24
Apr
2014

Der weise Mann ...

Der weise Mann isst mit den ....

Ach was, das habe ich schon auf Facebook gepostet:)
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23
Apr
2014

wie versprochen

Als Kuriosum und weil ich es versprochen habe, stelle ich den folgenden Eintrag zur Verfügung:

https://www.youtube.com/watch?v=FnMbIOCokMU

Bevor sich jetzt über die dilletantische Performance aufregt, stelle ich noch folgende Informationen bereit. So ein Stück - nicht original fürs Klavier sondern für ein Orchester geschrieben - übt man nicht. Der Klavierauszug ist auch für Leute geschrieben, die das so einigermaßen vom Blatt spielen können. Manchmal machen einem die rhythmischen Übergänge zu schaffen, manchmal sind es die Lagen, usw.

Aber was das Besondere daran ist, ist die Freude, wenn man ein Werk, dass man gut kennt und ihm Ohr hat, selber so spielen kann und dann die Finger so bewegen kann, dass die erwarteten Themen zum Vorschein kommen.
Diese Einspielung habe ich nach einer Reise in Belgrad gemacht. Einmal durchgespielt und dann gedacht, so jetzt ist es ausreichend, um aufgenommen zu werden. Das stimmt natürlich nicht. Jetzt würde das Üben erst anfangen. Diese Energie verwende ich aber lieber für die Klaviersonaten.
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Was man sich aber vielleicht vorstellen kann, ist die Machbarkeit, wenn man statt zwei Pfoten vier zur Verfügung hätte. Dann fallen die technischen Schwierigkeiten der weiten Griffe komplett weg und man kann sich ausschließlich auf die Themen konzentrieren.
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Und jetzt noch etwas Ernstes. Wenn ich das spiele, bewundere ich Beethoven um so mehr. Es ist unglaublich, was er mit doch relativ einfachen und tonalen Mitteln herzaubern kann.
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Hier ist der 1. und 2. Satz inklusive Nachtigallenschlag enthalten. Um das auf youtube hochzuladen, benötigt man 12 Stunden. Aber es hat immerhin geklappt:)
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22
Apr
2014

aus 2041-13

Die Geschichte nimmt Fahrt auf.

