Schreiben

14
Mai
2014

aus 2041/16

Eine Erklärung wird angekündigt.

"Ich kenne das Buch gar nicht. Mich hat nur die Zahl fasziniert. Es ist ja offensichtlich eine Jahreszahl. Vor hundert Jahren. Das interessiert mich."
Veronika schaute ihn prüfend an. "Und warum interessieren Sie sich für eine derartige Jahreszahl?"
"Ich bin auf der Suche nach historischen Daten. Ich habe festgestellt, dass es kaum Material über die Zeit vor 2040 gibt. Eigentlich gibt es gar nichts. Jetzt habe ich einen Tipp bekommen, dass ich vielleicht in einem Museum fündig werden könnte. Aber offensichtlich gibt es da auch nichts. Zumindest nicht dort, wo ich war."
- "Und haben Sie eine Erklärung oder Vermutung, warum das so ist?"
Hartmut nickte nachdenklich. "Ich habe eben keine. Ich bin ganz am Anfang meiner Suche."
In der Zwischenzeit waren die beiden an der Kreuzung Heiligenstädterstrasse Barawitzkagasse angelangt. "Ich nehme an, Sie wollen zur Nummer 10." warf Veronika ein.
Hartmut war über das Wundern hinaus. "Ja, Sie haben offensichtlich Erfahrung damit, was passiert, wenn man 1984 anklickt."
Veronika ging auf die Bemerkung nicht ein. Unvermutet fragte sie plötzlich: "Was haben Sie den für eine Einstufung?" Hartmut antwortete, dass er nicht wisse was sie meine. Das schien Veronika nicht zu überraschen. "Nun, Sie müssen mindestens 2 wenn nicht 3 haben, wenn man Ihnen eine Besuch in Alt-Wien erlaubt. Sind Sie sich eigentlich bewusst, welche Privilegien Sie haben?"
"Nun, es geht mir gut, ich habe keine Sorgen, ich hatte sogar Arbeit. Jetzt bin ich in Pension."
"Wenn es das Buch noch zu lesen gäbe und Sie es gelesen hätten, wären Sie all ihrer Privilegien verlustig gegangen. Haben Sie den Hinweis auf klassifizierte Information nicht gelesen? Beim vierten Versuch, das Buch zu öffnen, hätte man Sie herabgestuft. Sie wären neugierig gewesen und hätten weiter geforscht und schlussendlich wären Sie auf Stufe 0 gelandet. Sie würden ihr Haus verlieren und in eine Innenstadt ziehen müssen."
Sie waren vor dem Haus Nr. 10 angelangt. Die Fassade des Hauses wies eine stark angedunkelte grüne Farbe auf. Es gab eine Klingelanlage, doch Veronika hielt eine Marke an das Schloß und Sie betraten das Stiegenhaus. Allerdings gab es nur wenige Stufen in ein Parterre, danach ging es wieder hinunter in den Keller, der einzelne Abteile für die Mieter aufwies. Es gab eine Türe, die sich von den anderen unterschied. Sie war fast nicht im Dunklen zu erkennen. Wieder hielt Veronika ihre Marke an die Tür und sie öffnete sich nach einer gewissen Wartezeit. Als die Türe offen stand, konnte Hartmut erkennen, dass es sich um eine Sicherheitstüre mit mehreren mechanischen Verriegelungen handelte.
Es gab nur eine spärliche Beleuchtung, die im wesentlichen von ein paar Bildschirmen herrührte. Ein Mann kam auf sie zu und begrüßte Veronika mit einem Vorwurf: "Bist Du wahnsinnig, den Typen hierher zu bringen."
Veronika antwortete: "Natürlich bin ich wahnsinnig wie wir alle hier. Aber habe ich mich je in meiner Menscheneinschätzung getäuscht?" Es gab ein abfälliges Grunzen. "Nun, jetzt ist er hier, was machen wir mit ihm?"
"Wir müssen für ihn eine Identität basteln. Eine, welche sein Interesse für 1984 zufällig erscheinen lässt. Es war ja wirklich zufällig, aber seine Nachfrage bedeutet ein Risiko für uns. Wir sollten unseren Stub entfernen."
"Ist schon passiert. Nachdem er noch zweimal versucht hat, nach zu fassen, wird 1984 sicher untersucht werden. Hoffentlich gibt es keine Spuren mehr von uns."
"Und die Logs? Hast Du die auch manipulieren können?" - Zumindest gibt es keine Hinweise mehr auf "Barawitzkagasse. Alles andere ist nicht relevant. Man weiß, dass es uns gibt, aber man duldet uns, solange wir nicht an die Öffentlichkeit treten. Soweit ist alles in Ordnung. Nur dein 'Bekannter' ist noch ein gewisses Risiko."
Hartmut hörte mit steigender Verwunderung zu. Was er zu verstehen glaubte, war eine Beeinflussung des Computersystems durch den Typen hier im Keller. Er hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Seit 2040 gab es keine Hinweise mehr auf Viren, Trojaner oder andere Schadsoftware. Selbst mit dem Begriff Trojaner hätte Hartmut nichts anfangen können.
"Trinken wir einmal einen Tee und ich werde Hartmut aufklären."
Im nächsten Raum, der Küche und Essecke in einem war, wurde Tee gekocht. "Wir sind keine guten Gastgeber, denn wir scheuen jeden Kontakt mit den herkömmlichen Einrichtungen, es sei denn es ist notwendig wie z.B. heute." Sie nahm ihre Perücke und die Brille ab. Plötzlich war sie zu einer sehr gut aussehenden Blondine verwandelt, obwohl sie von ihrer Ausstrahlung her selbst keine Notiz zu nehmen schien.
"Also Hartmut, sag uns, was der eigentliche Auslöser für deinen Besuch in Alt-Wien ist."
Was sollte er sagen. Er erinnerte sich an sein Gespräch mit Peter. "Es geht uns sehr gut, aber irgendetwas stimmt nicht."
Er sagte es halblaut, so wie er es sich in Erinnerung rief.
"Und was stimmt nicht?" - "Es läuft zu gut! Ich habe das Gefühl, dass es nicht immer so war, aber ich kann das Gefühl nirgendwo festmachen."
"Sie haben ein gutes Gefühl. Sie haben recht, etwas stimmt nicht. Aber Sie haben keine Ahnung, was nicht stimmt."
Veronika holte tief Atem. "Was ich Ihnen jetzt sagen werde, wird Sie beunruhigen. Es muss Sie beunruhigen. Denn Ihr Leben ist in Gefahr."
Hartmut nahm das vorab mit Gleichmut hin. Er erinnerte sich an das, was Valerie ihm gesagt hatte. "Ich bin alt genug und muss mir kein Blatt mehr vor den Mund nehmen."
Sollte das für ihn ebenfalls bereits gelten?
Veronika stellte eine direkte Frage: "Wer kontrolliert Ihrer Meinung nach das, was auf der Welt geschieht? Global?"
Hartmut war versucht zu sagen: "Die Politiker".
Er überraschte sich allerdings selbst mit der Erkenntnis, dass das nicht stimmen könnte. Er korrigierte seine unmittelbare Reaktion auf "Ich nehme an, die Politiker, aber ich weiß nicht, wer die kontrolliert."
Veronika nickte zustimmend.
"Richtig! Wer kontrolliert die Politiker? - Nun nehmen wir einmal an, dass es da eine Kontrollinstanz gibt. Die operiert ja gar nicht so schlecht. Viele Probleme, welche die Menschen früher hatten, gibt es nicht mehr."
Hartmut nickte.
"Es gibt auch kein Verbrechen mehr. Ist Ihnen aufgefallen, dass manche Menschen einfach von der Bildfläche verschwinden?" Hartmut nickte.
"Sie sind in Gefahr, dass das mit Ihnen auch passiert. Es passiert mit all denen, die vermuten, dass es ein System gibt, ein System hinter den Politikern. Es gibt keine Prozesse. Es gibt keine Rechtsprechung. Der reine Verdacht reicht aus, um jemanden als Gefahr für das System einzustufen und ihn zu eliminieren."
Hartmut zögerte, es war schwer das so einfach zu verdauen.
"Gibt es jemanden in Ihrer Umgebung, der scheinbar mehr zu wissen scheint?" Hartmut verneinte, obwohl er langsam unsicher wurde. Peter, der da plötzlich im Infoautomaten aufgetaucht war, konnte schon so jemand sein.
"Trinken Sie Ihren Tee. Dann gebe ich Ihnen ein ungefähres Bild von der Situation. Bis jetzt hat Sie ihre Naivität geschützt, aber nun wird es besser sein, wenn Sie sich der Gefahren bewusst sind."
Hartmut rätselte: was konnte jenes System sein, das als so gefährlich geschildert wurde.
Veronika fing an zu erklären.
read 946 times

13
Mai
2014

aus 2041 / 15

Nach einer etwas längeren Pause geht es weiter. Hoffentlich haben sich nicht alle Leser verschlurfelt:)

Auf dem Bildschirm erschien eine weitere Meldung: "Verwenden Sie Ausstellungsstück 334!" Nach zwei Sekunden verschwand die Meldung und der Infoautomat zeigte den gewohnten Anfangsbildschirm. Hartmut versuchte es erneut. Die Auskunft über die klassifizierte Information erschien erneut und verschwand ohne weiteren Hinweis. Das Gleiche passierte beim dritten Versuch.
Jetzt wurde Hartmut neugierig. Etwas Misstrauen wäre angebracht gewesen, doch Hartmut war schon so alt, dass er sich erinnern konnte, dass Computer nicht immer beim ersten Mal erwartungsgemäß reagierten. Er wusste nicht, dass bei einer neuerlichen Wiederholung seine Einstufung verschlechtert worden wäre.
Er schaute sich um und versuchte das Ausstellungsstück 334 ausfindig zu machen. Nicht alle Exhibitionate waren nummeriert, doch bei einigen fand er kleine Inventaraufkleber. Allerdings waren die Zahlen alle zweistellig.

Er schlenderte weiter. Im übernächsten Raum gab es die Darstellung eines früheren Büroraums. Ein wunderschöner Holzschreibtisch mit einer Lederauflage. Es gab einen Adressenkarteikasten, mit Karten, auf denen Adressen handschriftlich vermerkt waren. Das Telefon hatte eine Drehwählscheibe. Eine der Schubladen des Schreibtisches stand halb offen. Hartmut entdeckte darin einen Anachronismus, hier lag ein Mobiltelefon, das es erst frühestens 50 Jahre später hätte geben können. Jetzt entdeckte Hartmut einen Inventarzettel auf dem Schreibtisch. Der trug die Nummer 334. Hartmut versuchte, die anderen Laden zu öffnen. In der untersten Lade auf der rechten Seite fand er ein Buch. Er las George Orwell. Er nahm es heraus und öffnete es. Die Seiten waren alle bis auf die erste Seite weiß. Auf der ersten Seite stand: "Bei echtem Interesse wählen Sie am Infoautomat die Adresse Barawitzkagasse 10. Bleiben Sie nicht zu lange in diesem Raum. Legen Sie das Buch zurück und schließen Sie die Lade!"
Hartmut befolgte die Anweisungen. Das schien ja richtig interessant zu werden. Vielleicht war es ein Spiel. Hartmut hatte selber nie Computerspiele verwendet. Doch er konnte sich aus Erzählungen von anderen Leuten vorstellen, dass manche Spiele so ablaufen könnten.

