ein neues Schulmodell
Nach dem Schreiben einiger Kommentare arbeitet es in mir weiter.
Wird von den Schülern heute wirklich so viel gefordert?
Im Radio hat es eben die Coriolan-Overtüre von Beethoven gegeben. Ich konnte mich nicht mehr genau daran erinnern und habe nach der Geschichte gegoogled. Ich schaute dann noch nach Patrizier und Volkstribun nach. Sacrosanctitas war mir ein Begriff aber nicht in der Verbindung mit den Volkstribunen. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass einiges von dem, was in Wikipedia zu finden war, nicht in meinem Geschichtsunterricht vorkam.
Ich spinne in meinen Gedanken weiter und stelle mir vor, dass Frontalunterricht komplett durch Recherchensteuerung ersetzt wird.
Die Kinder bekommen ein Wort vorgesetzt, über das sie (im Internet) recherchieren müssen. Die Prüfungsfragen werden so gestellt, dass das Gelernte in Zusammenhang mit ihrem heutigen Leben dargestellt werden muss.
Innerhalb eines Monats referieren die Kinder über die Ergebnisse ihrer Recherchen und diskutieren darüber mit ihren Mitschülern. Am Ende des Monats gibt es eine Zusammenfassung durch die LehrerInnen, welche allenfalls wesentliche Teile ergänzen.
Die Matura in den Lernfächern wird so abgeführt, dass Begriffe vorgegeben werden, für deren Recherche der Prüfling zwei Stunden Zeit hat und dann mündlich referieren muss.
Das wäre doch eine Herausforderung. Im Zuge der Jahre würde sich ebenfalls herauskristallisieren, wofür sich die einzelnen Schüler interessieren und eignen.
Bei allem Lernen ist nicht allein die Begrifflichkeit von Bedeutung sondern vielmehr die Zusammenhänge und das schlagartige Erkennen, wie einzelne Fakten miteinander zusammenhängen.
P.S. Die Rechner werden aus dem aufzulassenden Schulbuchbudget bereit gestellt. Kostenlose Schulbücher werden eingestellt.
Wird von den Schülern heute wirklich so viel gefordert?
Im Radio hat es eben die Coriolan-Overtüre von Beethoven gegeben. Ich konnte mich nicht mehr genau daran erinnern und habe nach der Geschichte gegoogled. Ich schaute dann noch nach Patrizier und Volkstribun nach. Sacrosanctitas war mir ein Begriff aber nicht in der Verbindung mit den Volkstribunen. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass einiges von dem, was in Wikipedia zu finden war, nicht in meinem Geschichtsunterricht vorkam.
Ich spinne in meinen Gedanken weiter und stelle mir vor, dass Frontalunterricht komplett durch Recherchensteuerung ersetzt wird.
Die Kinder bekommen ein Wort vorgesetzt, über das sie (im Internet) recherchieren müssen. Die Prüfungsfragen werden so gestellt, dass das Gelernte in Zusammenhang mit ihrem heutigen Leben dargestellt werden muss.
Innerhalb eines Monats referieren die Kinder über die Ergebnisse ihrer Recherchen und diskutieren darüber mit ihren Mitschülern. Am Ende des Monats gibt es eine Zusammenfassung durch die LehrerInnen, welche allenfalls wesentliche Teile ergänzen.
Die Matura in den Lernfächern wird so abgeführt, dass Begriffe vorgegeben werden, für deren Recherche der Prüfling zwei Stunden Zeit hat und dann mündlich referieren muss.
Das wäre doch eine Herausforderung. Im Zuge der Jahre würde sich ebenfalls herauskristallisieren, wofür sich die einzelnen Schüler interessieren und eignen.
Bei allem Lernen ist nicht allein die Begrifflichkeit von Bedeutung sondern vielmehr die Zusammenhänge und das schlagartige Erkennen, wie einzelne Fakten miteinander zusammenhängen.
P.S. Die Rechner werden aus dem aufzulassenden Schulbuchbudget bereit gestellt. Kostenlose Schulbücher werden eingestellt.
