16
Jan
2011

das emanzipierte Wesen

Unter modernen Frauen hat sich eine Gruppe etabliert, die quasi stolz darauf sind, Hexenkünste zu besitzen. Es geht hier nicht um Flüche und Verwünschungen sondern um den Besitz von alten fraulichen Weisheiten, die halt nur mündlich von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die meisten der Weisheiten beziehen sich auf Heilkräfte und die Zutaten für entsprechende Behandlungen.
Männliche Hexer sind darunter nur sehr spärlich vertreten.
Eine Ausnahme stellt hier auf einem vollkommen anderen Gebiet Dr. Dolittle dar. Die Gabe, mit Tieren sprechen zu können, wäre schon etwas ganz besonderes und sicher nicht sinnlos, wenn man bedenkt, dass eine Studie ergeben hat, dass ein Border Collie es auf ein Wortverständnis von über 1200 Wörtern gebracht hat, die er sogar in Kategorien einteilen kann. Etwas, was vielen Menschen schon nicht mehr möglich ist, wie ich immer wieder schmerzhaft feststellen muss.

Ich selbst habe jetzt erkannt, dass ich eine andere Hexenkunst beherrsche. Ich kann Musik verstehen. Sprich, ich kann bestimmte Idiome der Musik zuordnen. Einen Teil davon kann man auf der Musikakademie lernen. Doch bestimmte Inhalte gelten auch dort als zu esoterisch und man geht naserümpfend über sie hinweg.

Und obwohl ich weiß, dass es andere Gründe gibt, warum es so wenig Komponistinnen und eigentlich auch Solistinnen im Vergleich zum männlichen Anteil gibt, behaupte ich nun einmal frech, dass es sich hier um die männlichen Aspekte der Hexenkunst handelt. Und da ist der Mann das emanzipierte Wesen.
read 363 times

Schubert anders

Das dritte der drei Stücke opus 946, "Letzte Klavierstücke" hat sich bei mir mit einer ganz deutlichen Unterlegung festgefressen. Diese existiert schon seit zwanzig Jahren. Ich hab sie einmal einem Profimusiker erzählt, der trocken meinte, die Schubert-Forschung sähe das anders, aber es wäre einmal eine ganz nette Variante.
Ich beschreibe diese Interpretation, an der ich auch heute noch festhalte anhand einer Einspielung von Ran Zemach, der von den von mir gefundenen Einspielungen noch am ehesten den Charakter trifft.
Das Stück fängt mit synkopischen Auftakten an. Bis zur Sekunde 20 klopft der Tod an die Tür - oder an das Bewusstsein des Komponisten. Das Klopfen kommt eigentlich immer etwas eher als erwartet. In den nächsten 6 Sekunden gibt es den Dialog an der Tür. Daraufhin folgt eine Art Ermahnung "du musst es dreimal sagen!". Eine Figur wird bis zur Sekunde 32 dreimal wiederholt - mit ganz leichten Veränderungen. Danach gibt es wieder ein Lamento des Komponisten, bis in Sekunde 38 wieder die Bestätigung erfolgt: "ich bin hier, ich bin hier, ich bin hier", unterstrichen von einer einfachen Schlusskadenz bis Sekunde 45. Zu diesem Zeitpunkt ist es klar, der Tod ist gekommen, um Schubert zu holen.
Jetzt fängt eine Art Bettelei bis Sekunde 51 an, die ab Sekunde 52 strahlend zur Aussage: "ich hab ja noch soviel zu sagen. So viel schöne Melodien sind da noch in mir." Bei 1:05 stellt sich Ermattung, ein jähes Abbrechen ein. Und dann kommen die Erinnerungen. (Zemach spielt hier für meine Begriffe etwas zu laut.)
Für mich sind das die Jugenderinnerungen.
Kurz vor 1:50 beginnt eine kurze Erinnerung an die Liebe, schon eher melancholisch aber mit großer Zärtlichkeit in der Auslegung. Die Erinnerungen werden durch kleine Zusatzbewegung undeutlich oder auch durch die Einflüsse des Lebens leicht verzerrt. Bei 3:42 kommt der Tod wieder ins Spiel. Es wiederholt sich das Ritual vom Anfang. Allerdings geht das Schwelgen des Komponisten unmittelbar in ein Hinwegraffen über, eine gewaltige Stretta welche eindeutig einem Ende zustrebt, was durch die jeweiligen Kadenzen eindeutig zementiert wird. Nach den abschließenden Läufen ist der Schluss ist eindeutig. Da ist etwas aus.
Ganz aus.
Mausetot.


read 219 times
logo

auf 70 steuernd

die Erfahrungen genießend

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Nachtrag zu diesem Jahr
Abschluss der Musikaktivitäten Die Leistung des Jahre...
steppenhund - 10. Dez, 18:59
Langsamer Abschied
Долгое прощание - Langsamer Abschied Dieses Buch von...
steppenhund - 13. Nov, 12:01
Aleksandra Mikulska
Es gibt drei Pianistinnen, die ich ganz hoch einschätze,...
steppenhund - 22. Okt, 14:44
Quietschen
Q U I E T S C H E N Als ich gestern nach dem Aufstehen...
steppenhund - 20. Okt, 12:36
Ich liebe meinen Induktionsherd....
Ich liebe meinen Induktionsherd. Brauchst auch den...
la-mamma - 18. Okt, 18:10

Meine Kommentare

wenn Sie der Lehrer meiner...
würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

The bridge


Bloggen
Computer
ernst
Familie
Film
fussball
Icebreaker
Ist das jetzt das Alter
Kino
Kultur
Leben
Lesen
Musik
nichttägliche Mathematik
Philosophie
Politik
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren