicklungsromane gelesen ...
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Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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