steppenhund - 13. Mai, 11:27
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C. Araxe - 13. Mai, 12:51
Referate, die durch Internetrecherche entstehen, nehmen jetzt schon zu und das vielfach freiwillig von Schülerseite aus. Und auch der vollständige Einsatz von Laptops/Rechnern ist zumindest da und dort in Planung. Das Hauptproblem dürfte allerdings sein, dass es hierzu keine qualifizierten Lehrer gibt. Beispielsweise mit Smartboards, die immer mehr in Schulen vorhanden sind, ließe sich der Unterricht mehr als bereichern – ein Klick zu Wikipedia wäre z. B. auch für Lehrer eine Erleichterung und Erweiterung des Unterrichtes, aber wenn die Mehrzahl der Lehrer nicht in der Lage ist (nach dem dritten Mal sollte angekommen sein, dass man auf Smartboards nicht mit einem Whitboardmarker schreiben kann ...), so etwas nur ansatzweise zu bedienen und zudem eine grundsätzliche Abneigung vorherrscht, sich mit neuen technischen Mitteln (die ja schon vorhanden sind) auseinanderzusetzen, wird sich kaum etwas daran ändern, dass vornehmlich auf alte Unterrichtsmethoden zurückgegriffen wird.
steppenhund - 13. Mai, 15:01
Ja, die Schwierigkeiten auf Seiten der LehrerInnen kann ich mir gut vorstellen. Aber diese Problematik wird von selbst kleiner werden. Wenn Schüler etwas freiwillig machen, deutet das immer auf sehr gute LehrerInnen hin. Das ist dann an sich schon erfreulich.
rosmarin - 16. Mai, 00:38
vor langer langer zeit sah ich einmal einen bericht über einen indischen lehrer. der führte die kinder der armenviertel über einen öffentlich platzierten pc ans lernen heran.
sie lernten mit dem ding schreiben und lesen, rechnen und recherchieren....
jetzt ärgere ich mich, dass ich die ganzen eckdaten (name etc.) nicht aufgeschrieben habe.
sie lernten mit dem ding schreiben und lesen, rechnen und recherchieren....
jetzt ärgere ich mich, dass ich die ganzen eckdaten (name etc.) nicht aufgeschrieben habe.
steppenhund - 16. Mai, 07:25
geht mir leider viel zu oft so, dass ich derartige Dinge nicht irgendwo notiere:(
Jossele - 16. Mai, 18:34
Ich komme eben von einer mehrtägigen Veranstaltung mit Schülern, allerdings nicht Mathematik sondern Biologie und Ökologie, wo es natürlich ein bisserl leichter ist, fällt doch der notwendige theoretische Hintergrund nicht so sehr ins Gewicht weil Zusammenhänge "begreifbarer" sind.
Was haben wir gemacht?
Wir haben einen sterbenden Teichfrosch gefunden, und an diesem von der Nahrungskette über Lebensräume, Klima, notwendige Vielfalt bis hin zur Kontinentalverschiebung alles die Schüler selbst herausfinden lassen, ganz ohne Computer und Lehrbuch, quasi einfach "nur" Fragestellung und Antwort suchen.
Ich bin überzeugt davon, diese Vorgehensweise bringt wesentlich mehr als Datenabfrage und spezifische Benennung jedweiler Einzeldinge.
Begreifen kann kaum durch frontale Erklärungsversuche stattfinden, das eigene "Aha-Erlebnis" ist es das Spuren von Verstehen hinterläßt.
Was haben wir gemacht?
Wir haben einen sterbenden Teichfrosch gefunden, und an diesem von der Nahrungskette über Lebensräume, Klima, notwendige Vielfalt bis hin zur Kontinentalverschiebung alles die Schüler selbst herausfinden lassen, ganz ohne Computer und Lehrbuch, quasi einfach "nur" Fragestellung und Antwort suchen.
Ich bin überzeugt davon, diese Vorgehensweise bringt wesentlich mehr als Datenabfrage und spezifische Benennung jedweiler Einzeldinge.
Begreifen kann kaum durch frontale Erklärungsversuche stattfinden, das eigene "Aha-Erlebnis" ist es das Spuren von Verstehen hinterläßt.
david ramirer - 16. Mai, 18:47
ich bin überzeugt, dass das stimmt, schon die etymologie des wortes umfasst dies: "begreifen", also erfasst und damit verinnerlicht, also angenommen und zu einem teil von einem selber gemacht.
ich erinnere mich in diesem zusammenhang immer gerne an meine erfahrung im zusammenhang mit einer erkenntnis der farbenlehre, dass "jede farbe nur durch die umgebung definiert wird und nicht einen wert 'an sich' darstellt". das hat auch etwas mathematisches in seiner klarheit und ich kannte sowohl die "formel" als auch deren "auswirkungen" lange zeit, bevor ich ihre tatsache erfuhr: ganz alleine vor dem amiga-monitor, nachts, als ich die paletten für eine serie von farbsystemen systematisch reduzierte. ich sah eine farbe innerhalb eines solchen reduzierten systems und dachte zuerst: "wo ist denn das 40er-rot?" und erkannte dann (und begriff): das 40er-rot ist weg, weil seine bedingung sich geändert hat, und da schoss es mir in die ganglien: die theorie des simultankontrastes ist eine realität, und keine theorie.
