5
Apr
2012

Dolce far niente

Zu Italien habe ich eine gemischte Beziehung. Einerseits kann ich mich dem Genuss hingeben, andererseits habe ich auch viele Vorbehalte, die hier nicht erwähnt werden sollen.
Viennacat hat hier über eine Salongesellschaft geschrieben, die unter dem literarischen Titel stand: "warum es sich zu leben lohnt".
Ich habe nachgedacht, ob ich zu dem Thema etwas Passendes zu sagen hätte. Nach meiner ureigenen Lebensauffassung ist die Fragestellung einfach nicht richtig. Leben ist eine Kategorie und ein Zustand, den man erlebt. Ich sehe keine erstrebenswerten Ziele, die mir zu sagen erlauben würden, deswegen lebe ich. Es gibt wunderschöne Dinge in meinem Leben, meine Frau, meine Kinder, meine Enkelkinder, die vielleicht als Begründung heran zu ziehen werden. Doch ich könnte mir keine Lebensplanung vorstellen, die unter dem Aspekt steht, dass ich deswegen gelebt habe. (Obwohl das vielleicht stimmen mag.)
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Doch heute habe ich beim Nachhausekommen den Fernseher aufgedreht und einen Film aus dem Jahr 1953 mit Ingrid Bergman entdeckt. Der Film ist von Rosselini gedreht und trägt den Titel "Reise in Italien" oder auch "Liebe ist stärker".
Bei der Szene, die ich beim Einschalten gesehen habe, schwärmen Italiener bei einer Abendgesellschaft über das "Dolce far niente". Sie verneinen, dass es sich ausschließlich um Faulheit handle. Und das stimmt wohl. Selbst Goethe hat im Schatzgräber die Zeile "Saure Wochen, Frohe Feste" als Maxime erhoben.
Ich musste beim Ansehen dieser Szene an den Eintrag bei viennacat denken.
Sich treiben lassen und gleichzeitig die Kontrolle behalten, könnte ich als "Freiheit" definieren. Und darum lohnt es sich zu leben, wenn man sich diese Freiheit erobern und bewahren kann.
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4
Apr
2012

Lieblingsbild

Heute lese ich, dass drei Wiener Museen im Google art project vertreten sind.
Ich freue mich, dass ich hier mein absolutes Lieblingsbild vorfinde.
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3
Apr
2012

Warum ich kein ...

Pianist wurde.

Ich war zehn Jahre alt und das erste Jahr in der Musikschule. Vorher hatte ich schon 5 Jahre mit meinem Vater vierhändig gespielt und bei einer Privatlehrerin drei Jahre lang Unterricht gehabt. Sie hatte ziemlich pragmatisch unterrichtet. Es gab auch kleine Abschlusskonzerte, aber sie konnte mich musikalisch überhaupt nicht mitreißen. Es ging nur darum, ob ich etwas spielen konnte. Ich fühlte, dass einfach mein Üben überprüft wurde.
Als ich eine Stunde schwänzte, machte mir mein Vater klar, dass die Stunden ziemlich viel Geld (für damalige Verhältnisse) kosteten. Ich fühlte mich nicht besonders gut dabei.
Da ich aber eben zu jener Zeit von der Volksschule zum Gymnasium wechselte, war auch eine Bewerbung bei der Musikschule möglich. Die war vergleichsweise nur ein Viertel so teuer, aber wie sich herausstellen sollte, unvergleichlich besser.
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Das lag daran, dass ich zu meinem inzwischen verstorbenen Klavierlehrer kam, der damals auch der Direktor der Musikschule wurde.
Dieser Mann war eine Seele von Mensch. Ich musste zu 80% die gleichen Stücke wie bei der Klavierlehrerin üben,doch die Korrekturen von ihm waren einfach anders. Ganz wenige Hinweise, die aber so prägend waren, dass sie mir heute noch geläufig sind. Dann war er auch ein ausgezeichneter Musiker und Pianist und konnte mit seinen großen Pratzen alles so vorspielen, als wäre es das leichteste von der Welt. Manchmal brachte er mich auch seinen Forschungen nahe. Dann musste ich wegsehen und er schlug einen Akkord am Klavier an, der wie eine Kirchenglocke klang. Er analysierte Klänge auch in ihren physikalischen Eigenarten und damit konnte er die unglaublichsten Effekte auf dem Klavier zaubern.
Er hätte es gerne gesehen, wenn ich auf die Musikakademie gegangen wäre. Dass es nicht dazu kam, war aufgrund einer Erfahrung ausgeschlossen, die ich bereits im ersten Schuljahr machte.
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Es gab jedes Jahr zu Ende des Schuljahres zwei Schülerkonzerte. Eines im Bezirk anlässlich der Wiener Festwochen, ein zweites im Musikkonservatorium in der inneren Stadt. Das war irgendwie das Konzert mit der "größeren Bedeutung".
Am Konservatorium gab es nämlich einen Bösendorfer. Ich glaube das war nur ein 2-Meter Flügel für einen Saal, der immerhin 200 Personen fasste. (Also eigentlich war der Flügel zu klein...)
Ich hatte mich wirklich darauf gefreut, endlich auf einem Bösendorfer spielen zu dürfen. Bei meiner Tante, die einen hatte, durfte ich nicht ans Gerät. Unser eigener Flügel war ein Wiener Flügel mit ziemlich ausgeschlagener Wiener Mechanik und der Flügel in der Musikschule war ein Schweighofer mit englischer Mechanik, den ich nicht so toll einschätzte. (Was eigentlich ein Irrtum meinerseits war, denn Schweighofer war eine durchaus achtenswerte Wiener Klavierfirma, die viel zu früh ihr Dasein beendete.)
Jedenfalls war ich bei der Generalprobe ganz aufgeregt. Endlich sollte mein Klavierspiel so klingen, wie ich es immer im Radio bei Übertragungen von Klavieraufnahmen gehört hatte.

