Möglicherweise ist das das unüberarbeitete Ende der Geschichte. Vielleicht folgt aber auch noch ein Epilog.
Der Bildschirm ging an:
"Guten Abend. Sie werden neugierig sein. Ich darf Ihnen mitteilen, dass Ihre Einschätzung richtig war. Das Projekt war ein Erfolg." Hartmut lächelte. Er selbst hatte keine Ahnung, womit er wirklich hilfreich gewesen war. Irgendwie ging es um ein Gefühl, dass er nicht beschreiben konnte, aber offensichtlich auch niemand der Organisation. Deswegen hatten sie ihn gebraucht.
"Werden Sie mich noch weiter benötigen?" - "Nun, wir werden sehr froh sein, wenn Sie uns weiter zur Verfügung stehen. Die nächste Fragestellung wird vielleicht erst in 3 bis 5 Jahren auftauchen. Aber wir werden alles tun, um Ihre Gesundheit zu erhalten."
Es entstand eine Pause. Hartmut sinnierte. Offensichtlich war die Person am Bildschirm auch nicht gewillt, das Gespräch zu beenden.
"Wissen Sie jetzt, mit wem Sie zusammen arbeiten?"
Hartmut schmunzelte. "Ja, ich kann es mir denken."
"Haben Sie irgendwelche Bedenken über die Fortsetzung unserer Zusammenarbeit?"
Hartmut setzte sich auf: "Nein, absolut keine."
steppenhund - 15. Apr, 21:27
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"Würdest du etwas ändern wollen?" Hartmut blickte auf die Waffe, die Peter auf ihn gerichtet hatte.
"Ich denke nicht. Ich glaube nicht, dass ich mit dem heutigen Wissen irgendetwas verändern würde. Warum auch? Alles ist besser, wie es jetzt ist. Und an die Geschichte mit dem freien Willen habe ich nie geglaubt. In einer gewissen Weise bin ich amüsiert. Dass du dabei so eine Rolle spielst, hätte ich mir nie vorstellen können. Ein Edelhenker!"
Peter erwiderte ruhig: "Ich muss dich nicht umbringen. Es liegt kein Auftrag vor. Und wenn kein Auftrag vorliegt, wäre es ein Fehler vorauseilenden Gehorsam zu zeigen. Vermutlich wirst du heute noch angesprochen werden. Ich habe keine Ahnung, was du machen sollst. Vielleichts sollst sogar du mich umbringen. Auf alle Fälle wäre es ein Fehler, sich gegen das System zu richten."
"Warum sollte ich dich umbringen sollen? Was wäre der Nutzen davon?" Hartmut stellte die Frage und wusste dabei schon, dass es um die Frage der Loyalität und Unterordnung ging.
Am Abend meldete sich der Bildschirm. Eine Person, die Hartmut noch nie zuvor gesehen hatte, erschien am Schirm. "Guten Abend! Sie wissen, warum ich Sie anrufe?" - "Ich kann es derzeit nur vermuten." "Gut. Keine Sorge, Sie müssen niemanden unbringen. Auch nicht ihren Freund. Wir wollen nur, dass sie wieder arbeiten. So weit Sie das wollen."
Es entstand eine Pause, die von Hartmuts Verblüffung herrührte. "Aber was soll ich arbeiten?"
Die Person sagte: "Wir brauchen ihre Fähigkeiten, um sie als irrationales Moment in unsere Berechnungen einbinden zu können. Sie wissen bereits mehr als die meisten Menschen und haben sich dieses Wissen selbst erarbeitet. Wir glauben, dass wir mit ihrer Hilfe schneller an bestimmte Lösungen herankommen können."
"Und wozu verpflichte ich mich da?" - "Also zur Beruhigung. Nichts was sie machen verschlechtert das Schicksal irgendwelcher Menschen. Dafür benötigen wir sie nicht. Wir brauchen ihren Instinkt bei der Auswahl verschiedener Forschungsprojekte."
"Bleibe ich in meiner Wohnung?"
