24
Mai
2015

ESC

Eurovision Song Contest aus der Sicht eines arroganten, blasierten und elitären Österreichers:

Ich habe ihn mir angesehen, die gesamte Übertragung.
Eigentlich wäre es verlorene Zeit gewesen, aber ich wollte wenigsten wissen, worüber ich schimpfen kann. Ich werde mir auch viele Freunde entfremden, die meine Kritik nicht gerne lesen werden.
Zuerst meine Einschätzung:
Mein Ranking:
1) Italien
2) England
3) Rumänien (wegen der Aussage)
4) Serbien, und ein paar andere, bei denen aber weder Russland noch Schweden dabei ist

Was war positiv?
1) Die gesamte Show war professionell aufgezogen, die Technik ist schon beeindruckend. 2) Die Organisation hat anscheinend wirklich gut geklappt.
3) Das Pausenprogramm mit Grubinger und den diversen Medleys bis zu Mahler.
4) Die Choreographie des schwedischen Sängers. Obwohl ich den Song ein bisschen sehr blöd fand, war die graphische Darstellung und die Interaktion des Sängers und der Wand wirklich gut.
5) Die kurzen Einleitungen mit den Zustellungen und den einzelnen Einladungspunkten war originell, nett und gerade ausreichend kurz.
6) Der Umstand, dass Gagarina doch recht gut abgeschnitten hat und es anscheinend keine negativen Reaktionen im Publikum gab. Allenfalls hat auch der ORF gut reagiert.

Was war negativ?
1)Die Automatik der Beurteilung. Ich verstehe, dass nur mehr die drei höchsten Wertungen genommen werden. Aber die politischen Zusammenhänge sind zu deutlich sichtbar.
2) Die Show der MakeMakes mit dem brennenden Klavier. Was ist dessen Aussage? Der Song selbst hätte mir durchaus gefallen.
3) Die Fantasielosigkeit der Songs, was das Musikalische angeht. Rhythmusbegleitung in mehr als 50% gleich, die Songs in erster Linie ein Rap, der zwischen Tonika und Dominante wechselt.

Was war lustig? Der Kommentator, dem im Laufe des Votings sichtlich das Gesicht - obwohl man das nicht gesehen hat - eingeschlafen ist. Die Österreicher hätten vermutlich nicht wirklich null Punkte gehabt, wenn alle Punkte vergeben worden wären.

.

Ich habe gehört, dass Karten bis zu 250 € gekostet haben. Dazu fällt mir nur ein, dass ich letzte Woche den Mai-Ring, also vier Wagneropern mit Netto-Spielzeit 18 Stunden gehört und gesehen habe. Das hat mich in der besten Preiskategorie etwas weniger gekostet. Die Sänger waren professionell, die Regie originell und die Qualität der Musik um einen Hauch besser.
Ich schließe daraus: heute werden die Leute mit 3 Minuten bereits überfordert, sind dann aber froh, wenn sie eine nette Stanze, die zwischen zwei Tonstufen wechselt, hören können. Selbst der Rhythmus ist vorhersagbar und daher verständlich für die Menge der Anwesenden. Ich glaube, ich darf mich wiederholen: wir werden nicht bis 2505 warten müssen, bis wir das Stadium von Idiocracy erreicht haben. Wir werden wesentlich früher das Ziel erreicht haben
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testsiegerin - 24. Mai, 13:19

Es wurden ja alle Punkte vergeben. Also nicht nur 8, 10 und 12, sondern auch die kleinen, die wurden nur nicht verkündet, waren aber eingeblendet.
Und auch als der Sieger feststand, haben die anderen Länder noch gevotet. Es sind trotzdem nicht mehr geworden.

Warum du aufgrund deiner Einschätzung und Kritik Freunde verlieren solltest, erschließt sich mir jedoch nicht.

Sunnilein - 24. Mai, 19:22

Völlige Übereinstimmung. Ich hörte heute irgendwo das nette Wort "Massenbedienung". So ist es.

steppenhund - 25. Mai, 11:35

Eine gelöschte Replik

[eine Antwort, die anderswo gelöscht wurde. Ich denke, dass wirklich ich gemeint worden bin, daher "verewige ich sie hier".]