Ich schlug den ersten Akkord von Beethovens Sonate op. 49/2 an. (Ein vergleichsweise leichtes Stück) Ich war überrascht. Das klang nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Überhaupt nicht so. Heute weiß ich, wie Klavieraufnahmen durch die Tontechnik ziemlich unterschiedlich klingen und vor allem, dass der Spieler nie das gleiche Klangspektrum hört, welches zum Publikum hin ausstrahlt. Das alles wusste ich nicht. Ich zog nur eine Schlussfolgerung: ich werde nie so gut sein wie ein professioneller Pianist.
Und das war es dann. Ich mochte das Spielen und wie bekannt habe ich nie damit aufgehört. Als ich später bei Bösendorfer arbeitete, erfuhr ich, dass ich eine fehlerhafte Einschätzung vorgenommen hatte. Auf den fabrikneuen Flügeln in unserem Vorführraum konnte ich sehr wohl den Klang erzeugen, ja mehr noch: ich konnte Flügel so anspielen, dass der eine besser als der andere (billigere) klang. Das ist aber eine ganz andere Geschichte.
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Heute habe ich mich hingesetzt und einfach die Sonate an- und eingespielt. Auch auf meinem Flügel klingt sie nicht so wie im Radio. Der gehört auch gestimmt und ein bisschen heller gemacht. Trotzdem bin ich mittlerweile mit dem Klang zufrieden.

So verändern sich die Zeiten.
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1
Apr
2012

unglaublich

Diesen Text bekam ich zugeschickt. Gut der Titel ist vermutlich bereits irgendwo enthalten.


Dear costep,
Your video "DSCN2156.MOV", may have content that is owned or licensed by Warner Chappell and Music Publishing Rights Collecting Society, but it’s still available on YouTube! In some cases, ads may appear next to it.
This claim is not penalizing your account status. Visit your Copyright Notices page for more details on the policy applied to your video.
Sincerely,
- The YouTube Team


Dass sich Warner Chappell and Music Publishing Rights Collecting Society erfrecht, den Titel als eigenes Werk auszugeben, zeigt die verschissene Patentrechts- und Urheberlogik amerikanischen Ursprungs.
Beethoven ist tot, lange schon, die gedruckten Noten sind mehr als 70 Jahre alt, Mein Bösendorfer ist 98 Jahre alt, und ich selbst habe die Einspielung verfertigt.
Was masst sich hier eine Firma an Copyrights-Rechten an, weil ein ursprünglicher Filename vielleicht identisch ist?
Jetzt hätte ich gerne einen amerikanischen Rechtsanwalt bei der Hand, der die Firma auf 200 Millionen US$ Kompensation wegen falscher Anschuldigung etc. verklagt. Und ich gebe gerne 180 Millionen von meinem Gewinn ab.

Ich kann auch noch nicht einmal an youtube antworten, weil die Mail per noreply kam.
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Palmsonntag