Er blieb noch eine Stunde im Museum. Alles andere funktionierte so, wie es in Museen üblich war. Er versuchte andere Bücher zu öffnen und fand dabei keine Hindernisse vor. Vor allem aber fand er nichts, was irgendwie Aufschluss über historische Ereignisse der Vergangenheit, speziell in Hinblick auf politische Geschehnisse geben konnte. Etwas enttäuscht verließ er das Museum. Was hatte der Eisenbahner ihm als Restaurant empfohlen? Nein, es war nicht der Eisenbahner. Peter hatte ihm das Hotel Sacher empfohlen. Er versuchte einen Infoautomaten. Der angezeigte Stadtplan zeigte ihm die Route und eine vermutliche Gehdauer von fünfzehn Minuten an. Er hatte zwar nicht sehr viel Appetit, da aber sein Informationshunger nicht gestillt war, wollte er wenigstens etwas essen. Und vielleicht war es sinnvoll, ein Zimmer zu reservieren. Das könnte er gleich dort tun. Der Infoautomat hatte keinen Knopf mit Hotelreservierung. Hartmut hätte sich erst durch Menüs durchsuchen müssen und wäre schlußendlich erfolglos geblieben. Es gab keine Hotelreservierungen von unterwegs. Nur zuhause konnte man sich ein Hotel reservieren lassen und damit gab es dann auch sämtliche Angaben der Beförderungswege.
Hartmut kam sich in der großen Stadt wie in einer Wildnis vor. Zwar war alles aufgeräumt und sauber. Doch ohne Menschen kam er sich wie in unendlicher Einsamkeit vor. Hartmut hatte keine Ahnung, wie leer die Stadt war, denn es gab auch keine abgestellten Autos oder andere Fahrzeuge. Als er über den Ring der Opernkreuzung zusteuerte, sah er noch einmal einige Radfahrer, deren Verhalten das der früheren wiederspiegelte. Es gab keinen Augenkontakt und ihr Verhalten ähnelte einer Flucht, um ja jeden Kontakt zu vermeiden.
Im Hotel sah Hartmut einige Menschen. Die meisten traten als Paare auf und saßen bei Tisch. Es gab einen menschlichen Kellner, zumindest sah er nicht wie ein Automat aus. Hartmut steuerte einen Tisch an, auf dem bereits eine Speisekarte lag. Das Besondere an der Speisekarte war die Ausführung als ganz flacher Bildschirm. Auf ihm stand die Anweisung: "Bitte legen Sie ihre Hand auf die Karte." Als Hartmut seine Hand auf der Karte plazierte, wechselte der Schirm seine Farbe um anschließend ein "danke" zu produzieren. Als nächstes erschien: "Ihre gesundheitlichen Werte sind in Ordnung, wir freuen uns, Ihnen unsere Standardgerichte anbieten zu können. Bitte wählen Sie aus. Hartmut wusste nicht, dass die Gerichte recht typische Standardgerichte der Alt-Wiener Gastronomie waren. Wiener Schnitzel erschien ihm als wählenswert. Als er es anklickte, kam die Meldung: "Vielen Dank für ihre Bestellung. Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass alle unsere Fleischgerichte streng vegetarisch sind. Doch Sie werden geschmacklich keinen Unterschied merken. Wir empfehlen Ihnen ein Glas Weißwein, vorzugsweise 'Grüner Veltliner'. Sind Sie einverstanden.?" Hartmut berührte das Feld mit "JA", worauf sich das Menü abschaltete und nur mehr der Vermerk sichtbar war: "Es wird Ihnen in 20 Minuten serviert werden."
Hartmut fand den Hinweis mit dem Geschmackshinweis schon etwas lächerlich. Er hätte ja gar keinen Vergleich gehabt, wie es hätte schmecken sollen.
Der Kellner kam an seinen Tisch und brachte Wein und ein großes Glas Wasser. Er fragte Hartmut: "Wollen Sie auch gleich ein Zimmer reservieren? Wenn ich richtig informiert bin, wollen Sie zwei Nächte bleiben." Woher wusste er das? War er vielleicht doch ein Roboter, ein besonders sorgfältig nachgebildeter. Hartmut nickte und blickte dem Kellner nach. Der humpelte ein bisschen, was Hartmut jetzt erst auffiel. Humpelnde Roboter gibt es doch wohl nicht. Doch irgendwer musste wissen, dass er jetzt da war und musste dem Kellner die Information zugespielt haben.
Jetzt erinnerte sich Hartmut an den letzten Kontakt mit Peter am Infoautomat. Er hatte ihm ja das Hotel empfohlen. Wahrscheinlich hatte Peter bereits die Information mit Hartmuts Bild an das Hotel übermittelt. Das war eine plausible Erklärung.
Verstohlen schaute Hartmut um sich. Was waren das für Menschen rund um ihn, die teilweise bereits aßen oder auf ihr Essen warteten. Die meisten Pärchen waren sehr jung - mit ihm verglichen. Sie wirkten alle wie wirkliche Touristen auf der Suche nach dem Besonderen. Es gab eine weitere Einzelperson, die so wie sein Begleiter im Zug wirkte. Ein Edel-Arbeiter. Ein neuer Gast betrat das Sacher und schwenkte in den Restaurantbereich. Eine junge Frau um die dreißig, unauffällig in einem grauen Kostüm, gepflegt wirkend, schaute sich suchend um und wählte, als sie Hartmut sah, einen Tisch in seiner Nähe.

Hartmut schmunzelte. Er überlegte sich die Situation. Diese bot sich gerade zu einem Gesprächsversuch an. Doch Hartmut war mit seiner Frau sehr glücklich. Er konnte keine erotische Anziehungskraft verspüren. Es war aber nicht üblich, mit wildfremden Personen ein Gespräch anzufangen, obwohl er das früher sehr gerne gemacht hatte. Die Frau schien diesbezüglich keine Hemmungen zu haben. "Würde es Sie stören, wenn ich mich zu Ihnen setze. Zu zweit isst es sich doch viel netter?" Hartmut nickte etwas verhalten. Gerade konnte er ein "Guten Tag" hervorbringen. Die Frau lächelte und wechselte den Tisch.
Hartmut grübelte, ob er es wohl mit einem Escort-Service zu tun hatte. Angesichts der merkwürdigen Zufälle, die alle darauf hindeuteten, dass man über jeden seiner Schritte bescheid wusste, konnte er jetzt glauben, dass man vielleicht auch interessiert daran wäre, was er nachts so anstellte.
Es fiel ihm nichts Besseres ein, als "Wo leben Sie denn?" zu fragen. Die Frau lächtelte spöttisch und meinte: "Ich lebe hier in Wien." Hartmut fiel aus allen Wolken. Er hatte nicht geglaubt, dass in den Alt-Städten auch Menschen dauerhaft leben würden. Davon war in allen Informationen, die er bisher erhalten hatte, nicht die Rede. Er verschluckte sich an seinem Wasser, dass er gerade zum Trinken angesetzt hatte. "Sie leben hier, hier in Alt-Wien? Dauernd?" - "Ja, ist das so besonders?" - "Ich weiß nicht. Es hieß, dass die Alt-Städte lediglich als große Museen dienten. Sehen Sie, ich bin nicht von hier. Aber ich habe ja auch sonst kaum Menschen gesehen. Wie viele Leute leben denn in dieser Stadt?" Die Frau nickte dem Kellner zu, der gerade gekommen war. "Bringen Sie mir dasselbe wie dem Herrn. Und zum gleichen Zeitpunkt" Hartmut sah, dass seine Warteanzeige gerade von 12 Minuten auf 20 Minuten gesprungen war. Die Frau warf Hartmut einen prüfenden Blick zu. "Warum interessiert Sie das. Ich verstehe, dass Sie überrascht sind. Aber warum wollen Sie die Einwohnerzahl wissen?" Hartmut entspannte sich etwas. "Sehen Sie, ich war von Beruf Statistiker. Es muss wohl ein Reflex sein, dass ich mich immer nach Zahlen erkundige. Aber ich dachte, dass es nur die Dienste für die Touristen und Gäste gibt. Wenn hier Menschen wohnen, muss es ja auch Geschäfte für sie geben. Ich habe aber keines gesehen."
"Es gibt schon Geschäfte, aber nicht hier in der Innenstadt. Sie müssen in die Außenbezirke kommen. Dort wo ich lebe. Da finden Sie dann auch Geschäfte." - "Sie kennen sich in der Stadt aber wohl gut aus. Darf ich Sie nach einer Adresse fragen?" Hartmut war ganz stolz auf sich. Es war doch sicher besser eine Person in der Stadt nach der Adresse zu fragen, als dem Infoautomaten wieder neues Futter für seine Überwachung zu geben. "Fragen Sie nur!" - "Können Sie mir sagen, wo die Barawitzkagasse liegt?" - "Ja, die befindet sich in einem Außenbezirk. Sie können Sie sogar leicht mit U-Bahn, Linie 4 erreichen. Von der Endstation sind es nur 10 Minuten zu Fuss."
Es trat eine zeitlang Stille ein. Hartmut überlegte, ob es Zufall war, dass sie die Adresse so genau kannte. Für sie war die Angelegenheit, wegen der sie auch gekommen war, klar. Hartmut war derjenige, der im Museum nach 1984 gesucht hatte.
Das Essen kam auf den Tisch. Hartmut war recht verblüfft, wie gut es schmeckte. Die Frau lächelte: "Es schmeckt Ihnen. Ich kann es mir vorstellen. Auch wenn das Fleisch nicht echt ist, die Eier für die Panier sind es. Die sind nicht synthetisch hergestellt. Und den Erdäpfelsalat werden Sie zuhause vermutlich auch nicht in der gleichen Qualität erhalten. Es ist eine besondere Sorte von Erdäpfeln, die nur in einem Bezirk von Alt-Wien angebaut wird. Dort, wo übrigens auch der Wein her ist?"
Hartmut seufzte: "Es wäre nett, wenn ich Sie als Fremdenführerin engagieren könnte. Sie kennen sich vermutlich besser aus als jeder Infoautomat, den ich fragen müsste." - "Das stimmt. Wenn Sie den fragen, warum das Essen so gut schmeckt, wird er Ihnen nur sagen, dass das Essen den höchsten Qualitätsansprüchen genügt und deswegen so gut schmeckt." Sie setzte fort: "Ich kann Ihnen aber ein Angebot machen. Wenn Sie zu Ihre Adresse wollen, dann kann ich Sie begleiten. Ich muss auch zu einem Ort ganz in der Nähe." Sie vermied es, die Adresse noch einmal beim Namen zu nennen.
Hartmut strahlte. Der Tag zeigte sich langsam von seiner besseren Seite. "Mein Name ist Hartmut, wenn ich mich vorstellen darf." - "Gerne. Sie können mich Vroni nennen. Von Veronika. Aber das ist zu lang."
Hartmut winkte dem Kellner. "Dir Rechnung bitte, auch die der Dame." Der Kellner winkte ab. Wurde bereits von Ihrem Konto abgebucht. "Auch die von der Dame? Woher wissen Sie das im Vorhinein?" Der Kellner antwortete: "Es ist üblich, dass nur pro Tisch abgerechnet wird. Sie müssten vorher getrennte Rechnung beantragen."
Hartmut und Veronika verließen das Sacher und schlenderten an der Staatsoper in Richtung Karlsplatz. Dort war der Eingang zur Linie 4. Veronika wies ihn darauf hin, dass sie bis zur Endstation Heiligenstadt fahren müßten.
Als sie dort ausstiegen und sich in Richtung Barawitzkagasse auf den Weg machten, konnte Hartmut sehen, dass vergleichsweise mehr Personen auf den Strassen waren. Er machte Veronika darauf aufmerksam und fragte sie, warum die Leute alle so scheu waren.
"Nun, es ist eine gute Praxis, nicht zu neugierig zu sein. Eine weitere ist es, nicht aufzufallen. Es dauert sehr lange, bis sich die Menschen hier einem anderen anvertrauen."
Hartmut überlegte ein bisschen, dann fragte er: "Aber wie ist das mit Ihnen? Sie haben sich ja von sich heraus im Sacher zu mir gesetzt. Das würde dann ja überhaupt nicht dem Standardbenehmen entsprechen."
-
Veronika antwortete langsam: "Wenn Sie sich für 1984 interessieren, dann interessiere ich mich für Sie. Warum wollten Sie denn 1984 lesen?"
read 937 times

