22
Sep
2013

Panikattacke

Ich belächle es manchmal, wenn Personen über Panikattacken schreiben.
Aber vor zwei Tagen hatte ich etwas, was rein symptomatisch einer Panikattacke gleichkommt. Die Ursache ist noch nicht geklärt, aber die üblichen somatischen Einflussfaktoren kann ich ausschließen. Es fand in der Sauna, aber bereits beim ersten Niedersetzen statt. Ich hatte mich vorher einmal um meine vertikale Achse gedreht, um zu dem Sitz zu gelangen. Als ich saß, fühlte ich, wie ich plötzlich schwindlig wurde.
Ich blieb aber in der Sauna und dachte, dass es vorbeigehen würde. Nach dem Aufguss blieb ich noch ein bisschen sitzen. Beim Aufstehen musste ich höllisch aufpassen, um mein Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als ich mich auf eine der Liegen setzen wollte, (an Duschen war nicht zu denken) verfehlte ich sie fast beim Niedersetzen. Ich blieb dann 45 Minuten liegen und hoffte, dass der Zustand besser würde. Ich überlegte, ob es ein Schlaganfall gewesen sein könnte oder etwas mit dem Herzen, aber Puls war ok. Denktätigkeit war auch ok. Ich überlegte, ob ich um Hilfe bitten sollte. Aber es gab keine Kopfschmerzen, keine Sehstörungen. Also wartete ich.
Ich hatte Angst, weil ich mit dem Rad nachhause fahren sollte. Vor dem Anziehen kotzte ich noch etwas, aber das war nur Wasser. Gegessen hatte ich zu Mittag und es gab auch keine Magensäure, die hoch kam.
Im Freien ging es mir besser. Auf dem Rad fühlte ich mich sicher, doch als ich zuhause abstieg, fühlte ich wieder Übelkeit. Ich legte mich dann gleich ins Bett. Meine Frau konnte keine Auffälligkeiten entdecken. Um zwei Uhr nachts wachte ich auf. Die Symptome waren verschwunden. Ich surfte noch im Internet nach verschiedenen Ursachen. Das einzige, was zutreffen würde, waren psychogene Auslöser. Da weiß ich aber nun nicht, in wie weit ich jetzt größerem Stress als früher ausgesetzt wäre. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Gestern morgen fühlte ich mich blendend. Als Seiteneffekt konnte ich bemerken, dass die Arthrose in meinem linken Knie kaum mehr bemerkbar war. D.h. es gab keine Schmerzen mehr nach dem Aufstehen und den ersten Schritten.
Ich habe jetzt ohne Diät 4 kg abgenommen. Aber das sollte den Gesundheitszustand ja eher verbessern. Zucker wäre noch eine mögliche Ursache. Zuviel konnte ich aber nicht haben. Wenn, dann könnte es nur eine Unterzuckerung gewesen sein. Aber das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Auch wenn meine letzte Untersuchung diesbezüglich schon mehr als ein Jahr zurück liegt, so lag ich damals doch im mittleren Toleranzbereich.
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Jedenfalls werde ich mich nicht mehr über Panikattacken lustig machen. Scheinbar kann so etwas wirklich ohne "echten" Grund auftreten. Natürlich sind die Ursachen immer "echt", aber ich habe sie bei mir noch nicht herausgefunden.
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21
Sep
2013

Schön aber gleichzeitig ermüdend

Kürzlich habe ich ein Video auf youtube gesehen, in dem Valentina Lisitsa zeigt, wie sie innerhalb kürzester Zeit ein Klavierkonzert übt.
Sie betont in Kommentarantworten, dass sie sehr gut Blatt lesen kann. Außerdem hört sie sich vorher einige Einspielungen an, sucht sich eine aus und verwendet sie dann als Referenz.
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Es hat mich dazu motiviert, eine Beethoven-Sonate zu üben, (außer denen, an denen ich zur Zeit sowieso schon dran bin) die mich immer fasziniert hat. Allerdings war mir das Üben zu anstrengend. Sie ist "keine berühmte", mit der man renommieren kann. Im Gegenteil, der erste Satz ist im Thema so einfach, dass er fast trivial wirkt. Der letzte Satz hingegen hat es mir immer angetan, aber er hat ein paar Passagen, die es notwendig machen, sie erstens auswendig zu können und dann noch technisch relativ viel zu üben.

Nun, ich bin jetzt beim letzten Satz halbwegs durch und hole mir die Bestätigung, dass ich Tempo und Dynamik richtig habe, bei einer Einspielung von Claudio Arrau, der als Beethoven-Referenz durchaus Berechtigung hat.

Außerdem habe ich mir für den ersten Satz jetzt Brendel angehört. Der spielt mir ja normalerweise zu langsam. Ich bin ganz überrascht, wie rasch er den ersten Satz anlegt.
Und das sehr, sehr nachvollziehbar. Dafür ist der zweite langsamer, als ich ihn glaubte, spielen zu müssen. Es ist sehr gut zu hören, dass das Tempo gar nicht so hoch sein muss.

Und die Brendelaufnahme gefällt mir sehr.

Claudio Arrau: alte Aufnahme, tontechnisch merkbar, viel "rauher" als Brendel. Er spielt merklich einen anderen Fingersatz als Brendel. (Dort wo die zerlegten Sexten sind, spielt er die Sexten mit einer Hand, Brendel spielt die unteren Töne als Akkord mit den durchgehenden h- oder f-Achteln. Ich wüsste das nicht, wenn ich nicht ein Notenbild gesehen hätte, wo tatsächlich diese Passage mit anderer Handaufteilung dargestellt ist.
Fazit: Arrau sehe ich eher als Massstab für mich an als Brendel. Den ursprünglichen Massstab Arrau spielt "menschlicher".