solche erfahrungen bilden weggabelungen und gehen niemals verloren.
dabei hatte ich betreffs farbenlehre den sicher besten lehrer der damaligen welt, und er hat die notwendigkeiten und umstände dieser theorie beileibe nicht nur theoretisch erklärt. ABER: die erfahrung ist ein einsam ding, scheint mir.
ich frage mich, inwiefern eine SCHULE hier tatsächlich erfolg garantieren kann... aber die richtung vorgeben, das geht jedenfalls.
ich erinnere mich in diesem zusammenhang immer gerne an meine erfahrung im zusammenhang mit einer erkenntnis der farbenlehre, dass "jede farbe nur durch die umgebung definiert wird und nicht einen wert 'an sich' darstellt". das hat auch etwas mathematisches in seiner klarheit und ich kannte sowohl die "formel" als auch deren "auswirkungen" lange zeit, bevor ich ihre tatsache erfuhr: ganz alleine vor dem amiga-monitor, nachts, als ich die paletten für eine serie von farbsystemen systematisch reduzierte. ich sah eine farbe innerhalb eines solchen reduzierten systems und dachte zuerst: "wo ist denn das 40er-rot?" und erkannte dann (und begriff): das 40er-rot ist weg, weil seine bedingung sich geändert hat, und da schoss es mir in die ganglien: die theorie des simultankontrastes ist eine realität, und keine theorie.
solche erfahrungen bilden weggabelungen und gehen niemals verloren.
dabei hatte ich betreffs farbenlehre den sicher besten lehrer der damaligen welt, und er hat die notwendigkeiten und umstände dieser theorie beileibe nicht nur theoretisch erklärt. ABER: die erfahrung ist ein einsam ding, scheint mir.
ich frage mich, inwiefern eine SCHULE hier tatsächlich erfolg garantieren kann... aber die richtung vorgeben, das geht jedenfalls.
Jossele - 18. Mai, 22:15
Ich habe Farbe über Wittgenstein (und der ist ein miserabler Farbenlehrer, weil Logik Empfinden ausschließt) begriffen, quasi im Widerspruch.
Licht war Rembrandt und Goja, Strich Whistler und Ingres (Hrdlicka sowieso), aber nur weil man mich darauf hingewiesen hat, so nach der Art, "Schau dir das einmal an", "Schau dir Anderes an, begreife".
Der Schule allein Erfahrung zu überlassen ist sowieso Nonsens.
Eine gute Schule mit guten LehrerInnen (Utopie) weckt Neugier.
Was ich selber entdecke, das bleibt nachhaltig.
Licht war Rembrandt und Goja, Strich Whistler und Ingres (Hrdlicka sowieso), aber nur weil man mich darauf hingewiesen hat, so nach der Art, "Schau dir das einmal an", "Schau dir Anderes an, begreife".
Der Schule allein Erfahrung zu überlassen ist sowieso Nonsens.
Eine gute Schule mit guten LehrerInnen (Utopie) weckt Neugier.
Was ich selber entdecke, das bleibt nachhaltig.
Randbemerkung
Und es ist ein gutes Indiz, wie weit jemand bis zum Ende durchliest. (Nicht erforderlich außer für Mathematiker)
Den Cosinus-Satz lernt man erst einige Jahre später. Aber vielleicht wird man sich dann erinnern, dass "es da noch etwas gab".
Der Satz des Pythagoras gehört zu den bekanntesten mathematischen Sätzen. Die antike Legende von dem Rinderopfer, das Pythagoras zum Dank für die Erkenntnis dargebracht haben soll, inspirierte den Dichter Adelbert von Chamisso zu einem
Sonett:
Vom pythagoreischen Lehrsatz
Die Wahrheit, sie besteht in Ewigkeit,
Wenn erst die blöde Welt ihr Licht erkannt;
Der Lehrsatz nach Pythagoras benannt
Gilt heute, wie er galt zu seiner Zeit.
Ein Opfer hat Pythagoras geweiht
Den Göttern, die den Lichtstrahl ihm gesandt;
Es taten kund, geschlachtet und verbrannt,
Einhundert Ochsen seine Dankbarkeit.
Die Ochsen seit dem Tage, wenn sie wittern,
Daß eine neue Wahrheit sich enthülle,
Erheben ein unmenschliches Gebrülle;
Pythagoras erfüllt sie mit Entsetzen;
Und machtlos sich dem Licht zu widersetzen
Verschließen sie die Augen und erzittern.
[aus Wikipedia, Hervorhebung von mir]