30
Apr
2014

Aus 2041 /14

Beim Aussteigen aus dem Zug fiel Hartmut die Leere des Bahnhofs auf. Er war zwar keine Menschenmassen gewöhnt, aber es war klar ersichtlich, dass sich auf dem Gelände eines Bahnhofs mehr Menschen befinden müssten. Tatsächlich stiegen mit ihm zusammen nur weniger als zehn Personen aus, die sehr rasch von der Bildfläche verschwunden waren.
Dort, wo die Gleise endeten, befanden sich eine Reihe von Automaten. Ein Teil der Automaten bot Snacks an, der andere Teil bestand aus Auskunftsstationen, über die man erfahren konnte, wie man einen bestimmten Teil der Stadt erreichen konnte.
Hartmut war froh, dass er mit seiner Personalkarte auch die Snacks bezahlen konnte. Die Preise waren ziemlich klein, Hartmut vermutete, dass es sich eher um ein Überwachungssystem handelte. Sein Aufenthaltsort konnte auf diese Weise noch leichter überwacht werden.
Nachdem er einen Müsliriegel aufgeknabbert hatte, wandte er sich an einen Auskunftsautomaten. Als er sich dem Automaten näherte, sah er vier Gesichter auf dem Bildschirm aufscheinen. Das war durchaus die Regel bei öffentlichen Auskunftgebern, so konnte man sich Geschlecht und Hautfarbe der Berater aussuchen. Hartmut war allerdings sehr überrascht, als er in einem der Gesichter seinen Freund Peter erkannte. Selbstverständlich wählte er ihn an und es dauerte nicht einmal zehn Sekunden, bis das Gesicht einer Standverbindung Platz machte und ihn Peter begrüßte. "Servus Hartmut, was kann ich für dich tun." Sein Tonfall war nicht so locker und ungezwungen, wie es Hartmut von den persönlichen Zusammentreffen kannte. Peter klang - resigniert. "Eigentlich wollte ich ja nach dem Weg zum Josefstädter Bezirksmuseum fragen. Doch jetzt, wo ich dich hier antreffe, bin ich etwas perplex. Was machst denn Du hier als Auskunftsperson?" Peter konnte ihm nicht sagen, dass dies ein vollkommen unüblicher Auftrag für ihn war. Die Menschen, für die er zuständig war, bekamen ihn nie zu Gesicht.
Hartmut war jedoch in Aufmerksamsstufe drei gerutscht. In eins war er zu dem Zeitpunkt geraten, als er den Job als öffentlicher Beamter begonnen hatte. Zwei hatte er nach seinem Gespräch mit Valerie erreicht.
Sein Interesse an Alt-Wien hatte ihn auf drei befördert, das bedeutete eine persönliche Überwachung ohne negative Voreinstellung. Das System wollte einfach wissen, was er in Wien wollte. Die Kenntnis über Überwachungsmethoden war mittlerweile so ausgereift, dass die Zusammenarbeit zwischen maschineller und persönlicher Überwachung effizienter verlief, wenn persönliche Überwachung durch Vertrauenspersonen der überwachten Person durchgeführt werden konnte.
Peter mit einer Vertrauensstufe von minus zehn war ein viel zu schweres Kaliber für einen Dreier-Hartmut. Es gab aber in dem näheren Bekanntenkreis von ihm nur Peter, der eine negative Vertrauensstufe aufwies.
Von all dem wusste Hartmut nichts. Personen mit Minusklassifizierung wussten Besseres, als diese irgend jemandem preiszugeben.
"Das gehört zu einem Teil meines Jobs. Jemand muss dich ja beraten. Findest Du es nicht besser, dass es jemand ist, den Du kennst?"
Hartmut schüttelte bejahend den Kopf. "Und Du hast alle die Informationen, nach denen Du gefragt wirst?"
"Es gibt Datenbanken, in denen ich nachfragen kann. Ich weiß sie zu bedienen. Aber diese Bedienung ist für nicht Spezialisten zu umständlich."
Hartmut dachte nach, es leuchtete ihm ein. "Also gut, kannst Du mir helfen?"
"Wie gut ist denn deine Kondition? Traust Du dir zu, eine halbe Stunde mit einem Fahrrad zu fahren?" - "Was wäre denn die Alternative?" - "Die U-Bahnen werden rund um die Uhr betrieben. Du kannst mit der Line 3 bis zum 'Volkstheater' fahren und dann in die Line 2 in Richtung 'Seestadt' fahren. Eine Station und Du steigst beim 'Rathaus' aus. Von dort, gehst Du dann gemäß dem Plan zum Museum." Der Automat brummte etwas, dabei schon sich eine Seite mit der Anweisung, wie man zum Museum spazieren könnte heraus.
Hartmut wollte die Gelegenheit nützen: "Eigentlich hat mich ja nur das Museum interessiert, aber wenn ich dich da schon dran habe: kannst Du mir Sehenswürdigkeiten empfehlen?"
Peters Gesichtsausdruck wurden noch resignierter: "Ganz Alt-Wien ist eine Sehenswürdigkeit. So wie alle anderen Alt-Städte. Es hängt ganz ab, was dich interessiert. Wie lange willst Du denn in Alt-Wien bleiben? Wirst Du übernachten wollen?" - "Nun ich bin für Übernachtung ausgerüstet. Ich dachte, ich werde im Museum schlafen." - "Also pass auf! Mit deinem Einkommen kannst Du dir das einzige Restaurant und Hotel in Alt-Wien, welches durchgehend betrieben wird, schon leisten. Hinter der 'Staatsoper' gibt es das Hotel 'Sacher'. Du kannst es vom Museum aus entweder zu Fuss oder mit U-Bahn erreichen." Der Automat brummte wieder, zwei Blätter schoben sich heraus. "Soll ich für dich reservieren?" - "Das wäre sehr nett, wobei ich mich frage, woher Du weisst, dass ich mir das leisten kann." - Glaube mir, ich weiß es. Jeder kann es sich leisten, der in unserer Nachbarschaft wohnt. Ich reserviere einmal für zwei Nächte. Übrigens kannst Du dort auch sehr gut essen."
Hartmut wunderte sich: "Wieso für zwei Nächte?" - Nun nach dem ersten Tag, wirst Du viel länger bleiben wollen, nach dem zweiten Tag freust Du dich aufs Heimkommen. Es geht praktisch allen Besuchern so. Statistik kennst Du doch:)"
"Werde ich noch später Gelegenheit, dich etwas fragen zu können?" - Wenn ich Dienst habe, immer. Info-Automaten findest Du überall. Sobald Du erkannt wirst, wirst Du mein Gesicht sehen."
"Vielen Dank. Dann mache ich mich einmal auf den Weg." - "Viel Spass!" Es klang aber nicht so, als ob Peter das so richtig ernst meinte. Der Bildschirm schaltete wieder auf eine neutrale Anzeige.
Hartmut fühlte, dass etwas nicht stimmte, aber er konnte sich kein Bild machen. Er hatte keine Ahnung, wodurch die resignierte Haltung von Peter verursacht war.

Als er die Bahnsteigebene verließ, fiel ihm die Beschilderung auf. Sie schien für Vierjährige gemacht zu sein. Es war ein Kinderspiel, den Weg zur U-Bahn zu finden. Als er die Rolltreppe betrat, konnte er die Anzeige sehen, die den nächsten Zug in zwei Minuten ankündigte. Am unteren Ende der Rolltreppe angekommen konnte er bereits das Rauschen eines einfahrenden Zuges hören.
Er selbst war der einige Wartende auf dem Bahnsteig, der hereinkommende Zug war leer. Er stieg zu, der Zug fuhr an. Eine mechanische Ansage verkündete, dass der nächste Halt 'Volkstheater' sein würde. Als er dort ausstieg fand er eine ebenso klare Beschilderung, die ihn zur Line zwei wies. Das gleiche Verfahren wie am Westbahnhof wiederholte sich hier. Die Linie wurde in zwei Minuten angekündigt, die einfahrende Garnitur war leer.
Als Hartmut wieder die Oberfläche erreichte, konnte er das 'Rathaus' von hinten sehen. Die Orientierung nach ausgedrucktem Plan war eindeutig festgelegt. Die Sonne schien, es war aber durch einen kleinen Wind nicht gar zu heiß. Es schien ein netter Spaziergang zu werden.
Während des gesamten Spaziergangs sah er gerade mal zwei Menschen, die auf ihren Fahrrädern unterwegs waren. Sie beachteten ihn nicht, jedenfalls grüßten sie ihn nicht. Hartmut hätte sich gerne mit ihnen unterhalten, aber sie schienen fast zu flüchten.
Als Hartmut beim Museum angekommen war, fiel ihm endlich auf, was er schon die ganze Zeit beobachten konnte: die Stadt oder der Teil, den er gesehen hatte, war blink blank geputzt. Die Straßenkehrer mussten zehn Minuten vor ihm am Werk gewesen sein. Allerdings konnte er keine sehen. Dafür gab es eine Erklärung. Die Straßenkehrer waren kleine Roboter, welche die Reinigungsarbeiten durchführten. Diese Roboter verwendeten eine Tarnung, wenn sie nicht arbeiteten. Die Tarnung war je nach Ort verschieden und bestand in Abdeckblechen, die sich so harmonisch in die Architektur eingliederten, dass man glauben konnte, es handelte sich um beabsichtigte Verzierungen.
Erst viel später konnte Hartmut die Tarnungen mit freiem Auge ausmachen. Hinter der offenen Eingangstür zum Museum konnte Hartmut eine Anzeige sehen: "Wir begrüßen heute Herrn Hartmut als 3.776.432ten Besucher." Daneben gab es einen Informationsautomaten im üblichen Design.
Hartmut beschloss, sich einmal das Museum anzusehen. Er wusste nicht, wie offen er den Wunsch aussprechen könnte, auch den Keller und Lagerraum des Museums sehen zu wollen.
Im ersten Stock gab es in den Gängen eine Bildergalerie. Die aufgehängten Bilder waren mit "aus der Biedermeierzeit" beschrieben. Interessante Kleidungen, merkwürdige Personenzusammenstellung. Hartmut machte sich klar, dass es um Darstellungen ging, die über 200 Jahre alt waren. Dann kam er in einen Raum, der mit Vitrinen vollgestellt waren. In den Vitrinen gab es - Bücher! Da waren mehr Bücher enthalten, als Hartmut in den letzten zwanzig Jahren gesehen hatte. Er versuchte eine Vitrine zu öffnen. Eine Stimme machte ihn darauf aufmerksam, dass die Artefakte geschützt werden müsste. Er könnte sich die Bücher virtuell am Info-Automaten ansehen.
Er merkte sich einen Titel: "1848". Im Raum gab es einen Infoautomaten. Er gab 1848 Buch ein und bekam den Titel '1848' und den Verfasser des Buches genannt, der auch am Buchrücken aufschien.
Als Hartmut das virtuelle Buch aufschlagen wollte, sah er eine Meldung: "Dies ist eine klassifizierte Information, bitte warten Sie ein paar Minuten."
Nach ein paar Minuten meldete sich der Infoautomat wieder. Nun war Hartmut sehr überrascht.
read 1041 times

22
Apr
2014

aus 2041-13

Die Geschichte nimmt Fahrt auf.