"Sie könnten bleiben, doch mit Ihrer Neugier wird das nicht vereinbar sein. Die Simulationen, die sie für Ihre Beurteilungen brauchen, können nur an einem bestimmten Ort durchgeführt werden. Das bedeutet, dass wir Sie zuerst in ein Krankenhaus bringen, in dem Ihr Körper auf Bestzustand gebracht wird. Dann werden Sie mit einem Raumfahrzeug in eine Station auf der Umlaufbahn um den Mond gebracht werden. Dort befindet sich unser Planetarium, dass auf Weltraumbedingungen angewiesen ist, um entsprechende Genauigkeit aufzuweisen. Gesundheitlich werden Sie nichts riskieren. Sie sind zu wertvoll um zu riskieren, dass Sie einen Auflug in den Raum nicht überstehen. - Sie werden von den Darstellungen im Planetarium so überrascht sein, dass Sie gar nicht mehr weg wollen. Doch nach zwei Wochen kommen Sie wieder auf die Erde zurück und können dort weiterarbeiten. Nach unseren Berechnungen ist das ein Angebot, dass Sie kaum ausschlagen können."
"Und wenn ich nein sage?" - "Kein Problem, es macht keinen Sinn, wenn wir Sie unter Druck setzen. Damit würden wir genau das in Ihnen auslöschen, was wir gerne haben wollen. Das einzige, was passieren wird, ist eine Wiederholung des Angebots in regelmäßigen Abständen."
"Wie lange habe ich Bedenkzeit?" - "Solange wie sie brauchen. Allerdings werden Sie niemanden haben, mit dem Sie die Frage besprechen können. Ihren Freund haben wir zu einem Auftrag abberufen. Er ist nicht mehr in seinem Haus. Und es ist wohl selbstverständlich, dass Sie niemanden anderen davon unterrichten werden."
"Und meine Frau. Was weiß sie, was darf sie wissen?" - "Sie sollte nichts wissen. Wir sorgen für einen entsprechenden Hintergrund. Und wenn Sie auf die Erde zurückkehren, wird Ihre Frau bei Ihnen wohnen können."
"Ich darf vermutlich nicht fragen, wer ihre Organisation ist?" - "Sie können fragen, doch Sie erwarten wohl keine Antwort. Ich kann Ihnen nur soviel verraten: wenn Sie einige Zeit mit uns arbeiten, werden Sie es erraten können."
Hartmut benötigte keine Bedenkzeit. "Ok, ich bin bereit!"
steppenhund - 15. Apr, 21:17
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Es hatte eine Revolution gegeben. Allerdings war sie nicht zu erkennen gewesen. Damals nicht und rückblickend auch nicht. Es war 2041 gewesen, als plötzlich alle schwelenden Konflikte auf diplomatischem Wege beseitigt schienen. Territoriale Grenzen behielten ihre Gültigkeit, militärische Einheiten wurden von strategischen Punkten zurückgezogen, ohne dass die bisherigen Gegner davon Vorteil hätten ziehen können.
Am Interessantesten zu beobachten waren die typischen Konfliktzonen wie der Nahe Osten, Nordkorea und einige afrikanische Staaten. Die ehemaligen GUS-Staaten hatten sich zu einer Wirtschaftsunion zusammengefügt, wobei die einzelnen Staaten mehr Autonomie und Selbstverwaltungspotential als früher zu haben schienen. Europa schien sich in eine Bauhysterie hinein zu steigern. Plötzlich wurde überall gebaut, es entstanden neue Städte buchstäblich auf der grünen Wiese.
Die Städte schienen architektonisch so wie die Städte aus einem alten Computerspiel geplant zu sein. Bei SimCity hatte der Spieler die Aufgabe, lebensfähige Städte mit Infrastruktur und allem dem zu entwerfen, was Bürger benötigten um friedlich zu bleiben. Der Städtebau, der sich auch außerhalb Europas breit machte, war geplant, um Arbeitslose mit Grundeinkommen ruhig zu halten. Die Freigabe bestimmter Drogen half hier genauso mit wie ein ausgeklügeltes Medienprogramm. Zeitungen gab es nicht mehr, doch jeder hatte in der Wohnung einen Intranet-Zugang. Es gab Sportplätze und organisierte Wettkämpfe. Die schienen allerdings keinen internationalen Charakter mehr zu haben.
