21
Sep
2013

Schön aber gleichzeitig ermüdend

Kürzlich habe ich ein Video auf youtube gesehen, in dem Valentina Lisitsa zeigt, wie sie innerhalb kürzester Zeit ein Klavierkonzert übt.
Sie betont in Kommentarantworten, dass sie sehr gut Blatt lesen kann. Außerdem hört sie sich vorher einige Einspielungen an, sucht sich eine aus und verwendet sie dann als Referenz.
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Es hat mich dazu motiviert, eine Beethoven-Sonate zu üben, (außer denen, an denen ich zur Zeit sowieso schon dran bin) die mich immer fasziniert hat. Allerdings war mir das Üben zu anstrengend. Sie ist "keine berühmte", mit der man renommieren kann. Im Gegenteil, der erste Satz ist im Thema so einfach, dass er fast trivial wirkt. Der letzte Satz hingegen hat es mir immer angetan, aber er hat ein paar Passagen, die es notwendig machen, sie erstens auswendig zu können und dann noch technisch relativ viel zu üben.

Nun, ich bin jetzt beim letzten Satz halbwegs durch und hole mir die Bestätigung, dass ich Tempo und Dynamik richtig habe, bei einer Einspielung von Claudio Arrau, der als Beethoven-Referenz durchaus Berechtigung hat.

Außerdem habe ich mir für den ersten Satz jetzt Brendel angehört. Der spielt mir ja normalerweise zu langsam. Ich bin ganz überrascht, wie rasch er den ersten Satz anlegt.
Und das sehr, sehr nachvollziehbar. Dafür ist der zweite langsamer, als ich ihn glaubte, spielen zu müssen. Es ist sehr gut zu hören, dass das Tempo gar nicht so hoch sein muss.

Und die Brendelaufnahme gefällt mir sehr.

Claudio Arrau: alte Aufnahme, tontechnisch merkbar, viel "rauher" als Brendel. Er spielt merklich einen anderen Fingersatz als Brendel. (Dort wo die zerlegten Sexten sind, spielt er die Sexten mit einer Hand, Brendel spielt die unteren Töne als Akkord mit den durchgehenden h- oder f-Achteln. Ich wüsste das nicht, wenn ich nicht ein Notenbild gesehen hätte, wo tatsächlich diese Passage mit anderer Handaufteilung dargestellt ist.
Fazit: Arrau sehe ich eher als Massstab für mich an als Brendel. Den ursprünglichen Massstab Arrau spielt "menschlicher".

Fritz Gulda finde ich leider nicht auf youtube.


http://www.youtube.com/watch?v=tbDmqiP_4o4

Brendel: die ganze Sonate, technisch perfekt, tontechnisch ebenfalls, alles sehr rund und schön. Für mich fast zu schön, aber das wäre Raunzen auf höchstem Niveau.

http://www.youtube.com/watch?v=Il-lzTqvS_Y

Für Harfim, falls er dies liest:

Gilels Aufnahme gefällt mir auch sehr gut. Sie ist Arrau ähnlicher als Brendel. Was ich gut finde:)

http://www.youtube.com/watch?v=c-ErvfeY970
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12
Sep
2013

Blockade

Ungalublich. Ich habe den ganzen Tag Zeit und mache eine bestimmte Aufgabe nicht, die nicht einmal besonders schwierig ist.
Stattdessen prokrastiniere ich den ganzen Tag.
Am Nachmittag schlafe ich wie ein Stein. Das kann man legitim mit Luftveränderung oder den Anstrengungen der letzten zwei Tage erklären.
Aber eigenartig ist es schon sehr...
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7
Sep
2013