Hartmut war überrascht. Peter hatte ihn gerade gefragt, wieso er nach Alt-Wien wolle. Woher wusste er das? Hartmut beschloss vorsichtig zu sein. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass in diesen Städten niemand mehr wohnt. Das ist doch wertvoller Wohnraum. Ich habe ja sonst nichts zu tun. Vielleicht fällt mir etwas aus, was man nützen kann. Vielleicht gibt es auch Leute hier, die lieber in einer Stadt wohnen." Peter nickte bedächtig. "Ich wundere mich nur über deine Energie. So ein Trip kann anstrengend werden. Die Bahn führt nur bis zu den alten Bahnhöfen, den Rest wirst Du zu Fuss machen müssen." - "Und wie sieht es mit Fahrrädern aus? Die hat man doch früher bekommen." Peter meinte nur: "Keine Ahnung, ich war ja noch nicht dort. Aber die müssten ja schon alle verrostet sein. Aber Du wirst es erforschen."
Hartmut wollte noch eines wissen: "Woher weißt Du überhaupt davon? Ich habe dir das doch noch nicht erzählt, wollte ich gerade heute machen." Peter lächelte nachsichtig: "Habe ich im Büro erfahren. Du bist dort das Tagesgespräch. Es kommt nicht oft vor, dass jemand in eine alte Stadt will, es sei denn für einen Abenteuerurlaub. Aber so schätze ich dich nicht ein." Hartmut beschloss, nicht näher darauf einzugehen.
Es dauerte ein paar Tage, bis er auf seinem Bildschirm eine Mitteilung bekam. "Hier sind ihre Codes, die sie für den Besuch von Alt-Wien benötigen werden." Es fiel auf, dass hier nicht das Wort Genehmigung aufschien. Es wäre überhaupt zu erkennen gewesen, - wenn man darauf geachtet hätte - dass Worte wie Verbote oder Genehmigungen nie mehr verwendet wurden. Es gab "wir raten Ihnen ab!" oder eine Mitteilung wie die vorliegende. Zu den Codes gab es noch Angaben. "Zu verwenden beim Verlassen ihres Hauses.", "Reiseverbindung Center-3 Alt-Wien", "Reiseverbindung Alt-Wien Center-3". Das war ja schön. Er würde wieder nach Hause kommen. Ohne jeden nachhaltigen Grund wertete er den dritten Code als eine Art Versicherung. Er würde nicht zu denen gehören, über die sich die Nachbarn manchmal wunderten, weil sie verschwunden waren.
Was sollte er mitnehmen? Jetzt wo es nicht nur den Wunsch gab sondern eine konkrete Reisevorbereitung getroffen werden musste, gab es plötzlich eine Reihe von Fragen. Er versuchte etwas über den Computer herauszubekommen. Das war richtig, es gab komplette Reisebeschreibungen mit Listen, was mitzunehmen wäre. Die Listen enthielten unter anderem: Mineralwasser zwei Liter pro Reisetag, Schlafsack, Notproviant, Münzen für Automate, Taschenlampen. Es wurde abgeraten größere Geldbeträge mitzunehmen allerdings darauf hingewiesen, dass jeder Einkauf nur bar bezahlt werden konnte. Die Kleidung sollte warm und praktisch sein. Man würde entweder auf dem Hauptbahnhof oder auf dem kleineren Westbahnhof ankommen. Beide waren vom Zentrum ungefähr gleich weit entfernt. Die Distanz Westbahnhof - Hauptkathedrale war mit 35 Minuten angegeben. Das betraf die Fussstrecke. Dazu gab es noch eine Warnung: Vorsicht beim Umgang mit Leuten, die vorgeben, die Stadt zu kennen. Es gab Gruppenarrangements, doch Hartmut wollte ja auf eigene Faust forschen. Er war schon fast soweit, das Unternehmen aufzugeben, dann erinnerte er sich an Valeries Worte: Wissen Sie, ich werde in einem Jahr sterben.
Wer sollte denn ihm etwas tun? Es gab keine Verbrechen mehr, zumindest konnte er sich an kein einziges erinnern. Der Mensch starb an Krankheiten, bei einem Verkehrsunfall und weil er gerade im Einzugsbereich einer Naturkatastrophe war. Er verscheuchte die Gedanken, die ihm Angst eingeflößt hatten und plante am kommenden Sonntag zu starten. Wieso es gerade ein Sonntag sein sollte, hätte er nicht sagen können. Es fühlte sich irgendwie richtig an.