Nirgendwo gab es irgendwelche Gruppen, welche sich in den Vordergrund spielten. Die regierenden Politiker, egal ob in einer Demokratie oder in einem diktatorischen Regime, schienen plötzlich vernünftig geworden zu sein. Man müsste mit einem dieser Personen sprechen können.
Hartmut überlegte, ob nicht jemand der damals Feder führenden Personen noch leben würde, den man befragen könnte. Er erinnerte sich an bestimmte Studien, die er in der Anfangszeit seiner Arbeit durchführen sollte. Da tauchten vereinzelt noch Namen auf. Allerdings würde ein Name gar nichts helfen. Es war doch merkwürdig, man wusste nicht, wo jemand lebte, es sei denn man hätte wirklich irgendwann einen persönlichen Kontakt gehabt. Hartmut versuchte es in seinen alten Unterlagen. Es gab tatsächlich einen Politiker, mit dem er verwandt war. Er könnte also ganz offiziell eine Anfrage über dessen Adresse stellen.
Es stellte sich heraus, dass der Politiker ganz in der Nähe wohnte, das bedeutete 500km entfernt, durchaus noch mit dem regulären Verkehrssystem machbar. Hartmut versuchte, eine Verabredung zu vereinbaren, doch er bekam eine Ablehnung, die von einem der Haussysteme des Politikers übermittelt wurde. Wolfram war vor zwei Tagen in eine Klinik eingeliefert worden und nicht zuhause. Die Klinik zu erreichen, war etwas komplizierter. Doch am nächsten Tag stand Hartmut beim Empfang und wies sich als Verwandter des Politikers aus. Man gestattete ihm einen Besuch von zehn Minuten, wobei man ihn informierte, dass der Politiker im Sterben lag.
Wolfram lag in einem der Luxusbetten, die in den Krankenhäusern für Patienten der obersten Klasse vorgesehen war. Wolfram war wach, er war aber sichtlich durch Medikamente ruhig gestellt.
"Na so etwas! Verwandtenbesuch. Das gibt es doch heute nicht mehr." Die Stimme war leise aber noch sehr bestimmt. "Was willst Du denn?" - "Ich möchte dich über etwas befragen, was ich in keinen offiziellen Aufzeichnungen finde." Hätte Wolfram die Möglichkeit gehabt, aufzuspringen, wäre das wohl seine Reaktion gewesen. "Bist du wahnsinnig? Was willst du denn wissen? Sei froh, dass du nichts weisst. Das sichert dir ein angenehmes Leben. Und es ist doch angenehm?" Die Stimme war leise, aber der Tonfall ließ genügend Spielraum, um die Verärgerung von Wolfram aus zu drücken.
"Was war 2041 los? Warum wurden alle Politiker plötzlich vernünftig? Es gab doch einen plötzlichen Wechsel im Verhalten. Wer oder was hat das bewirkt?" Hartmut dachte sich, dass er ohne direkte Fragen wohl keine Zeit hatte, um eine Antwort zu erhalten.
Wolfram schwieg eine Zeit lang. Danach fragte er: "Bist du dir im Klaren, dass eine Antwort von mir dich in höchste Gefahr bringen kann?" Hartmut nickte, obwohl er sich überhaupt nicht vorstellen konnte, worin die Gefahr bestand.
"Für mich ist es gleichgültig, ob ich in einer Woche oder heute sterbe. Daher werde ich dir antworten. Doch ich warne dich, es jemanden weiter zu erzählen."
Hartmut nickte.
"Wir wurden erpresst. Alle. Allerdings auf eine ganz merkwürdige Weise. Man versprach uns, dass unsere persönliche Sicherheit und die unserer Angehörigen geschützt bliebe, wenn wir kooperierten. Man stellte Verbindungen her, sodass wir mit den jeweiligen Kontrahenten sprechen konnten. So erfuhren wir, dass sie ebenfalls angesprochen worden waren. Wir bekamen bestimmte Programme vorgeschlagen. Ebenso wurden wir angehalten, öffentlich unsere Absichten als friedvoll darzustellen. Einige spielten nicht mit. Sie kamen bei Autounfällen, Helikopterunfällen oder Flugzeugunfällen ums Leben. Bodyguards konnten nichts ausrichten. Die Schäden waren immer technische Schäden. Einige Länder in Afrika, deren Führer meinten, dass sie jetzt Territorium gewinnen könnten, wurden durch gezielte Raketen ausgeschaltet. Doch die Raketen waren nicht von einer Partei. Einmal waren es amerikanische Raketen, dann wieder russische. In Südafrika spielte sich das gleiche ab, dort gab es chinesische Raketen. In der Regel wurden die Aktionen nach spätestens zwei Tagen abgewürgt."