Messie

Dass ich einer bin, ist unbestritten. Aber in einigen Dingen halte ich Ordnung. Meine Ordnung halt.
Daher kommt es, dass ich bestimmte Noten trotz Suchens nicht gefunden habe. (Weil ich nicht dort suche, wo sie nach meiner Ordnung nicht sein dürften.)
Ich habe die Beethoven Sonaten mindestens dreimal. Trotzdem konnte ich keine Noten der mittleren finden. Ich habe alles durchsucht. Nichts zu finden.
Gestern fällt mein Blick auf einen Stoss Noten, wo ich nie gesucht habe. Dort befindet sich nämlich nur Kammermusik. Aber der Umschlag eines Bandes fiel mir auf.
Da ist ja der eine Sammelband: die ersten 15 Sonaten. Und dann war der zweite auch leicht zu finden. Ebenso dort etwas weiter unterhalb.
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Also ich habe die dort bestimmt nicht hingetan. Oder halt einmal als schnell für ein Kinderfest aufgeräumt werden musste.
Nun gut. Jetzt habe ich sie ja wieder.
Daraufhin habe ich heute losgelegt: neben dem Üben der drei Sonaten op 10, bekannterweise momentan meine Favoriten für den nächsten Vortrag, habe ich mir heute die Mondscheinsonate gegeben, dann #15 in D-Dur und noch die Es-Dur und B-Dur, die zwischen Pathetique und Mondscheinsonate liegen. Stimmt nicht: die B-Dur ist die der Mondscheinsonate nachfolgende.
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Bemerkenswert: wenn man nicht mehr so oft vögeln kann, ist man froh, dass man beim Spielen keine Beschränkung kennt. Aber es gibt dann doch einen markanten Erschöpfungszeitpunkt. Irgendwann lässt die Konzentration auf eine Weise nach, dass man z.B. die letzte Seite von 30 Seiten nicht mehr spielen kann. Plötzlich reißt der Faden ab. Der Faden ist die Verbindung zwischen Hirn und Fingern. Es ist unglaublich, wie ich dann plötzlich das Gefühl kenne, überhaupt nicht Klavier spielen zu können. Bums aus.
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Nach einer halben Stunde geht es dann wieder.
Momentan tritt dieser Erschöpfungszeitpunkt nach ungefähr eineinhalb Stunden ein, bei Stücken von etwas gehobeneren Schwierigkeitsgrad.
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Da gibt es nichts zu rütteln: Klavierspielen ist anstrengend.
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5
Sep
2013

Selbstbeweihräucherung

Vor ein paar Einträgen habe ich hier ja eine Klaviersonate eingestellt.

Hier ein Zitat eines Musikwissenschafters, gestorben 1991, tätig an der Frankfurter Uni:

"Die Interpretation dieser Sonate stellt hohe Ansprüche und verlangt nicht nur emotionale Beweglichkeit, sondern auch, vor allem im 1. und 4. Satz, kompositorisch aktives Mitdenken. Hier werden besonders geistige Ansprüche gestellt: Eine ziemlich komplizierte Architektur muß rein und scharf profiliert erstehen, während in den Mittelsätzen der Phantasie mehr Raum gegeben ist; hier mag der Klang das Wichtigste sein, der von den beiden so gegensätzlichen Stimmungen geprägt wird. Im 1., 3. und 4. Satz waltet ein hintergründiger Humor, der hier geradezu ein Formelement darstellt, so sehr ist er in die Faktur engegangen. (Nicht einmal im "dunklen" 2. Satz fehlt er ganz, obwohl er hier nur in den Verfremdungen der Funktionen der verschiedenen Formteile wirkt.) Somit kann op. 10, Nr. 3 als sehr bedeutendes Werk, als eine Art Chef 'oeuvre, gelten."
[Jürgen Uhde: beethovens 32 Klaviersonaten]
...
Ich spiel das ja nur einfach. So gescheit kann ich das nicht analysieren. Doch auf den letzten Satz dieser zitierten Schlussbetrachtung wäre ich auch oder bin ich auch ganz alleine gekommen:)
Die Sonate ist wirklich ein Wahnsinn.
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2
Sep
2013

Outing

Nein, es geht nicht um das, was Ihre erste Assoziation ist, wenn Sie Outing hören. Ich bin nach wie vor hetero.