Hartmut war überrascht. Peter hatte ihn gerade gefragt, wieso er nach Alt-Wien wolle. Woher wusste er das? Hartmut beschloss vorsichtig zu sein. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass in diesen Städten niemand mehr wohnt. Das ist doch wertvoller Wohnraum. Ich habe ja sonst nichts zu tun. Vielleicht fällt mir etwas aus, was man nützen kann. Vielleicht gibt es auch Leute hier, die lieber in einer Stadt wohnen." Peter nickte bedächtig. "Ich wundere mich nur über deine Energie. So ein Trip kann anstrengend werden. Die Bahn führt nur bis zu den alten Bahnhöfen, den Rest wirst Du zu Fuss machen müssen." - "Und wie sieht es mit Fahrrädern aus? Die hat man doch früher bekommen." Peter meinte nur: "Keine Ahnung, ich war ja noch nicht dort. Aber die müssten ja schon alle verrostet sein. Aber Du wirst es erforschen."
Hartmut wollte noch eines wissen: "Woher weißt Du überhaupt davon? Ich habe dir das doch noch nicht erzählt, wollte ich gerade heute machen." Peter lächelte nachsichtig: "Habe ich im Büro erfahren. Du bist dort das Tagesgespräch. Es kommt nicht oft vor, dass jemand in eine alte Stadt will, es sei denn für einen Abenteuerurlaub. Aber so schätze ich dich nicht ein." Hartmut beschloss, nicht näher darauf einzugehen.
Es dauerte ein paar Tage, bis er auf seinem Bildschirm eine Mitteilung bekam. "Hier sind ihre Codes, die sie für den Besuch von Alt-Wien benötigen werden." Es fiel auf, dass hier nicht das Wort Genehmigung aufschien. Es wäre überhaupt zu erkennen gewesen, - wenn man darauf geachtet hätte - dass Worte wie Verbote oder Genehmigungen nie mehr verwendet wurden. Es gab "wir raten Ihnen ab!" oder eine Mitteilung wie die vorliegende. Zu den Codes gab es noch Angaben. "Zu verwenden beim Verlassen ihres Hauses.", "Reiseverbindung Center-3 Alt-Wien", "Reiseverbindung Alt-Wien Center-3". Das war ja schön. Er würde wieder nach Hause kommen. Ohne jeden nachhaltigen Grund wertete er den dritten Code als eine Art Versicherung. Er würde nicht zu denen gehören, über die sich die Nachbarn manchmal wunderten, weil sie verschwunden waren.
Was sollte er mitnehmen? Jetzt wo es nicht nur den Wunsch gab sondern eine konkrete Reisevorbereitung getroffen werden musste, gab es plötzlich eine Reihe von Fragen. Er versuchte etwas über den Computer herauszubekommen. Das war richtig, es gab komplette Reisebeschreibungen mit Listen, was mitzunehmen wäre. Die Listen enthielten unter anderem: Mineralwasser zwei Liter pro Reisetag, Schlafsack, Notproviant, Münzen für Automate, Taschenlampen. Es wurde abgeraten größere Geldbeträge mitzunehmen allerdings darauf hingewiesen, dass jeder Einkauf nur bar bezahlt werden konnte. Die Kleidung sollte warm und praktisch sein. Man würde entweder auf dem Hauptbahnhof oder auf dem kleineren Westbahnhof ankommen. Beide waren vom Zentrum ungefähr gleich weit entfernt. Die Distanz Westbahnhof - Hauptkathedrale war mit 35 Minuten angegeben. Das betraf die Fussstrecke. Dazu gab es noch eine Warnung: Vorsicht beim Umgang mit Leuten, die vorgeben, die Stadt zu kennen. Es gab Gruppenarrangements, doch Hartmut wollte ja auf eigene Faust forschen. Er war schon fast soweit, das Unternehmen aufzugeben, dann erinnerte er sich an Valeries Worte: Wissen Sie, ich werde in einem Jahr sterben.
Wer sollte denn ihm etwas tun? Es gab keine Verbrechen mehr, zumindest konnte er sich an kein einziges erinnern. Der Mensch starb an Krankheiten, bei einem Verkehrsunfall und weil er gerade im Einzugsbereich einer Naturkatastrophe war. Er verscheuchte die Gedanken, die ihm Angst eingeflößt hatten und plante am kommenden Sonntag zu starten. Wieso es gerade ein Sonntag sein sollte, hätte er nicht sagen können. Es fühlte sich irgendwie richtig an.

Er benötigte eine halbe Stunde bis Center-3. Der Zug nach Alt-Wien fuhr in einer Stunde, Ankunftsbahnhof Wien-Westbahnhof. Der Zug war halb leer. In seinem Abteil war ein Mann um die vierzig, in einen sportlichen Anzug gekleidet mit einer Tasche, die man früher als Pilotenkoffer bezeichnet hätte. Es war unüblich, mit Leuten, die man nicht kannte, ein Gespräch anzufangen. Doch die ganze Reise war unüblich. "Entschuldigen Sie, dass ich frage. Fahren Sie auch das erste Mal nach Alt-Wien?" - Hartmut war überrascht, wie freundlich der andere antwortete.
"Wenn Sie auch sagen, kann ich daraus schließen, dass es für Sie das erste Mal ist. Ich fahre regelmäßig. Die Stadt erhält sich zwar selbst, doch ab und zu kommt es zu Problemen, mit denen die Maschinen überfordert sind. Ich bin defacto der 'Stadt-Besorger'." Er lächelte: "Und warum fahren Sie nach Alt-Wien?" Hartmut traute sich nicht zu sagen, um Recherchen durchzuführen. "Man hat mir gesagt, dass es eine einzigartige Erfahrung sein soll, eine Stadt von früher zu sehen." - "Ja. Alt-Wien hat einen großen Reiz. Wussten Sie, dass diese Stadt als die lebenswerteste auf der ganzen Welt klassifiziert wurde?" - "Nein, wo steht das?" - "Es wird von Stadtbesorger zu Stadtbesorger überliefert. Ich bin der vierte amtliche Stadtbesorger, seit die Stadt leer steht."
Das war eine gute Gelegenheit, um zu fragen: "Und wissen Sie auch, warum die Stadt jetzt leer steht, wenn sie so beliebt war?" Der Mann war nicht verlegen: "Schauen Sie, wo die Leute jetzt wohnen. Bessere Infrastruktur, neue Wohnungen und nur in den Innenstädten gibt es den Anspruch auf Grundgehalt. Das hat viele aus der Stadt getrieben, besonders die Armen. Und die Reichen wollten sowieso lieber am Land ein Anwesen haben. Wenn nichts los ist, wandern die Geschäfte ab. Es hat nicht einmal eine Generation gedauert und die Stadt war leer." - "Wann war denn das?" - "Nun, es muss um 2055 gewesen sein."
Hartmut dachte nach: "Und bei den anderen Alt-Städten war es genauso?" - "Ganz genauso. Nur in Südamerika und in China hat es länger gedauert. Dort hat man die bestehenden Alt-Städte in Innenstädte umgebaut. Bezirk für Bezirk."
"Gibt es denn überhaupt noch jemanden, der in Alt-Wien wohnt." - "Ja gibt es, aber Sie werden sie nicht zu Gesicht bekommen. Sehr scheu. Sie vermeiden jeden Kontakt mit Leuten wie Ihnen. Und Innenstädtler kommen sowieso nicht her."
"Wir sind übrigens gleich da. Hütteldorf. Jetzt kommt Penzing und dann heißt es aussteigen." -
"Werde ich Sie noch einmal sehen." - "Das ist unwahrscheinlich. Außer Sie machen eines meiner Maschinchen kaputt und warten solange, bis ich komme es zu reparieren. Aber ich gebe Ihnen meine ID, Sie können nach mir an jedem Terminal fragen."
Der Zug hatte angehalten. "Auf Wiedersehen, viel Spass bei der Entdeckungsreise!"
"Auf Wiedersehen" Hartmut fand die Abschiedsworte sonderbar. Sie hatten etwas spöttisch geklungen. Vielleicht hatte er sich das aber nur eingebildet.
read 411 times

20
Apr
2014

aus 2041 / 12

Die Welt als riesiger Kindergarten, würden Erwachsene in so einer Welt leben wollen?

