29
Jun
2019

H E U T E

Ein Sprichwort besagt: Wenn Gott lachen will, dann lässt er den Menschen Pläne machen.

Das ist keine Verherrlichung der Planlosigkeit, sondern soll uns ermahnen, in der Gegenwart zu leben und nicht auf die Zukunft für die Erfüllung der Wünsche zu warten.

Ich selbst bin kein großer Planmacher, selbst im Beruflichen wollte ich immer „sofortige“ Resultate. Das hat mich aber nicht gehindert, auch Projekte zu verfolgen, die Jahre dauerten.

Ich habe in Japan erlebt, wie die Geburtstage von 88-Jährigen gefeiert wurden. In ganz großem Rahmen. Es waren in der Regel erfolgreiche Manager, Wissenschaftler oder Künstler. Ich erfuhr so manches aus ihrem Leben. Und es schien, als hätten sie nie aufgehört zu arbeiten. Es war schön, bei solchen Festen anwesend zu sein. Die Zeit und die Vorstellung des Alterns verlor den Schrecken.

Ich kannte und kenne eine Reihe von Freunden und Bekannten, die bereits die 90 überschritten haben. Manchmal war es schade, dass sie körperlich nicht mehr so fit waren, doch ihr Geist und ihre Gedanken waren hell wie immer. (Eigentlich besser, als wenn es umgekehrt kommt.)

Ich wurde gefragt, warum ich heute eine besondere Geburtstagsfeier bzw. Einladung zelebriere. Es ist ja kein runder Geburtstag. Und ich gebe nicht einmal ein Geburtstagskonzert. (Das wird dann im Herbst nachgeholt.) Ich kann diese Frage gar nicht so schlüssig beantworten. Bis zum 40. Lebensjahr habe ich meine Geburtstage überhaupt nicht gefeiert.

Irgendetwas hat mich heuer bewogen, den Geburtstag bewusst zu begehen. Meine Freunde wissen von meiner Zielsetzung mit den Beethoven-Sonaten. Da gibt es eine Planung, die noch 12 Jahre in die Zukunft reicht. Dann gibt es da auch noch das Buchprojekt, dass langsam vor sich hin dümpelt. Das letztere muss man sich wie ein Hologramm vorstellen, dessen Informationsdichte sich langsam herauskristallisiert.

Möglicherweise macht mich das Klavierprojekt nachdenklich. Seit ich vor kurzem Klavierstunden nehme, (und auch schon vorher entsprechende Anregungen von einem Freund bekommen habe) kann ich erkennen, wie viel mir noch fehlt. Ich zitiere aus dem Mail des Freundes: „In Goethes „Wilhelm Meister“ heisst es: Am Mittelgut kann man sich nicht bilden, sondern nur am Allervortrefflichsten. Daher ist der von mir angelegte Maßstab das Allervortrefflichste, die unerreichbare Vollendung.“ Das Erfreuliche dabei ist ja, dass seine Kommentare, wirklich auf das „Unerreichbare“ zielen, wohl wissend, dass es (nicht nur für mich) unerreichbar bleibt.

Aber natürlich muss ich noch viel mehr lernen und üben, und eigentlich mehr, als ich bisher angenommen hatte. Die nächsten 12 Jahre werden also wohl ausgefüllt sein.
Und es sind noch genau zwanzig Jahre bis zu dem Zeitpunkt, dass ich vielleicht die Freude erleben darf, das Fest Hadschi-Dschu-Hadschi (88) zu erleben.Es scheint diese runde Zahl zu sein, die mir den heutigen Tag als besonders erscheinen lässt.

Ich muss allerdings noch unbedingten Dank für viele Menschen aussprechen. Menschen aus meiner Familie, Freunde, Bekannte, Chefs, Bekannte aus dem Internet. Sie alle haben mir geholfen, sie haben mich Verschiedenes gelehrt und ich bin das Produkt der Einflüsse, die von ihnen kamen.

Ja, das wäre die Besinnung zum heutigen Tag. Ich darf mich glücklich schätzen, obwohl ich das Wort „Glück“ nicht besonders schätze. Ich bin einfach zufrieden.

Die unten verlinkte Musik soll ein Sinnbild für meine Herkunft sein. Meine Großeltern stammen in beiden Zweigen aus Mähren. Und auch wenn Dvorak eher ein Böhme war, so erinnert mich die Musik an meine Wurzeln.

https://www.youtube.com/watch?v=dnarQ7fh1w4&t=564s
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