Wolfgram machte eine Pause. Das lange Sprechen hatte ihn sichtlich noch mehr erschöpft. "Aber wer hat er euch erpresst? Wenn man das so überhaupt nennen kann." Wolfram hub an zu reden, doch bevor er was sagte, deutete er Hartmut an, sich näher zu ihm zu beugen. Ganz leise flüsterte er: "Es waren Unbekannte. Niemand kannte sie. Niemand traf sie persönlich. Der gesamte Austausch geschah über Telefonkonferenzen." Eine weitere Pause. "Natürlich probierten die Geheimdienste heraus zu bekommen, wer hinter den Anrufenden steckte. Und das Erschreckende war, dass niemand nur im Geringsten entdecken konnte, woher die Gespräche kamen. Aber die Aktionen, die sie ankündigten, trafen alle ein."
Hartmut schüttelte ungläubig den Kopf. Er meinte: "Aber es kann doch nicht sein, dass eine Organisation die Kontrolle über die gesamte Erde erreichen kann. Das schafft nicht einmal die Mafia, selbst wenn sich alle Mafiaorganisationen der Welt vereinigen."
Wolframs Gesicht verzog sich zu einem gequälten Lächeln. "Die Mafia hatte ihre Gewalt schon vor uns verloren. Und sie hatte auch die wesentlichen Führer verloren. In Asien hielt sie sich länger, allerdings verlor sie dort den Einfluss über Glückspiel und Drogen. Gelder konnten nicht mehr gewaschen werden, sie verloren sich auf dem Weg zu den Banken. Ohne Geld verliert auch der Mächtigste seine Macht, weil er am Ende allein dasteht." - "Und die Kirchen?" - "Für die war alles ganz in Ordnung. Denn unsere Politik war ja plötzlich ziemlich sozial engestellt. Sie konnten zwar nicht mehr im Krieg gewinnen. Und sie mussten sich darauf einstellen, dass sie nicht mehr mit dem Leben danach hausieren konnten, denn das Leben gestaltete sich nach zehn Jahren für jeden lebenswert."
Hartmut wusste nicht, was er denken sollte. "Und warum sollte das gefährlich für mich sein, wenn ich das weiß?"
Wolfram flüsterte ganz ernst: "Das einzige, was wir herausbekommen haben, ist der Wunsch nach absoluter Anonymität jener Organisation. Alle Fragen danach, jede Recherche, wurde in der Vergangenheit im Ansatz erstickt. Wir haben erfahren, dass die Personen, die sich hier auf die Suche begeben hatten, umkamen. Darüber gab es auch keine Zeitungsberichte. Nur mündlich erfuhren wir manchmal, dass 'es irgendjemanden nicht mehr gab'. Und darüber und über die Person wurde dann geschwiegen. Ich fürchte, dass dir deine Neugier keine Ruhe lassen wird und du weitere Nachforschungen anstellen willst. Und das ist lebensgefährlich."
Hartmut nickte. Irgendwie hatte er so etwas vermutet.
Eine Schwester kam ins Zimmer. "Ihre zehn Minuten sind um. Bitte verabschieden Sie sich." Er neigte sich noch einmal zu Wolfram und flüsterte: "Danke! Hab' es leicht." Wolfgram antwortete mit der Andeutung eines Lächelns.
steppenhund - 15. Apr, 16:26
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"Sag einmal, ist es nicht komisch, dass es keine Religionskriege mehr gibt?" Hartmut stellte die Frage in den Raum, obwohl er keine Antwort von Peter erwartete. Er bekam auch keine. Peter kannte seine eigene Rolle in dem Spiel und er hütete sich, hier irgendeine Information preiszugeben.