Hartmut hatte eine Idee. In der Nachbarschaft wohnte eine ältere Dame, - noch einige Jahre älter als er selbst - die mitunter ganz originelle Ideen hatte. Vielleicht konnte sie an die ferne Vergangenheit erinnern. Er erinnerte sich, dass sie um diese Zeit Geburtstag haben musste, was ihm einen Anlass gab, sie "ganz harmlos" zu besuchen.
Sie war nur eine Viertelstunde mit dem e-car entfernt, er musste nur einmal umsteigen. Er hatte sich angemeldet und sie empfing ihn ihn sorgfältiger Garderobe, die etwas altmodisch aussah. Das Kleid stand ihr aber sehr gut und sie sah angesichts ihres Alters hervorragend aus. Nur einige Falten am Hals die sie nicht wie andere Frauen ihres Alters verdeckt hatte konnten Aufschluss geben, dass sie wohl schon älter war. Mit ihren über achtzig Jahren hatte sie ganz andere Zeiten erlebt.
Er überreichte ihr Blumen aus dem eigenen Garten und sie lud ihn ins Wohnzimmer ein, wo bereits ein Tee vorbereitet war. "Ich hätte etwas gebacken, doch ich wollte nicht die Zutaten bestellen, die ich dafür gebraucht hätte. Es ist nicht gut, 'die' auf einen aufmerksam zu machen."
"Aber das macht gar nichts. Nur wer sind denn 'die'?" - Sie kicherte etwas jungmädchenhaft und drohte ihm mit dem Finger. "Aber hören Sie auf, Sie arbeiten doch für 'die'." Hartmut war verunsichert. Er arbeitete nicht mehr und als er gearbeitet hatte, war es für die Regierung. "Was meinen Sie, ich habe für die Regierung gearbeitet. Warum wäre die zu fürchten?" Sie hörte schlagartig zu kichern auf und schaute ihn entsetzt an. "Was, Sie wissen wohl gar nicht, was hier vor sich geht. Regierung? Ein Schattenkabinett wäre ein besserer Ausdruck. Hartmut fiel plötzlich Wolfram ein. "Ich wurde erpresst." Valerie meinte mit 'die' wahrscheinlich dieselben, die Wolfram erpresst hatten. "Sie meinen eine Gruppe, welche die Regierung in der Hand hat?"
Valerie sagte ganz trocken: "Was heißt da Regierung? 'Sie' haben uns alle in der Hand. Fällt Ihnen denn gar nichts auf? Haben Sie die Veränderung nicht mit erlebt? - Naja, wahrscheinlich waren Sie zu jung." Sie winkte mit der Hand. "Haben Sie schon einmal versucht, Informationen über die Zeit vor 2020 zu erhalten? Ist alles gelöscht worden. Interessanterweise können Sie mehr über die Zeit vor 2000 Jahren erfahren als über die Zeit vor hundert Jahren. Die Buchläden gibt es nicht mehr, wo man entsprechende Bücher finden könnte." Sie nahm einen Schluck Tee. "Haben Sie sich schon einmal den Lehrplan der Universitäten angesehen? Finden Sie da Geschichte? Oder Psychologie? Haben Sie schon einmal eine Zeitung, gedruckt, der damaligen Zeit gesehen?" Hartmut verneinte mit einer Kopfbewegung. "Wissen Sie, was damals in den Zeitungen stand? Verbrechen und Kriege, die auszubrechen drohten?" - "Aber es gibt doch keine Kriege mehr. Und Verbrechen werden innerhalb kürzester Zeit aufgedeckt. Nicht, dass ich mich an eines erinnern könnte." - Valeries Tonfall wurde zynisch. "Gut, nicht wahr. Wir haben keine Probleme mehr. Doch wir hatten welche. Und wer hat diese Verbesserung bewirkt? Wer, sagen Sie es mir!" Nach einer kurzen Pause fuhr sie ruhiger fort:
"Wir dürfen uns nicht beschweren, aber wir dürfen auch nicht fragen. Wir dürfen nichts Böses tun. Und unser Wissen ist seicht." - "Ja, das stimmt schon, aber eigentlich geht es uns doch gut." Er hielt inne. Er wiederholte den letzten Satz und fügte hinzu, was er schon einmal - zu Peter - gesagt hatte: "Eigentlich geht es uns doch gut, doch irgendetwas stimmt nicht." Er sagte es leise, denn jetzt war ihm zu Bewusstsein gekommen, dass er recht hatte. Etwas stimmte nicht. Anscheinend wusste Valerie, was nicht stimmte oder sie hatte zumindest einen Verdacht.
"Man hat uns des Menschseins beraubt. Wir haben keinen freien Willen mehr. Alles wird gesteuert. Und wir kennen das Ziel noch weniger als wir es je gekannt haben. Was wiederum nicht so überraschend ist. Wir haben es nie gekannt. Ich habe 2018 noch Philosophie studiert, die ganze Entwicklung seit den alten Griechen. Als ich fertig war, bekam ich einen Bibliothekarsposten und hatte die Aufgabe, die Nationalbibliothek nach Büchern bestimmter Inhalte zu sortieren. Als ich eines Tages in die Bibliothek kam, waren ganze Bücherkontingente verschwunden. Das wiederholte sich einige Male. Eines Tages fragte ich, wohin die Bücher geliefert wurden. Es wurde mir gesagt, dass sie zum besseren Schutz an eine andere Stelle gebracht worden waren. Eine Woche später wurde ich mit einer sehr großzügigen Rente in Pension geschickt. Dieses Haus war der Bonus für die ausgezeichnete Arbeit, die ich angeblich geliefert hatte. Sie sperrten aber gleichzeitig meine Wissenszugänge. Da wusste ich erst, in was für einem Paradies ich gelebt hatte. Sie empfahlen mir auch, nicht über meine Arbeit zu sprechen. Wem hätte ich auch etwas erzählen sollen. Die Menschen waren viel mehr mit den neuen Drogen beschäftigt. Es gab keine Probleme mehr. Ich weiß nicht, wer damals die Macht hatte. Doch unsere Regierungen waren es nicht. Die agierten alle nur auf Anweisungen. Und das traf nicht nur für unser Land zu."
Sie hielt erschöpft inne.
Hartmut war erschlagen. Ohne dass er gefragt hatte, war das Gespräch in eine Bahn gelaufen, die er ursprünglich erreichen wollte. Er hatte nicht gedacht, dass es so leicht ginge.
"Wissen Sie, ich werde in einem Jahr sterben. Sie können mir nichts mehr tun, wenn ich heute darüber spreche. Interessiert es Sie überhaupt?"
Hartmut bestätigte: "Ich wusste nicht, wie ich Sie das fragen sollte. Sie haben es mir sehr einfach gemacht. Wo würde ich heute noch Information finden können?"
Valerie seufzte. "Wahrscheinlich nirgendwo. Die einzige Chance, die ich mir vorstellen kann, findet sich vermutlich in den "alten Städten". Die haben jede Menge Museen. Vielleicht haben Sie vergessen, eines auszuräumen. In Alt-Wien gab es mehr als 365 Museen, große und ganz kleine. Ich würde vermuten, dass Sie vielleicht in einem der Bezirksmuseen fündig werden. Eines, das viele Bilder hat. Die Bilder haben 'sie' gelassen. Außerdem sind ja immer Menschen im Spiel gewesen. Und Menschen machen Fehler oder sie sind einfach faul und lassen einmal etwas liegen, was sie hätten aufräumen müssen."
Hartmut fragte sich, ob er so einfach nach Alt-Wien kommen könnte. Jedenfalls würde er anfragen müssen.
Valerie hatte einen Gedanken: "Wenn Sie um eine Besuchsgenehmigung anfragen, sagen Sie, Sie hätten eine Idee, wie man die alten Städte für Wohnraum nützen könnte. Ideen werden immer gefördert, wenn Sie die richtigen Ziele verfolgen. Wohnraum ist ein ewiges Thema, auch wenn es jetzt so aussieht, als hätten wir genug davon."
Hartmut hatte noch eine Frage: "Gehen wir davon aus, dass es 'sie' gibt. Was treibt sie an. Was wollen sie erreichen?" Valerie verzog keine Miene. "Das ist die Kernfrage. Darüber habe ich die letzten 40 Jahre nachgedacht. Wenn man gläubig wäre, könnte man an eine Form des jüngsten Gerichts denken. Aber diese Erklärung steht mir persönlich nicht offen. Ich kann beim besten Willen keine Motive entdecken. Außer vielleicht den Wunsch nach absoluter Macht. Aber was nützt absolute Macht, wenn sie sich nicht beweisen muss. Mir kommt es eher so vor, als spielten 'sie' also 'die' Kindergärtner für die Menschheit."
Auf das fiel Hartmut nichts mehr ein. Im Gegenteil, er fühlte, dass Valerie irgendwie recht haben musste. Die Beschreibung eines gigantischen Kindergartens würde in jedem Fall zutreffen.
read 1397 times

aus 2041 / 11

Da war was los - in den wilden 30er- und 40er-Jahren.

Yang Li seufzte. "Ich denke, dass ich über die Modalitäten Bescheid weiß. Exekutionen, Mädchenhandel und noch ein paar kleinere Änderungen. Oder irre ich mich?" Wei Liu war erleichtert, dass er diese Themen nicht selber ansprechen musste. "Sie sind vollkommen richtig informiert, wenn ich so sagen darf. Ich kann Ihnen aber aus den Erfahrungen der letzten zwei Monate berichten, dass sich meine Lage nicht verschlechtert hat. Es war zwar interessant zu erfahren, dass 53 meiner Leute illoyal waren und sich auf meine Kosten bereichert haben. Das Thema ist vom Tisch. Die Einnahmen sind nur geringfügig gesunken. Es werden viel weniger Resourcen zum 'Aufräumen' benötigt. Sie werden sehen, am Anfang ist es gewöhnungsbedürftig, doch nach kurzer Zeit bietet es einen persönlichen Gewinn."
Yang Li war nicht überzeugt. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren kann." - "Es funktioniert mit Information. Ich bekomme einen Stadtteil genannt, in dem ein Casino eröffnet werden soll. Die Stadtbehörden spielen mit, die Polizei macht keine Schwierigkeiten. Zwei Wochen nachdem das erste Casino dieser Art eröffnet war, spielte es bereits Gewinn ein. Es gibt eine Regelung, nach der sogar die kleinen Verlierer gestützt werden, wenn sie alles verspielt haben. So landen sie nicht auf der Straße und jeder glaubt, dass er im Casino eine echte Chance hat. Wir können offiziell im Fernsehen werben und haben nichts zu befürchten. Dieses Geschäft bringt uns mehr an Gewinn als wir durch den Verlust vom entgangenen Mädchenhandel verlieren. Sie wissen, das ist kein besonders nettes Geschäft, es verdirbt auch die eigenen Mitarbeiter."
Yang Li fragte: "Bekomme ich solche Informationen in Zukunft von Ihnen?" In dem Moment läutete noch einmal das Telefon. Offensichtlich wurde ihr Gespräch abgehört. "Mr. Liu. Sagen Sie ihm, dass strategische Entscheidungen von Ihnen kommen werden. Notwendige Exekutionen werden wir Mr. Li selbst mitteilen. Guten Tag."
Wei Liu war sich unsicher. Wenn er das Yang Li sagte, gab er indirekt zu, dass er selber nur eine Marionette war. "Sehen Sie, es gibt einen Grund, warum Sie mir den Anschluss Ihrer Organisation angeboten haben. Ich nehme an, dass Sie genau wissen, wie Sie in Zukunft vorzugehen haben. Die strategischen Vorgaben bekommen Sie tatsächlich von mir." Er hatte vermieden, das Thema Exekutionen anzusprechen. Yang Lis Gesicht hellte sich auf. "Ich habe eine letzte Frage: wäre es gestattet, mich selbst zu Ruhe zu setzen?" Diesmal läutete das Telefon nicht. Wei Liu musste seine eigene Entscheidung treffen. "Es wäre für mich in Ordnung. Doch benötige ich Sie für eine gewisse Übergangszeit, solange, bis sich der neue Modus eingespielt hat und ihre Leute mir gegenüber loyal sind. Dann dürfen Sie sich gerne zurückziehen." "Vielen Dank, Mr. Liu. Wenn ich nicht den Tod meiner beiden Söhne beklagen müsste, wäre mir dies alles ohne Einschränkung ein angenehmer Wechsel gewesen. Es ist wohl meine Schuld, dass ich nicht glauben konnte, wozu ... !" Er wollte sagen: "diese Leute fähig sind." Doch Wei Liu winkte ab. "Lassen Sie es gut sein. Trinken wir unseren Tee?"

In den nächsten drei Jahren hatten sich alle bedeutsamen asiatischen Organisationen angeschlossen. Bei den südamerikanischen Rauschgiftkartellen gab es eine Gruppe, die übrig blieb. Doch auch sie hatte enormen personellen Aderlass zu verzeichnen gehabt. Die Columbianer hatten zuerst auf einen amerikanischen Erpresser getippt. Dies hatte dazu geführt, dass es zu blutigen Kämpfen gekommen war, bei denen vollkommen Unschuldige zum Handkuss kamen. Aber nicht nur Unschuldige. Don Pedro verlor seine gesamte Verwandschaft, bevor er sich selbst das Leben nahm. Don Alejjo übernahm sein Kartell und verlor seine Frau und drei Töchter, die sein ein und alles waren. Don Jorge als Nachfolger verlor seine Frau, doch er lernte schneller. Als ihm gesagt wurde, dass er die Verdienste aus dem Rauschgiftgeschäft seinen Landsleuten zukommen lassen sollte, bat er um Information, wie das geschehen solle. Die Organisation nannte ihm einen Politiker, den er einschalten solle. Über Parteispenden könnte das soziale Programm dieses Politikers finanziert werden. Es lag auf der Hand, dass auch einige Politiker ums Leben kamen. Es waren dies in der Regel korrupte Politiker, die nie auch nur eine einzige politische Leistung gezeigt hatten. Die Todesfälle waren hier nicht durch technische Versagen verursacht. Oder wenn ein technisches Versagen im Spiel war, dann begründete es, warum die normalen Schutzpersonen nicht in der Lage waren, einen einzelnen Attentäter zu stoppen.
Die Attentäter kamen aus unterschiedlichen Gegenden. Die meisten aus umliegenden südamerikanischen Staaten, doch gab es auch Europäer und vereinzelt Asiaten, welche Angriffe durchführten.
Mexiko war ein eigenes Kapitel. Es spielte sich so wie in Columbien ab. Doch war die Verflechtung mit der amerikanischen Mafia tatsächlich gegeben. Daher konnte nicht ein einzelner entscheiden, die Geschäftstätigkeit komplett um zu stellen. Es dauerte noch zwei Jahre, bis auch hier eine kriminelle Organisation praktisch auf humanitäre Hilfestellung umgestellt war.
In diesen Jahren wurde die Drogen herstellung umgestellt. Es wurden nur mehr synthetische Drogen hergestellt, deren wesentliche Wirkung die eines Antidepressivums war. Ein bisschen Freude war dazu gemischt. Der Abhängigkeitsfaktor wurde so eingestellt, dass mit entsprechenden Gegenmitteln eine Abkopplung von der Sucht möglich war.
Die Drogen wurden billigst verkauft und die gesamte Welt damit überschwemmt. Es war nicht notwendig, jemanden zu überfallen, um Geld für den nächsten Schuss zu bekommen. Süchtige bekamen die Droge auf Rezept, mussten sich aber registrieren lassen.

Das alles waren Informationen, die nur indirekt zur Verfügung standen. Hartmut reimte sich die Kausalitäten zusammen. Er nahm an, dass die wesentlichen Personen so erpresst wurden, wie es mit Wolfram geschehen war. Der wesentliche Inhalt, den der bisher aus all den statistischen und vereinzelt historischen Daten gewonnen hatte, war: es gibt eine zentrale Macht, die sich selbst nicht darstellt und keinen Aufschluss über ihre Ziele her gibt. So wie Hartmut das sah, konnte man dieser Macht nicht wirklich böse sein. Sukzessive schienen sich die Lebensumstände für alle verbessert zu haben. Was möglicherweise einem sozialen Gedanken widersprach, war die eklatante Kluft zwischen arm und reich. Arm war zwar nicht wirklich bedrohlich, die Armen bekamen alles, was zum Leben notwendig war. Das betraf nicht nur Nahrung, Kleidungsmittel und Wohnen, sondern auch Anreize wie Sportwettkämpfe und Filme, um sich glücklich fühlen zu können. Über die Medien wurde suggeriert, wie das glückliche Leben auszusehen hatte. Den Rest machten die Drogen.
Die "Reichen" hingegen arbeiteten, waren relativ isoliert. Sie waren in der Regel drogenfrei und hatten teilweise zur "veralteten" Kunst, wie Theater und Oper, die in Medienkonserven erhalten geblieben war. Es gab auch Festivals, in denen sich die Reichen selbst als Künstler und Darsteller verwirklichen konnten. Doch der Beruf des Künstlers war ausgestorben.

In den folgenden Jahren wurde die Infrastruktur umgebaut. Die ersten Neustädte waren fertig geworden. Dort gab es Platz für die neuen "Armen". Doch gleichzeitig war dort kein Platz für Autos.
read 1396 times

19
Apr
2014

aus 2041 / 10

Wir kommen langsam in die Handlung

Hartmut kramte in seinen alten Unterlagen. Als Statistiker, der nicht wusste, wofür seine Statistiken überhaupt benötigt wurden, wen sie beeinflussen sollten, hatte er ein etwas ungestörteres Verhältnis zum rohen Datenmaterial. Er hatte in seiner Vergangenheit ein Gefühl entwickelt, wie Rohdaten zu beurteilen waren. Er nannte es die Stetigkeit diskreter Resultate.
Rein wissenschaftlich hätte man von Trends gesprochen. Die Bedeutung von Trends traf aber nicht zu. Es ging mehr um die Glaubwürdigkeit von Daten. Man konnte Statistiken jederzeit in der Ausarbeitung fälschen, doch viel stärker wirkte eine Fälschung, wenn bereits die Rohdaten durch gezielte fehlerhafte Erfassung in eine Richtung gelenkt wurden.
Hartmut hatte ein sonderbares Gefühl im Bauch, als er Daten über Terrorakte in seinen Unterlagen vorfand. In einer Vergleichsstudie der Jahre von 2010 bis 2030 wurden Terrorakte nahezu täglich gemeldet. Es kamen im Jahr zwei- bis dreitausend Menschen bei Terrorakten ums Leben. Danach nahmen die Terrorakte ab. Die Frequenz der Terrorakte nahm linear ab, bis sie im Jahr 2045 auf null fiel. Ab 2045 wurden keine derartigen Gewaltdelikte mehr veröffentlicht.
Das konnte durch Medienbeeinflussung passieren. Als Hartmut Peter einmal fragte, ob er von Terrorakten gehört hätte, verneinte dieser und meinte: "Wer sollte schon einen begehen? Du kannst heute niemanden mehr mobilisieren, auf die Straße zu gehen und zu revoltieren. Die meisten Terrorakte wurden auch durch religiöse Lehren gerechtfertigt und verursacht. Die Fundamentalisten sind aber ausgestorben. Schau dich doch um, wir haben das Paradies auf Erden, oder nicht?"
Hartmut konnte bestätigen, dass sich die Vertreter der einzelnen Religionen mittlerweile gut zu vertragen schienen. Sie waren froh, wenn sie die Menschen überhaupt soweit anziehen konnten, dass sie an ein jenseitiges Leben dachten. Schließlich war für die Armen gesorgt und die Jugend hatte ein unendliches Spielpotential, in der alle Welten simuliert werden konnten. Die Spiele führten ihnen vor Augen, wie viel leichter sie es doch im wirklichen Leben hatten. Für einen real zu erlebenden Kick gab es die Drogencenter, wo sich jemand unter kontrollierten Bedingungen aufputschen konnte, so viel er wollte. Das ging bis zum geplanten Selbstmord. Wenn es sich einer wünschte, konnte er sich auch einen tödlichen Schuss setzen, um eine besondere Erfahrung zu machen. Allerdings nur einmal. Die Freunde bekamen das mit und sahen, dass es keine Wiederholung geben konnte. Damit verlor diese besondere Aufputschung auch ihren Reiz. Man konnte ja niemanden erzählen, was man erlebt hatte.
Selbstmord war übrigens kein Delikt mehr. Versuchte sich jemand umzubringen und scheiterte, bekam er zwar eine pschologische Beratung. Die ging aber mehr in die Richtung, wie man seine Ziele erfolgreich erreichen konnte und nicht so sehr in die Prevention. Ein Menschenleben hatte für die Gemeinschaft oder das soziale Gemeinwesen keinen Wert. Arbeit war freiwillig. Ob jemand zur Produktion beitrug oder nicht, wurde nicht gewertet.
Menschen, die sich sozial in Gruppen zusammen geschlossen hatten, waren davon nicht betroffen. Hier gab es einen Zusammenhalt, der auch jemand unterstützte, dem es gerade nicht so gut ging.
Die reichen Leute, die mit Arbeit, so wie sie Hartmut hatte, hatten in der Regel nur sehr kleine Freudeskreise. Bei den Verwandten gab es in der Regel nur die Ehepartner, denn die Kinder wurden sehr bald in hochklassige Internate gegeben, wo sie ein gänzlich anderes Sozialwesen vorfanden. Die 'Freunde', das waren die Nachbarn, so wie Peter einer war oder Bekannte, die sich mit gleichen Interessensgebieten hauptsächlich auf dem Arbeitsgebiet anboten. Sportstätten dienten auch als soziale Interaktionsstätten, es kam aber selten vor, dass Leute auch außerhalb des Trainings oder des Spiels zueinander fanden.
Es fehlte die äußere Bedrohung. Keine Kriege, keine Aufstände, keine Straßenverbrechen. Einbrüche hatten ihren Zweck verloren. Gestohlene Güter fanden keine Abnehmer. Diebsbanden mit professionellen Hehlern konnten sich keine mehr entwickeln.
Hartmut schloß, dass es ein sehr mächtiges Prinzip sein musste, welches die Terrorakte unterdrückte. Er hatte aber keine Ahnung, wer so stark sein könnte, dies weltweit durchsetzen zu können.

Einen gewissen Anteil an Terrorunterdrückung konnte sich jemand anderer schon erklären. Wei Liu war überrascht, als ihm eines Tages von Chen gemeldet wurde, dass Yang Li eine Unterredung mit ihm wünschte. Zwar war ihm ja mitgeteilt worden, dass sich andere Gruppen ihm anschließen würden, doch mit Yang Li hatte er nicht gerechnet. Yang Li war der Kopf der mächtigsten Triade in Hongkong, dessen Einfluß sich auf Macao erstreckte und der seine Fäden auch in Singapur spann. So wie Wei Liu war auch Yang Li kaum dazu zu bewegen, sein Haus besser seine Festung zu verlassen. Da Wei das wusste, sagte er Chen, dass er seine Telefonnummer hergeben dürfe. Chen berichtete ihm, dass Yang Li ihn aber persönlich treffen wollte und sogar bereit war, ihn zu besuchen. Dies verursachte ein logistisches Problem. Wenn Li kam, geschah das mit Leibwächtern und gepanzerten Limousinen und die würden Aufmerksamkeit auf das Domizil von Wei Liu richten. Er teilte daher Chen mit, dass er an einem bestimmten Tag abends im "Hölzernen Drachen" sein würde und lud Li ein, ihn dort aufzusuchen. Der Hölzerne Drachen war ein einfaches Gasthaus mit einer unansehnlichen Fassade, welches aber so gelegen war, dass es nur von einer Seite befahrbar war. Neben dem Lokal befanden sich einige Geschäfte, die alle Wei Liu gehörten - selbstverständlich mit Hilfe von Strohmännern. Wenn Wei Liu sich dorthin begab, was das letzte Mal vor mehr als zehn Jahren geschah, wurde sofort die Zufahrtsstrasse gesperrt, sodass niemand mehr eine Gelegenheit hatte, zufällig vorbeizufahren. Die Fenstergläser bestanden aus Panzerglas und überdies war der Hölzerne Drachen mit vielen Sicherheitsmaßnahmen versehen. Es hatte in der früheren Vergangenheit Anschlagsversuche gegeben, doch die erfolglosen Attentäter hatten nicht einmal den Vorraum des Gasthauses überwunden. Chen kam noch einmal, um die Zustimmung von Yang Li zu bestätigen.

Am Freitag verließ Wei Liu mit dem für solche Gelegenheiten üblichen Leibwächtertroß sein Heim. Fünf Wagen verließen das Haus in zwei Gruppen. Die Dreiergruppe fuhr drei Minuten früher als die Zweiergruppe. Es war eine der seltenen Gelegenheiten, dass Chen mehr als sechshundert Meter von Wei Liu entfernt war. Wei Liu befand sich im hinteren Wagen der Zweiergruppe. Als sie einige Meter gefahren waren, bemerkte Wei etwas Erschreckendes. Der Wagen gehörte nicht zu seiner Flotte. Rein äußerlich sah er genauso aus wie alle anderen Wagen, doch von innen konnte Wei Liu erkennen, dass der Wagen kein Panzerglas hatte. Er sah den Fahrer an, doch der Mann machte keinen besonders gefährlichen Eindruck. Natürlich waren alle Personen in Wei Lius Diensten gefährlich. "Was ist das für ein Wagen?" wollte Wei Liu wissen. "Das ist der Wagen 23, zwei Jahre alt, keine Vorkommnisse." - "Wieso hat dieser Wagen kein Panzerglas?" Ein Ruck ging durch den Wagen, der Fahrer hatte ruckartig gebremst, doch gleich nahm er wieder Fahrt auf. Der Fahrer wirkte schockiert und das war er auch. "Entschuldigen Sie, sagen Sie mir bitte, was ich tun soll." Seine Stimme war nicht beherrscht, er hatte sichtlich Todesangst. Die war auf zweierlei Weise begründet. Erstens rechnete er mit einem Anschlag, der ihn zwangsläufig mit betraf und selbst wenn er diese Fahrt überlebte, hatte er mit einer Maßnahme von Chen zu rechnen. "Sie fahren jetzt bei der nächsten Straße rechts, dann drei Straßen geradeaus und danach links. Dort treffen wir auf eines der anderen Fahrzeuge, wo ich wechseln werde." Wei Liu rief Chen an und teilte ihm die Umstände mit.
Der Fahrzeugwechsel geschah ohne Zwischenfälle. Wei Liu saß bereits im Hölzernen Drachen und dachte darüber nach, wie er sicher nach Hause kommen könnte. Yang Li fuhr vor. Bei ihm waren es drei Fahrzeuge und er brachte zwei Bodyguards mit ins Gasthaus. Wei Liu schaute ihn fragend an und machte eine abwinkende Handbewegung. Li verstand und beorderte seine Bodyguards wieder hinaus. Danach saßen sich Wei Liu und Yang Li im sonst menschenleeren Gasthaus gegenüber. Keiner wollte die Stille brechen.
Schließlich begann Wei Liu aber doch, da er der Ältere war. Er konnte sich ausrechnen, dass Yang Li ihm den Vortritt aus Respekt überließ. "Ich hätte Sie gerne zu mir eingeladen, aber Sie werden verstehen, dass ich aus Diskretion und Sicherheit keine Besuche dieser Art zulassen darf. Ich habe verstanden, dass dieses Treffen für Sie sehr wichtig ist. Daher sitzen wir jetzt hier. Was ist Ihr Anliegen?" - "Ich bedanke mich sehr für Ihr Entgegenkommen, verehrter Meister Liu. Ich weiß die große Ehre zu schätzen, dass Sie wegen mir ihr Haus verlassen haben. Sie haben recht, es ist sehr wichtig."
Wei Liu schaute fragend. "Ich möchte die Führung meiner Organisation Ihnen übertragen, mit allen Rechten und Konsequenzen. Sie werden sehen, dass die Organisation ordentlich geführt ist. Auf meine Leute werden Sie sich verlassen können."
Wei Liu erwiderte langsam: "Das ist ein ungeheures Angebot, was erwarten Sie von mir?" Die Beherrschung wich aus dem Gesicht von Yang Li. Er verströmte Angst. "Ich muss Ihnen etwas bekennen. Ich mache das nicht aus freien Stücken. Man hat es mir aufgetragen. Und man hat mir bewiesen, dass ich es besser ohne Rückhalt mache. Mein vierter und mein dritter Sohn sind ums Leben gekommen. Ich weiß nicht, wie es geschah. Nach außen hin waren es einfach Unfälle, doch man hatte mir ihren Tod vorhergesagt, wenn ich nicht gemäß Anweisungen handeln würde."
Wei Liu hatte fast Mitleid mit Li. Da war er selber ja wesentlich besser davon gekommen.
In dem Augenblick läutete sein Telefon.
"Entschuldigen Sie bitte!" Er nahm das Telefon ab.
"Mr. Liu. Sie sehen, dass unsere Aussagen richtig sind. Bitte nehmen Sie unsere Warnung zur Kenntnis, dass wir sehr viel Information besitzen. Sie sind heute in einem ungepanzerten Wagen gesessen. Sie waren fünfzehn Minuten vollkommen ungeschützt. Sie haben gehört, dass wir manchmal zu nachhaltigeren Methoden greifen können, wenn unseren Anweisungen nicht Folge geleistet wird. Verhalten Sie sich daher richtig.
Ja, noch etwas. Bestrafen Sie nicht den Fahrer. Er ist vollkommen schuldlos. Guten Tag."

