17
Jul
2014

Aus 2014/20

Die Inhalte der früheren Teile finden sich dort.

Es waren zwei Monate vergangen, in denen sich nichts Außergewöhnliches ereignet hatte. Hartmut hatte seine Erlebnisse in Alt-Wien etwas verdrängt. Er kümmerte sich um den Garten - gemeinsam mit seiner 20 Jahre jüngeren Frau und unternahm wenig außerhalb des Hauses und Garten.
Da trat eine unerwartete Veränderung ein, welche noch große Folgen haben sollte. Von einer seiner letzten Reisen war Peter nicht zurückgekommen. Im Allgemeinen war er nicht länger als vier Tage fortgeblieben, jetzt aber waren es schon zwei Wochen. Hartmut machte sich keine übermäßigen Sorgen, denn seit dem letzten Kontakt über den Infoautomaten in Alt-Wien hatte er Peter nur ganz selten von der Ferne gesehen und sich nicht mehr direkt mit ihm unterhalten.
Hartmut war allerdings sehr überrascht, als er ins Haus trat und seine Frau Tränen in den Augen hatte. "Peter is tot. Mit einem Flugzeug abgestürzt." Peter, der Nachbar, war auch der Bruder von Hartmuts Frau. Sie hatte offensichtlich eine Verständigung erhalten. Hartmut dachte in diesem Augenblick nicht daran, dass Flugzeugabstürze fast immer gesteuert waren. Vor allem waren in einem Flugzeug ja viele Passagiere und daher musste man den Absturz nicht gerade mit Peter in Verbindung bringen.
Marina hatte allerdings noch mehr Informationen. Sie bedeutete Hartmut, ihr in den Garten zu folgen. Dort saßen sie nun auf einer Gartenbank, in die Buchstaben eingeritzt waren. xyzzy. "Sie haben ihn entdeckt. Er hätte mehr über dich preisgeben sollen, als er tat. Es wäre besser gewesen, wenn er nicht verschwiegen hätte, dass Du dich mit Veronika getroffen hast." Hartmuts Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Vorerst konnte er keine Verbindung der Buchstaben mit Peter herstellen. Er erinnerte sich nicht einmal an die Dinge, die ihm Veronika zuletzt mitgeteilt hatte. "Es ist sehr schwer, für das System zu arbeiten und gleichzeitig dagegen zu agieren."
"Kannst Du mir bitte erklären, was Du meinst?" Hartmut war ziemlich ratlos. "Sagen dir denn die Buchstaben gar nichts?" Plötzlich ging Hartmut ein Licht auf. "Sie sagen mir schon etwas, aber was haben sie auf unser Gartenbank verloren?"
"Die Buchstaben sind der Code für eine Kontaktaufnahme. Die hätte im Bedarfsfall durch mich erfolgen sollen." Hartmut schaute seine Frau verblüfft an. Die attraktive, aber bis jetzt intellektuell unauffällige Hausfrau sollte eine Frau aus dem Untergrund sein. Und wie weit war da Peter involviert. Er musste nicht fragen. "Peter hätte natürlich auch Kontakt aufnehmen können, doch er musste viel vorsichtiger sein. Denn schließlich war er in das System komplett eingegliedert. Es ist klar, dass das System seine Mitarbeiter überwacht. Er hatte auch eine sehr hohe Einstufung. Die hat ihn aber nicht davor bewahrt, entdeckt zu werden. Vielleicht gab es einen anderen Grund für die Entdeckung. Aber es scheint mir so, dass sie aufmerksam geworden sind, weil er über dich nichts preisgegeben hat."
Hartmut schüttelte den Kopf. "Aber was hätte er den preisgeben sollen?" - "Einfach den Umstand, dass Du in der Barawitzkagasse 10 warst. Schließlich hast Du ja erlebt, wie schnell ihr von dort verschwinden musstet." Hartmut war noch ungläubig. "Aber wieso weißt denn dann Du davon?" - "Peter hat es mir erzählt. Vor mir brauchte er keine Geheimnisse haben. Aber er hat nicht geahnt, dass sie so schnell handeln würden. Sonst hätte er sich ja in den Untergrund flüchten können. Ein klare Fehleinschätzung."
Obwohl Hartmut schon vermuten konnte, was "schnell handeln" heißt, fragte er nach: "Und Du meinst, dass sie ihn umbringen wollten?"
Marinas Gesicht wurde ganz grau. "Natürlich. Es ist ihre Arbeitsweise. Steigt ein Risiko über eine gewisse Grenze, werden die betroffenen Personen eliminiert. Sie konnten Peter ja nicht anweisen, sich selbst umzubringen."
"Was bedeutet denn das schon wieder?"
Marina erklärte es ihm. Sie beziehungsweise das System bevorzugten sehr selektive Exekutionen. Die waren ohne Mithilfe möglich, wenn beispielsweise ein Fahrer allein in einem Auto sass. Andernfalls benötigte man Attentäter. Die Attentäter wurden mit allem versorgt, was sie benötigten. Interessanterweise kam es bei den betroffenen Opfern nie zu einer Verfolgung der Täter. Die Attentäter wurden sorgfältig ausgesucht und auf Loyalität und benötigte Kaltblütigkeit getestet. "Peter war ein major executor. Er war für die besonderen Fälle zuständig. Er wurde in Südamerika eingesetzt, vor allem in den Drogenkreisen. Keine ungefährliche Arbeit, aber er war einer der Besten. Wahrscheinlich hat er gedacht, dass sie seine Verdienste anrechnen würden." Sie machte eine Pause. "Im Übrigen habe ich dir das nie erzählt und Du weißt auch nichts über den Beruf von Peter. Würdest Du dich verraten, blüht dir und mir das gleiche Schicksal. Deswegen reden wir auch nicht im Haus drüber. Es ist anzunehmen, dass alles überwacht wird."
Hartmut fühlte, wie er den Boden unter den Füßen verlor. Hatte er einen Schlaganfall oder war es nur eine vorübergehende Schwäche?
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wenn Sie der Lehrer meiner...
würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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