Er benötigte eine halbe Stunde bis Center-3. Der Zug nach Alt-Wien fuhr in einer Stunde, Ankunftsbahnhof Wien-Westbahnhof. Der Zug war halb leer. In seinem Abteil war ein Mann um die vierzig, in einen sportlichen Anzug gekleidet mit einer Tasche, die man früher als Pilotenkoffer bezeichnet hätte. Es war unüblich, mit Leuten, die man nicht kannte, ein Gespräch anzufangen. Doch die ganze Reise war unüblich. "Entschuldigen Sie, dass ich frage. Fahren Sie auch das erste Mal nach Alt-Wien?" - Hartmut war überrascht, wie freundlich der andere antwortete.
"Wenn Sie auch sagen, kann ich daraus schließen, dass es für Sie das erste Mal ist. Ich fahre regelmäßig. Die Stadt erhält sich zwar selbst, doch ab und zu kommt es zu Problemen, mit denen die Maschinen überfordert sind. Ich bin defacto der 'Stadt-Besorger'." Er lächelte: "Und warum fahren Sie nach Alt-Wien?" Hartmut traute sich nicht zu sagen, um Recherchen durchzuführen. "Man hat mir gesagt, dass es eine einzigartige Erfahrung sein soll, eine Stadt von früher zu sehen." - "Ja. Alt-Wien hat einen großen Reiz. Wussten Sie, dass diese Stadt als die lebenswerteste auf der ganzen Welt klassifiziert wurde?" - "Nein, wo steht das?" - "Es wird von Stadtbesorger zu Stadtbesorger überliefert. Ich bin der vierte amtliche Stadtbesorger, seit die Stadt leer steht."
Das war eine gute Gelegenheit, um zu fragen: "Und wissen Sie auch, warum die Stadt jetzt leer steht, wenn sie so beliebt war?" Der Mann war nicht verlegen: "Schauen Sie, wo die Leute jetzt wohnen. Bessere Infrastruktur, neue Wohnungen und nur in den Innenstädten gibt es den Anspruch auf Grundgehalt. Das hat viele aus der Stadt getrieben, besonders die Armen. Und die Reichen wollten sowieso lieber am Land ein Anwesen haben. Wenn nichts los ist, wandern die Geschäfte ab. Es hat nicht einmal eine Generation gedauert und die Stadt war leer." - "Wann war denn das?" - "Nun, es muss um 2055 gewesen sein."
Hartmut dachte nach: "Und bei den anderen Alt-Städten war es genauso?" - "Ganz genauso. Nur in Südamerika und in China hat es länger gedauert. Dort hat man die bestehenden Alt-Städte in Innenstädte umgebaut. Bezirk für Bezirk."
"Gibt es denn überhaupt noch jemanden, der in Alt-Wien wohnt." - "Ja gibt es, aber Sie werden sie nicht zu Gesicht bekommen. Sehr scheu. Sie vermeiden jeden Kontakt mit Leuten wie Ihnen. Und Innenstädtler kommen sowieso nicht her."
"Wir sind übrigens gleich da. Hütteldorf. Jetzt kommt Penzing und dann heißt es aussteigen." -
"Werde ich Sie noch einmal sehen." - "Das ist unwahrscheinlich. Außer Sie machen eines meiner Maschinchen kaputt und warten solange, bis ich komme es zu reparieren. Aber ich gebe Ihnen meine ID, Sie können nach mir an jedem Terminal fragen."
Der Zug hatte angehalten. "Auf Wiedersehen, viel Spass bei der Entdeckungsreise!"
"Auf Wiedersehen" Hartmut fand die Abschiedsworte sonderbar. Sie hatten etwas spöttisch geklungen. Vielleicht hatte er sich das aber nur eingebildet.
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21
Apr
2014

20
Apr
2014

aus 2041 / 12

Die Welt als riesiger Kindergarten, würden Erwachsene in so einer Welt leben wollen?