Eigentlich ist der 1. April viel wichtiger. An dem Tag haben wir vor 38 Jahren geheiratet.
Frau Columbo ist nach einem ausgiebigen Frühstück mit den Enkelkindern unterwegs. Ich freue mich in der Zwischenzeit daran, dass die Kondition zum Klavierspielen wieder reicht.
http://youtu.be/djxNzXc8gI8 wird vermutlich in einer halben Stunde sichtbar werden.
Zur Zeit spiele ich relativ viel Beethoven, wenn ich zuhause bin. (Am Liszt wird derweilen weiter geübt.)
Das ist eine meiner Lieblingssonaten. Nicht ganz einfach, aber spielbar. Mit sanften Melodien im ersten Satz, lustiger "Orchestrierung" im zweiten Satz und viel Spass im dritten Satz. Der vierte Satz swingt, aber der lässt sich noch nicht hören.
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Am Abend werden wir zum Plachutta essen gehen. Der heutige Tag ist der Muße gewidmet.
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29
Mrz
2012

stranputica

Beim Zappen durch die Fernsehkanäle bin ich an einer Szene hängen geblieben, die mich veranlasst hat, den Kanal zu wechseln und noch einmal zurück zu schalten, um den Titel zu lesen, der nur beim Wechsel angezeigt wird.
Ein bisschen konnte ich mir den Titel schon zusammen übersetzen, und dann war ich ziemlich sicher, was es war, weil ich Paul Giamatti nur in dem einen Film gesehen hatte. (zumindest bewusst) Der englische Titel heißt sideways und handelt von zwei Freunden auf einer Reise durch Kalifornien. Wein spielt dabei eine große Rolle.
Mich hat überrascht, dass ich - neben dem englischen gesprochenen Wort - soviel der serbischen Untertitel verstanden habe. Sehr viel vom Dialog ist mir hängengeblieben, weil ich vor acht Jahren doch eine Frau geliebt habe, die mir ein Naheverhältnis zum Wein anerzogen hat.
Eines meiner beliebtesten Zitate aus dem Film behandelt den Unterschied zwischen Pinot Noir-Trinkern und Cabernet-Sauvignon-Trinkern. "Die Pinot Noir-Trinker verstehen die Frauen." - "Die Cabernet Sauvignon-Trinker bekommen sie."
Ich habe den Film mit großem Genuss wieder angeschaut - und vielleicht konnte ich mich dem enthaltenen Humor noch besser als vor acht Jahren hingeben.
Die Schauspielerin Virginia Madsen hat mich sehr an Faye Dunaway erinnert, die mich in vielen Filmen begeistert hat. Den Film Arrangement den ich als sehr junger Student sah und vermutlich gar nicht in der Lage war, ihn richtig zu verstehen, hat die Begeisterung für die Schauspielerin geweckt.
In Wikipedia steht, dass der Film in Amerika kein Erfolg, in Europa hingegen schon. Klar, eine eindeutige Kritik am American Way of Life. Allerdings gab es damals mehrere solche Filme. Irgendwie verwandt erscheint mir da Fellinis 8-1/2 oder später die "Dinge des Lebens" mit Piccoli und Romy Schneider. Irgendwie haben aber diese Art der Filme doch auch mein Leben beeinflusst, ein gewisser Hang zur Romantik muss da schon genährt worden sein.
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Frauen in der Mathematik

Durch die Empfehlung einer Freundin, bin ich auf folgende Frau gestoßen, deren Bedeutung in der Mathematik vermutlich weit größer war, als sich das erahnen lässt.

http://www.frauen-informatik-geschichte.de/index.php?id=60

Es ist schwer vorstellbar, wie stark intelligente Frauen noch im letzten Jahrhundert akademischer Möglichkeiten beraubt wurden.


aus einem Artikel der "New York Times"

...
What the revolutionary theorem says, in cartoon essence, is the following: Wherever you find some sort of symmetry in nature, some predictability or homogeneity of parts, you’ll find lurking in the background a corresponding conservation — of momentum, electric charge, energy or the like. If a bicycle wheel is radially symmetric, if you can spin it on its axis and it still looks the same in all directions, well, then, that symmetric translation must yield a corresponding conservation. By applying the principles and calculations embodied in Noether’s theorem, you’ll see that it is angular momentum, the Newtonian impulse that keeps bicyclists upright and on the move.

Some of the relationships to pop out of the theorem are startling, the most profound one linking time and energy. Noether’s theorem shows that a symmetry of time — like the fact that whether you throw a ball in the air tomorrow or make the same toss next week will have no effect on the ball’s trajectory — is directly related to the conservation of energy, our old homily that energy can be neither created nor destroyed but merely changes form.

The connections that Noether forged are “critical” to modern physics, said Lisa Randall, a professor of theoretical particle physics and cosmology at Harvard. “Energy, momentum and other quantities we take for granted gain meaning and even greater value when we understand how these quantities follow from symmetry in time and space.”

Dr. Randall, the author of the newly published “Knocking on Heaven’s Door,” recalled the moment in college when she happened to learn that the author of Noether’s theorem was a she. “It was striking and even exciting and inspirational,” Dr. Randall said, admitting, “I was surprised by my reaction.”
...


Ich muss gestehen, dass mir auch die Quintessenz des beschriebenen Prinzips äußerst zusagt
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wenn Sie der Lehrer meiner...
würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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