Hartmut war sich inzwischen klar geworden, dass in den verschiedenen Religionen die Fundamentalisten an Bedeutung verloren hatten. Sie schienen abhanden gekommen zu sein, was teilweise auch stimmte. Es hatte keiner großen Überzeugung bedurft, die großen Hassprediger und Wahrheitsverkünder von ihrem Fanatismus zu befreien. Sie schienen in den Vierzigerjahren allesamt von großen Schicksalsschlägen getroffen worden zu sein. Und statt wie früher dadurch noch mehr in ihre Borniertheit oder den Wunsch der Massenbeeinflussung getrieben zu werden, hatten sie nunmehr aufgegeben und ihre Machtansprüche abgegeben.
Peter ließ aufhorchen: "Bist Du nicht zufrieden, wie es jetzt läuft? Du musst doch feststellen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Alles das, was wir früher trotz unserer Geschichtskenntnis noch angestellt haben, vermeiden wir jetzt. Das ist doch gut, oder nicht?" Hartmut konnte dem nichts entgegen setzen. Eigentlich sah er das genauso. Aber die Erkenntnis, die er in der Zwischenzeit durch seine Forschungen gewonnen hatte, sagte ihm, dass sich etwas am menschlichen Wesen verändert hatte. Es schien keine wirklich bösen Menschen mehr zu geben.
Er hatte in alten Büchern recherchiert. Eigentlich konnte er nur auf seine eigenen zurückgreifen, denn die öffentlich erhältlichen Bestände reichten nur bis ins Jahr 2000 zurück. Damals waren allerdings philosophische Veröffentlichungen eher selten. Hartmut war von der Idee der Theodizee fasziniert. Ob man jetzt den religiösen Gesichtspunkt betrachtete: Gott ist anscheinend auch für das Böse verantwortlich, wie kann das sein, oder den physikalischen Aspekt, wie er in Stepen Hawkings "der große Entwurf", dargestellt wurde; stets gab es die Dichotomie zwischen gut und böse oder zwischen plus und minus. Erst durch die Gegenüberstellung konnte alles funktionieren.
Und nun schien sich das Böse in Luft aufgelöst zu haben, wenn man von den Naturkatastrophen absah. Manchmal verschwanden einige Politiker von der Bildfläche, von denen man nie mehr etwas hörte. Doch war die Ablöse jeweils rasch zur Stelle und bewies Umsicht und Organisationsvermögen, sodass der Vorgänger niemandem abging.
Die Parteiprogramme hatten sowieso schon lange keinen Biss mehr gehabt. Sie zeigten mittlerweile nur mehr Absichtserklärungen über zukünftige Bauabsichten und kulturelle Veranstaltungen. Die Programme der einzelnen Parteien waren kaum zu unterscheiden, selbst die Programme von Parteien unterschiedlicher Länder wiesen wenige Unterschiede auf.
"Es läuft alles wie am Schnürchen." Dieser Satz geisterte durch Hartmuts Kopf und erweckte Verdacht. Wenn etwas zu gut lief, musste irgendwann einmal der Rückschlag erfolgen. Doch ein solcher war in den letzten vierzig Jahren nicht erfolgt und es hatte keinen Anschein, dass er bevorstünde.
Die Wissenschaft wurde gefördert. An den technischen Universitäten gab es ausreichend Gelder für Forschungsprojekte, wobei speziell Chemie und Materialwissenschaften gefördert wurden. Physik hatte seine Schwerpunkte von der Kernphysik auf die Astrophysik verlagert. Der Weltraum schien besonders interessant geworden zu sein.
Die Informatik hatte sich kaum mehr weiter entwickelt. Sie war einfach da. Jedes Gerät hatte bereits einen Computer eingebaut, der für möglichst einfache Bedienung sorgte. In den Vierzigerjahren hatte es noch einen Informatikschub gegeben. Ein gewisser Alistair Sokolov hatte ein System für selbstreparierende Programme entworfen. Die neue Computersprache hieß COMFORT. Die Programmierung damit übertraf an Leichtigkeit noch das einstige BASIC, im Prinzip konnte man es als Mischung von BASIC, JAVA und PROLOG sehen, obwohl dies ja nicht möglich sein sollte. Seit es COMFORT gab, lernten die neuen Studenten nichts mehr anderes. Damit erschöpften sich aber auch die Forschungsthemen.
Alles funktionierte. Wie konnte es dazu gekommen sein?
steppenhund - 15. Apr, 00:52
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