Fritz Gulda finde ich leider nicht auf youtube.


http://www.youtube.com/watch?v=tbDmqiP_4o4

Brendel: die ganze Sonate, technisch perfekt, tontechnisch ebenfalls, alles sehr rund und schön. Für mich fast zu schön, aber das wäre Raunzen auf höchstem Niveau.

http://www.youtube.com/watch?v=Il-lzTqvS_Y

Für Harfim, falls er dies liest:

Gilels Aufnahme gefällt mir auch sehr gut. Sie ist Arrau ähnlicher als Brendel. Was ich gut finde:)

http://www.youtube.com/watch?v=c-ErvfeY970
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12
Sep
2013

Blockade

Ungalublich. Ich habe den ganzen Tag Zeit und mache eine bestimmte Aufgabe nicht, die nicht einmal besonders schwierig ist.
Stattdessen prokrastiniere ich den ganzen Tag.
Am Nachmittag schlafe ich wie ein Stein. Das kann man legitim mit Luftveränderung oder den Anstrengungen der letzten zwei Tage erklären.
Aber eigenartig ist es schon sehr...
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7
Sep
2013

Messie

Dass ich einer bin, ist unbestritten. Aber in einigen Dingen halte ich Ordnung. Meine Ordnung halt.
Daher kommt es, dass ich bestimmte Noten trotz Suchens nicht gefunden habe. (Weil ich nicht dort suche, wo sie nach meiner Ordnung nicht sein dürften.)
Ich habe die Beethoven Sonaten mindestens dreimal. Trotzdem konnte ich keine Noten der mittleren finden. Ich habe alles durchsucht. Nichts zu finden.
Gestern fällt mein Blick auf einen Stoss Noten, wo ich nie gesucht habe. Dort befindet sich nämlich nur Kammermusik. Aber der Umschlag eines Bandes fiel mir auf.
Da ist ja der eine Sammelband: die ersten 15 Sonaten. Und dann war der zweite auch leicht zu finden. Ebenso dort etwas weiter unterhalb.
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Also ich habe die dort bestimmt nicht hingetan. Oder halt einmal als schnell für ein Kinderfest aufgeräumt werden musste.
Nun gut. Jetzt habe ich sie ja wieder.
Daraufhin habe ich heute losgelegt: neben dem Üben der drei Sonaten op 10, bekannterweise momentan meine Favoriten für den nächsten Vortrag, habe ich mir heute die Mondscheinsonate gegeben, dann #15 in D-Dur und noch die Es-Dur und B-Dur, die zwischen Pathetique und Mondscheinsonate liegen. Stimmt nicht: die B-Dur ist die der Mondscheinsonate nachfolgende.
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Bemerkenswert: wenn man nicht mehr so oft vögeln kann, ist man froh, dass man beim Spielen keine Beschränkung kennt. Aber es gibt dann doch einen markanten Erschöpfungszeitpunkt. Irgendwann lässt die Konzentration auf eine Weise nach, dass man z.B. die letzte Seite von 30 Seiten nicht mehr spielen kann. Plötzlich reißt der Faden ab. Der Faden ist die Verbindung zwischen Hirn und Fingern. Es ist unglaublich, wie ich dann plötzlich das Gefühl kenne, überhaupt nicht Klavier spielen zu können. Bums aus.
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Nach einer halben Stunde geht es dann wieder.
Momentan tritt dieser Erschöpfungszeitpunkt nach ungefähr eineinhalb Stunden ein, bei Stücken von etwas gehobeneren Schwierigkeitsgrad.
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Da gibt es nichts zu rütteln: Klavierspielen ist anstrengend.
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5
Sep
2013

Selbstbeweihräucherung

Vor ein paar Einträgen habe ich hier ja eine Klaviersonate eingestellt.

Hier ein Zitat eines Musikwissenschafters, gestorben 1991, tätig an der Frankfurter Uni:

"Die Interpretation dieser Sonate stellt hohe Ansprüche und verlangt nicht nur emotionale Beweglichkeit, sondern auch, vor allem im 1. und 4. Satz, kompositorisch aktives Mitdenken. Hier werden besonders geistige Ansprüche gestellt: Eine ziemlich komplizierte Architektur muß rein und scharf profiliert erstehen, während in den Mittelsätzen der Phantasie mehr Raum gegeben ist; hier mag der Klang das Wichtigste sein, der von den beiden so gegensätzlichen Stimmungen geprägt wird. Im 1., 3. und 4. Satz waltet ein hintergründiger Humor, der hier geradezu ein Formelement darstellt, so sehr ist er in die Faktur engegangen. (Nicht einmal im "dunklen" 2. Satz fehlt er ganz, obwohl er hier nur in den Verfremdungen der Funktionen der verschiedenen Formteile wirkt.) Somit kann op. 10, Nr. 3 als sehr bedeutendes Werk, als eine Art Chef 'oeuvre, gelten."
[Jürgen Uhde: beethovens 32 Klaviersonaten]
...
Ich spiel das ja nur einfach. So gescheit kann ich das nicht analysieren. Doch auf den letzten Satz dieser zitierten Schlussbetrachtung wäre ich auch oder bin ich auch ganz alleine gekommen:)
Die Sonate ist wirklich ein Wahnsinn.
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Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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