Hartmut hatte eine Idee. In der Nachbarschaft wohnte eine ältere Dame, - noch einige Jahre älter als er selbst - die mitunter ganz originelle Ideen hatte. Vielleicht konnte sie an die ferne Vergangenheit erinnern. Er erinnerte sich, dass sie um diese Zeit Geburtstag haben musste, was ihm einen Anlass gab, sie "ganz harmlos" zu besuchen.
Sie war nur eine Viertelstunde mit dem e-car entfernt, er musste nur einmal umsteigen. Er hatte sich angemeldet und sie empfing ihn ihn sorgfältiger Garderobe, die etwas altmodisch aussah. Das Kleid stand ihr aber sehr gut und sie sah angesichts ihres Alters hervorragend aus. Nur einige Falten am Hals die sie nicht wie andere Frauen ihres Alters verdeckt hatte konnten Aufschluss geben, dass sie wohl schon älter war. Mit ihren über achtzig Jahren hatte sie ganz andere Zeiten erlebt.
Er überreichte ihr Blumen aus dem eigenen Garten und sie lud ihn ins Wohnzimmer ein, wo bereits ein Tee vorbereitet war. "Ich hätte etwas gebacken, doch ich wollte nicht die Zutaten bestellen, die ich dafür gebraucht hätte. Es ist nicht gut, 'die' auf einen aufmerksam zu machen."
"Aber das macht gar nichts. Nur wer sind denn 'die'?" - Sie kicherte etwas jungmädchenhaft und drohte ihm mit dem Finger. "Aber hören Sie auf, Sie arbeiten doch für 'die'." Hartmut war verunsichert. Er arbeitete nicht mehr und als er gearbeitet hatte, war es für die Regierung. "Was meinen Sie, ich habe für die Regierung gearbeitet. Warum wäre die zu fürchten?" Sie hörte schlagartig zu kichern auf und schaute ihn entsetzt an. "Was, Sie wissen wohl gar nicht, was hier vor sich geht. Regierung? Ein Schattenkabinett wäre ein besserer Ausdruck. Hartmut fiel plötzlich Wolfram ein. "Ich wurde erpresst." Valerie meinte mit 'die' wahrscheinlich dieselben, die Wolfram erpresst hatten. "Sie meinen eine Gruppe, welche die Regierung in der Hand hat?"
Valerie sagte ganz trocken: "Was heißt da Regierung? 'Sie' haben uns alle in der Hand. Fällt Ihnen denn gar nichts auf? Haben Sie die Veränderung nicht mit erlebt? - Naja, wahrscheinlich waren Sie zu jung." Sie winkte mit der Hand. "Haben Sie schon einmal versucht, Informationen über die Zeit vor 2020 zu erhalten? Ist alles gelöscht worden. Interessanterweise können Sie mehr über die Zeit vor 2000 Jahren erfahren als über die Zeit vor hundert Jahren. Die Buchläden gibt es nicht mehr, wo man entsprechende Bücher finden könnte." Sie nahm einen Schluck Tee. "Haben Sie sich schon einmal den Lehrplan der Universitäten angesehen? Finden Sie da Geschichte? Oder Psychologie? Haben Sie schon einmal eine Zeitung, gedruckt, der damaligen Zeit gesehen?" Hartmut verneinte mit einer Kopfbewegung. "Wissen Sie, was damals in den Zeitungen stand? Verbrechen und Kriege, die auszubrechen drohten?" - "Aber es gibt doch keine Kriege mehr. Und Verbrechen werden innerhalb kürzester Zeit aufgedeckt. Nicht, dass ich mich an eines erinnern könnte." - Valeries Tonfall wurde zynisch. "Gut, nicht wahr. Wir haben keine Probleme mehr. Doch wir hatten welche. Und wer hat diese Verbesserung bewirkt? Wer, sagen Sie es mir!" Nach einer kurzen Pause fuhr sie ruhiger fort:
"Wir dürfen uns nicht beschweren, aber wir dürfen auch nicht fragen. Wir dürfen nichts Böses tun. Und unser Wissen ist seicht." - "Ja, das stimmt schon, aber eigentlich geht es uns doch gut." Er hielt inne. Er wiederholte den letzten Satz und fügte hinzu, was er schon einmal - zu Peter - gesagt hatte: "Eigentlich geht es uns doch gut, doch irgendetwas stimmt nicht." Er sagte es leise, denn jetzt war ihm zu Bewusstsein gekommen, dass er recht hatte. Etwas stimmte nicht. Anscheinend wusste Valerie, was nicht stimmte oder sie hatte zumindest einen Verdacht.