Aber ich bekenne mich langsam zum Antisemitismus. Jetzt braucht mir niemand etwas über allfällige Hintergründe erzählen oder mir erklären, dass schon der Begriff ein Blödsinn ist. Doch wenn ich etwas wie das Nachfolgende lese, kann ich nicht anders. Dann entwickle ich eine richtige Aggression.
Doch urteilen Sie selbst:

gestern habe ich ja "The Wall" gesehen. Da gibt es sehr eindrückliche Comics-Bildszenen, bei denen der Begriff Comics eher kontraproduktiv interpretiert wird. Es sind Schreckensszenen, wenn auf die Wand Flugzeugstaffeln projiziert werden, die immer dichter werden. (Ein bisschen erinnert mich das ja an den kürzlich gesehenen Film "Dresden".)
Man sieht rote und gelbe Flugkörper, die sich von den anfänglichen Bomben zu den Insignien der imaginären Macht, die in the Wall dargestellt wird, und später zu Hammer und Sichel, Halbmond und Stern, dem Mercedes-Stern, der Schellmuschel und letztlich auch zum Davidstern verändern.
Zum Schluss sind alle diese Insignien auch noch auf einem fliegenden Schwein angebracht, welches gegen Schluss der Show vernichtet wird.

Das hat den Dekan des Simon Wiesenthal Centers, Rabbi Abraham Cooper, dazu veranlasst, Roger Waters des Antisemitismus zu bezichtigen.

Was da sonst noch an Unterlagen zur Verfügung steht, lässt sich im
An open letter from Roger Waters" ablesen.

Ein Satz sticht in Roger Waters Brief heraus:
"Often I can ignore these attacks but Rabbi Cooper’s accusations, are so wild and bigoted they demand a response."

Bigotterie. Diese scheint nicht nur den Christen vorbehalten sein. Da gibt es ja einige, welche die Bigotterie ebenfalls zu wahren Höhenflügen bringen. Nein, offensichtlich sind Juden wie unter anderem auch bestimmte Hassprediger des Islams sehr anfällig dafür.

Ich grenze also meinen Antisemitismus etwas ein und erweitere ihn gleichzeitig. Ich hasse und verachte alle Personen, die aufgrund ihrer falsch oder besser dumm verstandenen Religionsauslegung den Splitter im Auge ihres Nächsten suchen anstelle den Balken vor ihren eigenen zu entfernen.
(Simon Wiesenthal selbst hätte die Show ziemlich sicher nie abgelehnt oder Antisemitismus daraus abgeleitet.)

Sollte ich jemals eine Religion gründen, wird es zwei "heilige" Symbole geben: den Punkt und den Strich. Das wird ausreichen, um aufgrund religiöser Ansprüche die Vertreter aller anderen Religionen zu VERNICHTEN. Denn in den meisten Sprachen wird der Punkt als Trennzeichen verwendet. Und dort, wo das vielleicht nicht der Fall ist, ist ein Strich in der Regel das Symbol für die Zahl eins. Und die wird ja auch immer wieder gebraucht.
Also beleidigt die ganze Menschheit meine Anhänger und missbraucht die religiösen Symbole für profane Zwecke.

Dabei kann nichts die Grundaussage des Judentums besser ad absurdum führen als ein alter jüdischer Witz. (Ich liebe jüdische Witze über alles.)
Ein Rabbi und ein katholischer Priester begegnen sich im Zug und kommen ins Reden. Als sie herausgefunden haben, dass sie eigentlich den gleichen Beruf haben, fragt der Rabbi den Priester, warum er eigentlich den Beruf gewählt habe. Nun, es gibt hervorragende Karriereaussichten: vom Priester kann man zum Bischof aufsteigen, man kann Kardinal werden und letztlich auch Papst. Und der Papst ist ja der Vertreter Gottes auf Erden.
Darauf lächelt der Rabbi schlau und meint listig: naja, von den Insrigen ist einer schon einmal Gott geworden!.
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Umleitung

Gestern habe ich in Belgrad "The Wall" gesehen. Es war ein Zufall, dass ich gerade gestern in Belgrad angekommen war und auch noch Karten bekommen habe.
Allerdings sind meine Fotos auf Facebook. Alle, die Facebook verwenden, können sie sich dort ansehen.

Hier reicht es, einfach zu erzählen, dass ich di Show fantastisch fand.
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Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

The bridge


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