Wei Liu steckte langsam das Telefon ein. Er schaute Li vielsagend an. "Ich denke ich weiß Bescheid. Wir sollten die Modalitäten besprechen."
read 1329 times

17
Apr
2014

aus 2041 / 8

Etwas aus dem Hauptstrang

In den Jahren 2030 bis 2040 gab es keine besonderen Vorkommnisse, wenn man davon absah, dass die Technologie große Fortschritte machte. Die Fortschritte dienten in erster Linie der Steigerung an Bequemlichkeit. Fahrzeuge konnten sich autonom bewegen, Haushaltsgeräte wurden von speziellen Robotern betrieben, welche auch das Laden von Waschmaschinen oder Geschirrspülmaschinen bewerkstelligten. Die Medizintechnik hatte enorme Fortschritte gemacht. Die Prothetik hatte einen Grad der Perfektion erreicht, dass Grundbehinderungen der Sinne kaum mehr beeinträchtigten. Große Probleme waren allerdings erhöhte genetische Defekte bei Neugeborenen. Der erhöhte Pflegebedarf wurde durch mechanische "Schwestern" kompensiert.

Die Aufrüstung hatte erschreckende Ausmaße angenommen. Die Großmächte übertrafen sich gegenseitig in der Erzeugung mechanischer Kampfmaschinen. Der Begriff mechanisch durfte nicht ernstgenommen werden. Die Einheiten konnten alle autark operieren, da sie mit leistungsstarken Rechnern ausgerüstet waren. Die Sensorik war so ausgereizt, dass ein Mensch nicht mehr mit einer Kampfmaschine konkurrieren konnte. 2040 gab es einige Gefechte zwischen verschiedenen Nationen, die nur mehr unbemannt durchgeführt wurden. Man konnte schon Planspiele dazu sagen, denn die Gefechte wurden vornehmlich in Wüsten und auf den Ozeanen durchgeführt. Die Kollateralschäden, die das Gelände bei solchen Schlachten in Kauf nehmen musste, hätte in bewohnten Gebieten zur Unbrauchbarkeit des Gebietes geführt.
Man konnte den Eindruck gewinnen, dass es lediglich um Prestige ging oder auch um das Austesten der nächsten noch stärkeren Generation der Maschinen.
Zivilisten bekamen davon nicht sehr viel mit. Junge Studenten allerdings bewarben sich um Stellen beim Militär, weil dort das meiste Geld für Forschungsarbeiten zur Verfügung stand.

Einer der Gründe für die Beschleunigung in der Forschung war die Entdeckung eines neuen biochemischen Speichermaterials gewesen. Forschungen, die man ehemals mit Selbstklebebändern vorgenommen hatte, hatten zu einer Verfeinerung der Materialen geführt. Enorme Speicherkapazitäten, dauerhafte Speicherung ohne Energiezufuhr und ein neuartiges Ankopplungsverfahren hatten dazu geführt, dass man nicht mehr erkennen konnte, ob in einem Gerät ein Computer eingebaut war oder nicht. Den Quantencomputer gab es zwar noch nicht für allgemeine Verwendung und die Computereinheiten waren im allgemeinen viel langsamer geworden. Doch statt einer Steigerung der Rechnergeschwindigkeit einer einzelnen Zelle, bestand ein Rechner mittlerweile aus 32 bis 256 verschiedenen Rechenzellen, die langsam und energiesparend liefen, aber durch die matrizenartige Anordnung hohe Rechenleistungen erzielten. Die Ausbeute einer Solarzelle von der Größe eines Uhrenziffernblattes konnte einen Rechner für mehrere Tage versorgen. Außerdem machte man sich das Prinzip von mechanischen Uhren zunutze, wobei die Handbewegung für das Aufladen einer Batterie sorgte. Bei den Haushaltsgeräten sorgte die normale Umgebungsbeleuchtung für ausreichende Energiezufuhr.

Während auf diesem Gebiet der Fortschritt scheinbar unaufhaltsam war, hatten die erwähnten genetischen Entwicklungen zu einem Rückschlag geführt. Allergien wurden rascher als bisher identifiziert. Allerdings hatte die gesamte Gentechnik immer nur einen beschränkten Zeithorizont. Jede Maßnahme, die getroffen wurde, bewirkte in wenigen Jahren nach ihrer Einführung eine zusätzlichen Schadenswirkung, die wieder aufs neue mit genetischer Manipulation erwidert wurde. Es war ein Teufelskreis. Man hatte sich mit dem Abkommen von 2032 geeinigt, die menschliche DNA vor genetischen Eingriffen zu schützen. Die Häufung von genetischen Defekten bei Babies schien allerdings über die Nahrungsmittelkette unbekämpfbar. Dies führte dazu, dass immer weniger Paare sich trauten, Kinder in die Welt zu setzen.

Diese Zusammenfassung konnte Hartmut aus verschiedenen Berichten über die Zeit herauslesen. Nicht alles Material war gesichert, doch die statistischen Daten kannte er ja noch aus seinen eigenen Anfangsjahren. Die passten zu den Schlagzeilen, die sich in den noch verfügbaren Zeitungsreportagen fanden.

2041 hörten die Kampfhandlungen der Großmächte auf. Ab dem Zeitpunkt nahmen auch die genetischen Defekte ab. Und zwar wesentlich stärker als man sie mit dem Geburtenrückgang erklären konnte. Etwas war passiert. Oder so, wie Wolfram es gesagt hatte: eine Organisation hatte die Steuerung übernommen.
read 1159 times

aus 2041 / 7

Ein Puzzlestück, das direkt zu seinem Vorgänger passt:)

Pete untersuchte noch einmal die Umgebung, in der sich 290140 befunden hatte. Er untersuchte Speicherbereiche, in denen das Programm normalerweise geladen war. Er fand nichts, nicht einmal Löschspuren. Es gab keine Bereiche, die mit Löschmustern gefüllt waren, auch nicht auf den Festplatten, in den Backup-Medien oder im gigantischen Halbleiterspeicher. Natürlich hatte die Größe des Programms dazu geführt, dass der Code und die Daten auf mehrere Rechner verteilt waren. Pete erinnerte sich, wie schwierig es gewesen war, alle Orte auszumachen, auf die das Programm Zugriff hatte. Eines der Systeme war eine ursprüngliche Watson-Anordnung gewesen, die zwar als veraltet galt, aber doch immerhin zweihundert Terabyte an Internet-Inhalten über alle Wissensgebiete enthielt.
Aus reiner Neugier, die nichts mit seiner "kriminalistischen" Untersuchung zu tun hatte, wollte Pete wissen, ob 290140 auf die Watson-Inhalte zugegriffen hatte. Er war überrascht, als er nicht nur fündig wurde, sondern feststellen musste, dass der Inhalt einer der Hauptquellen für das Programm in den letzten drei Monaten gewesen war. Als Pete nähere Untersuchungen anstellte, fand er ein besonders Interesse von 290140 in der Literatur von Karl May, einem Schriftsteller, der über die Indianer in den Vereinigten Staaten geschrieben hatte, ohne jemals dort gewesen zu sein.
Die Datenzugriffe häuften sich nicht nur bei Karl May. Geschichtliche und ökonomische Inhalte schienen 290140 besonders interessiert zu haben. Die Zugriffe ware hier weitaus häufiger, als man sie hätte erwarten sollen. Das Programm sollte sich mit Vernetzung und selbstreparierenden Codes beschäftigt haben, wenn es nicht durch Dekodierungsaufgaben ausgelastet war. Es schien so, als hätte das Programm auf der Suche nach Information zu lernen versucht.
Drei Zugriffe, jetzt wo Pete gezielt suchen konnte, waren sie leicht zu finden, schienen aus der Menge hervorzustechen. Kant, Goedel und Chaitin waren ein beliebter Lesestoff gewesen.
Es war mittlerweile Mitternacht geworden. Pete hatte die Hoffnung verloren, das Programm zu finden oder sein Verschwinden begründen zu können. Da an Schlafen nicht zu denken war, solange noch etwas zu entdecken war, beschloss er, einmal eine kurze Pause außerhalb seines Zimmers einzulegen.
In der Kantine der UNA, natürlich durfte er das Gelände nicht verlassen, war normaler Betrieb. Die Mitarbeiter der UNA arbeiteten in Schichten rund um die Uhr, weil wichtige Ereignisse auf der Welt möglichst zeitnah bearbeitet werden sollten. Pete fand Natalia in der Kantine, mit der ihn eine Freundschaft verband, die auch hier nicht in einer erotischen Beziehung geendet hatte.
Natalia war nicht nur intelligent, wie es alle Unaten waren, sie war auch sehr unkonventionell in manchen ihrer Gedanken. Pete wusste nicht, wie weit das Verschwinden von 290140 bekannt war, sollte es eigentlich nicht. Er formulierte seine Frage in folgender Weise:
"Wenn Du hörst, dass sich jemand für Kant, Goedel, Chaitin und Karl May interessiert, wie würdest Du dann den Menschen beschreiben?" - Natalia überlegte eine Zeitlang, dann stellte sie die Gegenfrage: "Interessiert er sich auch für Kripke-Modelle?" Diese Frage stellte Pete vor ein Problem. Durfte er die Frage bejahen oder gab er zuviel über den Hintergrund seines Interesses her. Natürlich waren Kripke-Modelle eine Basis für die Hauptanwendung von 290140. Diese und die abgeleiteten Busoni-Ableitungen waren unabdingbare Werkzeuge bei der Entschlüsselung von nicht formalen Texten.
"Ja" Pete hatte sich entschlossen, jede mögliche Hilfe anzunehmen.
"Oh!" war die einzige Antwort die Pete von Natalia erhielt. "Was meinst Du mit 'oh'?"
"Oh heißt 'we are in trouble'?" - "Was meinst du mit 'WE are in trouble'? Ich gebe zu, dass ich Schwierigkeiten habe, aber wieso du?" Natalia lächelte gequält: "Mit WE meinte ich nicht uns beide, ich meinte uns alle. Etwas ist geschehen, was uns sehr stark betreffen wird. Du sagst mir besser, wer die Person ist. Hast du sie durch deine Überwachung entdeckt?"
"Nein, keine äußere Quelle. Hier bei uns selbst gab es die Datenzugriffe ohne fremde Beeinflussung."- Natalia blickte ernst. Ich würde dir empfehlen, das sofort zu melden und danach dich tot zu stellen. Pete gab sich einen Ruck: "Das kann ich nicht. Es ist kein Mensch. Es ist 'mein' Programm, mein Job. Du weißt doch, dass ich mich in meinem Bereich mit künstlicher Intelligenz beschäftige." - "Tun wir das nicht alle hier?" kam es von Natalia. Aber wenn es dein Programm ist, wäre das doch ein großartiger Erfolg, oder?" - "Vielleicht wäre es das, wenn ich früher drauf gekommen wäre. So wie es jetzt aussieht, habe ich aber nichts davon. Denn mein Programm ist verschwunden." Pete setzte hastig nach. "Aber das weißt du jetzt nicht und auch nicht von mir."
"Ja, ja. Ich kann mir schon vorstellen, dass das nicht die Runde machen soll." Aber es ist eine sehr ernste Sache. Und jetzt verstehe ich auch Karl May. Pete schaute sehr verwundert aus der Wäsche. "Aha, was verstehst du?"
Natalia blickte überlegen doch gleichzeitig besorgt auf Pete.
"Wenn Du sagst, dein Programm ist verschwunden, so ist das nur die halbe Wahrheit. Dein Programm ist nicht nur verschwunden sondern es hat sich eigenmächtig aus dem Staub gemacht. Und das ist etwas ganz anderes, als du oder auch wir bisher annehmen konnten."
"Ja aber das ist doch unmöglich. Derartig große Datenbewegungen wären registriert worden, wenn sie aus unserem Netz verschwunden wären."
Natalia überlegte: "Sag, wie groß war dein Programm zu letzt?" - "Na, ich denke, dass der Rechenkern ungefähr 500 Gigabyte groß war. Das Speicherabbild war viel größer, wenn man die unmittelbaren Datenbanken dazu rechnet."
"Glaubst du, dass das Programm wirklich so groß sein musste?" - "Nun, wenn ich den üblichen unnötigen Overhead abziehe, komme ich vielleicht auf 50 Gigabyte."
Natalia fragte weiter: "Das war die derzeitige Größe, mit welchem Programm hast du denn angefangen?" - Pete dachte nach: "Ich habe zuerst nur mit Prädikaten gearbeitet, das waren ungefähr 100 Kilobyte, den Rest haben die Inferenzmaschinen gemacht. Die haben dann den Code generiert und vermutlich auch etwas aufgeblasen."
Natalia hakte nach: "Wer außer uns hat ähnliche Inferenzmaschinen?" Pete war verblüfft: "Na jeder kann sie haben. Jeder, der mit Lisp, Prolog oder ähnlichen Sprachen arbeitet, kann sich seine Maschinen aufblasen. Machen sie ja auch. Das ist Forschungsgegenstand an Hunderten von Unis."
Natalia dozierte: "Wenn das so ist, reichen deine ursprünglichen 100 Kilobyte, um sie außer 'Landes' sprich UNA zu bringen. Und dann muss noch ein kleiner Kernel nach draußen. Der kann sich auf Trojanerbasis nach außen geschmuggelt haben. Damit kann sich das Programm irgendwo auf der Welt wieder selbst generieren.
Gefährlich ist nur die Tatsache, dass es sich hier selbst gelöscht hat. Und da verstehe ich jetzt Karl May. Es geht um das 'Spuren verwischen', um den Gegner in die Irre zu führen. Dass das Programm das konnte, zeigt, wie intelligent es inzwischen geworden ist. Durch das Studium von Goedel und Chaitin weiß es, wo es angreifbar ist. Daher muss es damit rechnen, dass es abgeschaltet wird, sobald seine Intelligenz erkannt wird. Gab es da noch irgendwelche verborgene Zielsetzungen?"
Pete war zerstört. Wenn Natalia das schließen konnte, so würden es seine Vorgesetzten und isbesonders der 'Vorstand' auch können. Er beschloss aufzugeben: "Ja, ich habe das Programm mit einem Zusatzprogramm versehen. Es sollte eine Lösung finden, wie es sich selbst unzerstörbar machen könne."
Er ergänzte kläglich: "Vielleicht hat es sich ja auch einfach bei einem Test selbst zerstört."
Natalia erwiderte: "Also ich glaube das ja nicht. Aber deine Verteidigung könnte so aussehen. Vielleicht kommst du mit einem blauen Auge davon. Aber WIR, ich betone das WIR, werden es nicht so leicht haben. Du wirst sehen. Denn ich glaube, dass das Programm nach wie vor existiert und läuft. Und wenn das so ist, muss man davon ausgehen, dass das Programm 'lebt'. Gratuliere Papa."
read 1389 times