Also ich weiß ja nicht genau, ob Sie wirklich mich gemeint haben.
Künstler bin ich sicher keiner, wenn man davon absieht, dass ich Klavier spielen kann.
Dass ich mit Intelligenz angebe, mag sein. Ich denke aber nicht, dass man damit angeben kann. Denn intelligente Leute stellen fest, ob der andere intelligent ist, und Dumme kann man nicht beeindrucken. Die stoßen sich ja bereits am Wort elitär.
Was mein Selbstbewusstsein angeht, schwankt das sehr stark. Da ich aber bald in Pension gehe, muss ich es beruflich nicht mehr kultivieren. Meine Familie kennt mich so, wie ich bin.
Natürlich ist es schon ziemlich blöd, mich a) betroffen zu fühlen und b) so eine Antwort zu schreiben.
Aber ich muss das Wort "erschütternd" schon erklären. Ich hatte zuletzt ein Gespräch mit einem Kollegen, der in einer Versammlung über Lehrerausbildung auf der Uni war. Was er mir berichtet hat, war so haarsträubend, dass ich davon ausgehen muss, dass sich die Erziehung unserer Kinder in der Schule selbst laufend verschlechtern wird, OBWOHL die Lehrer nicht schlechter werden und teilweise sehr motiviert erscheinen. Wenn aber eine Politikerin befragt wird, wie das Ganze funktionieren soll, lautet die Antwort: "Auch Sie werden sich an die künftigen (Schul)-gesetze halten müssen."
Für Sie und mich ist das nicht mehr relevant.
Und meine Kinder werden auch zurechtkommen. Aber die Massen werden zusehend verblöden. Und da passt eine Veranstaltung wie ESC ziemlich gut dazu. Meine Meinung habe ich in unterschiedlichen Formen auch noch bei anderen in seriösen Zeitungen gefunden. Also bin ich wohl mit meiner Einstellung nicht ganz allein.

mac38 - 25. Mai, 14:14

das kommt davon, wenn ein musiker mit einem gehörlosen über geräusche diskutiert. smile.
(war aufgelegt)
steppenhund - 25. Mai, 14:28

:) Aber es war eine sie kein er :)
mac38 - 25. Mai, 14:33

dann muss ich mich wohl gegenüber dem gehörlosen entschuldigen(?).
Sunnilein - 25. Mai, 16:49

Ich bin sonst nicht so schnell mit Zuneigungsbekundungen, aber für diese Antwort könnte ich Sie glatt sofort küssen! Sie elitärer Mensch aber auch! Und gern! Und wieder! Meine Güte, was gibt es doch für dummes Volk..., aber davon lebt das Ganze ja eben....

rosenherz - 25. Mai, 19:23

Das dumme Volk ist dazu da, dass sich die klugen Köpfe an ihnen messen und vergleichen können. Wie sonst würden wir herausfinden, wer zum dummen und wer zum klugen Volk gehört?
rosenherz - 25. Mai, 19:21

Ich habe mir den ESC bis zum letzten Interpreten angeschaut und dann bin ich ins Bett gehuscht. Auf das Voting habe ich gepfiffen. Ich habe meine eigene Reihung aufgestellt und die lautet wie bei dir, am ersten Platz Italien. Dass die MakeMakes mit Null Punkten leer ausgegingen, das überraschte mich. Ich mag den Song, ich mag die Stimme des Interpreten und ich mag die ruhige Bühnenpräsenz ihres Auftritts. Nur, der Sinn des brennenden Klaviers hat sich auch mir nicht erschlossen bis dato.

Wenns nach mir ginge, würde es für alle Teilnehmenden des ESC den gleichen Bühnenhintergrund geben: einheitlich schwarz, mit guter Ausleuchtung. Ich will auf der Bühne Menschen sehen, Musik hören und Sänger oder Sängerinnen mit ihren Stimmen spüren.

Musik hat etwas mit Geschmack zu tun. Auch wenn in der Speisekarte etwas an letzter Stelle geschrieben steht, kann es hervorragend schmecken.

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