"Man hat uns des Menschseins beraubt. Wir haben keinen freien Willen mehr. Alles wird gesteuert. Und wir kennen das Ziel noch weniger als wir es je gekannt haben. Was wiederum nicht so überraschend ist. Wir haben es nie gekannt. Ich habe 2018 noch Philosophie studiert, die ganze Entwicklung seit den alten Griechen. Als ich fertig war, bekam ich einen Bibliothekarsposten und hatte die Aufgabe, die Nationalbibliothek nach Büchern bestimmter Inhalte zu sortieren. Als ich eines Tages in die Bibliothek kam, waren ganze Bücherkontingente verschwunden. Das wiederholte sich einige Male. Eines Tages fragte ich, wohin die Bücher geliefert wurden. Es wurde mir gesagt, dass sie zum besseren Schutz an eine andere Stelle gebracht worden waren. Eine Woche später wurde ich mit einer sehr großzügigen Rente in Pension geschickt. Dieses Haus war der Bonus für die ausgezeichnete Arbeit, die ich angeblich geliefert hatte. Sie sperrten aber gleichzeitig meine Wissenszugänge. Da wusste ich erst, in was für einem Paradies ich gelebt hatte. Sie empfahlen mir auch, nicht über meine Arbeit zu sprechen. Wem hätte ich auch etwas erzählen sollen. Die Menschen waren viel mehr mit den neuen Drogen beschäftigt. Es gab keine Probleme mehr. Ich weiß nicht, wer damals die Macht hatte. Doch unsere Regierungen waren es nicht. Die agierten alle nur auf Anweisungen. Und das traf nicht nur für unser Land zu."
Sie hielt erschöpft inne.
Hartmut war erschlagen. Ohne dass er gefragt hatte, war das Gespräch in eine Bahn gelaufen, die er ursprünglich erreichen wollte. Er hatte nicht gedacht, dass es so leicht ginge.
"Wissen Sie, ich werde in einem Jahr sterben. Sie können mir nichts mehr tun, wenn ich heute darüber spreche. Interessiert es Sie überhaupt?"
Hartmut bestätigte: "Ich wusste nicht, wie ich Sie das fragen sollte. Sie haben es mir sehr einfach gemacht. Wo würde ich heute noch Information finden können?"
Valerie seufzte. "Wahrscheinlich nirgendwo. Die einzige Chance, die ich mir vorstellen kann, findet sich vermutlich in den "alten Städten". Die haben jede Menge Museen. Vielleicht haben Sie vergessen, eines auszuräumen. In Alt-Wien gab es mehr als 365 Museen, große und ganz kleine. Ich würde vermuten, dass Sie vielleicht in einem der Bezirksmuseen fündig werden. Eines, das viele Bilder hat. Die Bilder haben 'sie' gelassen. Außerdem sind ja immer Menschen im Spiel gewesen. Und Menschen machen Fehler oder sie sind einfach faul und lassen einmal etwas liegen, was sie hätten aufräumen müssen."
Hartmut fragte sich, ob er so einfach nach Alt-Wien kommen könnte. Jedenfalls würde er anfragen müssen.
Valerie hatte einen Gedanken: "Wenn Sie um eine Besuchsgenehmigung anfragen, sagen Sie, Sie hätten eine Idee, wie man die alten Städte für Wohnraum nützen könnte. Ideen werden immer gefördert, wenn Sie die richtigen Ziele verfolgen. Wohnraum ist ein ewiges Thema, auch wenn es jetzt so aussieht, als hätten wir genug davon."
Hartmut hatte noch eine Frage: "Gehen wir davon aus, dass es 'sie' gibt. Was treibt sie an. Was wollen sie erreichen?" Valerie verzog keine Miene. "Das ist die Kernfrage. Darüber habe ich die letzten 40 Jahre nachgedacht. Wenn man gläubig wäre, könnte man an eine Form des jüngsten Gerichts denken. Aber diese Erklärung steht mir persönlich nicht offen. Ich kann beim besten Willen keine Motive entdecken. Außer vielleicht den Wunsch nach absoluter Macht. Aber was nützt absolute Macht, wenn sie sich nicht beweisen muss. Mir kommt es eher so vor, als spielten 'sie' also 'die' Kindergärtner für die Menschheit."
Auf das fiel Hartmut nichts mehr ein. Im Gegenteil, er fühlte, dass Valerie irgendwie recht haben musste. Die Beschreibung eines gigantischen Kindergartens würde in jedem Fall zutreffen.
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Etwas anderes ...

zwischendurch...

Ende Mai werde ich unter anderem diese Beethoven-Sonate aufführen. Das entsprechende Video dient mir zur Beseitigung von ein paar Fehlern.
Erste Sonate von Beethoven opus 2 Nr. 1

Wer daran interessiert ist, kann sich das ja zu Gehör führen. Man kann an den Dingern noch so lange üben, es wird immer etwas Neues übrig bleiben. Die technischen Fehler sind da nicht die ausschlaggebenden.
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aus 2041 / 11

Da war was los - in den wilden 30er- und 40er-Jahren.

Yang Li seufzte. "Ich denke, dass ich über die Modalitäten Bescheid weiß. Exekutionen, Mädchenhandel und noch ein paar kleinere Änderungen. Oder irre ich mich?" Wei Liu war erleichtert, dass er diese Themen nicht selber ansprechen musste. "Sie sind vollkommen richtig informiert, wenn ich so sagen darf. Ich kann Ihnen aber aus den Erfahrungen der letzten zwei Monate berichten, dass sich meine Lage nicht verschlechtert hat. Es war zwar interessant zu erfahren, dass 53 meiner Leute illoyal waren und sich auf meine Kosten bereichert haben. Das Thema ist vom Tisch. Die Einnahmen sind nur geringfügig gesunken. Es werden viel weniger Resourcen zum 'Aufräumen' benötigt. Sie werden sehen, am Anfang ist es gewöhnungsbedürftig, doch nach kurzer Zeit bietet es einen persönlichen Gewinn."
Yang Li war nicht überzeugt. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren kann." - "Es funktioniert mit Information. Ich bekomme einen Stadtteil genannt, in dem ein Casino eröffnet werden soll. Die Stadtbehörden spielen mit, die Polizei macht keine Schwierigkeiten. Zwei Wochen nachdem das erste Casino dieser Art eröffnet war, spielte es bereits Gewinn ein. Es gibt eine Regelung, nach der sogar die kleinen Verlierer gestützt werden, wenn sie alles verspielt haben. So landen sie nicht auf der Straße und jeder glaubt, dass er im Casino eine echte Chance hat. Wir können offiziell im Fernsehen werben und haben nichts zu befürchten. Dieses Geschäft bringt uns mehr an Gewinn als wir durch den Verlust vom entgangenen Mädchenhandel verlieren. Sie wissen, das ist kein besonders nettes Geschäft, es verdirbt auch die eigenen Mitarbeiter."
Yang Li fragte: "Bekomme ich solche Informationen in Zukunft von Ihnen?" In dem Moment läutete noch einmal das Telefon. Offensichtlich wurde ihr Gespräch abgehört. "Mr. Liu. Sagen Sie ihm, dass strategische Entscheidungen von Ihnen kommen werden. Notwendige Exekutionen werden wir Mr. Li selbst mitteilen. Guten Tag."
Wei Liu war sich unsicher. Wenn er das Yang Li sagte, gab er indirekt zu, dass er selber nur eine Marionette war. "Sehen Sie, es gibt einen Grund, warum Sie mir den Anschluss Ihrer Organisation angeboten haben. Ich nehme an, dass Sie genau wissen, wie Sie in Zukunft vorzugehen haben. Die strategischen Vorgaben bekommen Sie tatsächlich von mir." Er hatte vermieden, das Thema Exekutionen anzusprechen. Yang Lis Gesicht hellte sich auf. "Ich habe eine letzte Frage: wäre es gestattet, mich selbst zu Ruhe zu setzen?" Diesmal läutete das Telefon nicht. Wei Liu musste seine eigene Entscheidung treffen. "Es wäre für mich in Ordnung. Doch benötige ich Sie für eine gewisse Übergangszeit, solange, bis sich der neue Modus eingespielt hat und ihre Leute mir gegenüber loyal sind. Dann dürfen Sie sich gerne zurückziehen." "Vielen Dank, Mr. Liu. Wenn ich nicht den Tod meiner beiden Söhne beklagen müsste, wäre mir dies alles ohne Einschränkung ein angenehmer Wechsel gewesen. Es ist wohl meine Schuld, dass ich nicht glauben konnte, wozu ... !" Er wollte sagen: "diese Leute fähig sind." Doch Wei Liu winkte ab. "Lassen Sie es gut sein. Trinken wir unseren Tee?"

In den nächsten drei Jahren hatten sich alle bedeutsamen asiatischen Organisationen angeschlossen. Bei den südamerikanischen Rauschgiftkartellen gab es eine Gruppe, die übrig blieb. Doch auch sie hatte enormen personellen Aderlass zu verzeichnen gehabt. Die Columbianer hatten zuerst auf einen amerikanischen Erpresser getippt. Dies hatte dazu geführt, dass es zu blutigen Kämpfen gekommen war, bei denen vollkommen Unschuldige zum Handkuss kamen. Aber nicht nur Unschuldige. Don Pedro verlor seine gesamte Verwandschaft, bevor er sich selbst das Leben nahm. Don Alejjo übernahm sein Kartell und verlor seine Frau und drei Töchter, die sein ein und alles waren. Don Jorge als Nachfolger verlor seine Frau, doch er lernte schneller. Als ihm gesagt wurde, dass er die Verdienste aus dem Rauschgiftgeschäft seinen Landsleuten zukommen lassen sollte, bat er um Information, wie das geschehen solle. Die Organisation nannte ihm einen Politiker, den er einschalten solle. Über Parteispenden könnte das soziale Programm dieses Politikers finanziert werden. Es lag auf der Hand, dass auch einige Politiker ums Leben kamen. Es waren dies in der Regel korrupte Politiker, die nie auch nur eine einzige politische Leistung gezeigt hatten. Die Todesfälle waren hier nicht durch technische Versagen verursacht. Oder wenn ein technisches Versagen im Spiel war, dann begründete es, warum die normalen Schutzpersonen nicht in der Lage waren, einen einzelnen Attentäter zu stoppen.
Die Attentäter kamen aus unterschiedlichen Gegenden. Die meisten aus umliegenden südamerikanischen Staaten, doch gab es auch Europäer und vereinzelt Asiaten, welche Angriffe durchführten.
Mexiko war ein eigenes Kapitel. Es spielte sich so wie in Columbien ab. Doch war die Verflechtung mit der amerikanischen Mafia tatsächlich gegeben. Daher konnte nicht ein einzelner entscheiden, die Geschäftstätigkeit komplett um zu stellen. Es dauerte noch zwei Jahre, bis auch hier eine kriminelle Organisation praktisch auf humanitäre Hilfestellung umgestellt war.
In diesen Jahren wurde die Drogen herstellung umgestellt. Es wurden nur mehr synthetische Drogen hergestellt, deren wesentliche Wirkung die eines Antidepressivums war. Ein bisschen Freude war dazu gemischt. Der Abhängigkeitsfaktor wurde so eingestellt, dass mit entsprechenden Gegenmitteln eine Abkopplung von der Sucht möglich war.
Die Drogen wurden billigst verkauft und die gesamte Welt damit überschwemmt. Es war nicht notwendig, jemanden zu überfallen, um Geld für den nächsten Schuss zu bekommen. Süchtige bekamen die Droge auf Rezept, mussten sich aber registrieren lassen.

Das alles waren Informationen, die nur indirekt zur Verfügung standen. Hartmut reimte sich die Kausalitäten zusammen. Er nahm an, dass die wesentlichen Personen so erpresst wurden, wie es mit Wolfram geschehen war. Der wesentliche Inhalt, den der bisher aus all den statistischen und vereinzelt historischen Daten gewonnen hatte, war: es gibt eine zentrale Macht, die sich selbst nicht darstellt und keinen Aufschluss über ihre Ziele her gibt. So wie Hartmut das sah, konnte man dieser Macht nicht wirklich böse sein. Sukzessive schienen sich die Lebensumstände für alle verbessert zu haben. Was möglicherweise einem sozialen Gedanken widersprach, war die eklatante Kluft zwischen arm und reich. Arm war zwar nicht wirklich bedrohlich, die Armen bekamen alles, was zum Leben notwendig war. Das betraf nicht nur Nahrung, Kleidungsmittel und Wohnen, sondern auch Anreize wie Sportwettkämpfe und Filme, um sich glücklich fühlen zu können. Über die Medien wurde suggeriert, wie das glückliche Leben auszusehen hatte. Den Rest machten die Drogen.
Die "Reichen" hingegen arbeiteten, waren relativ isoliert. Sie waren in der Regel drogenfrei und hatten teilweise zur "veralteten" Kunst, wie Theater und Oper, die in Medienkonserven erhalten geblieben war. Es gab auch Festivals, in denen sich die Reichen selbst als Künstler und Darsteller verwirklichen konnten. Doch der Beruf des Künstlers war ausgestorben.

In den folgenden Jahren wurde die Infrastruktur umgebaut. Die ersten Neustädte waren fertig geworden. Dort gab es Platz für die neuen "Armen". Doch gleichzeitig war dort kein Platz für Autos.
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abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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