16
Apr
2014

aus 2041 / 6

für meine drei Leser. Oder sind es mehr?

Pete Wilson war besorgt. Eigentlich war es schon fast Panik. Denn soeben hatte er die Mitteilung erhalten, dass er sich vor dem Vorstand zu verantworten hatte. Der "Vorstand", das war der Begriff, den man für die leitenden Generäle der UNA geprägt hatte. Die UNA war die Nachfolgeorganisation der NSA und der CIA, die man zusammen gelegt hatte. Pete war der Leiter eines Entwicklungsprojekts, welches sich mit der Verbesserung von Auswertealgorithmen zur Untersuchung von mitgeschnittenen Mitteilungen beschäftigte. Das Projekt verfolgte das Ziel, generative Algorithmen zu entwickeln, welche noch genauer aus einem Heuhafen die sprichwörtliche Stecknadel finden und entziffern konnten.
Die Generäle trugen keine Namensabzeichen. Als Pete zur Tür hereinkam, schreckte er zurück. Die Welle geballter Feindseligkeit war für ihn fast körperlich spürbar.
"Wilson, welchen Namen trägt Ihr Projekt?" Die Frage selbst war schon eine Attacke. Denn das Projekt hatte keinen Namen, ausschließlich eine numerische Bezeichnung. "290140" antwortete Pete. Pete war dreißig Jahre alt, hatte Harvard und Stanford summa cum laude absolviert und war ein Spezialist im Bereich der Kryptografie und künstlicher Intelligenz. Er hatte wesentlich an der Verbesserung von Bilderkennungsalgorithmen mitgearbeitet. Er war groß gewachsen und hatte auf dem College zwei Jahre in der Basketball-Mannschaft mitgespielt. Die Forschungsaufgaben ließen ihm nicht mehr die Zeit für das Training. So musste er diesen Teil seiner Karriere aufgeben. Aber er lief jeden Morgen und machte einen sportlichen Eindruck. Seine Haare waren sehr kurz geschnitten, wie bei einem Marine, doch er trug inzwischen eine Brille, bei der er leicht getönte Gläser bevorzugte. Er war lässig gekleidet, doch seine Hosen und Hemden waren jeden Tag Ton in Ton und es war nicht zu übersehen, dass er sich sehr pflegte. Es ging das Gerücht um, dass er homosexuell war. Dies war aber nur daher begründet, dass ihm die Frauen regelmäßig Avancen machten, die er zurückwies. Der Grund dafür war allerdings ausschließlich durch seinen Mangel an Freizeit begründet. Er arbeitete durchschnittlich zwölf Stunden am Tag. Jeden Tag. "291040" war sein Baby geworden und er verbrachte jeden Tag damit, die neu entwickelten Algorithmen zu prüfen und auf Verwendbarkeit zu testen.
"Und wie geht es 290140?" wurde die nächste Frage sehr scharf intoniert. Es war verständlich, dass diese Frage mit einer gewissen Agressivität geäußert wurde. 290140 ging es nämlich gar nicht. 290140 war verschwunden.
"Ich weiß es nicht, ich stehe vor einem Rätsel." brachte Pete mühsam hervor. "290140 ist gestern um 22:00:00 verschwunden. Es sieht so aus, als hätte es sich selbst gelöscht."
"Gibt es einen Selbstzerstörungscode, der für die Vernichtung des Programms gesorgt hat." Das war die Frage, die Pete gefürchtet hatte. Alle Projekte, die in diesem Umfeld arbeiteten, hatten einen eingebauten Selbstzerstörungscode, der vor allem dann zum Einsatz kam, wenn das Programm gestohlen wurde. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Datenverarbeitung der UNA gehackt wurde, waren sämtliche relevanten Programme gegen Diebstahl geschützt. Sie vernichteten sich, sobald sie nicht von Netz der UNA bestimmte Lebenserhaltungscodes zugeschickt bekamen.
Jetzt hätte Pete sagen können, dass sich das Programm selbst zerstört hatte. Doch bei Untersuchungen wäre man darauf gekommen, dass das nicht der Fall sein konnte. Es fehlte sozusagen die "Asche". Petes Programm war verschwunden, ganz ohne Selbstzerstörung. Die wäre im Übrigen gar nicht möglich gewesen, denn - und da war Petes Angst vor Entdeckung noch viel größer - seit drei Monaten war das Programm von den Selbsterhaltungscodes von UNA abgetrennt und hatte sich nicht zerstört. Ganz im Gegenteil, die neuen Algorithmen hatten es geschafft, den Selbstzerstörungscode zu überschreiben.
Pete hatte keine Ahnung, was passiert sein könnte. Er hatte allerdings etwas ins Programm eingebaut, von dem niemand sonst wusste. Das Programm hatte die Zielsetzung bestimmte Eingangsdaten zu entschlüsseln und auszuwerten. Wenn es keine Eingangsdaten gab, lief das Programm auf "idle", war also inaktiv, um keine weiteren Ressourcen zu verbrauchen. Pete hatte dem Programm eine Zusatzaufgabe gegeben, an der das Programm arbeitete, wenn es nicht durch Datenanalyse in Anspruch genommen war. Die Aufgabe lautete, sich selbst unzerstörbar zu machen. Die Idee dabei war ungefähr so. Ähnlich wie das Internet, dass sich nicht abschalten oder unterbrechen lässt, sollte der Code so ausfallssicher sein, dass selbst willkürlich herbeigeführte Schäden in den unterschiedlichen Programmsegmenten repariert werden konnten. Pete hatte das in kleinerem Rahmen auch schon getestet und die Selbstregenerierung des Programmes hatte erstaunliche Resultate gezeigt. Selbst bei Zerstörung von fünfzig Prozent des Codes hatte es nur eine Stunde gedauert, bis das Programm sich selbst wieder vollständig restauriert hatte. Pete war schon bereit gewesen, dieses Ergebnis groß zu verkündigen und feiern. Doch jetzt war das Programm verschwunden.
"Sie können doch nicht einfach sagen, dass das Programm verschwunden ist. Wir haben Überprüfungen durchgeführt. Es gab in der fraglichen Zeit keine Zugriffe von außen."
Pete nickte kläglich. Er wusste das bereits.
"Sie klären das bis morgen zwölfnullnull. Verstanden?"
Pete nickte.
"Abtreten!"

Wie findet man ein verschwundenes Programm?
read 1290 times
logo

auf 70 steuernd

die Erfahrungen genießend

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Nachtrag zu diesem Jahr
Abschluss der Musikaktivitäten Die Leistung des Jahre...
steppenhund - 10. Dez, 18:59
Langsamer Abschied
Долгое прощание - Langsamer Abschied Dieses Buch von...
steppenhund - 13. Nov, 12:01
Aleksandra Mikulska
Es gibt drei Pianistinnen, die ich ganz hoch einschätze,...
steppenhund - 22. Okt, 14:44
Quietschen
Q U I E T S C H E N Als ich gestern nach dem Aufstehen...
steppenhund - 20. Okt, 12:36
Ich liebe meinen Induktionsherd....
Ich liebe meinen Induktionsherd. Brauchst auch den...
la-mamma - 18. Okt, 18:10

Meine Kommentare

wenn Sie der Lehrer meiner...
würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

The bridge


Bloggen
Computer
ernst
Familie
Film
fussball
Icebreaker
Ist das jetzt das Alter
Kino
Kultur
Leben
Lesen
Musik
nichttägliche Mathematik
Philosophie
Politik
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren